Posse

Substantiv (Nomen), feminin (weiblich)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ˈpɔsə ]

Silbentrennung

Einzahl:Posse
Mehrzahl:Possen

Definition bzw. Bedeutung

Bühnenstück, das durch Verwechslungen, Übertreibungen und derbe Komik zum Lachen anregen soll.

Begriffsursprung

Frühneuhochdeutsch possen (Plural) „Figuren an Gebäuden“, auch für „verschnörkeltes, groteskes Beiwerk“ an Gebäuden, im 15. Jahrhundert von französisch bosse „Beule; erhabene Bildhauerarbeit“ entlehnt; weitere Herkunft unklar; ab 16. Jahrhundert mit der Bedeutung „Unfug“. Aus dem Kompositum Possenspiel (18. Jahrhundert) wird als Kurzwort Posse, ebenfalls 18. Jahrhundert.

Deklination (Fälle)

SingularPlural
Nominativdie Possedie Possen
Genitivdie Posseder Possen
Dativder Posseden Possen
Akkusativdie Possedie Possen

Anderes Wort für Pos­se (Synonyme)

Clownerie (geh.):
Verhalten nach Art eines Clowns
Döneken (ugs., rheinisch)
Drolerie (geh.):
eine besondere Komik in einer Situation
lustige Verzierung in der gotischen Plastik und Miniaturmalerei
Eselei (ugs.):
törichtes Verhalten, unüberlegte Handlung; dummer Schabernack
Eulenspiegelei:
Streich, den einer einem anderen spielt, indem er dessen Anweisungen wörtlich nimmt
Fez (ugs.):
orientalische Kopfbedeckung
Flachs (ugs.):
Botanik: der gemeine Lein, eine Faserpflanze
die Fasern des gemeinen Leines, die unter anderem zur Herstellung von Leinen genutzt wird
Hanswurstiade (ugs.):
Hanswurst-Spiel, Possenspiel mit Hanswurst in der Hauptrolle
Verhalten wie ein Hanswurst
Jokus (ugs.):
lustige Aussage oder Handlung
Jux (ugs.):
das Hereinlegen einer Person zum Zwecke der Belustigung
eine kleine Geschichte mit einer Pointe, die zum Lachen anregen soll
lustiger Streich
Nonsens:
etwas Sinnloses; Quatsch
Schabernack (Hauptform):
Flurnamen (insb. für Weinberge), rauer Winterhut
Handlung, mit der jemandem ein Scherz, ein Streich gespielt wird
Schildbürgerstreich:
dumme Handlung, deren Absicht nicht funktioniert oder deren Zweck komplett verfehlt wird; heute häufig auf Fehlplanungen der öffentlichen Hand bezogen
Schnack (ugs., norddeutsch):
(kurzes, informelles) Gespräch
etwas Ausgedachtes, das nicht unbedingt der Wahrheit entspricht; dummes, belangloses Gerede
Schnurre (veraltet):
Mund, Maul
unterhaltsame Erzählung
Schnurrpfeiferei (geh., veraltet):
überflüssiges/wertloses Zeug
unsinniges Gerede
Schote (ugs.):
Botanik: Kapselfrucht der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)
landschaftlich umgangssprachlich; fälschlicherweise: Frucht von Hülsenfrüchtlern (Fabaceae, Leguminosae), besonders von Erbsen und Bohnen
Spaß:
Freude; Vergnügen
witzige Aussage oder Handlung
Spass (österr.):
in Österreich, der Schweiz und Liechtenstein: Spaß
Ulk:
scherzhafter Unfug, lustiger Schabernack, harmloser Scherz
Burleske:
eine derbe Komödie
heiteres Instrumentalstück in der Musik
Klamotte:
landschaftlich
salopp; zumeist Plural
Schwank:
meist witzige kurze Erzählung über eher triviales Thema (oft über einen Streich)
meist witziges Theaterstück über eher triviales Thema
Farce (geh., franz.):
derb-komisches Lustspiel, Füllstück zwischen Schauspielen
eine Füllung zum Beispiel für Pasteten oder Geflügel
Kasperletheater (ugs.):
kindische Aufführung bei einer ernsthaften Sache
volkstümliche Puppenbühne, auf der Stücke mit dem Kasperle als Hauptfigur aufgeführt werden
Lachnummer (ugs.):
Sache, Person oder Verhalten, über die/das man nur lachen kann; etwas, das man nicht ernst nimmt und über das man sich lustig macht
Peinlichkeit:
etwas, das als peinlich empfunden wird
veraltet: übermäßige Genauigkeit
Schnake (ugs., regional):
(in vielen Arten vorkommende) sich insbesondere in stehenden Gewässern entwickelnde dünnleibige, langbeinige Mücke mit Fühlern und Stechrüssel (Culicidae), deren Männchen Pflanzensaft und deren Weibchen Tier- und Menschenblut saugen, wodurch oft gefährliche Krankheiten übertragen werden
fachsprachlich (Zoologie, speziell Entomologie): nicht stechendes Insekt aus der Familie der Tipulidae
Verrücktheit:
unerwartetes, auf gewisse Ablehnung stoßendes Tun
Zustand geistiger Verwirrung
(ein) Schwank aus jemandes Leben
(eine) Geschichte, die das Leben schrieb
Anekdote:
kurze, humorvolle Erzählung, die Typisches, Spezifisches oder auch Enthüllendes einer Person, Geisteshaltung, Epoche betont
Döneken (rheinisch)
lustige Geschichte
Story (ugs.):
(nicht wirklich zutreffende) Erklärung, die als Entschuldigung für etwas vorgebracht wird
die Handlung ausmachende (zumeist knapp umrissene) Geschichte einer literarischen, filmischen, theatralischen oder ähnlichen Erzählung

Beispielsätze

  • Tom reißt Possen.

