Gier

Substantiv (Nomen), feminin (weiblich)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ɡiːɐ̯ ]

Silbentrennung

Gier

Definition bzw. Bedeutung

unmäßiges, maßloses Verlangen

Begriffsursprung

Das Substantiv geht zurück auf mittelhochdeutsch gir und althochdeutsch giri „Begierde“, einer Ableitung des Adjektivs althochdeutsch ger und mittelhochdeutsch gir „begierig“; wahrscheinlich zusammengeflossen aus indogermanisch *gher– „verlangen, haben wollen“ und indogermanisch *ghei– „gähnen, den Mund aufsperren“, dem auch Geier zugrunde liegt. Das Wort ist seit dem 8. Jahrhundert belegt.

Deklination (Fälle)

SingularPlural
Nominativdie Gier
Genitivdie Gier
Dativder Gier
Akkusativdie Gier

Anderes Wort für Gier (Synonyme)

Begehren:
gehoben: ein heftiges Verlangen nach etwas oder jemandem
veraltend: eine Anfrage, ein Ersuchen um etwas, das an jemanden gerichtet wird
Begehrlichkeit:
intensiv empfundenes Verlangen nach etwas
Begierde:
leidenschaftliches Verlangen, Wünschen
Geilheit:
übermäßiges Wachstum von Pflanzen
Verfassung/Zustand, sexuell erregt zu sein
heftiges Verlangen
Konkupiszenz (fachspr., lat.):
Katholizismus: Neigung des Menschen zur Sünde
Lust (auf):
positives, zufriedenes Gefühl
sexuelles Verlangen; Gefühl sexuellen Begierde
Gierigkeit
Habgier:
Gier, möglichst viel zu haben, das Streben nach immer mehr Besitz
Habsucht:
abwertend: zwanghafter Drang, immer mehr (Besitz) haben zu wollen, ohne Rücksicht auf andere und unabhängig vom Nutzen
Konsumrausch:
Zustand, in dem jemand viel konsumiert
Raffgier:
Gier nach wertvollem Dingen, hauptsächlich Geld
Bedürfnis:
allgemein: der Wunsch oder das Verlangen nach etwas
die Notdurft
Drang:
ein schwer beherrschbarer Antrieb, ein heftiges Streben (stärker als „Lust zu etwas“, schwächer als „Trieb“)
Durst (ugs., fig.):
(heftiges) Verlangen zu trinken
heftiges Verlangen nach etwas
Sehnen
Sehnsucht:
der Drang, der Wunsch nach etwas
Verlangen:
nachdrücklich geäußerter Wunsch
stark ausgeprägter Wunsch; körperlicher, seelischer, geistiger Drang, einen empfundenen Mangel auszugleichen
Wunsch:
das Ersehnen von etwas
etwas, das jemandem gewünscht wird

Gegenteil von Gier (Antonyme)

Über­druss:
Widerwille, den jemand gegenüber jemandem oder etwas empfindet, weil er sich über eine lange Zeit damit hat befassen müssen, ohne dies zu wollen

Beispielsätze

  • Von blinder Gier gepackt raubte er den Stein und floh.

  • Sami hat aus Gier getötet.

  • Sami tötete aus Gier.

  • Wer sich im Genuss übt, übersättigt sein Verlangen nach Gier.

  • Gier macht blind.

  • Je mehr der Mensch besitzt, desto größer wird seine Gier.

  • Gier ist ein genauso schlechter Ratgeber wie Angst.

  • Er war wie besessen von einer fixen Idee, getrieben von seiner unersättlichen Gier nach Geld, die ihn nicht schlafen ließ, ihm keine Ruhe gab.

  • Gier ist nicht immer gut.

  • Abdallah lauscht betroffen, ihn blendet des Goldes Glanz, es rieselt ihm kalt durch die Adern und Gier erfüllet ihn ganz.

  • Gier macht den Menschen im Leben arm, denn die Fülle dieser Welt macht ihn nicht reich.

  • Die Gier brachte ihn um.

  • Die Welt ist groß genug, um die Bedürfnisse aller Menschen zu stillen, aber sie ist zu klein, um die menschliche Gier zu befriedigen.

