Glosse

Substantiv (Nomen), feminin (weiblich)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ˈɡlɔsə ]

Silbentrennung

Einzahl:Glosse
Mehrzahl:Glossen

Definition bzw. Bedeutung

  • Anmerkung in alten Handschriften zur Erläuterung schwer verständlicher Ausdrücke

  • kurzer Prosatext, in dem etwas ironisch, satirisch oder witzig kritisiert wird

Begriffsursprung

Mittelhochdeutsch „glōse“, das auf lateinisch glōssa und zuvor griechisch glōssa „Zunge, Sprache“ zurückgeht. Das Wort ist seit dem 13. Jahrhundert belegt.

Deklination (Fälle)

SingularPlural
Nominativdie Glossedie Glossen
Genitivdie Glosseder Glossen
Dativder Glosseden Glossen
Akkusativdie Glossedie Glossen

Anderes Wort für Glos­se (Synonyme)

erklärender Zusatz
Erklärung:
Aufschluss über Zusammenhänge, Sachverhalte
Erläuterung der Bedeutung eines Wortes
Erläuterung:
Erklärung (von Zusammenhängen, Sachverhalten)
schweizerisches Verwaltungsrecht: ein Rechtsbehelf
Hinweistext
Randbemerkung:
auf einen Textrand geschriebene Bemerkung
beiläufige, zusätzliche Bemerkung
humoristische Verarbeitung
Karikatur:
das Karikieren, die Kunst des Karikierens
komisch überzeichnete Darstellung von Personen, Dingen oder Sachverhalten, indem charakteristische Eigenschaften selbiger übersteigert und der Lächerlichkeit preisgegeben werden
karikierende Darstellung
Parodie:
allgemein: jede komische, verspottende Nachahmung eines Vorbildes
literarische Gattung: verzerrende, übertreibende oder verspottende meist komische Nachahmung eines bekannten Werkes. Im Gegensatz zur Travestie erfolgt die Nachahmung unter Beibehaltung der Form, jedoch Verwendung eines anderen, nicht dazu passenden Inhalts
Persiflage:
die geistreiche Verspottung meist eines ganzen Genres
Satire:
einzelnes künstlerisches Werk, das von der humorvoll kritisierenden Schreibweise Gebrauch macht oder der Gattung angehört
humorvoll kritisierende Schreibweise oder Textart, die in verschiedensten medialen Formen auftritt (Comic, Drama, Essay, Fernsehsendung, Film, Gedicht, Kabarettprogramm, Roman, Rundfunksendung, Webseite und Ähnliches)
Überspitzung
Übertreibung:
übersteigerte Darstellung einer Tatsache
Überzeichnung
Veräppelung (ugs.)
Verspottung:
Vorgang, Tätigkeit des Spottens, Verspottens oder des Verspottetwerdens
Glossem:
Anmerkung in alten Handschriften; Glosse
kleinste Struktureinheit des Sprachsystems (Langue), die auf der Ausdrucksseite als Keneme, auf der Seite der Bedeutung/des Inhalts als Plereme erscheinen

Beispielsätze

In vielen Zeitungen findet man Glossen, in denen Spracherscheinungen kritisiert werden.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Bitte nicht gleich Schnappatmung kriegen, liebe Klimasekte: Ich schreibe hier eine Glosse, und da darf ich eure Hysterie umdrehen.

  • Tausende dieser sogenannten Glossen wurden erst in letzter Zeit entdeckt und untersucht.

  • Doch dann setzt sich die Zugschlange in Bewegung, steuert Glossen an.

  • Glosse Dänemark hat einen Kanon der nationalen Werte.

  • Glosse Heute ist Freitag, der 13. – Vorsicht auf der Zürcher Quaibrücke!

  • Schwarzer dürfe auch in Glossen nicht den Eindruck erwecken, der Meteorologe sei ein Vergewaltiger.

  • "Da gibt es für uns nichts zu berichten", sagte mein Chef: "Kannst ja eine Glosse drüber schreiben."

  • Dort absolvieren die Studenten auch Pflichtpraktika - wer nur theoretisch weiß, wie eine gute Glosse entsteht, hat es schwer.

