wollen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ˈvɔlən ]

Silbentrennung

wollen

Definition bzw. Bedeutung

  • drückt Distanz/Zweifel an einer wiedergegebenen Aussage aus

  • entschieden haben und deswegen vorhaben bzw. den Vorsatz haben, etwas zu tun, um etwas zu erlangen oder zu erreichen

  • freundlich auffordern, sollen (abgeschwächt), oft mit „bitte“, auch appellierend

  • nur den Wunsch nach etwas haben, danach verlangen, es begehren, sich danach (nur) sehnen

Begriffsursprung

Von mittelhochdeutsch wellen, wollen von althochdeutsch wellen (8. Jahrhundert), aus germanisch *waljan, verwandt mit wählen, Wille und wohl sowie englisch will, schwedisch vilja, altnordisch vilja, niederländisch willen und gotisch wiljan; von der indogermanischen Wurzel *u̯el- „wollen, wählen“, vergleiche velle „wollen, beabsichtigen“, altgriechisch eldesthai „wünschen, verlangen“, russisch велеть „befehlen“, волить „wollen“, litauisch vélmi, vélti „wünschen, lieber wollen, erlauben“, altindisch vṛṇā́ti, vṛṇītḗ, vṛṇōti „wählt (aus), zieht vor, wünscht, liebt, mag“

Konjugation

  • Präsens: will, du willst, er/sie/es will
  • Präteritum: ich woll­te
  • Konjunktiv II: ich woll­te
  • Partizip II: ge­wollt
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für wol­len (Synonyme)

(etwas) im Schilde führen (negativ)
(etwas) in den Blick nehmen
(sich etwas) auf die Fahnen geschrieben haben (fig.)
(sich etwas) fest vornehmen
(sich etwas) in den Kopf setzen
(sich etwas) zum Programm gemacht haben
(sich etwas) zum Ziel setzen
abstellen (auf) (geh.):
(sich) auf etwas oder jemanden beziehen, danach ausrichten
Fahrzeug: parken
abzielen (auf):
es auf etwas absehen, etwas als Ziel ins Visier nehmen
anpeilen:
etwas zum Ziel nehmen, als Ziel verfolgen
mittels Funk, Kompass oder Ähnliches Lage und Entfernung von etwas ermitteln
anstreben:
etwas zum Ziel haben, nach etwas streben
anvisieren:
mit einer Waffe zielen; der Versuch, etwas zu treffen und dieses Ziel vorher ins Visier nehmen / den Blick auf das Ziel richten
übertragen: ein Ziel setzen
(auf etwas) aus sein
bezwecken:
ein Ziel, einen Sinn (Zweck) verfolgen; etwas erreichen wollen
darauf aus sein (zu + Infinitiv)
erstreben:
nach etwas streben, etwas zu erreichen suchen
es abgesehen haben auf
es anlegen auf
hinter etwas her sein (ugs.)
im Sinn(e) haben
(sich) konzentrieren (auf):
Chemie: ein Konzentrat herstellen
seine Aufmerksamkeit auf eine Sache lenken
ringen um
sinnen (auf) (geh., veraltend):
die Absicht haben, etwas Bestimmtes zu tun.
etwas vorhaben
streben nach
trachten (nach) (geh., veraltend):
etwas Bestimmtes zu erreichen versuchen
vorhaben:
die Absicht haben, etwas zu tun
etwas Schützendes umhaben
willens sein (geh.)
(es) abgesehen haben auf
(etwas) nicht anders wollen (ugs.)
(Streit) vom Zaun brechen (fig., variabel)
aus sein auf
es anlegen auf (es angelegt haben auf) (Hauptform)
(etwas) provozieren:
(zu einer unüberlegten Handlung oder Reaktion) herausfordern, reizen
beabsichtigt hervorrufen, auslösen
suchen (Streit / die Konfrontation):
intransitiv, mit Infinitiv mit zu, gehoben: etwas versuchen
transitiv, auch mit nach: sich bemühen, etwas durch Überlegungen zu finden und/oder zu entdecken
behaupten (etwas getan zu haben):
etwas (militärisch oder auch mit Argumenten) verteidigen, gegen Feinde/einen sportlichen Gegner siegen
etwas sagen, was nicht stimmen muss oder gar unglaubwürdig ist
ihm zufolge (Amtsdeutsch)
nach dem, was er sagt (ugs.)
nach seinen Worten
seiner Aussage nach
seiner Aussage zufolge
so wie er sagt (ugs.)
wie (jemand) behauptet
(etwas) haben wollen (Hauptform)
(etwas) kriegen wollen (ugs.)
(ganz) heiß sein auf (ugs.)
(sich etwas) an Land ziehen wollen (ugs.)
(sich etwas) grapschen wollen (ugs.)
(sich etwas) krallen wollen (ugs., salopp)
(sich etwas) schnappen wollen (ugs.)
(sich) etwas unter den Nagel reißen wollen (ugs., fig.)
(sich) interessieren für
an etwas (heran)kommen wollen
an sich bringen wollen
Begehrlichkeiten wecken (floskelhaft, mediensprachlich)
geil sein auf (derb)
hinter etwas her sein wie der Teufel hinter der armen Seele (Verstärkung)
in seinen Besitz bringen wollen
interessiert sein an
scharf sein auf (ugs.)
spitz sein auf (ugs.)
unbedingt haben wollen
mögen (fälschlich "möchten"):
häufig verneint: drückt den Wunsch nach dem aus, was der Satz ohne das Modalverb aussagt
im Konjunktiv I: Einleitung eines Vorschlags oder einer Aufforderung oder einer Erwartung, oft als Paraphrase für den im Deutschen fehlenden Imperativ in der dritten Person
wünschen:
etwas ersehnen, erhoffen
etwas höflich fordern, verlangen
(etwas) treibt jemanden (irgendwohin)
es zieht jemanden (irgendwohin)
anzielen
beabsichtigen:
die Absicht haben, etwas zu tun