  • Von Gier geblendet scheint er sein Urteilsvermögen verloren zu haben.

  • Gier ist stets ein guter Motivator.

  • Gier ist die Wurzel allen Übels.

  • Ihre Gier wurde den Bankräubern zum Verhängnis.

  • Eine Herrschaft der Gerissenheit, der Gier und der Ausbeutung breitet sich aus wie eine Seuche.

  • Eine Herrschaft der Gerissenheit, der Gier und der Ausbeutung überflutet die Gesellschaft.

  • Eine Schlange verschlang mit großer Gier ein Kaninchen.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Allein, weil die Konstanz, die Gier auf das zweite Tor, die Ernsthaftigkeit, einige Basics fehlen.

  • Basel ist eine solche reiche Stadt – Geld schafft hier Begehren, Gier und mit ihnen Forderungen.

  • Dass der BVB als Titelverteidiger in den Wettbewerb gehe, bringe nichts, "wenn man nicht die Gier mitbringt, den Titel wieder zu gewinnen".

  • Der einst mächtige Kardinal der Heiligen, Giovanni Angelo Becciu, muss gehen – wegen einer Geschichte um Geld und vielleicht auch um Gier.

  • Auslöser der Ermittlungen: Reportage "Die Gier nach Gold"

  • Bei Flachdächern ist oft nur Gier im Spiel

  • Als sein früherer Arbeitgeber in der Finanzkrise zum Inbegriff von Gier und Abzocke wurde, war Mnuchin bereits weitergezogen.

  • Betrachten wir die Gier als Antriebskraft der Vision auf dem Mars zu landen.

  • Also gut, dann sprechen wir nicht von Gier, sondern vom intensiven Streben, mehr Geld zu erlangen, als man hat.

  • Aber das einfachste und treffenste Wort ist Gier.

  • Aber bei Murksel und Co setzt gleich die Gier ein um an die Privatvermögen der Kleinanleger zu kommen.

  • Selbst mit Edelsteinen besetzte Autos wurden schon entworfen, um die Gier nach Prunk und Einzigartigkeit zu befriedigen.

  • Aber wahrscheinlich war die Gier bei allen wieder mal grösser als die Hirnasse!

  • Es ist genug für alle da, nur die Gier verdirbt alles.

  • Die Gier einiger Weniger hat uns das eingebrockt.

Häufige Wortkombinationen

  • blinde Gier, unersättliche Gier, Gier nach Macht

Wortbildungen

Übergeordnete Begriffe

Untergeordnete Begriffe

Übersetzungen

Was reimt sich auf Gier?

Wortaufbau

Das Isogramm Gier be­steht aus vier Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 1 × E, 1 × G, 1 × I & 1 × R

  • Vokale: 1 × E, 1 × I
  • Konsonanten: 1 × G, 1 × R

Das Alphagramm von Gier lautet: EGIR

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Substantiv fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Gos­lar
  2. Ingel­heim
  3. Essen
  4. Ros­tock

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Gus­tav
  2. Ida
  3. Emil
  4. Richard

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Golf
  2. India
  3. Echo
  4. Romeo

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄ ▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 5 Punkte für das Wort.

Gier

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen Gier kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Gold­fie­ber:
Besessenheit von dem Gedanken, nach Gold zu suchen; die Gier danach, Gold zu finden
Gold­gier:
Gier nach Gold
Gold­rausch:
eine Zeit, in der viele Menschen an einen Ort ziehen, um dort nach Gold zu suchen, meist in gegenseitiger Konkurrenz und mit großer Gier
Land­gier:
Gier nach Land
Macht­gier:
Gier nach Macht
Ple­o­ne­xie:
Unersättlichkeit, Gier

