begreifen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ bəˈɡʁaɪ̯fn̩ ]

Silbentrennung

begreifen

Definition bzw. Bedeutung

  • etwas oder jemanden mit dem Verstand erfassen

  • in sich begreifen: etwas umfassen, beinhalten

  • mit den Fingern/Händen anfassen

Begriffsursprung

Aus gmh. begrīfen, das wiederum aus althochdeutsch bigrīfan für mit dem Verstand ergreifen stammt; das Wort ist seit dem 8. Jahrhundert belegt

Konjugation

  • Präsens: begreife, du begreifst, er/sie/es begreift
  • Präteritum: ich be­griff
  • Konjunktiv II: ich begriffe
  • Imperativ: begreife! (Einzahl), begreift! (Mehrzahl)
  • Partizip II: be­grif­fen
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für be­grei­fen (Synonyme)

(bei jemandem) fällt der Groschen (ugs., fig.)
(bei jemandem) Klick machen (ugs.)
(sich einer Sache) bewusst werden
auffassen:
etwas einfach nur (neutral) verstehen und begreifen
etwas in einer bestimmten Weise deuten und interpretieren
aufnehmen:
absorbieren
ein Gewässer aufnehmen: es als Nebenfluss haben, es in sich münden sehen
(etwas) blicken (ugs.):
kapieren, etwas verstehen
seinen Blick auf jemanden/etwas wenden und es bewusst wahrnehmen
checken (ugs.):
neudeutsch, , jugendsprachlich: verstehen
neudeutsch, jugendsprachlich: beschaffen
dahintersteigen (ugs.)
durchblicken (ugs.):
durch etwas, zum Beispiel ein Fenster oder Fernglas, hindurchschauen
durch Worte/Taten zu verstehen geben
durchschauen (ugs.):
den wahren Kern einer Sache, einer Person erkennen; die verborgenen Ziele einer Person erfassen
etwas verstehen, geistig durchdringen
durchsteigen (ugs.)
(jemandem) eingehen (geh.):
auf etwas eingehen: näher besprechen, beantworten, thematisieren
ein Angebot akzeptieren
erfassen:
das Wesentliche einer Sache verstehen
Daten, Informationen aufnehmen
(sich jemandem) erschließen (geh.):
auffinden und nutzbar machen, zum Beispiel Gelände durch Infrastrukturmaßnahmen
durch bestimmte Schlussfolgerungen ermitteln, Ressourcen durch Informationsgewinn nutzbar machen
fassen:
aufnehmen können
aufnehmen und verstehen können
hinter etwas steigen (ugs.)
interpretieren:
den Sinn in dem, was beobachtet oder wahrgenommen wird, erschließen
ein musikalisches Werk vortragen
kapieren (ugs.):
verstehen
klar sehen
peilen (ugs.):
die Richtung, Ausrichtung oder Position bestimmen
die Tiefe eines Gewässers bestimmen
raffen (ugs.):
(Inhalte, Text) zusammenfassen, (auf das Wesentliche) kürzen, in kürzere Form bringen
einen Zusammenhang erkennen
rallen (ugs., regional):
transitiv: etwas verstehen
schnallen (ugs.):
begreifen, wie es sich wirklich verhält
etwas an/auf etwas mit Hilfe einer Schnalle, eines Riemens mit Schließmechanismus, befestigen
spannen (ugs.):
ein Zugtier vor dem Gerät oder Fahrzeug, das es ziehen soll, angurten
etwas anziehen und somit zum Auslösen bereit machen
überreißen (ugs.):
etwas oder jemanden mit dem Verstand erfassen siehe Duden oder DWDS
verstehen (Hauptform):
(Gesprochenes) deutlich akustisch wahrnehmen
Anwendung einer intellektuellen Fähigkeit Anwendung einer emotionalen Fähigkeit ohne Streitigkeiten mit jemandem auskommen, eine gute persönliche Beziehung zu jemandem haben

