Gewalt

Substantiv (Nomen), feminin (weiblich)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ɡəˈvalt ]

Silbentrennung

Einzahl:Gewalt
Mehrzahl:Gewalten

Definition bzw. Bedeutung

  • ein unpersönliches Wirken mit erheblicher Kraft

  • Fähigkeit oder Möglichkeit, über jemanden zu bestimmen

  • ohne Plural: erhebliche oder übermäßige Kraft, dies bei gezieltem Tun gegen Widerstände, oft ohne Legitimation

Begriffsursprung

  • Mittelhochdeutsch gewalt, althochdeutsch giwalt, belegt seit dem 8. Jahrhundert.

  • strukturell: Ableitung des Substantivs zum Stamm von walten durch das Derivatem (Ableitungsmorphem) ge-

Deklination (Fälle)

SingularPlural
Nominativdie Gewaltdie Gewalten
Genitivdie Gewaltder Gewalten
Dativder Gewaltden Gewalten
Akkusativdie Gewaltdie Gewalten

Anderes Wort für Ge­walt (Synonyme)

(da ist) Musik dahinter (ugs.)
Beherrschung:
das Ausüben der Kontrolle über etwas/jemanden
Fähigkeit zur Kontrolle über sich selbst
(mit) Dampf (dahinter) (ugs.):
Ansammlung feinverteilter Flüssigkeitstropfen in einem Gas
Gas, das meist noch in Kontakt mit der flüssigen bzw. festen Phase steht, aus der es hervorgegangen ist
Heftigkeit:
starke Intensität eines Vorgangs
starke, emotionale Verhaltensweise
Herrschaft:
Amtsperiode eines autokratisch Regierenden; Regierungsdauer eines Königs oder Regimes
Bezeichnung für Regierende, Personen mit Leitungsfunktion
(mit) Karacho (ugs.):
hohe Geschwindigkeit, viel Schwung
Kraft:
das menschliche Vermögen (körperliche, schöpferische Kraft)
die Arbeitskraft (eine fähige Kraft sein)
Macht:
Fähigkeit, auf andere Einfluss ausüben zu können, auch gegen deren Willen
Institution, Organisation oder Person, die die Fähigkeit hat, auf andere, auch gegen deren Willen, Einfluss auszuüben
Machtapparat:
Gesamtheit der staatlichen Einrichtungen und Personen, die dem Machterhalt der Staatsführung, des Staatsoberhauptes dienen
Machtausübung:
Einflussnahme der herrschenden, regierenden, bemächtigten Person oder Personengruppe auf andere
Machtgefüge
Power (ugs., engl.):
Energie, Kraft, Stärke
Statistik: Wahrscheinlichkeit, dass bei einem statistischen Test die Alternativhypothese bestätigt bzw. die Nullhypothese abgelehnt wird
(mit) Schmackes (ugs., ruhrdt.):
umgangssprachlich, hauptsächlich rheinländisch: großer Kraftaufwand, Nachdruck, große Wucht
Schwung:
eine große Anzahl
einen Bogen beschreibende Bewegung
Stärke:
ein Polysaccharid, pflanzlicher Speicherstoff
Kraft, Macht, Potenz, Vermögen, insbesondere
Ungestüm:
überraschende, nicht logisch erklärbare Wildheit
Vehemenz:
heftige, temperamentvolle, ungestüme, nachdrückliche Art
Wucht:
eine große Menge, Anzahl
etwas Tolles, positiv Bemerkenswertes
(mit) Wumms:
Fülle an Energie

Sinnverwandte Wörter

Druck:
(nur Plural 1) Kraft pro Fläche
kein Plural: psychische (Stress) oder physische Belastung in bzw. vor Leistungssituationen
Zwang:
innerer oder äußerer Druck, etwas zu tun

Beispielsätze

  • Der Staat übt im Inneren durch seine Polizei die Gewalt aus.

  • Mit sanfter Gewalt brachte er seine Tochter dazu, am Montag zur Schule zu gehen.

  • Mit Gewalt lässt sich kein Bulle melken.

  • Die Gewalt des Sturms deckte viele Dächer ab.

  • Er wurde mit Gewalt aus seinem Auto gezerrt und verprügelt.

  • In der Versicherung ist höhere Gewalt ausgeschlossen.

  • Wo man nur die Wahl hat zwischen Feigheit und Gewalt, würde ich zur Gewalt raten.

  • Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten.

  • Gewalt kann man mit Gewalt vertreiben.

  • Der Geist der Gewalt ist so stark geworden, weil die Gewalt des Geistes so schwach geworden ist.

  • Für gewöhnlich stehen nicht die Worte in der Gewalt des Menschen, sondern die Menschen in der Gewalt der Worte.

