begeben

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ bəˈɡeːbn̩ ]

Silbentrennung

begeben

Definition bzw. Bedeutung

  • auf etwas verzichten/sich etwas entledigen

  • eine Tätigkeit aufnehmen

  • einen Ort aufsuchen

  • geschehen, sich ereignen

  • sich in einen Zustand versetzen

Begriffsursprung

  • Etymologie: aus dem 10. Jahrhundert von althochdeutsch bigeban ‚verlassen, aufgeben‘, über mittelhochdeutsch begeben

  • früher nicht nur reflexiv verwendet

  • Wortbildung: Derivation (Ableitung) des Verbs geben mit dem Präfix be-

Konjugation

  • Präsens: begebe, du begibst, er/sie/es begibt
  • Präteritum: ich be­gab
  • Konjunktiv II: ich begäbe
  • Imperativ: begib! (Einzahl), begebt! (Mehrzahl)
  • Partizip II: be­ge­ben
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für be­ge­ben (Synonyme)

auflegen:
ein Druckwerk publizieren
ein Telefongespräch beenden
ausgeben (Banknoten):
etwas (offiziell) bekanntgeben
etwas (zum Beispiel Geld) in den Umlauf geben
ausstellen:
etwas außer Betrieb setzen/nehmen
etwas zur Schau stellen
emittieren:
aussenden
ein Wertpapier in Umlauf bringen
herausgeben:
aus seinem Besitz oder aus seinem Eigentum an jemand anderen geben
eine Drucksache als Verantwortlicher veröffentlichen (ohne selbst der Autor zu sein)
in Umlauf bringen
in Umlauf setzen
in Verkehr bringen
(sich) abspielen (ugs.):
ein (dramatisches) Ereignis vollzieht sich, nimmt seinen Lauf
ein Spielgerät ins Spiel geben, an einen Mitspieler weitergeben, ihm zuspielen
(sich) ereignen:
geschehen
erfolgen (förmlich):
Amtsdeutsch, nur unpersönlich: stattfinden, sich ereignen, getan werden (der Inhalt des Tuns steckt im Subjekt des Satzes)
geschehen:
sich ereignen; zutragen
widerfahren
kommen zu (es)
nicht ausbleiben
passieren (Hauptform):
durchseihen (Flüssigkeiten), durchstreichen (weiche Nahrungsmittel, zum Beispiel um Schalenreste oder Kerne zu entfernen)
Hilfsverb haben: etwas durchqueren, an etwas vorbeigehen oder -fahren, einen Ort überschreiten
vonstatten gehen
vorfallen:
sich abspielen, geschehen
unwillkürlich nach vorne geraten (Medizin: von Organen)
(sich) zutragen (geh.):
(jemandem etwas zutragen): eine Sache oder auch Nachricht zu jemandem bringen
(jemandem etwas zutragen): heimlich mitteilen
(sich) hinbemühen (geh.)
(sich) bemühen (nach / zu …) (geh.):
reflexiv, mit um: jemandem zu gefallen versuchen
reflexiv, mit um: sich um jemanden kümmern
(sich) bewegen (nach / zu …):
Änderungen zeigen, sich ereignen
die eigene Lage oder Stellung im Raum verändern; von einem Ort zum anderen kommen
(irgendwohin) gehen (Hauptform, variabel):
(Computer) auf etwas gehen: den Mauszeiger auf etwas bewegen und ggf. anklicken oder öffnen
(der Teig beim Backen): sich in der Ruhephase beim Gärprozess befinden, aufgehen, gären
(sich) hinbegeben
hingehen:
sich an einen bestimmten Ort begeben
(sich) verfügen (nach / zu …) (geh., Amtsdeutsch, altertümelnd):
als Person/Stelle mit Befugnis/Befehlsgewalt anordnen, dass etwas Genanntes geschehen soll
sich wohin begeben
(etwas) nicht (länger) tun (ugs.)
(etwas) ausschlagen (Erbe):
anzeigen, dass etwas nicht mehr im Gleichgewicht oder im Ruhezustand ist
aus dem Gleichgewicht oder aus der Ruhe geraten
(sich einer Sache) enthalten (geh.):
(angelehnt an ; bei einer Wahl oder Abstimmung) nicht mitabstimmen; nicht teilnehmen
sich von etwas fernhalten
(einer Sache) entsagen (geh.):
gehoben, mit Dativ: aus Einsicht heraus freiwillig auf etwas fortan verzichten, das man bisher geschätzt hat
(sich einer Sache) entschlagen (geh., veraltet):
sich innerlich frei machen von einer Sache, sich von etwas befreien, auf etwas verzichten
Verzicht leisten (geh.)
Verzicht üben (geh.)
verzichten (auf) (Hauptform):
Ansprüche auf etwas freiwillig aufgeben; etwas aus seiner freien Entscheidung heraus nicht tun

Weitere mögliche Alternativen für be­ge­ben

aufgeben:
auch intransitiv: etwas Sinnloses beenden, aufhören, einstellen; etwas beenden, obwohl der Sinn im Weitermachen besteht
etwas bei jemandem aufgeben: jemandem etwas zur Beförderung oder Bearbeitung übergeben
aufsuchen:
Objekte vom Boden aufsammeln
sich zu einem bestimmten Ort begeben
sich bringen
sich entledigen
sich ereignen
sich zutragen
sich zuwenden

Gegenteil von be­ge­ben (Antonyme)

be­hal­ten:
eine Eigenschaft bewahren
etwas nicht vergessen
un­ter­blei­ben:
nicht passieren, (mit Absicht) nicht geschehen lassen

Beispielsätze

  • Dadurch begab er sich der Chance, etwas Einzigartiges zu erschaffen.