Sinnverwandte Wörter

an­fas­sen:
mit der Hand oder den Fingern absichtlich berühren
auf­wei­sen:
einen Nachweis führen
etwas als Merkmal haben
be­grap­schen:
jemanden (oder etwas) respektlos mit den Fingern berühren/anfassen, auch speziell: jemanden (ungebeten, unerwünschterweise) sexuell berühren
be­in­hal­ten:
als Voraussetzung haben
zum Inhalt haben, enthalten, umfassen
be­rüh­ren:
etwas berühren: einen bestimmten Inhalt ansprechen, zum Beispiel ein Thema
jemanden / etwas berühren: mit dem Äußeren seines Körpers mit einer Sache oder einer Person in Kontakt kommen
durchdacht
durch­drin­gen:
durch etwas hindurch dringen
eine komplexe Materie gründlich durcharbeiten und dadurch verstehen
ein­be­grei­fen:
auch beinhalten, dazunehmen
ein­se­hen:
etwas prüfen, einen Einblick nehmen
in etwas hineinsehen, einen Einblick haben
ent­hal­ten:
(angelehnt an ; bei einer Wahl oder Abstimmung) nicht mitabstimmen; nicht teilnehmen
sich von etwas fernhalten
nach­voll­zie­hen:
Geschehenes oder von anderen Überlegtes selbst durchdenken, so dass man es verstehen kann
schal­ten:
(eine Anzeige) in die Zeitung setzen
eine Schaltung betätigen, zum Beispiel auf dem Fahrrad einen anderen Gang einlegen
um­fas­sen:
etwas einschliessen, beinhalten, enthalten
etwas umgreifen, umfangen, umgeben

Gegenteil von be­grei­fen (Antonyme)

ent­beh­ren:
das Nichtvorhandensein einer Person bzw. einer Sache als persönlichen Mangel empfindend erdulden müssen
etwas für notwendig, vorteilhaft, passend, angenehm Erachtetes als fehlend, mangelnd empfinden; nicht besitzen
miss­ver­ste­hen:
(jemanden/etwas) inhaltlich oder akustisch nicht richtig verstehen/einschätzen

Beispielsätze

  • Der Junge begreift schnell.

  • Der Junge benötigt noch etwas Zeit, bis er die Rechenart wirklich begreift.

  • Bitte die Ausstellungsstücke nicht begreifen.

  • Goethes Werk begreift eine ganze Epoche in sich.

  • Ein einmal wirklich begriffenes Konzept kann man dann immer wieder verwenden.

  • Wer die Notwendigkeit des Überflüssigen begriffen hat, der wird auch das Maßhalten nicht bis ins Maßlose treiben.

  • Es soll im Abnehmen begriffen sein, aber es hat noch immer etwas, oder?

  • Ich begreife einfach nicht, wie Kinder ticken.

  • Wenn du dir Frieden, Glück, Liebe und Segen für den Anderen wünschst, hast du das Menschsein begriffen.

  • Ich hätte viele Dinge begriffen, hätte man sie mir nicht erklärt.

  • Du scheinst es nicht zu begreifen.

  • Was ein Dach über dem Kopf heißt, das begreift man erst dann, wenn man keines mehr hat.

  • Ich verstehe es ja, aber ich kann es nicht begreifen.

  • Es gibt immer noch etwas, was ich nicht begreife.

  • Langsam begriff Tom, was vor sich ging.

  • Jetzt hat sie es begriffen.

  • Das werde ich nie begreifen.

  • Seiner Meinung nach ist die Eurozone in Auflösung begriffen.

  • Ich begreife den Zusammenhang nicht.

  • Ich begriff, das meine Worte naiv und kleinmädchenhaft geklungen hatten.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Als letztes solltet ihr das Magie-System von D&D 5 begreifen.

  • Andere Länder haben es bereits begriffen und lassen sich nicht mehr durch Deutschland drangsalieren!