  • Wer nicht bereit bist, die Zivilisation mit Gewalt zu verteidigen, der muss bereit sein, sich mit der Barbarei abzufinden.

  • Die DVD nicht mit Gewalt einlegen, sondern mit Gefühl!

  • Wo Gewalt zur Unterhaltung wird, legt sich die Menschlichkeit ins Grabe.

  • Manchmal bringt Gewalt etwas.

  • Wir leben in einer Zeit, wo alles mit Gewalt geregelt wird.

  • Sie verabscheut Gewalt.

  • Sag nein zu Hass und Gewalt!

  • Gewalt haben wir von euch gelernt.

  • Der Lehnsherr hatte absolute Gewalt über seine Untertanen.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • «Aber dieser Teil unserer Freiheit endet da, wo pure Gewalt ausgeübt wird», sagte er am Dienstag in Berlin.

  • Aber auch den Gorbatschow, der sich, als es hart auf hart kam, in Moskau wie in Ost-Berlin, dann doch entschied, keine Gewalt anzuwenden.

  • Aber es gibt eine rote Linie – Anstiftung zur Gewalt.

  • Aber auch Ängste und häusliche Gewalt sind ein Thema.

  • Aber auch das ist eine Form von Gewalt.

  • Aber das ist keine Erklärung und keine Entschuldigung für Hetze, Rassismus oder Gewalt.

  • Aber er drang nicht mehr durch, nicht zuletzt weil er stets Gewalt und auch Mörder in seiner Bewegung verherrlicht hatte.

  • Aber dafür müssen sie ihr nachweisen, dass sie aktiv zu Gewalt aufgerufen hat und Rechtsextreme entsprechend mobilisieren kann.

  • Aber dass dieser Hass in „nackte Gewalt“ umschlage, habe er so nicht erwartet.

  • Aber kann ein figurativer Maler der Gewalt entkommen?

  • Aber eben doch der Beweis, dass die Gewalt andauert.

  • Gewalt sei keine Lösung – gleichwohl ist davon auszugehen, dass er Waffen nach Syrien liefert.

  • 1986: Erste Revolten von Jugendlichen und Studenten in Constantine und Sétif werden mit Gewalt niedergeschlagen.

  • Obama warf den Republikanern vor, wie "Geiselnehmer" aufzutreten, die den amerikanischen Steuerzahler in ihrer Gewalt hielten.

  • "LUltimo Ultras" mag auf die abschreckend wirken, die Gewalt ohnehin ablehnend gegenüberstehen.

Häufige Wortkombinationen

  • die öffentliche Gewalt
  • familiäre/häusliche/sexuelle Gewalt
  • Gewalt anwenden, mit Gewalt, mit sanfter Gewalt, „Gewalt und Brutalität“
  • höhere Gewalt

Wortbildungen

Untergeordnete Begriffe

Übersetzungen

Was reimt sich auf Ge­walt?

Anagramme

  • Talweg

Wortaufbau

Das zweisilbige Isogramm Ge­walt be­steht aus sechs Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 1 × A, 1 × E, 1 × G, 1 × L, 1 × T & 1 × W

  • Vokale: 1 × A, 1 × E
  • Konsonanten: 1 × G, 1 × L, 1 × T, 1 × W

Eine Worttrennung ist nach dem E mög­lich. Im Plu­ral Ge­wal­ten zu­dem nach dem L.

Das Alphagramm von Ge­walt lautet: AEGLTW

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Substantiv fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Gos­lar
  2. Essen
  3. Wupper­tal
  4. Aachen
  5. Leip­zig
  6. Tü­bin­gen

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Gus­tav
  2. Emil
  3. Wil­helm
  4. Anton
  5. Lud­wig
  6. Theo­dor

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Golf
  2. Echo
  3. Whis­key
  4. Alfa
  5. Lima
  6. Tango

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  3. ▄ ▄▄▄▄
  4. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  5. ▄▄▄▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 10 Punkte für das Wort Ge­walt (Sin­gu­lar) bzw. 12 Punkte für Ge­wal­ten (Plural).

Gewalt

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen Ge­walt kam im letz­ten Jahr häu­fig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

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Anmerkung:​ Das Wortranking bezieht sich auf den in­ter­nen Text­kor­pus,​ der mehrere Quel­len zu­sam­men­fasst. Es sagt je­doch nichts über die Ge­läu­fig­keit des Wor­tes im münd­li­chen Sprach­ge­brauch aus.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Bra­chi­al­ge­walt:
heftige körperliche Gewalt
ele­men­tar:
von naturhafter Gewalt; heftig
Ge­gen­ge­walt:
Gewalt, die sich gegen Gewaltausübung richtet, die eine Reaktion auf ausgeübte Gewalt ist
Ge­walt­an­wen­dung:
Verwendung von sogenannter Gewalt
Ge­walt­aus­bruch:
plötzliches Auftreten von Gewalt
ge­walt­los:
ohne Gewalt; keine Gewalt anwendend
ge­walt­sam:
unter Anwendung von Gewalt, Gewalt ausführend
ge­walt­tä­tig:
körperliche Gewalt beinhaltend
ge­walt­ver­herr­li­chend:
Gewalt als gut und korrekt darstellend
Sta­di­on­ge­walt:
in einem (Sport-)Stadion ausgeübte Gewalt

