ertragen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ɛɐ̯ˈtʁaːɡn̩ ]

Silbentrennung

ertragen

Definition bzw. Bedeutung

Eine unangenehme oder schwierige Situation hinnehmen und deswegen nicht die Beherrschung verlieren oder zusammenbrechen.

Begriffsursprung

  • Etymologisch: von mittelhochdeutsch ertragen in gleicher Bedeutung

  • strukturell: Ableitung zu tragen mit dem Derivatem Ableitungsmorphem er-

Konjugation

  • Präsens: ertrage, du erträgst, er/sie/es erträgt
  • Präteritum: ich er­trug
  • Konjunktiv II: ich ertrüge
  • Imperativ: ertrag/​ertrage! (Einzahl), ertragt! (Mehrzahl)
  • Partizip II: er­tra­gen
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für er­tra­gen (Synonyme)

dulden:
mit einem Zustand oder einem Verhalten einverstanden sein, wenn man sich in der Position befindet es unterbinden zu können
durchlaufen:
durch die Reibung des Gehens zerstören, meist Schuhe oder Strümpfe
einem Ablauf unterzogen werden
durchmachen:
etwas miterleben, etwas durchlaufen
etwas Negatives erleiden, etwas Schweres durchleben
erdulden:
etwas erdulden: etwas Negatives bewusst auf sich nehmen
etwas erdulden: etwas Negatives ohne Widerspruch geduldig über sich ergehen lassen
erleiden:
etwas körperlich oder seelisch Unangenehmes erleben; eine unangenehme Erfahrung machen
hinnehmen:
eine Aussage, Handlung oder ein Ereignis von negativer Natur akzeptieren, dulden oder sich dem widerspruchslos fügen
etwas/jemanden mit hinnehmen: etwas/jemanden zu dem Ort bringen, wo man selbst gerade auf dem Weg hin ist
zulassen:
eine Erlaubnis erteilen, Zugang zu etwas gewähren
etwas ermöglichen, die Möglichkeit zu etwas geben (auch passiv)
(klaglos) über sich ergehen lassen
keinen Aufstand machen (ugs.)
schlucken (ugs.):
durch Zusammenziehen der Muskeln im Hals und Mund in dem Magen gelangen lassen
etwas akzeptieren
sich (notgedrungen) arrangieren mit
sich abfinden (mit)
sich bescheiden (mit)
sich d(a)reinfinden (geh., veraltet)
sich dreinschicken (in) (geh., veraltend)
sich fügen (in)
sich in sein Schicksal ergeben
sich schicken (in) (veraltet)
sich zufriedengeben (mit)
am eigenen Leib erfahren
ausstehen:
erwartet werden, aber noch fehlen
etwas ertragen, durchhalten
durchhalten:
auch unter erschwerten Bedingungen etwas fortsetzen
durchleben:
einen bestimmten Zeitraum, ein bestimmtes Erlebnis mit allen Sinnen erfahren
einen Streifen mitmachen (ugs.)
einstecken:
etwas an einer bestimmten Stelle befestigen
etwas für sich behalten, in Anspruch nehmen; ohne Widerstand hinnehmen; hinunterschlucken
erfahren:
durch eigenes Erleben kennen lernen
zur Kenntnis bekommen, von etwas Kenntnis erhalten, etwas mitgeteilt bekommen
erleben:
eine Erfahrung machen, bei etwas dabei sein
zu einem Zeitpunkt noch am Leben sein
in Kauf nehmen
miterleben:
dabei sein, wenn etwas geschieht, etwas gemeinsam mit anderen erfahren
mitmachen (ugs.):
etwas erleiden, durchstehen müssen
etwas zusätzlich zu etwas anderem erledigen
passieren:
durchseihen (Flüssigkeiten), durchstreichen (weiche Nahrungsmittel, zum Beispiel um Schalenreste oder Kerne zu entfernen)
Hilfsverb haben: etwas durchqueren, an etwas vorbeigehen oder -fahren, einen Ort überschreiten
überstehen:
eine mühevolle oder gefahrvolle Situation hinter sich bringen
(jemandem) zustoßen:
(jemandem) passieren
mit (einem spitzen, länglichen Gegenstand in) der Hand auf etwas oder jemanden einwirken, einen Stich ausführen
aushalten:
durchhalten; eine Last tragen können; einer Belastung standhalten
eine unangenehme Situation ertragen oder ertragen können
durchstehen:
einen Skilauf oder weiten Sprung ohne Sturz meistern
etwas körperlich oder seelisch Belastendes bis zum Ende aushalten, durchhalten
(einer Sache) standhalten:
eine Belastung unbeschadet überstehen, einem physischen oder psychischen Druck ausreichend Widerstand entgegensetzen
verkraften (ugs.):
imstande sein, mit etwas fertig zu werden, etwas zu schaffen

