schier

Adjektiv (Wiewort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ʃiːɐ̯ ]

Definition bzw. Bedeutung

  • rein, von gleichmäßiger Beschaffenheit, ohne Beimengung

  • sich in einem außerordentlichen, erstaunlichen Zustand oder Ausmaß befindend

Begriffsursprung

Vom mittelhochdeutschen schīr, germanisch *skeira- „rein, lauter“; das Wort gehört etymologisch zur Wortgruppe von scheinen; es ist seit dem 13. Jahrhundert belegt.

Steigerung (Komparation)

  1. schier (Positiv)
  2. schierer (Komparativ)
  3. am schiersten (Superlativ)

Anderes Wort für schier (Synonyme)

direkt:
in gerader Richtung, ohne Umwege, ohne Umschweife, ohne Verzögerung
direktemang (ugs., berlinerisch, norddeutsch)
durchaus:
nach Abwägung oder Erfahrung denkbar und möglich, oder alles in allem machbar; schon
unter allen denkbaren Umständen und besonders auch gegen Widerstand; unbedingt
einfach:
nicht aufwändig, luxuriös
nicht besonders; gewöhnlich; unwichtig
freilich (ugs., süddt.):
eine Einschränkung beschreibend: indessen, jedoch
klare Zustimmung, süddeutsch: selbstverständlich
gerade:
aufrecht, ehrlich
Mathematik: durch 2 teilbare ganze Zahl
geradewegs:
ohne Umweg
übertragen: ohne Umschweife, offen
geradezu:
geradeheraus, direkt, rückhaltlos offen
partikelhaft, ohne eigentliche Bedeutung; dient als Verstärkung: durchaus, wahrlich
geradezus (ugs., regional)
glatt:
adverbieller Gebrauch: ohne Umstände, schlichtweg, schlechterdings
fein gemahlen
glattweg
glattwegs
gradweg (ugs.)
nachgerade (geh.):
endlich, letztlich
geradezu, direkt
platterdings:
ohne Bedingung oder Einschränkung
praktisch (ugs.):
handlich anzuwenden, gut zu gebrauchen
in der Praxis, auf die Realität bezogen
rein (ugs.):
ausschließlich, voll und ganz
ganz unverschmutzt
reinewegs
reinweg
reinwegs
rundheraus
rundweg:
direkt und mit Nachdruck; ohne Wenn und Aber
schlankweg (ugs.):
ohne lange Überlegung, ohne Zögern, direkt und offen
schlankwegs
schlechterdings (geh., veraltend):
gehoben bzw. veraltet: ganz und gar, alles in allem
schlechthin (geh.):
als ausdrucksverstärkendes Satzelement, ohne echte Bedeutung: bloß, einfach, gerade, glatt, eben
einem Substantiv nachgestellt: an sich, im eigentlichen Sinn, in Reinkultur, par excellence, per se, ohne Einschränkung
schlechtweg
schlechtwegs
schlicht:
einfach gehalten, nicht sehr aufwändig gestaltet
schlicht und einfach
schlichtweg:
ganz einfach
schlichtwegs
allein:
ausschließlich anderer Personen, Gegenstände, Umstände; nur
für sich, getrennt, einsam, einzeln sein; nur; ohne Beistand, Zeugen, Anwesenheit von anderen Personen, ohne Hilfe sein
alleinig:
ganz ausschließlich, ohne noch etwas anderes
aus dem einzigen Grund (dass)
ausschließlich:
alles Übrige/alle Übrigen ausschließend
bloß:
ohne alles andere, Ergänzende, nichts Weiteres als das Bezeichnete
ohne Bekleidung, ohne Hülle, ohne Schutz
einzig:
adverbielle Verwendung, starke Form für: nur, allein
in nur geringer, überschaubarer Anzahl vorhanden
einzig und allein
lediglich:
weiter nichts, nur
nichts als:
drückt eine Ausschließlichkeit aus im Sinne von „nichts anderes als, nichts weiter als, nichts außer, nur“
nichts weiter als
nur (Hauptform)
und sei es nur
gar:
gegart, gut gekocht, durchgebraten, durchgebacken
zu Ende, aufgebraucht
überhaupt:
außerdem, überdies
eine Aussage, meist eine Verneinung, bekräftigend: ganz und gar (nicht)
(der/die/das) reinste (…) (emotional)
bar (geh.):
mit Bargeld
blank:
(metallisch) hell schimmernd
offen, bloß; umgangssprachlich, übertragen: klar ersichtlich, rein
eitel (veraltend):
ohne Aussicht auf Erfolg; sinnlos und falsch
unflektiert, auch adverbielle Verwendung: (ganz) rein
lauter (ugs.):
einer ehrlichen, redlichen, aufrichtigen Verhaltensweise entsprechend
gehoben: aus reinem, klarem, unvermischtem Material
pur:
lauter, unvermischt
total (nachgestellt):
völlig, vollständig
am Rande (einer Sache / von etwas)
beinahe:
fast, sehr nahe an etwas heran
fast:
nicht ganz
kurz davor (sein)
bereits:
auf ein Ereignis bezogen: einen relativ frühen Zeitpunkt betreffend, früher als erwartet
auf einen erreichten Zustand bezogen: einen relativ späten Zeitpunkt betreffend, mehr als erwartet
schon (allein):
zu einem früheren Zeitpunkt als erwartet

Gegenteil von schier (Antonyme)

durch­wach­sen:
übertragen: nicht optimal
von etwas natürlich Gewachsenem durchsetzt
gemischt

Beispielsätze

  • Bitte geben Sie mir ein schieres Stück Fleisch ohne Knochen und Fett.

