derb

Adjektiv (Wiewort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ dɛʁp ]

Silbentrennung

derb

Definition bzw. Bedeutung

  • ab dem 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts übertragen: fest, grob oder hart

  • ursprünglich: unverdorben, kräftig

Begriffsursprung

Mittelhochdeutsch derp, althochdeutsch derb, germanisch *þerba- „ungesäuert, nicht salzig (von Wasser), nicht sauer (von Milch)“. Das Wort ist seit dem 9. Jahrhundert belegt.

Steigerung (Komparation)

  1. derb (Positiv)
  2. derber (Komparativ)
  3. am derbsten (Superlativ)

Anderes Wort für derb (Synonyme)

abweisend
bärbeißig (geh., fig.):
mürrisch, grimmig
barsch:
(im übertragenen Sinn) bezüglich Sprache, Handlung: (unfreundlicher Unterton durchklingend) rau, (allzu) knapp gefasst
mit einem rauen Charakter
brüsk:
abrupt, ohne jegliche Vorwarnung handelnd
eine ablehnende, unfreundliche, kurz angebundene Haltung zeigend
flegelhaft:
in der Art eines Flegels, wie ein Flegel; sich schlecht oder unhöflich benehmend
grob:
bezogen auf Materialien: unfein, unbehauen, unbearbeitet, unrein von Stoffen, Oberflächen und Material, ungenau, unscharf
bezogen auf Mess- und Schätzwerte: nicht ganz genau, präzise
grobklotzig:
kein Feingefühl zeigend, ohne Einfühlungsvermögen
grobschlächtig:
eine große, starke, aber plumpe Gestalt aufweisend
gröblich
hantig (ugs., bayr.):
von heftiger, unfreundlicher Art
von stark bitterem, herbem Geschmack
harsch (geh.):
Euter: hart und mit Milch gefüllt
Haar: struppig
hau-drauf-mäßig (ugs.)
in Wildwest-Manier (ugs.)
kurz angebunden
nassforsch (geh.):
meist pejorativ: absichtlich besonders energisch, schneidig
nicht (gerade) die feine englische Art (fig.)
pampig (ugs.):
für Erdboden oder ähnliche Materialien von zäh-schlammiger bis feuchter Beschaffenheit
für freche, unhöfliche, beleidigende Äußerungen und solches Auftreten
rau:
heiser, kratzig wirkend
in ungekochtem, unbearbeitetem Zustand; roh
raubauzig (ugs.):
einem Raubauz entsprechend/gemäß sich verhaltend
raubeinig:
wie ein derber, aber sonst herzlicher Mensch geartet; in der Art eines Raubeins
rauborstig
rotzig (ugs.)
rüde:
sich grob verhaltend
rüpelhaft:
ohne Benehmen, ohne Manieren, frech, wie ein Rüpel
ruppig:
sich grob, unfreundlich verhaltend
rustikal (ugs., scherzhaft-ironisch):
abwertend: grob, ungehobelt
im einfachen, ländlichen Stil
schroff:
im Verhalten hart und unfreundlich
steil aufsteigend oder abfallend
uncharmant
unflätig:
so, dass es nicht den üblichen Regeln des guten Benehmens oder Anstandes entspricht
unfreundlich:
auf eine abweisende Art und Weise
ungalant:
(gegenüber Damen) unhöflich
ungehobelt:
ein schlechtes, unbeholfenes Benehmen, Verhalten gegenüber anderen zeigend
mit unebener, unbearbeiteter Oberfläche
ungeschliffen:
nicht geschliffen, eine unbearbeitete Oberfläche habend
unhöflich:
die Umgangsformen verletzend
unsanft:
gar nicht sanft, sondern heftig, grob
unwirsch:
Haltung, Ausdrucksform: äußerst grob und überaus unwillig
negative Gefühle hervorrufend, Ablehnung auslösend; böse, verächtlich
unzivilisiert:
ohne gesellschaftliche Umgangsformen, barbarisch
wenig galant
wie die Axt im Walde (ugs.)
wirsch:
Gemütszustand: ärgerlich, aufgeregt
anspruchslos (geh.):
mit wenig zufrieden sein, keine großen Ansprüche stellend
nicht sehr niveauvoll, von geringem ästhetischem Wert, nur dem Vergnügen dienend, kein Mitdenken benötigend
billig:
angemessen (recht und billig)
einen niedrigen Preis oder niedrige Kosten habend
flach:
gering oder nicht ansteigend oder abfallend
ohne größere Erhebungen und Vertiefungen
nicht (besonders) ambitioniert
nicht besonders einfallsreich (ugs.)
niveaulos (geh., Hauptform):
fade, anstößig, unangemessen
kein Niveau habend; keine geistige Höhe aufweisend; schlechte Qualität
ohne Ambition(en)
ohne Anspruch
ohne Niveau
platt:
Bauwerke, Projekte: der Zustand, wenn etwas kaputt gemacht oder niedergewalzt wurde; siehe auch plattmachen
ohne Erhebung, in die Breite gehend
primitiv:
nicht ausgereift
niveaulos
schlecht:
jemandem ist schlecht: sich unwohl oder krank fühlend
moralisch nicht akzeptabel
seicht:
im übertragenen Sinne: wenig anspruchsvoll (von geringem Tiefgang)
von geringer Wassertiefe
unambitioniert (geh., verhüllend)
unter Niveau (ugs.)
wenig ambitioniert (verhüllend)
wie in einem schlechten Film (ugs., variabel)
deftig:
grob und direkt
nahrhafte, gehaltvolle und gut gewürzte Speisen
gepfeffert (fig.):
scharf gewürzt, scharf
umgangssprachlich: übertrieben hoch, unverschämt hoch (in Bezug auf geforderte Preise)
gesalzen (fig.):
mit Salz versehen
übertragen, von Preisen: hoch, schwer erschwinglich
handfest:
deftig, herzhaft
ohne weitere Hebel oder Verlängerungen
krass (ugs.):
Ausruf der Überraschung
extrem, besonders intensiv
nicht zimperlich
unfein (verhüllend)