Gegenteil von er­tra­gen (Antonyme)

zu­sam­men­bre­chen:
die innere Stabilität verlieren und kollabieren

Beispielsätze

  • Ich kann es nicht mehr ertragen.

  • Ich kann diese Hitze nicht ertragen.

  • Das werde ich noch weniger ertragen.

  • Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen.

  • Wir können einander nicht ertragen.

  • Der Mensch kann ein sinnloses Leben nicht ertragen.

  • Ich könnte ihn nicht länger ertragen.

  • Hindernisse im meinem Leben kann ich nicht ertragen.

  • Ich konnte es nicht ertragen.

  • Ist die Armut groß, so sind wir glücklicherweise viele, um sie zu ertragen.

  • Das Alter lässt sich leichter ertragen, wenn man den Faltenwurf im Gesicht als künstlerische Drapierung betrachtet.

  • Sie ertrug viel Leid und Kummer.

  • Johannes ertrug geduldig, seinen Platz an Toms Seite an Maria eingebüßt zu haben, und gab Toms wild entflammtem Herzen Zeit, ein wenig abzukühlen.

  • Das größte Elend ist, kein Elend ertragen zu können.

  • Es liegt in der Natur der Menschen, die Notwendigkeit der Dinge geduldig zu ertragen, nicht aber den bösen Willen des anderen.

  • Unser Schicksal ertragen heißt, es besiegen.

  • Ich ertrage euch nicht.

  • Sie konnte den Anblick des gemeinen Mannes nicht ertragen.

  • Die Menschen haben Angst und probieren erst gar nicht aus, wieviel Härte und Armut sie ertragen können.

  • Er konnte die Bitterkeit des Kaffees nicht ertragen.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Aber ohne Wedhorn und Schubert wäre dieser Film - mit einem unnötig oft erhobenen Zeigefinger - kaum zu ertragen.

  • Aber all dies ist besser zu ertragen, wenn wir um eine bessere und erneuerte Schöpfung wissen, die unsere Zukunft beinhaltet.

  • Der Hund habe all den Wirbel ertragen, der mit dem Leben im Weißen Haus einhergegangen sei, habe.

  • Alles andere muss man heutzutage offensichtlich ertragen.

  • Auch die Zuschauer im Klosterforum haben nicht vergessen, was "unsere Andrea" hatte ertragen müssen.

  • Aber wer will schon diesen buckligen Zwerg von Stadtstaat ertragen?

  • Aber vielleicht sollten Politiker solche Meinungsäußerungen im Wahlkampf auch einfach mal ertragen - zumeist tun sie das ja auch.

  • Aber die endlosen Deportationslisten habe ich nicht ertragen.

  • Auch in der U-Bahn muss Anna Juliana immer wieder böse Blicke oder dumme Sprüche ertragen.”

  • Auch Pistorius´Bruder Carl beklagte sich über die Berichterstattung: "Die negative Darstellung in den Medien war schwer zu ertragen."

  • Aber wenn es Wiener waren, noch dazu mit böhmischen Wurzeln, also doch irgendwie "Zuagraste", dann ertragen Sie das hoffentlich leichter.

  • Teenager Frustration, Schulängste und Außenseitertum - Jack White hat mit dem Blues eine Methode entdeckt, all das zu ertragen.