  • Glosse Liebe Regierungschefs, für den EU-Gipfel habe ich mir eine Fangfrage überlegt.

  • In der Glosse schildert Jürg Altwegg gar nicht so lustige Fälle von Vielweiberei in Frankreich.

  • Da schreibt sich so eine Glosse fast wie von selbst.

  • Deckel drauf Die Gulli Glosse (Woche 30)

  • Weitere Artikel: Edo Reents staunt in der Glosse über den Aufwand, den Heinrich Breloer mit seiner "Buddenbrooks"-Verfilmung treibt.

  • Dietmar Dath macht sich in der Glosse über die Entzauberungskünste der Naturwissenschaften lustig.

  • Besser und unterhaltsamer als jede Veranstaltung der Berlinale sind wie immer die täglichen Glossen von Martenstein!

  • Dazwischen trägt der Kabarettist Henning Venske Glossen und Parodien von Umberto Eco vor.

  • Der Kollege E. begann unlängst in diesem Blatt eine Glosse so: "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?

  • Wenn man Bastiennes Glosse liest, könnte man fast doch glauben, Frauen seien ein irgendwie dämliches Geschlecht.

  • Wenn die Pinselzeichen über dieser Glosse runder sind, heißen sie auch abseits, aber dann auf koreanisch.

  • Eine Glosse Holms, und plötzlich steht das Vormundschaftsgericht bei mir auf der Matte.

Wortbildungen

  • Glos­sar
  • Glossator
  • Glossensammlung
  • Glossograf
  • Glossografie

Übergeordnete Begriffe

Untergeordnete Begriffe

Übersetzungen

Was reimt sich auf Glos­se?

Wortaufbau

Das zweisilbige Substantiv Glos­se be­steht aus sechs Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × S, 1 × E, 1 × G, 1 × L & 1 × O

  • Vokale: 1 × E, 1 × O
  • Konsonanten: 2 × S, 1 × G, 1 × L

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten S mög­lich. Im Plu­ral Glos­sen an glei­cher Stelle.

Das Alphagramm von Glos­se lautet: EGLOSS

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Gos­lar
  2. Leip­zig
  3. Offen­bach
  4. Salz­wedel
  5. Salz­wedel
  6. Essen

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Gus­tav
  2. Lud­wig
  3. Otto
  4. Samuel
  5. Samuel
  6. Emil

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Golf
  2. Lima
  3. Oscar
  4. Sierra
  5. Sierra
  6. Echo

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  3. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  4. ▄ ▄ ▄
  5. ▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 9 Punkte für das Wort Glos­se (Sin­gu­lar) bzw. 10 Punkte für Glos­sen (Plural).

Glosse

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen Glos­se kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Buchtitel

  • Die althochdeutschen Glossen Bd. Glossen zu nichtbiblischen Schriften, bearb. von E. Steinmeyer. 1882 Elias Von Steinmeyer | ISBN: 978-3-38652-732-3
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Glosse. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: Glosse. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  2. jungefreiheit.de, 08.08.2023
  3. faz.net, 28.09.2019
  4. lvz.de, 22.01.2017
  5. bazonline.ch, 19.12.2016
  6. tagesanzeiger.ch, 14.11.2015
  7. abendblatt.de, 29.06.2014
  8. wdrblog.de, 17.11.2013
  9. spiegel.de, 28.09.2012
  10. ftd.de, 03.02.2011
  11. spiegel.de, 12.05.2010
  12. tagesspiegel.de, 18.09.2009
  13. feeds.gulli.com, 27.07.2008
  14. spiegel.de, 14.06.2007
  15. spiegel.de, 09.09.2006
  16. archiv.tagesspiegel.de, 21.02.2005
  17. welt.de, 24.05.2004
  18. sueddeutsche.de, 25.02.2003
  19. f-r.de, 13.07.2002
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  21. bz, 31.07.2001
  22. Die Welt 2001
  23. Rhein-Neckar Zeitung, 03.12.2000
  24. Berliner Zeitung 2000
  25. Junge Freiheit 1999
  26. Tagesspiegel 1998
  27. TAZ 1997
  28. Stuttgarter Zeitung 1996
  29. Die Zeit 1995