weichen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ˈvaɪ̯çn̩ ]

Silbentrennung

weichen

Begriffsursprung

Das starke Verb weichen stammt vom althochdeutschen wīhhan und dem mittelhochdeutschen wīchen ‚ausweichen, aus dem Weg gehen, Platz machen‘ ab. Es besteht eine Verbindung zum altsächsischen wīkan, dem mittelniederdeutschen und mittelniederländischen wīken, dem altenglischen wīcan, dem altnordischen vīkja, vīkva und ȳkva ‚weichen, wenden, gehen‘ und zum schwedischen vika ‚nachgeben, weichen‘. Außergermanische Verwandte sind das altindische vijátē – Wurzel vij –‚wogt, flieht, hebt sich von einer Woge in die Höhe‘, das altgriechische εἴκειν ‚zurückgehen, nachstehen‘ und das litauische vìglas und vigrùs ‚munter, wendig‘. Sie alle gehen auf das indoeuropäische *ṷeig- bzw. bezüglich des Griechischen auf *ṷeik- ‚biegen, winden‘ zurück, wobei es sich um Gutturalerweiterungen zur indoeuropäischen Wurzel *ṷei- ‚drehen, biegen‘ handelt.

Konjugation

  • Präsens: weiche, du weichst, er/sie/es weicht
  • Präteritum: ich wich
  • Konjunktiv II: ich wiche
  • Imperativ: weiche! (Einzahl), weicht! (Mehrzahl)
  • Partizip II: ge­wi­chen
  • Hilfsverb: sein

Anderes Wort für wei­chen (Synonyme)

(jemanden) in Frieden lassen (mit) (ugs.)
(jemanden) in Ruhe lassen (mit) (ugs.)
(jemanden) zufrieden lassen (mit) (ugs.)
nicht behelligen
nicht belästigen
(den) Kopf einziehen (fig.)
(ein) Einsehen haben
(einen) Rückzieher machen (ugs.)
(sich) einsichtig zeigen
(sich) beugen:
(ein Wort) deklinieren, abwandeln
(Licht oder andere Wellen) ablenken
das Handtuch werfen (fig.)
den Schwanz einziehen (ugs., fig.)
die Platte putzen (ugs.)
die Stellung räumen (fig.)
(sich) ducken (fig.):
den Kopf oder Oberkörper nach unten einziehen, um nicht von etwas getroffen oder jemandem gesehen zu werden
einknicken (ugs., fig.):
eine scharfkantige Delle (Knick) kriegen; aber auch: eine Beugung in einem Gelenk bekommen
etwas umbiegen oder biegen und so einen Knick verursachen
einlenken:
ein Fahrzeug oder Ähnliches von einer Richtung in eine andere steuern
einen Kompromiss eingehen, nachgeben
Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will. (ugs., Sprichwort)
(sich) fügen:
am Ende einer Entwicklung sich ergeben, geschehen
Dinge so aneinandersetzen, miteinander in einen Zusammenhang bringen, dass daraus ein Ganzes wird
kein Rückgrat haben (fig.)
klein beigeben
kleine Brötchen backen (müssen) (fig.)
kuschen (ugs.):
von Hunden: sich ruhig hinlegen
‚vor jemandem kuschen:‘ sich unterwürfig verhalten
nachgeben (Hauptform):
an Wert verlieren
einem Druck weichen, an Halt verlieren
zu Kreuze kriechen (geh., abwertend, fig.)
zurückrudern (fig.):
im Boot mit der Hilfe von Paddeln/Rudern an den Ausgangsort zurückkehren
im Gespräch seine Position aufgeben
zurückweichen:
sich nicht trauen, sich von etwas fernhalten
sich zurückziehen, einen räumlichen Abstand schaffen
(sich) zurückziehen:
(Truppen) wieder zum Ausgangsort verlegen
den Kontakt zu anderen Menschen abbrechen oder sich von anderen Menschen entfernen, um ungestört allein zu sein
schwemmen:
etwas in Strömungsrichtung weiterbewegen
in Wasser einweichen
wässern:
den Boden mit Wasser tränken, in der Regel um die Pflanzenernährung zu gewährleisten
eine (klare) Flüssigkeit absondern
(sich) lösen (geh.):
eine Aufgabe, ein Problem bewältigen
eine Fahrkarte, ein Ticket kaufen
verschwinden:
aufhören zu existieren, sich in Nichts auflösen
den wahrnehmbaren Bereich verlassen
weggehen:
ausgehen, ein Lokal oder eine Diskothek aufsuchen
sich entfernen; einen Ort verlassen
abgelöst werden (von)
an die Stelle (von etwas) treten
ersetzt werden (durch)
Platz machen (für)