Buchtitel

  • Dann eben mit Gewalt Jan de Zanger | ISBN: 978-3-40774-101-1
  • Das Ende der Gewalt René Girard | ISBN: 978-3-45139-085-2
  • Die Gewalt der Hunde Thomas Savage | ISBN: 978-3-44277-221-6
  • Die Maske der Gewalt Jennifer B. Wind | ISBN: 978-2-91980-413-9
  • Die stille Gewalt Asha Hedayati | ISBN: 978-3-49901-032-3
  • Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann Heinrich Böll | ISBN: 978-3-42301-150-1
  • Die vierte Gewalt Richard David Precht, Harald Welzer | ISBN: 978-3-44214-292-7
  • Fortwährender Versuch, mit Gewalten zu leben Volker Braun | ISBN: 978-3-51843-161-0
  • Gefühle zeigen – Gewalt vermeiden Rosemarie Tölpelmann, Engelbert Jennewein, Manfred Schiwy | ISBN: 978-3-40304-121-4
  • Gewalt als Lebensform Jan Philipp Reemtsma | ISBN: 978-3-15019-382-2
  • Gewalt durch pädagogische Fachkräfte verhindern Jörg Maywald | ISBN: 978-3-45138-319-9
  • Gewalt im Militär Monty T. Baker, Alyssa R. Ojeda, Hannah Pressley | ISBN: 978-3-03144-566-8
  • Gewalt und Gedächtnis Mirjam Zadoff | ISBN: 978-3-44627-807-3
  • Gewalt und Mitgefühl Robert M. Sapolsky | ISBN: 978-3-44625-672-9
  • Hass, Wut, Gewalt und Narzissmus Otto F. Kernberg | ISBN: 978-3-17029-723-4

Film- & Serientitel

  • 24 Stunden in seiner Gewalt (Film, 1990)
  • Abgedreht – In der Gewalt des Cecil B. (Film, 2000)
  • Am Ende der Gewalt (Film, 1997)
  • Dann eben mit Gewalt (Fernsehfilm, 1993)
  • Das Gesetz der Gewalt (Film, 1992)
  • Die Glut der Gewalt (Fernsehfilm, 1996)
  • Fesseln der Gewalt (Film, 1988)
  • Frucht der Gewalt (Fernsehfilm, 2000)
  • Gewalt der Straße (Film, 1990)
  • Homeland – Gewalt im Untergrund (Fernsehfilm, 1987)
  • Im Spiegelbild der Gewalt (Fernsehfilm, 1997)
  • Impulse – Stadt der Gewalt (Film, 1984)
  • In den Fängen der Gewalt (Film, 1998)
  • In der Gewalt der anderen (Fernsehfilm, 1991)
  • In der Gewalt einer Fremden (Fernsehfilm, 1991)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Gewalt. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: Gewalt. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 9023504, 2437764, 1948796, 1892450, 1510196, 12389884, 12279050, 10522676, 10451194, 10127566, 9982550, 9951664, 8908374 & 8538140. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  5. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  2. donaukurier.de, 18.04.2023
  3. extremnews.com, 01.09.2022
  4. nzz.ch, 03.06.2021
  5. abendzeitung-muenchen.de, 24.03.2020
  6. tagesspiegel.de, 20.08.2019
  7. focus.de, 30.08.2018
  8. bazonline.ch, 20.06.2017
  9. abendzeitung-muenchen.de, 03.03.2016
  10. welt.de, 28.08.2015
  11. tagesspiegel.feedsportal.com, 24.12.2014
  12. abendblatt.de, 26.07.2013
  13. zeit.de, 01.06.2012
  14. blogs.taz.de, 01.04.2011
  15. spiegel.de, 17.12.2010
  16. taz.de, 02.09.2009
  17. tagesspiegel.de, 22.03.2008
  18. jungewelt.de, 17.08.2007
  19. berlinonline.de, 13.04.2006
  20. archiv.tagesspiegel.de, 05.12.2005
  21. spiegel.de, 01.03.2004
  22. heise.de, 28.08.2003
  23. sueddeutsche.de, 10.04.2002
  24. DIE WELT 2001
  25. Junge Welt 2000
  26. Berliner Zeitung 1998
  27. BILD 1997
  28. Stuttgarter Zeitung 1996
  29. TAZ 1995