  • Ist man verdrossen, hält man alles für Possen.

  • „Ich achte der Possen nicht“, sagte jener Bischof, als er einen Spruch aus der Bibel hörte.

  • Ich weiß, du machst mir das zum Possen.

  • Er wird es nicht müde, seine Possen mit uns zu treiben.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Die Posse im Repräsentantenhaus: Wer sind die radikalen Republikaner und was bedeuten sie für die USA?

  • Diese Entscheidung bot vor einigen Monaten Stoff für eine Posse, dargestellt in der Fernsehsendung „Extra 3“.

  • Das Nachfolgeprozedere verkommt jedenfalls zusehends zur Posse.

  • Es ist eine Posse.

  • Die Posse um das EU-Mandat von HC Strache entzaubert die soziale Heimatpartei FPÖ.

  • Abschiebung hin Abschiebung her wichtiger ist es dafür zu sorgen, dass eine solche Posse nicht noch einmal passiert.

  • Da funktionierte, was anderenorts zur peinlich-schleppenden Posse geriet.

  • Abseits dieser kleinen politischen Posse wirft diese Folge endlich richtig grelles Scheinwerferlicht auf die Video-Erpressungsgeschichte.

  • Die Anti-Walfang-Gruppe „Sea Shepard“ sprach von einer Posse.

  • Kleists Lieblingsgeschichte ist eine Posse aus der Mauerzeit.

  • Dass Aufsichtsrat Hans-Ulrich Klüver an der Arena auch noch in einen handfesten Streit mit einem Ordner geriet, machte die Posse perfekt.

  • Die beiden beklopfen sich gegenseitig und stellen sich in Posse als währen sie Pubertierende!

  • Regisseur Bohnet und sein Hauptdarsteller geben der Posse unerschrocken, was der Posse ist.

  • Damit erhob Hortefeux die Affäre Zapatero endgültig zur politischen Posse.

  • Christine Hofer steckt ihren Schauspielern rote Knollennasen ins Gesicht und entscheidet sich für die Posse in Dick-und-Doof-Manier.

  • Nebenschauplatz im CSU-Machtkampf: Wie sich die Erwin Huber und Thomas Goppel eine Posse um eine Unterschrift liefern.

  • Ob es der letzte Akt der Posse war, ist noch fraglich: Der Koch will in die Revision gehen.

  • Die deutschen Bemühungen um die Schwimm-WM 2005 entwickeln sich zu einer Posse.

  • "Diese Posse muß beendet werden", sagte SPD-Landeschef Michael Müller: "Ich befürworte das Projekt vollständig."

  • Eine Kölsche Posse halt.

Wortbildungen

Untergeordnete Begriffe

Übersetzungen

Was reimt sich auf Pos­se?

Wortaufbau

Das zweisilbige Substantiv Pos­se be­steht aus fünf Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × S, 1 × E, 1 × O & 1 × P

  • Vokale: 1 × E, 1 × O
  • Konsonanten: 2 × S, 1 × P

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten S mög­lich. Im Plu­ral Pos­sen an glei­cher Stelle.

Das Alphagramm von Pos­se lautet: EOPSS

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Pots­dam
  2. Offen­bach
  3. Salz­wedel
  4. Salz­wedel
  5. Essen

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Paula
  2. Otto
  3. Samuel
  4. Samuel
  5. Emil

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Papa
  2. Oscar
  3. Sierra
  4. Sierra
  5. Echo

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  3. ▄ ▄ ▄
  4. ▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 9 Punkte für das Wort Pos­se (Sin­gu­lar) bzw. 10 Punkte für Pos­sen (Plural).

Posse

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen Pos­se kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

al­fan­zen:
Possen reißen, närrisch sein

Film- & Serientitel

  • Outlaw Posse (Film, 2024)
  • Posse – Die Rache des Jessie Lee (Film, 1993)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Posse. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: Posse. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 7036524, 3527455, 3263823, 1896026 & 1640688. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  5. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. Dudenverlag
  2. wienerzeitung.at, 04.01.2023
  3. morgenpost.de, 01.08.2022
  4. tt.com, 30.04.2021
  5. faz.net, 25.01.2020
  6. ots.at, 05.06.2019
  7. focus.de, 16.07.2018
  8. jungefreiheit.de, 31.08.2017
  9. diepresse.com, 09.05.2016
  10. taz.de, 10.01.2015
  11. tagesspiegel.feedsportal.com, 12.08.2014
  12. welt.de, 24.08.2013
  13. derstandard.at, 21.07.2011
  14. abendblatt.de, 24.03.2010
  15. faz.net, 21.04.2009
  16. kn-online.de, 28.06.2008
  17. sueddeutsche.de, 06.03.2007
  18. pnp.de, 02.05.2006
  19. berlinonline.de, 30.01.2005
  20. welt.de, 29.10.2004
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  22. DIE WELT 2001
  23. Junge Freiheit 2000
  24. Die Zeit (42/2000)
  25. Berliner Zeitung 1999
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  27. Die Zeit (03/1997)
  28. Süddeutsche Zeitung 1996
  29. Süddeutsche Zeitung 1995