Gegenteil von wol­len (Antonyme)

ab­leh­nen:
zu etwas nein sagen; etwas zurückweisen oder missbilligen
mei­den:
etwas dafür tun, einer Person oder Sache nicht zu begegnen
wi­der­stre­ben:
eine Ablehnung/Widerstand spüren, etwas zu tun, weil dies der inneren Überzeugung, den eigenen Wertmaßstäben oder Zielen widerspricht
sich nicht fügen wollen, sich widersetzen

Redensarten & Redewendungen

  • das will gelernt sein
  • das will mir nicht in den Kopf
  • das will nichts besagen
  • du hast hier gar nichts zu wollen
  • komme, was da wolle
  • koste es, was es wolle
  • mach, was du willst
  • mir will scheinen
  • willst du wohl

Beispielsätze

  • Euch kann man aber auch nichts anbieten! Wollt halt auch mal was!

  • Er hat es nicht wissen wollen.

  • Kinder wollen ein Geschenk vom Weihnachtsmann.

  • Er will 3 Jahre in Madrid gelebt haben.

  • Sie wollte ihn doch nur deshalb nicht, weil sie von ihm gewollt werden würde, wenn sie ihn nicht wollen würde!

  • Im Leben ist es besser, zu wollen, was man nicht hat, als zu haben, was man nicht will.

  • Er will nicht, dass ich gehe, aber ich will gehen.

  • Ich will, was du willst.

  • Wir wollen, was wir wollen.

  • Wer nicht weiß, was er selber will, muss wenigstens wissen, was die anderen wollen.

  • Johann wollte auch den Kuchen probieren, Maria wollte ihm aber nichts geben.

  • Ich will keine Kinder, aber ich will heiraten.