  • Es begab sich zu dieser Zeit, dass ein bekannter Philosoph in die Stadt kam.

  • Sie begab sich sofort an die Arbeit.

  • Wir sollten uns außer Gefahr begeben.

  • Begib dich bitte in die Küche.

  • Ich habe Angst, dass ich mich in Gefahr begebe, wenn ich ihren Hof betrete.

  • Nach der Sitzung begab sie sich geradewegs an ihren Schreibtisch.

  • Sie sollten sich besser in psychologische Behandlung begeben.

  • Er begab sich nach Aşgabat.

  • Der kanadische Premierminister Justin Trudeau begab sich, nachdem seine Ehefrau leichte Symptome des Virus gezeigt hatte, in die Isolation.

  • Zur Zeit begeben sich viele Schwerstkranke erst dann ins Krankenhaus, wenn es gar nicht mehr geht.

  • Tom und Maria haben sich nicht an den besagten Ort begeben.

  • Wer die Sterne besonders gut sehen möchte, dem empfiehlt die NASA, sich in dunklere Gegenden, weit weg von der hellen Stadtbeleuchtung, zu begeben.

  • Ich muss mich mal wieder in mediterrane Gefilde begeben.

  • Ich begebe mich in deine Hände.

  • Niemand begibt sich willentlich auf den Weg zum Bösen.

  • Sie begeben sich kniend auf einen Teppich und beten.

  • Tom ertrug die Schmerzen einige Wochen lang, bis er sich schließlich ins Krankenhaus begab.

  • Tom begab sich zum Kauf von Käse in einen Käseladen.

  • Tom und Maria haben sich auf eine Pferdeschlittenfahrt begeben.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Ab 19.30 Uhr werden sich dann 10.000 Posaunisten zu den Anschlussveranstaltungen in die umliegenden Kirchen begeben.

  • Bei Kurzatmigkeit sollte man sich auf jeden Fall in die nächste Arztpraxis oder ins Krankenhaus begeben.

  • Ab diesem Zeitpunkt sollte man sich eigenverantwortlich in Selbstisolation begeben.

  • Alle Bewohner konnten sich rechtzeitig ins Freie begeben.

  • Auch auf ausgetretenen Spuren von Rucksackreisenden in Asien hat er sich begeben.

  • Aber wie geht Ihre Familie damit um, dass Sie sich auf hohe See begeben?

  • Aber wenn sich der wahlkämpfende Politiker möglichst zum Bürger begeben will, will dieser nichts davon wissen.

  • "Argentinien hat bewusst unter amerikanischem Recht Rententitel begeben, um niedrigere Finanzierungskosten zu bekommen", so Schmieding.

  • Als die Scheinwerfer nach kurzer Umbaupause angehen, haben sich die Stooges ohne Tamtam an ihre Instrumente begeben.

  • Keine Schauspieler mehr, die sich auf die Suche nach einem Menschen begeben, seine Psyche erkunden wollen.

  • In den Wintermonaten aber begeben sich die Nationalparkmitarbeiter alle vier Wochen auf die Suche nach den Spuren des Wildtiers.

  • Aufs Altenteil begeben will sich Gerken aber auf keinen Fall.

  • Wenn Kinder und Jugendliche an Bahnanlagen spielen, begeben sie sich in Lebensgefahr.

  • Optionsscheine auf deutsche Standardwerte hat die Dresdner Kleinwort Wasserstein begeben.

  • Aber unsere Soldaten sind so gut ausgebildet, dass sie mit den Risiken gut umgehen können und sich auf keinen Fall blind in Gefahr begeben.

  • Seine zwei Hauptfiguren begeben sich auf eine nicht alltägliche Reise.

  • Die Pilger lesen, tauchen die Finger kurz ins Weihwasserbecken und begeben sich getröstet auf den Heimweg.

  • Er hat sich vom Pferderücken in die Kutsche begeben und zeigt nun, wie auch Behinderte Freude am Pferdesport entwickeln können.