Sinnverwandte Wörter

dicht:
betrunken oder unter Drogeneinfluss stehend
eng, nahe beieinanderliegend, undurchdringlich
fest:
dauernd, zeitlich unveränderbar
energisch, vollkommen, vollständig, von hoher Intensität, Stärke, mit großer Macht, Wucht
hart:
mit großer Kraft
nicht von Mitleid, Mitgefühl oder Barmherzigkeit geleitet - derart, dass es an Grausamkeit grenzt.
jung:
in einem frühen Entwicklungsstadium befindlich
niedrigen Alters
kräf­tig:
gut und gesund entwickelt; ausgeprägt
im Ausdruck und Verhalten recht grob, derb
stark:
äußeren Einflüssen, Belastungen standhaltend (aufgrund von Größe, Dicke oder Ähnlichem)
bei Maskulina und Neutra durch die Endung „-s“/„-es“ im Genitiv Singular gekennzeichnet
un­reif:
noch nicht vollends durchdacht
von Früchten und Nahrungsmitteln: nicht den vollen Reifegrad erreicht
unverdorben
urwüchsig

Gegenteil von derb (Antonyme)

fein:
die soziale Stellung betreffend: feine Leute, feine Herrschaften
gute Qualität bezeichnend: genau, scharf
lo­cker:
durchlässig, nicht dicht
lässig, unkompliziert
reif:
nach einem längeren Zeitraum so weit entwickelt, dass etwas Bestimmtes nun eintreten kann
so, dass man es essen oder verwerten kann
saf­tig:
(unangenehm) heftig
strahlend, farblich gesättigt
schwach:
in niedriger Konzentration
mangelhafte Leistung beschreibt ein Substantiv
ver­dor­ben:
als Essen schlecht geworden, als Lebensmittel nicht mehr zum Verzehr geeignet
schlechte Gedanken habend (besonders sexueller Art)
weich:
Charakter: sensibel, empfindsam, zart
Drogen: nur psychisch abhängig machend
zart:
als angenehm wahrnehmbar
weich (von Speisen)

Beispielsätze

  • Das Brot ist derb (hart).

  • Es ist ein derbes (hartes) Schimpfwort.

  • Die Frucht ist noch derb (unreif).

  • Ich hatte derbe Schwierigkeiten, mir das Lachen zu verkneifen.

  • Der Dolmetscher hat Toms derbe Sprache beträchtlich abgeschwächt.

  • Maria widerstand nach dem Lesen von Toms Forumsbeitrag dem Drang, eine derbe Antwort zu schreiben.

  • Ich würde dir raten diese derben Ausdrücke zu unterlassen.

