Jiddisch

Substantiv (Nomen), Neutrum (sächlich)

 ➠ siehe auch: jid­disch (Adjektiv)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ˈjɪdɪʃ ]

Silbentrennung

Jiddisch

Definition bzw. Bedeutung

Aus einer im Mittelalter in wichtigen Handelszentren (Rhein, Donauländer) als Verkehrssprache der Juden entstandenen Variante des Deutschen hervorgegangene Komponentensprache, bestehend vor allem aus mittel- und ostoberdeutschen (rheinfränkisch, ostmitteldeutsch und bairisch), semitisch-hebräisch-aramäischen (vor allem aus Talmud, Mischna), slawischen (polnisch, weißrussisch, ukrainisch) und romanischen Sprachelementen, die vor der Schoah von ungefähr 12 Millionen aschkenasischen Juden und heutzutage weltweit von schätzungsweise annähernd 1.5 Millionen Juden als Mutter- bzw. Zweitsprache (insbesondere von älteren sowie haredischen Personen) in Israel, den USA, Großbritannien, Belgien, Lateinamerika (vor allem Argentinien) und auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion gesprochen wird.

Begriffsursprung

  • Die Eigenbezeichnung der Sprache ist mindestens seit 1649 belegt. Im 18. Jahrhundert war die Bezeichnung bereits etabliert. Im Zuge der Migration größerer Gruppen osteuropäischer Jiddischsprecher nach England in der Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich die englische Transkription Yiddish zu verbreiten. Sie gelangte durch die Einwanderungswellen in die USA – wo beispielsweise der emigrierte Alexander Harkavy 1898 sein Yiddish-English Dictionary und der ebenfalls emigrierte Leo Wiener 1899 The History of Yiddish Literature in the Nineteenth Century veröffentlichten – und fasste allmählich im angelsächsichen Raum Fuß.

  • Im deutschsprachigen Raum wurde bis zum Ersten Weltkrieg in der Fachliteratur überwiegend die Bezeichnung Jüdisch(-)deutsch verwendet. Um 1900 versuchte Nathan Birnbaum mit seinem Zirkel die Bezeichnung jüdische Sprache wieder einzuführen und noch 1916 veröffentlichte Hermann Strack sein jiddisches Wörterbuch unter dem Titel Jüdisches Wörterbuch. Ab dem frühen 20. Jahrhundert dringen indessen die nach der englischen Transkription übernommenen Bezeichnungen Jiddisch und jiddische Sprache nicht nur in den wissenschaftlichen Diskurs, sondern auch weithin in die Alltagssprache vor, so schon in Gustav Karpeles’ Geschichte der jüdischen Literatur von 1909 (wo neben „jüdisch-deutsch“) sowie in Salomon Birnbaums Aufsatz Jiddische Dichtung von 1913 und in dessen Praktischer Grammatik der jiddischen Sprache von 1918.

Abkürzungen

  • Jidd.
  • yi
  • yid

Sinnverwandte Wörter

Deutsch:
die deutsche Sprache
ohne Artikel, kurz für: Deutschunterricht
Jar­gon:
Art und Weise des Sich-Ausdrückens bestimmter sozialer, beruflicher oder ähnlicher Gesellschaftskreise innerhalb einer Sprache
heller Zirkon
Jidisch
Ju­den­deutsch:
Linguistik: frühe Form des Jiddischen
Ju­den­teutsch:
Linguistik: frühe Form des Jiddischen (teilweise bewusst altertümliche Schreibweise von „Judendeutsch“, zum Beispiel bei Landmann)
jü­disch:
dem Judentum zugehörig, mit jüdischen Merkmalen versehen
Jü­disch­deutsch:
Linguistik: die westlichen Dialekte des Jiddischen
Linguistik: frühe Form des Jiddischen
Mau­schel­deutsch:
Linguistik: ein Deutsch mit jiddischen Anteilen

Beispielsätze

  • Ich glaube, das ist kein Jiddisch.

  • Jiddisch ist voll mit slawischem Vokabular, was sich auch auf Derivationssuffixe erstreckt.

  • Als spontane Hommage anlässlich seines Todes bezeichneten ihn einige einfache Bürger auf Französisch oder Jiddisch als „Mensch“, also „einen guten Kerl“.

  • Sind Deutsch und Jiddisch dieselbe Sprache?

  • Ist Jiddisch ein Dialekt der bairisch-österreichischen Sprache?

  • Emma hat auch viel in Jiddisch geschrieben.

  • Einige Juden sprachen Jiddisch, andere Ladino.

  • Jiddisch ist nicht Hebräisch.

  • Jiddisch ist eine Schwestersprache des Deutschen.

  • Unser Kind spricht kein Jiddisch.

  • Er spricht Jiddisch.