Sinnverwandte Wörter

ent­fer­nen:
Abstand nehmen; sich von etwas wegbewegen
hinwegnehmen oder herausnehmen; dafür sorgen, dass jemand oder etwas nicht da ist

Gegenteil von wei­chen (Antonyme)

blei­ben:
einen bestimmten Zustand beibehalten
einen Ort beibehalten

Beispielsätze

  • Erst nach wenigen Tagen war die Befangenheit zwischen Ulla und Hinnerk gewichen.

  • Für den Neubau eines Altersheims mussten viele schöne Bäume weichen.

  • Die gegnerischen Soldaten wichen uns nach ihrer Niederlage.

  • Ob seines schauderhaften Aussehens wich alle Welt vor ihm.

  • Alle Unruhe wich von ihm.

  • Wir weichen der Gefahr.

  • Sie wich seinem Kusse aus.

  • Tom wich Marias Blicken aus.

  • Der Hund war ihnen für ihre Güte dankbar und wich ihnen weder im Haus noch draußen von der Seite.

  • Die rassistische und kolonialistische Ideologie dieses Landes muss einem System weichen, das wirklich demokratisch ist und alle Minderheiten anerkennt.

  • Tom bekam plötzlich weiche Knie.

  • Warum weichst du bei diesem Thema immer aus?

  • Der Mond hat sich mit weichen Wolken zugedeckt und ist lächelnd eingeschlafen.

  • Tom weicht nicht von seiner Meinung ab.

  • Seine Auffassung von Erziehung weicht von meiner gewaltig ab.

  • Er wich ihrem Blick aus.

  • Sie hatte weiche Lippen.

  • Die Riesen bekamen weiche Knie, als sie sahen, wie Tom den Drachen niederrang und ihn mit bloßen Händen festhielt, so dass er sich nicht mehr rühren konnte.

  • Sie wich vom vorbereiteten Text ab.

  • Ich flehe dich an, weiche nicht ab vom Pfad!

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Acht Jahre und eine Pandemie später erlebt Cro einen weichen Downgrade in Sachen Popularität in der voll besetzten Stadthalle.

  • Aber der Bolzplatz müsste weichen – das wiederum gefällt nicht allen Stadträten.

  • Aber auch die Souveränität, die 2014 an seine Stelle getreten war, ist gewichen.

  • ANZEIGE Crutchlows Kritik zielt vor allem auf den weichen Hinterreifen ab: "Ich habe ihn im vergangenen Jahr quasi nie im Rennen verwendet.

  • Als er auf die weichen Reifen gewechselt hatte, zeigte er schnelle Rundenzeiten.

  • Aber es ist auch ein reiner Männer-Verein, der sich da auf weichen Kissen platziert.

  • Wir dachten, dass die weichen Reifen am Schluss ein wenig abbauen", erklärt der Honda-Pilot, doch diese Rechnung ging nicht auf.

  • Ab dem 1. September muss auch das gängige 60-Watt-Modell weichen.

  • Mit sehr vielen Fehlstarts mussten die Cougars immer wieder zurück weichen und verhalfen den Titans somit zu weiterem Raumgewinn.

  • Bäume und Wurzelwerk mussten für eine breitere Straße weichen (wir berichteten).

  • ein Buchbinder, ein Pollini weichen Beethovens Forderung nicht aus.

  • Kolloide bestehen oft aus einer weichen Hülle um einen harten Kern.

  • Nicht nur beim Kaffe weichen die Konsumangwohnheiten von Finnen, Iren und Deutschen stark voneinander ab.

  • Auch in Montana, in unmittelbarer Nähe der Holzhütte, in der Kaczynski seit 25 Jahren hauste, sollte der Wald dem Kommerz weichen.

Wortbildungen

Untergeordnete Begriffe

Übersetzungen

Was reimt sich auf wei­chen?