  • Ich werde ihn dir als derben Führer geben.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Das hatte schon Goethe in seinem Gedicht „Dem Kellner“ angemahnt: „Setze mir nicht, du Grobian, / Mir den Krug so derb vor die Nase!

  • Der Schuhmacher hat diesen Auftrag gerne übernommen: „Das sind Stiefel mit einer breiteren Spitze vorne, mit ganz derbem, dickem Leder.”

  • Ist das dem Rowohlt Verlag zu derb?

  • Die AfD werde nicht mehr Erfolg erzielen, wenn sie "immer derber, immer aggressiver, immer enthemmter" auftrete, sagte Meuthen.

  • Bloß ist das Stück, das gerne mal in derben Südstaaten-Slang verfällt, unübersetzbar.

  • Auto kaputt: Sirotkin akzeptiert Strafe für "derbes Manöver"

  • Die eine hält, in derber Liebeslust sich an die Welt mit klammernden Organen.

  • Auch setzten die derben Beschimpfungen im Internet der 44-Jährigen zu - da „sitzt du auch mal nur zu Hause und flennst“.

  • Peinlich, aber genüsslich peinlich Ja, es ist peinlich, genüsslich peinlich, derb peinlich auch und die Fremdscham spielt heftig mit.

  • Dabei musste Rekordmeister Juve in der Champions League einen derben Rückschlag verdauen.

  • Nach dem Erfolg der Klomödie "Kindsköpfe" vor drei Jahren setzt das Team um Adam Sandler in der Fortsetzung erneut auf derben Humor.

  • Solche Erziehungsversuche werden zum derben Zank mit Zetteln.

  • Daraufhin war sie von einem Parteifreund öffentlich mit derben anzüglichen Bemerkungen herabgewürdigt worden.

  • Clark hatte Gegenspieler Carlos Ruiz derb gegen die Schulter getreten, nach vorangegangenen Fouls und Provokationen allerdings.

  • Dabei sind die Zwei zart und fein, blond und verführerisch, um dann auch mal derb und rauh auf die Kacke zu hauen.

  • Das höfische Publikum hatte das Stück außerdem als derbes Bauerntheater missverstanden.

  • Er ist derb und dabei unerhört präzise.

  • Die Gesichter dieser derben Kerle sind gezeichnet vom Ringen mit der grimmigen Natur des Nordens.

  • Hier lächelt er zwar scheinbar nett - aber Stefan Raab ist bekannt für seine derben Späße.

  • Auch sie fliegen auf, und bei dem Koreaner erweist sich die Polizei weit derber als bei Leigh.

Wortbildungen

Übersetzungen

Was reimt sich auf derb?

Wortaufbau

Das Isogramm derb be­steht aus vier Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 1 × B, 1 × D, 1 × E & 1 × R

  • Vokale: 1 × E
  • Konsonanten: 1 × B, 1 × D, 1 × R

Das Alphagramm von derb lautet: BDER

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Adjektiv fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Düssel­dorf
  2. Essen
  3. Ros­tock
  4. Ber­lin

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Dora
  2. Emil
  3. Richard
  4. Berta

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Delta
  2. Echo
  3. Romeo
  4. Bravo

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄ ▄
  2. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄▄▄▄ ▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 6 Punkte für das Wort.

derb

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Wie­wort derb kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Dick­wanst:
derb, abwertend: dicker, fetter Mann
Ei­chel­kä­se:
umgangssprachlich, derb: Smegma
gott­ver­dammt:
derb, salopp: Wut ausdrückend, etwas als zuwider empfindend
Kack­wurst:
umgangssprachlich, derb: wurstförmiger, brauner Kot
kräf­tig:
im Ausdruck und Verhalten recht grob, derb
Lo­ser:
Jugendsprache derb: Trottel
schei­ßen:
umgangssprachlich, derb: den Darm entleeren (fachsprachlich Defäkation)
umgangssprachlich, derb; auf jemanden oder etwas scheißen: jemanden/etwas egal finden, ablehnen oder darauf verzichten
Schwanz:
umgangssprachlich, derb: Penis
vier­schrö­tig:
auf Personen oder Gegenstände bezogen: kräftig, breit, gedrungen, derb, grob wirkend (vor allem bei Männern)
voll­schei­ßen:
derb: etwas mit Kot verunreinigen
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: derb. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: derb. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 8432563, 4087758, 2705844, 1508082 & 754001. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
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