  • Deine Haut ist so glatt und schier!

  • Das ist der schiere Wahnsinn!

  • Die Rechtfertigungen für manche Kriege sind schierer Unfug.

  • Ihr Erfolg beruhte auf schierem Fleiß.

  • Nach schier endlosem Warten konnten wir endlich eintreten.

  • Trotz ihres schier unermesslichen Reichtums ist Maria bescheiden, nett und bodenständig geblieben.

  • Marias Haus lag in einem ortsunkundigen Autofahrern schier undurchdringlichen Gewirr von Einbahnstraßen.

  • Dies ist eine schier unglaubliche Geschichte.

  • Es war eine schiere Gedankenlosigkeit, die Kinder allein zu lassen.

  • Es zu versuchen, ist schier verrückt.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Auch auf Bildern, die aus der Luft aufgenommen wurden, waren die schier unendlichen Massen zu sehen.

  • Dann allerdings verzweifelte er schier daran, ohne sie sein zu müssen.

  • «Das ist eine bedrückende, für mich schier unfassbare Zahl», sagte Wieler.

  • Aber nicht mit Blick zurück auf ein abgeschlossenes Lebenswerk, sondern mit einer schier unversiegbaren Energie nach vorne.

  • Dass es überhaupt so weit kommen konnte, hat eine schier unglaubliche Vorgeschichte.

  • Am Samstag tritt seine Truppe zunächst zum schier aussichtslosen Unterfangen beim Tabellenführer in Neu-Ulm an.

  • Bei der schier unendlichen Vielfalt verschiedenster Spielautomaten, Jackpots und Tischspielen herrscht schnell Verwirrung.

  • Auf Reddit erzählt er nun von seinen Erlebnissen im schier unendlichen Universum des Games.

  • Auch gut, dass die Möglichkeiten von Gin Tonic schier unendlich sind.

  • Auf Höhe der Grundlinie traf Jason Zucker aus schier unmöglichem Winkel von links (1.).

  • Arslan nimmt sich viel Zeit, seine Figuren nur beim Reiten durch die schier endlose Weite aus Hügeln und Wäldern zu zeigen.

  • Das Programm: „Ski Europe 2011“ ist schier allwissend.

  • Auf der Bank sei die Anspannung schier unerträglich gewesen.

  • Aber der französische Torwart entschärfte den wirklich guten Schuss mit einer schier unmenschlichen Parade.

  • Angefangen hat die schier unendliche Geschichte des Weilheimer Bahnübergangs bereits im Jahr 2002.

Häufige Wortkombinationen

  • die schiere Fülle, das schiere Gegenteil, die schiere Größe, die schiere Masse, in schierer Verzweiflung sein
  • schieres Fleisch

Übersetzungen

Was reimt sich auf schier?

Anagramme

Wortaufbau

Das Isogramm schier be­steht aus sechs Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 1 × C, 1 × E, 1 × H, 1 × I, 1 × R & 1 × S

  • Vokale: 1 × E, 1 × I
  • Konsonanten: 1 × C, 1 × H, 1 × R, 1 × S

Das Alphagramm von schier lautet: CEHIRS

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Adjektiv fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Salz­wedel
  2. Chem­nitz
  3. Ham­burg
  4. Ingel­heim
  5. Essen
  6. Ros­tock

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Samuel
  2. Cäsar
  3. Hein­reich
  4. Ida
  5. Emil
  6. Richard

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Sierra
  2. Char­lie
  3. Hotel
  4. India
  5. Echo
  6. Romeo

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄ ▄
  2. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄ ▄ ▄ ▄
  4. ▄ ▄
  5. ▄ ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 10 Punkte für das Wort.

schier

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Wie­wort schier kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: schier. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2024, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: schier. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 11758555, 11389661, 8565820, 4697656, 2790681, 2299422, 2294194 & 2058697. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  2. berliner-kurier.de, 12.05.2023
  3. nordkurier.de, 05.12.2022
  4. goslarsche.de, 22.01.2021
  5. tagesspiegel.de, 07.05.2020
  6. thueringer-allgemeine.de, 14.10.2019
  7. augsburger-allgemeine.de, 18.05.2018
  8. salzgitter-zeitung.de, 11.05.2017
  9. derstandard.at, 01.08.2016
  10. kurier.at, 29.01.2015
  11. kicker.de, 04.12.2014
  12. rbb-online.de, 10.02.2013
  13. focus.de, 08.01.2012
  14. bazonline.ch, 03.03.2011
  15. stern.de, 10.03.2010
  16. szon.de, 29.03.2009
  17. abendblatt.de, 15.07.2008
  18. faz.net, 19.06.2007
  19. ngz-online.de, 14.08.2006
  20. welt.de, 24.01.2005
  21. berlinonline.de, 29.08.2004
  22. sueddeutsche.de, 20.09.2003
  23. sueddeutsche.de, 29.06.2002
  24. literaturkritik.de 2001
  25. DIE WELT 2000
  26. Welt 1998
  27. Die Zeit (28/1997)
  28. TAZ 1996
  29. Berliner Zeitung 1995