  • „Klima“ ist eine bloße Abstraktion, kein lebendiger Naturvorgang wie das Wetter, das seit Urzeiten macht, was es will, und nicht, was wir Menschen wollen.

  • Alle wollen alt werden, doch niemand will es sein.

  • Mögest du leben, solange du willst, und wollen, solange du lebst.

  • Freiheit besteht nicht darin, dass man tut, was man will, sondern darin, dass man nicht tut, was man nicht will.

  • Das Glück besteht nicht darin, dass du tun kannst, was du willst, sondern darin, dass du auch immer willst, was du tust.

  • Im Internet kann jeder sagen, was er will.

  • Manchmal glaube ich, daß er die Wahrheit eigentlich gar nicht wissen will.

  • Tom will ein Sandwich.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Ab 13. September wollen die Aktivisten ihren Protest in Berlin intensivieren und "mit vielen Menschen einen sozialen Wendepunkt erschaffen."

  • Ab 11 Uhr wollen Finanzminister Olaf Scholz () und Innenminister Horst Seehofer () die Beschlüsse vorstellen.

  • Russland und USA wollen im Syrien-Konflikt stärker.

  • Atomkraftgegner wollen in 20 deutschen Städten demonstrieren

  • Differenzierte Tarife wollen auch andere Telekommunikationsunternehmen einführen.

  • Bauen sie nur im stillen Kämmerlein, wollen ihre Arbeiten geheim halten und auch auf den Erfahrungsaustausch verzichten?

  • Um der Finanzkrise Herr zu werden, wollen die G-7-Länder noch enger kooperieren als bisher.

Wortbildungen

Übersetzungen

Was reimt sich auf wol­len?

Wortaufbau

Das zweisilbige Verb wol­len be­steht aus sechs Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × L, 1 × E, 1 × N, 1 × O & 1 × W

  • Vokale: 1 × E, 1 × O
  • Konsonanten: 2 × L, 1 × N, 1 × W

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten L mög­lich.

Das Alphagramm von wol­len lautet: ELLNOW

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Wupper­tal
  2. Offen­bach
  3. Leip­zig
  4. Leip­zig
  5. Essen
  6. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Wil­helm
  2. Otto
  3. Lud­wig
  4. Lud­wig
  5. Emil
  6. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Whis­key
  2. Oscar
  3. Lima
  4. Lima
  5. Echo
  6. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  2. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  4. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  5. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 11 Punkte für das Wort.

wollen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort wol­len ent­spricht dem Sprach­niveau A1 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr sehr häu­fig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

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Anmerkung:​ Das Wortranking bezieht sich auf den in­ter­nen Text­kor­pus,​ der mehrere Quel­len zu­sam­men­fasst. Es sagt je­doch nichts über die Ge­läu­fig­keit des Wor­tes im münd­li­chen Sprach­ge­brauch aus.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Bes­ser­wis­ser:
Person, die immer alles besser wissen will und damit angibt
gott­ge­fäl­lig:
in der Art und Weise wie Gott es will
Kul­tur­bund:
Zusammenschluss von Personen, die kulturelle Aktivitäten fördern wollen
Mo­dal­verb:
Linguistik: ein Verb, das ein Vollverb dahingehend ergänzt, dass es ausdrückt, ob die Handlung zum Beispiel möglich, gewollt oder notwendig ist
Tip­pel­bru­der:
Handwerker, beispielsweise ein Zimmermann, der bei verschiedenen Lehrmeistern in verschiedenen Städten lernen will und deshalb auf Wanderschaft ist
Über­re­dungs­kunst:
Fähigkeit, jemanden zu etwas zu bewegen, was er/sie zunächst nicht wollte
weg­wol­len:
(zum Vergnügen; zum Tanzen oder dergleichen) ein Lokal, eine Veranstaltung oder dergleichen aufsuchen wollen
sich von einem Ort, von jemandem entfernen wollen; weggehen wollen
wi­der­stre­ben:
sich nicht fügen wollen, sich widersetzen
wie­der­wol­len:
wieder in seinem Besitz, bei sich haben wollen; wiederhaben wollen
zu­rück­wol­len:
sich wieder (physisch oder gedanklich) dorthin begeben wollen, wo man vorher war; zurückfahren, zurückgehen, zurückkehren, zurückkommen (und dergleichen) wollen
wieder in seinem Besitz, bei sich haben wollen; zurückhaben wollen