Anagramme

Wortaufbau

Das zweisilbige Verb wei­chen be­steht aus sieben Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × E, 1 × C, 1 × H, 1 × I, 1 × N & 1 × W

  • Vokale: 2 × E, 1 × I
  • Konsonanten: 1 × C, 1 × H, 1 × N, 1 × W

Eine Worttrennung ist nach dem I mög­lich.

Das Alphagramm von wei­chen lautet: CEEHINW

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Wupper­tal
  2. Essen
  3. Ingel­heim
  4. Chem­nitz
  5. Ham­burg
  6. Essen
  7. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Wil­helm
  2. Emil
  3. Ida
  4. Cäsar
  5. Hein­reich
  6. Emil
  7. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Whis­key
  2. Echo
  3. India
  4. Char­lie
  5. Hotel
  6. Echo
  7. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  2. ▄ ▄
  3. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄
  4. ▄ ▄ ▄ ▄
  5. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 13 Punkte für das Wort.

weichen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort wei­chen ent­spricht dem Sprach­niveau B2 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr häu­fig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist stei­gend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

ein­sin­ken:
in eine weiche Materie eintauchen
Kopf­pols­ter:
eine weiche Kopfunterlage, meist als Schlafunterlage
Kru­me:
(Plural selten) das weiche Innere von Brot, das von einer härteren Kruste umgeben ist
Krus­te:
feste, harte Schicht auf einem weichen Körper
La­bio­ve­lar:
Linguistik, speziell Phonetik: Bezeichnung für Verschlusslaute, die velar, d.h. mit dem Zungenrücken am Velum, dem weichen Gaumen und zugleich mit Lippenrundung artikuliert werden
schnit­zen:
Holz oder ähnlich weiche Materialien mit einem Messer bearbeiten
Schnit­ze­rei:
Produkt/Werk aus Holz oder einem ähnlich weichen Material, das durch die Bearbeitung mit einem scharfen Gegenstand entsteht
Räumlichkeit, in der eine Person Holz oder ein ähnlich weiches Material mit einem scharfen Gegenstand bearbeitet
Tätigkeit, bei der Holz oder ein ähnlich weiches Material mit einem scharfen Gegenstand bearbeitet wird
Uvu­la:
zapfenartiges, nach unten hängendes muskulöses Gebilde am hinteren Ende des Velums, des weichen Gaumens
Ve­lar:
Linguistik, speziell Phonetik: Bezeichnung für Konsonanten (Mitlaute), die velar, das heißt mit dem Zungenrücken am Velum, dem weichen Gaumen, artikuliert werden
Wat­te­bausch:
kleine, weiche, schwach klumpige Menge Watte

Buchtitel

  • Der weiche Hinterkopf Carl Ludwig von Elsa¿sser | ISBN: 978-3-38653-564-9
  • Uber neue weiche Obturatoren Otto Schiltsky | ISBN: 978-3-38657-353-5
  • Wandern, schrumpfen oder weichen. Wie der Klimawandel die Tierwelt verändert Kai Althoetmar | ISBN: 978-3-74853-581-2
  • Wenn die Schatten einmal weichen Lynn Austin | ISBN: 978-3-96362-222-9

Film- & Serientitel

  • Kommt ein Sonnenstrahl in die Tiefkühlabteilung und weicht alles auf (Kurzfilm, 2010)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: weichen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: weichen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 11657470, 11456294, 10191970, 10160156, 10009746, 9855404, 9240024, 8547020, 8349534, 8067466, 7208344, 6099166, 6084444 & 5866534. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  5. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9
  2. faz.net, 25.04.2022
  3. donau3fm.de, 11.03.2019
  4. feedproxy.google.com, 27.03.2016
  5. feedsportal.com, 09.02.2015
  6. motorsport-magazin.com, 14.11.2014
  7. mz-web.de, 11.09.2013
  8. feedsportal.com, 03.06.2012
  9. stern.de, 28.07.2011
  10. de.eurosport.yahoo.com, 27.05.2007
  11. frankenpost.de, 18.08.2005
  12. sueddeutsche.de, 15.05.2002
  13. sz, 13.11.2001
  14. Tagesspiegel 1998
  15. Stuttgarter Zeitung 1996