Häufige Wortkombinationen

  • sich an die Arbeit begeben
  • sich einer Chance/einer Möglichkeit/eines Rechts begeben
  • sich in Behandlung begeben, sich in/außer Gefahr begeben, sich zur Ruhe begeben

Wortbildungen

Übersetzungen

  • Baskisch:
    • gertatu
    • bisitatu
  • Englisch:
    • happen
    • occur
    • betake
    • resort
    • go
  • Französisch:
    • arriver
    • se produire
    • visiter
  • Italienisch:
    • aver luogo
    • succedere
    • accadere
    • avvenire
    • emettere
    • recarsi
    • andare
    • incorrere
    • esporsi
    • rischiare
    • sottoporsi
    • rinunciare
  • Polnisch:
    • zdarzyć się
    • udać się
    • popaść
    • zabierać się
  • Rumänisch:
    • întâmpla (a se întâmpla)
    • duce (a se duce)
    • deplasa (a se deplasa)
    • scoate (a se scoate)
    • procede (a procede)
    • scăpa (a scăpa)
  • Schwedisch:
    • hända
    • ske
    • hända sig
    • bege sig
    • ta itu med
    • sätta (sätta sig)
    • försätta (försätta sig)
  • Spanisch:
    • tener lugar
    • suceder
    • trasladarse
    • desplazarse
  • Tschechisch:
    • přihodit se
    • odejít
    • odebrat se
    • stát se
    • začít

Was reimt sich auf be­ge­ben?

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb be­ge­ben be­steht aus sieben Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × E, 2 × B, 1 × G & 1 × N

  • Vokale: 3 × E
  • Konsonanten: 2 × B, 1 × G, 1 × N

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten E und zwei­ten E mög­lich.

Das Alphagramm von be­ge­ben lautet: BBEEEGN

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Ber­lin
  2. Essen
  3. Gos­lar
  4. Essen
  5. Ber­lin
  6. Essen
  7. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Berta
  2. Emil
  3. Gus­tav
  4. Emil
  5. Berta
  6. Emil
  7. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Bravo
  2. Echo
  3. Golf
  4. Echo
  5. Bravo
  6. Echo
  7. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄ ▄ ▄
  2. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄▄▄▄ ▄ ▄ ▄
  4. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 12 Punkte für das Wort.

begeben

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort be­ge­ben ent­spricht dem Sprach­niveau B1 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr häu­fig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist je­doch rück­läu­fig. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Aben­teu­er­rei­se:
wagnisreiche Unternehmung eines Menschen, der sein gewohntes räumliches und soziales Umfeld verlässt und sich in ein ihm fremdes begibt
Fan­ta­sie­spiel:
Spielgeschehen, bei dem sich der Spielende in das Reich der Vorstellung begibt und Einfallsreichtum und das Produzieren von Spielideen gefragt sind
he­r­auf­zie­hen:
sich an einen höher gelegenen Ort begeben (beispielsweise in den Bergen)
her­lau­fen:
sich (schnell) zu Fuß hierher (zum Sprechenden) begeben
hin­lau­fen:
sich (mit mäßiger Geschwindigkeit) gehend irgendwohin begeben
sich schnell zu Fuß zu einem bestimmten Ort begeben
hi­n­über­lau­fen:
sich (schnell) zu Fuß an einen anderen Ort begeben (vom Sprechenden weg); nach dort drüben hinlaufen
Kom­mu­nal­an­lei­he:
Finanzwesen: Anleihe, die von einer Stadt oder einer Gemeinde begeben wurde
Meer­neun­au­ge:
Ichthyologie: ein aalähnlicher Fisch mit einem unpaaren Flossensaum und glatter, schuppenloser Haut sowie einem Knorpelskelett, der sich zum Laichen in den Unterlauf von Flüssen begibt
Ver­kehrs­an­fän­ge­rin:
weibliche Person, die sich noch ohne Verkehrserfahrung in den Verkehrsbereich begibt
zu­rück­wol­len:
sich wieder (physisch oder gedanklich) dorthin begeben wollen, wo man vorher war; zurückfahren, zurückgehen, zurückkehren, zurückkommen (und dergleichen) wollen

Film- & Serientitel

  • Blue Blood – Wer sich in Gefahr begibt… (Film, 2007)
  • Es begab sich aber zu der Zeit… (Film, 2006)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: begeben. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: begeben. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 12423240, 11548156, 10957520, 10138714, 9923664, 8770696, 8246080, 8184294, 6770294, 6572220, 6324910, 6023504, 5763714, 5253490 & 4867106. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  5. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 1. Auflage. Edition Kramer im Rhenania-Buchversand, Koblenz 2010, ISBN 978-3-941960-03-9 (Lizenzausgabe des Akademie Verlag, Berlin)
  2. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch
  3. mopo.de, 08.02.2023
  4. hna.de, 01.09.2022
  5. kurier.at, 22.09.2020
  6. schwarzwaelder-bote.de, 21.12.2019
  7. aerzteblatt.de, 09.06.2017
  8. sueddeutsche.de, 21.06.2016
  9. solothurnerzeitung.ch, 02.10.2015
  10. n-tv.de, 30.06.2014
  11. taz.de, 29.08.2008
  12. rp-online.de, 11.09.2007
  13. pnp.de, 26.01.2006
  14. abendblatt.de, 25.03.2004
  15. lvz.de, 28.05.2002
  16. DIE WELT 2001
  17. BILD 2000
  18. TAZ 1997
  19. Welt 1996
  20. Berliner Zeitung 1995