  • Zamenhofs Vater, ein assimilierter Jude, sprach Russisch, und seine Mutter sprach Jiddisch.

  • Jiddisch ist nicht Deutsch.

  • Wie sagt man das auf Jiddisch?

  • Jiddisch, Englisch und Deutsch sind westgermanische Sprachen.

  • Lernen Sie Jiddisch!

  • Lernt Jiddisch!

  • Lerne Jiddisch!

  • Ich lerne Jiddisch.

  • Sprechen Sie Jiddisch?

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Ich schrieb einen ehrgeizigen Projektantrag über die Sprache Jiddisch, aber es wurde mir sofort klar, dass das nirgendwo hinführte.

  • Sie bauten eigene Büchereien auf, kultivierten das Jiddische, gaben Untergrundzeitungen auf Jiddisch und Polnisch heraus.

  • Gedreht wurde zu einem Großteil in Jiddisch.

  • Jiddisch wird weltweit nur noch von weniger als einer Million Menschen gesprochen, vorrangig von Mitgliedern orthodoxer Gemeinschaften.

  • Jiddisch wird wohl immer ein Idiom der Trauer bleiben.

  • Darauf Verse in Polnisch, Englisch und Jiddisch: "Und so gelangten sie in das Land Polin."

  • Sie stammen aus vielen Ländern, schreiben aber alle Hebräisch und sprechen meist Deutsch oder Jiddisch.

  • Auf Jiddisch sagt man Punschkes, und dann machen wir auch Kartoffelpuffer.

  • Es sind auch interessante Lieder in Jiddisch und Arabisch dabei.

  • Wie sagt Frank London: "Jiddisch ist ein bisschen wie Hessisch."

  • Als weitere jüdische Sprache können die Studenten unter anderem zwischen Aramäisch oder Jiddisch wählen.

  • In einer Querstraße fand er eine kleine Synagoge und Jemanden, der ein wenig Jiddisch konnte und ihn zum Essen am Sabbath eingeladen hat.

  • Ich hatte als Zehnjähriger Angst, dass ich als Erwachsener eines Morgens aufwachen könnte und Jiddisch sprechen würde.

  • Und da steht neben Chinesisch und Spanisch auch Jiddisch auf dem Programm, weil im Staat New York etwa zweieinhalb Millionen Juden leben.

  • Da sprechen die Juden kein Jiddisch.

Wortbildungen

Übergeordnete Begriffe

Untergeordnete Begriffe

Übersetzungen

  • Afrikaans: Jiddisj
  • Baskisch: yiddish
  • Bosnisch: јидиш (jidiš)
  • Bretonisch: yiddish
  • Bulgarisch: идиш (idiš) (männlich)
  • Chinesisch:
    • 意第緒語 (Yìdìxù yǔ)
    • 意第绪语 (Yìdìxù yǔ)
  • Dänisch:
    • jiddisch
    • jiddisk
  • Englisch: Yiddish
  • Esperanto:
    • jido
    • judgermana
  • Estnisch:
    • jidiš
    • jidiši keel
  • Finnisch: jiddiš
  • Französisch:
    • yiddish (männlich)
    • yiddisch (männlich)
    • jiddisch (männlich)
    • yidich (männlich)
    • yidiche (männlich)
    • yidish (männlich)
    • jidisch (männlich)
  • Galicisch: yiddish (männlich)
  • Indonesisch: bahasa Yiddish
  • Irisch: giúdais
  • Isländisch: jiddíska
  • Italienisch:
    • yiddish (männlich)
    • jiddisch (männlich)
  • Japanisch:
    • イディッシュ
    • イディッシュ語
  • Katalanisch:
    • jiddisch (männlich)
    • jídix (männlich)
  • Koreanisch: 이디시어 (idisieo)
  • Kroatisch: jidiš
  • Kurdisch: yidîşî
  • Latein:
    • iudaeo-germanica
    • iudaeo-theodisca
    • lingua iudaeogermanica (weiblich)
    • lingua Iiddica (weiblich)
  • Lettisch:
    • idišs
    • jidišs
  • Limburgisch: Jiddisj (sächlich)
  • Litauisch: jidiš
  • Maltesisch: Jiddix (männlich)
  • Neugriechisch: γίντις (jídis)
  • Niederländisch:
    • Jiddisch (sächlich)
    • Jiddisj (sächlich)
  • Niedersorbisch: jiddiścina (sächlich)
  • Norwegisch:
    • jiddisch (männlich)
    • jiddisk (männlich)
  • Obersorbisch: jiddišćina (sächlich)
  • Polnisch: jidysz (männlich)
  • Portugiesisch:
    • iídiche (männlich)
    • ídiche (männlich)
  • Rumänisch:
    • limba idiș (weiblich)
    • idiș (sächlich)
  • Russisch: идиш (männlich)
  • Schwedisch: jiddisch
  • Serbisch: јидиш (jidiš)
  • Sizilianisch:
    • yiddish (männlich)
    • jiddisch (männlich)
  • Slowakisch: jidiš
  • Spanisch:
    • yidis (männlich)
    • ídish (männlich)
  • Tadschikisch: идиш
  • Tagalog: yidish
  • Thai: ภาษายิดดิช (paa-săa-yít-dìt)
  • Tschechisch: jidiš
  • Türkisch: Yidiş
  • Ukrainisch:
    • їдиш (männlich)
    • ідиш (männlich)
  • Ungarisch: jiddis
  • Vietnamesisch: tiếng I-đít
  • Wallonisch: yidish
  • Weißrussisch: ідыш (männlich)