  • Aber wenn im Lockdown alles schleift und rum-eiert, verliert das Gehirn auch schnell mal die Lust, das Ganze zu begreifen?

  • Aber genau so versucht Deutschland, seinen Mord an über 1,1 Millionen Juden allein in Auschwitz zu begreifen.

  • Aber diese Frauen haben noch etwas gemeinsam: sie haben begriffen, dass sich erst etwas ändert, wenn ihre Stimmen gehört werden.

  • Auf diese simple Art und Weise können wir die Welt aber heute nicht mehr begreifen, dafür ist die Wirtschaft zu komplex.

  • Alle begreifen ausgezeichnet, dass die nordkoreanische Karte im chinesischen Spiel äußerst wichtig ist.

  • Allerdings begreifen die Menschen erst jetzt, welches Glück sie eigentlich gehabt haben, dass sie noch am Leben sind.

  • Aber die Medien haben nicht begriffen, dass sie AFD nicht wie Piraten klein schreiben können.

  • Aber das scheint die heutige SPD nicht zu begreifen.

  • Fuji indes habe früh begriffen, dass der Digitalfotografie die Zukunft gehöre, schreibt der "Economist" in einer Analyse beider Unternehmen.

  • Aber begreifen und ändern liegt nicht drin!

  • Er habe zwar begriffen, was in der Nacht vom 29. Dezember 2008 geschehen sei.

  • Ökologie ist nicht als Badeschlappenthema zu begreifen, sondern als wirtschaftliche Chance», sagte der Minister.

  • Die Bayern begriffen das schnell und schalteten mit Wiederanpfiff zwei Gänge höher.

Häufige Wortkombinationen

  • allmählich, endlich, langsam, plötzlich, schnell, schwer begreifen

Wortbildungen

Übersetzungen

Was reimt sich auf be­grei­fen?

Anagramme

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb be­grei­fen be­steht aus neun Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × E, 1 × B, 1 × F, 1 × G, 1 × I, 1 × N & 1 × R

  • Vokale: 3 × E, 1 × I
  • Konsonanten: 1 × B, 1 × F, 1 × G, 1 × N, 1 × R

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten E und I mög­lich.

Das Alphagramm von be­grei­fen lautet: BEEEFGINR

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Ber­lin
  2. Essen
  3. Gos­lar
  4. Ros­tock
  5. Essen
  6. Ingel­heim
  7. Frank­furt
  8. Essen
  9. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Berta
  2. Emil
  3. Gus­tav
  4. Richard
  5. Emil
  6. Ida
  7. Fried­rich
  8. Emil
  9. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Bravo
  2. Echo
  3. Golf
  4. Romeo
  5. Echo
  6. India
  7. Fox­trot
  8. Echo
  9. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄ ▄ ▄
  2. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  4. ▄ ▄
  5. ▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄
  6. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 15 Punkte für das Wort.

begreifen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort be­grei­fen kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

de­ka­dent:
infolge kultureller Überfeinerung entartet und ohne Kraft oder Widerstandsfähigkeit, im Verfall begriffen
durch­se­hen:
eine Lage einschätzen, eine Situation begreifen
er­ken­nen:
etwas umfassend, durch philosophische Systeme, Theorien begreifen; der Mensch erfasst die Realität auf empirische (John Locke), transzendentale (Immanuel Kant) oder sensualistische (Étienne Bonnot de Condillac) Weise; ferner wird erkennen auch als "wiedererkennen" von Erlebtem interpretiert (Moritz Schlick)
jemanden durchschauen, richtig beurteilen, einschätzen, Klarheit gewinnen über jemanden, bezogen auf praktische, ethische Fragen oder Umgangsformen; etwas voll, in seiner eigentlichen Bedeutung begreifen; oft im Gegensatz zum sinnlichen Wahrnehmen
er­ler­nen:
etwas begreifen und üben (lernen), meist über längere Zeit hinweg und mit dem Ziel, es zu können/beherrschen
Hun­de­schu­le:
Schule mit privatem Fachpersonal, in der Hunde ihr Sozialverhalten lernen und der Hundebesitzer seine Verantwortung begreift
ir­ra­ti­o­nal:
nicht nachvollziehbar, nicht durch Überlegungen zu begreifen
Mut­ter­witz:
natürliche Veranlagung, Sachverhalte schnell zu begreifen, zu beurteilen und/oder auf solche schlagfertig zu reagieren
Schwach­kopf:
abwertend, Schimpfwort: Person, die man für geistig minderbemittelt hält; jemand, der nichts begreift
ver­mit­teln:
jemandem etwas so erklären, dass er es besser begreifen kann
zu­sam­men­be­kom­men:
sich detailliert erinnern können und einen Zusammenhang begreifen