Buchtitel

  • Abkassiert – Die tödliche Gier der Cum-Ex-Zocker Hartmut Palmer | ISBN: 978-3-83920-449-8
  • Auricher Gier. Ostfrieslandkrimi Martin Windebruch | ISBN: 978-3-96586-609-6
  • Commissario Conti und die Gier am See Carlos Ávila de Borba | ISBN: 978-3-83920-566-2
  • Crush – Gier Sandra Brown | ISBN: 978-3-44236-608-8
  • Denn die Gier wird euch verderben Åsa Larsson | ISBN: 978-3-44274-686-6
  • Der Preis der Gier Franzi Kopka | ISBN: 978-3-73735-947-4
  • Gier Arne Dahl | ISBN: 978-3-49230-310-1
  • Gier nach Privilegien Nickolas Emrich | ISBN: 978-3-95972-782-2
  • Gier und Wahnsinn Charles MacKay, Joseph de la Vega | ISBN: 978-3-89879-815-0
  • Glaube, Gier und Gold Cornelia Fontane | ISBN: 978-3-82803-681-9
  • Göttliche Gier in St. Peter-Ording Stefanie Schreiber | ISBN: 978-3-98660-093-8
  • Grauenhafte Gier Lana Rotaru | ISBN: 978-3-55130-347-9
  • Greed – Tödliche Gier Lisa Jackson, Nancy Bush, Rosalind Noonan | ISBN: 978-3-42652-262-2
  • Hab und Gier Ingrid Noll | ISBN: 978-3-25724-311-6
  • Reichtum ohne Gier Sahra Wagenknecht | ISBN: 978-3-59350-516-9
  • Schwarz ist die Gier Claudia Bardelang | ISBN: 978-3-31112-065-0
  • Sylter Gier Ben Kryst Tomasson | ISBN: 978-3-74664-017-4
  • Tödliche Gier in Bansin Elke Pupke | ISBN: 978-3-35602-375-6
  • Über die Gier, die Angst und den Herdentrieb der Anleger Pirmin Hotz | ISBN: 978-3-95972-296-4

Film- & Serientitel

  • American Greed – Die Gier nach Geld (Dokuserie, 2007)
  • Bob Ross: Glückliche Unfälle, Betrug und Gier (Doku, 2021)
  • Conquistadors – Spaniens Gier nach Gold (Minidoku, 2000)
  • Die Gier nach Lachs (Doku, 2020)
  • Die Gier nach Meer: Wie der Mensch die Ozeane ausbeutet (Doku, 2022)
  • Die süße Gier (Film, 2013)
  • Family Affairs – Gier nach Glück (Fernsehfilm, 2002)
  • Football Leaks – Von Gier, Lügen und geheimen Deals (Doku, 2018)
  • Gefährliche Gier (Fernsehfilm, 1990)
  • Gier (TV-Serie, 2010)
  • Gier nach Macht (Film, 2009)
  • Gier nach mehr (Kurzfilm, 1997)
  • Gier nach Vergeltung (Film, 1993)
  • Gold: Gier hat eine neue Farbe (Film, 2016)
  • Im Rausch der Gier (Film, 2022)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Gier. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: Gier. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 11808399, 11808397, 11229489, 11030711, 10958020, 9180547, 9027462, 7793161, 6379985, 5223144, 5068243, 4117095, 4044354, 3975668, 3834760, 3523106, 2626653, 2626651 & 2583401. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  5. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. wissen.de
  2. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  3. luzernerzeitung.ch, 18.11.2023
  4. bazonline.ch, 19.03.2022
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  7. focus.de, 19.12.2019
  8. manager-magazin.de, 29.10.2018
  9. spiegel.de, 16.03.2017
  10. meedia.de, 21.03.2016
  11. finanzen.net, 31.05.2015
  12. kurier.at, 16.01.2014
  13. spiegel.de, 24.03.2013
  14. finanzen.net, 04.05.2012
  15. feedsportal.com, 19.09.2011
  16. wiwo.de, 12.04.2010
  17. stuttgarter-wochenblatt.de, 29.01.2009
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  20. welt.de, 24.07.2006
  21. de.news.yahoo.com, 19.09.2005
  22. sueddeutsche.de, 03.02.2004
  23. archiv.tagesspiegel.de, 24.05.2003
  24. sueddeutsche.de, 09.09.2002
  25. DIE WELT 2001
  26. FREITAG 2000
  27. Welt 1998
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  29. bild der wissenschaft 1996
  30. Stuttgarter Zeitung 1995