Buchtitel

  • "Ich will meine Akte!" Robert Allertz | ISBN: 978-3-36001-303-3
  • 'Be Clear Kashmir will Vote for India' Jammu & Kashmir 1947-1953 Raghuvendra Tanwar | ISBN: 978-1-03265-405-8
  • 'Ich will fortleben, auch nach meinem Tod' Thomas Sparr | ISBN: 978-3-10397-545-1
  • 1913 – Was ich unbedingt noch erzählen wollte Florian Illies | ISBN: 978-3-10397-360-0
  • Arbeite doch, wo du willst! Verena Töpper, Maren Hoffmann | ISBN: 978-3-32810-946-4
  • Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte Walter Moers | ISBN: 978-3-32860-342-9
  • Das Land, das ich dir zeigen will Sara Klatt | ISBN: 978-3-32860-331-3
  • Der Wolf, der nicht mehr zu Fuß gehen wollte Orianne Lallemand | ISBN: 978-3-03954-044-0
  • Die kleine Glocke, die nicht läuten wollte Heike Conradi | ISBN: 978-3-31410-478-7
  • Es kommt nicht darauf an, wer Du bist, sondern wer Du sein willst Paul Arden | ISBN: 978-0-71489-462-1
  • Extract from the will of the late Hon. James McGill James McGill | ISBN: 978-3-38603-351-0
  • Franz-Ferdinand will tanzen Marcus Pfister | ISBN: 978-3-31410-575-3
  • Geld will unbedingt zu mir! Henry Harrison Brown | ISBN: 978-3-34733-310-9
  • How will free trade in corn affect the farmer? Richard Griffiths Welford | ISBN: 978-3-38605-099-9
  • Ich will doch leben! Marliese Arold | ISBN: 978-3-12675-767-6

Film- & Serientitel

  • Bruderhass – Ich will dein Leben! (Film, 2000)
  • Der letzte Sommer – Wenn Du nicht willst (Film, 1998)
  • Die Geschichte des Jungen, der geküßt werden wollte (Film, 1994)
  • Eine Frau will nach oben (Fernsehfilm, 1995)
  • Europa will sterben (Film, 1991)
  • Fritz Bollmann will nicht angeln (TV-Serie, 1994)
  • Gib Gas – Ich will Spaß! (Film, 1983)
  • Greedy – Erben will gelernt sein (Film, 1994)
  • Ich will doch nur, daß Du mich liebst (Fernsehfilm, 1995)
  • Ich will ein Zuhause (Fernsehfilm, 1993)
  • Ich will im Bett unten liegen (Film, 1999)
  • Ich will leben! (Fernsehfilm, 1991)
  • Ich will mein Kind! (Fernsehfilm, 1993)
  • Ich will meine Kinder zurück (Fernsehfilm, 1996)
  • Ich will neue Eltern (Fernsehfilm, 1993)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: wollen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: wollen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 11046710, 12399250, 7855600, 6625760, 6624790, 5583560, 4731540, 3405720, 2575010, 2516300, 2431530, 2023270, 1566450, 12431410, 12427720 & 12425480. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  5. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache
  2. morgenpost.de, 22.05.2023
  3. focus.de, 21.07.2021
  4. welt.de, 07.05.2013
  5. feeds.stuttgarter-zeitung.de, 28.05.2011
  6. it-times.de, 21.07.2010
  7. lr-online.de, 16.11.2009
  8. Berliner Zeitung 1998