  • Aber mit einer positiven Grundeinstellung können Sie auch Leid leichter ertragen.

  • Ohne diese Dinge wären die Minusgrade während der Wanderung nicht zu ertragen gewesen.

  • Dann hätte man die Interviews mit den vielen Aktmodellen Ost und West doch gleich ganz anders ertragen.

Häufige Wortkombinationen

  • etwas nicht ertragen können

Wortbildungen

Übersetzungen

Was reimt sich auf er­tra­gen?

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb er­tra­gen be­steht aus acht Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × E, 2 × R, 1 × A, 1 × G, 1 × N & 1 × T

  • Vokale: 2 × E, 1 × A
  • Konsonanten: 2 × R, 1 × G, 1 × N, 1 × T

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten R und A mög­lich.

Das Alphagramm von er­tra­gen lautet: AEEGNRRT

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Essen
  2. Ros­tock
  3. Tü­bin­gen
  4. Ros­tock
  5. Aachen
  6. Gos­lar
  7. Essen
  8. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Emil
  2. Richard
  3. Theo­dor
  4. Richard
  5. Anton
  6. Gus­tav
  7. Emil
  8. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Echo
  2. Romeo
  3. Tango
  4. Romeo
  5. Alfa
  6. Golf
  7. Echo
  8. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄▄▄▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  4. ▄ ▄▄▄▄
  5. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  6. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 9 Punkte für das Wort.

ertragen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort er­tra­gen ent­spricht dem Sprach­niveau B2 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr häu­fig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

aus­kos­ten:
eine schwierige Situation bis zum Schluss ertragen
Duk­ti­li­tät:
Werkstoffkunde: Fähigkeit plastische Verformungen ohne Bruch zu ertragen
er­hö­ren:
etwas anhören und ertragen
kri­tik­fä­hig:
in der Lage, Kritik zu ertragen
Lei­dens­fä­hig­keit:
Eigenschaft, Schmerzen und/oder beschwerliche Situationen ertragen zu können
satt:
etwas nicht mehr ertragen könnend
trag­bar:
Personen, nur negiert oder eingeschränkt durch eine Wendung wie „gerade noch“: wert, ertragen oder unterstützt zu werden
tra­gen:
etwas aushalten, etwas ertragen, etwas auf sich nehmen
ver­pa­cken:
etwas, das passiert ist, psychisch ertragen und aushalten können
Weich­ling:
jemand, der nur wenig oder gar keine (körperliche oder seelische) Belastung ertragen kann; weichlicher Mensch

Buchtitel

  • Wie man seine peinlichen Eltern erträgt Pete Johnson | ISBN: 978-3-84583-944-8

Film- & Serientitel

  • WAZ – Welche Qualen erträgst du? (Film, 2007)
  • Wieviel Unrecht erträgt der Mensch? Der Filmemacher Reinhard Hauff (Doku, 1994)
  • Wreckers – Wie viele Geheimnisse kann die Liebe ertragen? (Film, 2011)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: ertragen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: ertragen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 12389150, 11375440, 11258170, 10593580, 10534430, 8345340, 7048060, 5781570, 5364010, 4826930, 4160090, 3141470, 3080480, 2792240, 2760800, 2736030, 2663660, 2429920 & 2355750. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  5. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. Wolfgang Pfeifer (Leitungs): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993. ISBN 3-423-03358-4
  2. mittelbayerische.de, 06.01.2023
  3. jesus.de, 10.01.2022
  4. nnn.de, 09.05.2021
  5. welt.de, 15.01.2020
  6. msn.com, 13.08.2019
  7. weser-kurier.de, 16.11.2018
  8. neues-deutschland.de, 20.08.2017
  9. business-wissen.de, 03.05.2016
  10. bz-berlin.de, 07.04.2015
  11. focus.de, 21.10.2014
  12. diepresse.com, 28.08.2013
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  16. faz.net, 03.10.2009
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  22. spiegel.de, 24.12.2003
  23. Die Welt 2001
  24. DIE WELT 2000
  25. Berliner Zeitung 1997
  26. Berliner Zeitung 1995