Wortaufbau

Das zweisilbige Substantiv Jid­disch be­steht aus acht Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × D, 2 × I, 1 × C, 1 × H, 1 × J & 1 × S

  • Vokale: 2 × I
  • Konsonanten: 2 × D, 1 × C, 1 × H, 1 × J, 1 × S

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten D mög­lich.

Das Alphagramm von Jid­disch lautet: CDDHIIJS

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Jena
  2. Ingel­heim
  3. Düssel­dorf
  4. Düssel­dorf
  5. Ingel­heim
  6. Salz­wedel
  7. Chem­nitz
  8. Ham­burg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Julius
  2. Ida
  3. Dora
  4. Dora
  5. Ida
  6. Samuel
  7. Cäsar
  8. Hein­reich

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Juliett
  2. India
  3. Delta
  4. Delta
  5. India
  6. Sierra
  7. Char­lie
  8. Hotel

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  2. ▄ ▄
  3. ▄▄▄▄ ▄ ▄
  4. ▄▄▄▄ ▄ ▄
  5. ▄ ▄
  6. ▄ ▄ ▄
  7. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄
  8. ▄ ▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 17 Punkte für das Wort.

Jiddisch

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen Jid­disch ent­spricht dem Sprach­niveau C2 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Alt­jid­disch:
Jiddisch von den Anfängen bis etwa 1500
Ger­ma­nisch:
Sammelbezeichnung für eine Reihe untereinander historisch verwandter Sprachen, deren älteste Texte die Runeninschriften sind und zu denen u.a. die Sprachen Afrikaans, Dänisch, Deutsch, Englisch, Färöisch, Flämisch, Friesisch, Gotisch, Isländisch, Jiddisch, Niederländisch, Norwegisch und Schwedisch gehören. Die germanischen Sprachen bilden einen Zweig innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie.
Jid­disch­kurs:
Unterricht, in dem Jiddisch gelehrt und gelernt wird
Jid­disch­spre­cher:
Person, die Jiddisch beherrscht und spricht
Mit­tel­jid­disch:
Jiddisch vom 16. bis Mitte des 18. Jahrhunderts
Neu­jid­disch:
Jiddisch ab der Mitte des 18. Jahrhunderts

Buchtitel

  • Gott spricht Jiddisch Tuvia Tenenbom | ISBN: 978-3-51847-335-1
  • Jiddisch Marion Aptroot, Roland Gruschka | ISBN: 978-3-40680-406-9
  • Jiddisch im Berliner Jargon Andreas Nachama | ISBN: 978-3-89773-851-5
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Jiddisch. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 12431418, 12423203, 12310311, 12030224, 12014112, 11682580, 11508398, 10346431, 10300170, 10272350, 10194605, 10066224, 8986518, 8976297, 8843970, 8587856, 8587855, 8587854, 8389698 & 8088063. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Max Weinreich: History of the Yiddish Language. Yale University Press in cooperation with the YIVO Institute for Jewish Research, New Haven/London 2008. ISBN 978-0-300-10960-3
  2. derstandard.at, 07.10.2023
  3. hagalil.com, 03.08.2021
  4. welt.de, 28.03.2020
  5. morgenpost.de, 22.03.2020
  6. welt.de, 02.08.2015
  7. spiegel.de, 28.10.2014
  8. blogigo.de, 24.01.2011
  9. dw-world.de, 12.12.2009
  10. fr-aktuell.de, 07.07.2005
  11. fr-aktuell.de, 19.08.2005
  12. archiv.tagesspiegel.de, 04.12.2004
  13. fr-aktuell.de, 25.09.2004
  14. Die Zeit (45/2004)
  15. berlinonline.de, 15.11.2003
  16. bz, 05.01.2001
  17. Tagesspiegel 2000
  18. Welt 1999
  19. Tagesspiegel 1998
  20. TAZ 1997
  21. Berliner Zeitung 1996