Buchtitel

  • Anderland entdecken, erleben, begreifen Erich Schützendorf, Jürgen Datum | ISBN: 978-3-49702-898-6
  • Bauen, erleben, begreifen: Technikgeschichte mit fischertechnik Dirk Fox, Thomas Püttmann | ISBN: 978-3-86490-296-3
  • Biologie begreifen: Ökosysteme Astrid Wasmann-Frahm | ISBN: 978-3-40310-463-6
  • Das Unfassbare begreifen Daniela Splettstößer-Pache | ISBN: 978-3-95459-027-8
  • David Lynch begreifen Jonathan Ederer, Adrian Gmelch | ISBN: 978-3-96317-377-6
  • Den Schmerz der Anderen begreifen Charlotte Wiedemann | ISBN: 978-3-54910-049-3
  • Hochsensibilität als Gabe und Chance begreifen Chuck Spezzano | ISBN: 978-3-86616-479-6
  • Legasthenie einfach begreifen Anne Moeller | ISBN: 978-3-95631-938-9
  • Mathematik kooperativ spielen, üben, begreifen Beat Wälti, Marcus Schütte, Rachel-Ann Friesen | ISBN: 978-3-77271-440-5
  • Meridiane begreifen Dieter Lehner | ISBN: 978-3-90307-134-6
  • Silben begreifen mit der Erzählschiene Gabi Scherzer | ISBN: 978-3-76982-530-5
  • Strukturen und Funktionen begreifen – Funktionelle Anatomie Jutta Hochschild | ISBN: 978-3-13112-374-9
  • Wissen begreifen Wolfgang Neuser | ISBN: 978-3-65815-139-3

Film- & Serientitel

  • Dexter Riley – Total verkabelt und nichts begriffen (Fernsehfilm, 1995)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: begreifen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: begreifen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 12367830, 11559530, 11290770, 9833130, 9127800, 8395740, 8357900, 6700810, 6200230, 5662580, 5024410, 4949050, 4931670, 4928350 & 4390140. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  5. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  2. gamestar.de, 24.07.2023
  3. focus.de, 26.03.2022
  4. ikz-online.de, 27.03.2021
  5. bild.de, 27.01.2020
  6. kino-zeit.de, 30.04.2019
  7. presseportal.ch, 25.03.2018
  8. de.sputniknews.com, 30.11.2017
  9. kurier.at, 22.06.2015
  10. www1.wdr.de, 11.09.2014
  11. spiegel.de, 23.05.2013
  12. spiegel.de, 19.01.2012
  13. bazonline.ch, 11.11.2011
  14. feeds.cash.ch, 19.11.2010
  15. sat1.de, 19.06.2009
  16. welt.de, 16.09.2007
  17. welt.de, 15.09.2006
  18. spiegel.de, 03.08.2005
  19. archiv.tagesspiegel.de, 02.08.2004
  20. spiegel.de, 20.08.2003
  21. Die Welt 2001
  22. DIE WELT 2000
  23. Berliner Zeitung 1998
  24. Welt 1997
  25. bild der wissenschaft 1996
  26. Süddeutsche Zeitung 1995