naiv

Adjektiv (Wiewort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ naˈiːf ]

Silbentrennung

naiv

Definition bzw. Bedeutung

  • Literaturwissenschaft: gänzlich im Einklang mit der Natur sowie der Wirklichkeit stehend

  • meist abwertend: über wenig Erfahrung und/oder Sachkenntnis verfügen und daher nicht sehr scharfsinnig erscheinend

  • Ohne Hintergedanken blind vertrauend, nicht gekünstelt und aufrichtig.

Begriffsursprung

Im 18. Jahrhundert ins Deutsche übernommen vom französischen Wort naïf, welches auf lateinisch nātīvus „geboren“, das Partizipialadjektiv des Verbs nāscī „geboren werden“ zurückgeht

Steigerung (Komparation)

  1. naiv (Positiv)
  2. naiver (Komparativ)
  3. am naivsten (Superlativ)

Anderes Wort für na­iv (Synonyme)

ahnungslos:
unwissend; von einer Sache nichts wissend und auch nichts vermutend
an den Osterhasen glauben (ugs., fig.)
an den Weihnachtsmann glauben (ugs., fig.)
arglos:
nichts Böses ahnend; harmlos; treuherzig; blauäugig; unschuldig; ohne Argwohn
blauäugig:
blaue Augen habend
naiv, arglos, weltfremd oder äußerst optimistisch
lebensunerfahren
leichtgläubig:
ungewöhnlich schnell und auf unkritische Weise bereit, Dinge, die von anderen behauptet werden, als wahr zu akzeptieren und dadurch leicht zu täuschen
tumb:
töricht, einfältig, schlichten Geistes seiend
unbedarft:
leicht in die Irre zu führen; über wenig Erfahrung und/oder Kenntnis verfügend
unschuldig:
moralisch und sittlich rein, zur Sünde unfähig
nichts Böses oder Schlechtes bergend
vertrauensselig:
schnell bereit, jemandem (blindes) Vertrauen zu schenken
fromm (Wunsch):
religiös observant, gottgläubig, religiös
selten, über Personen und Tiere: untadelig, gehorsam, lenkbar
gutgläubig:
in gutem Glauben; mit der positiven Überzeugung über die Redlichkeit/Legitimität/Rechtmäßigkeit von etwas
mit einer positiven, vertrauensvollen Einstellung gegenüber anderen Menschen, manchmal sogar mit der Tendenz, naiv oder leichtgläubig zu sein
harmlos:
keine Steigerung möglich: völlig unschädlich und ungefährlich, frei von Aggressionen
ohne größere schädliche Wirkungen oder schlimme Folgen
im guten Glauben, dass
in gutem Glauben
kindsköpfig
nimmt alles für bare Münze
treudoof (ironisierend):
naiv hilfsbereit oder diensteifrig, ohne zu merken, dass man ausgenutzt wird
treuherzig:
so, dass man offen, arglos und gutgläubig ist / handelt
undistanziert
prälapsarisch (fachspr., sehr selten)
unberührt:
durch menschliche Einflüsse nicht verändert
nicht (mit Händen) angegriffen
unverbildet (geh.)
muss (im Leben) noch viel lernen (ugs.)
noch feucht hinter den Ohren (ugs., fig.)
noch grün hinter den Ohren (ugs., fig.)
unerfahren:
keine oder sehr wenig Erfahrung in etwas haben
wenig Lebenserfahrung haben
weiß nichts vom Leben (ugs.)
weiß nichts von der Welt (ugs.)

Sinnverwandte Wörter

ein­fäl­tig:
keinen Argwohn zeigend; sich viel gefallen lassend
nicht sehr schlau, nicht besonders klug, geistig ein wenig beschränkt
kind­lich:
einem Kind gleich oder ähnlich, im Zustand eines Kindes, zu einem Kind gehörend
na­tür­lich:
im Sinne von einfach, ungezwungen
im Sinne von selbstverständlich, klar
nichtsahnend
tö­richt:
besonders seltsam, unsinnig oder ärgerlich wirkend
keinen Argwohn zeigend; nicht besonders schlau, klug
ungekünstelt
un­ge­zwun­gen:
frei, ohne Hemmungen und Förmlichkeiten
un­reif:
noch nicht vollends durchdacht
von Früchten und Nahrungsmitteln: nicht den vollen Reifegrad erreicht
un­wis­send:
kein (hinreichendes) Wissen habend

Gegenteil von na­iv (Antonyme)

sentimentalistisch

Beispielsätze

  • Wie kommst du darauf, dass ich so naiv wäre zu glauben, dass es denen um den Erhalt der Dorfgemeinschaft ginge?

  • Du naiver Dummkopf, glaubst das wirklich?

  • Es ist schon naiv zu glauben, dass es hier nicht einzigalleine um die Wahrung der eigenen Interessen geht.

  • Ich bin nicht so naiv.

  • Du bist naiv, wenn du glaubst, dass du damit durchkommst.

  • Du bist naiv, wenn du glaubst, diese Gesetze seien zum Schutz der Menschen gemacht worden.

  • Es ist naiv zu glauben, dass diese Gesetze zum Schutz der Menschen gemacht worden sind.

  • Valli ist im Herzen ein sehr guter Mensch, aber, vielleicht gerade deswegen, auch äußerst naiv.

  • Tom ist so naiv, dass er alles glaubt, was man ihm sagt.

  • Das ist eine sehr naive Frage.

  • Sie waren naiv.

  • Sie ist jung und naiv.

  • Er ist jung und naiv.

  • Maria ist wirklich naiv, nicht wahr?

  • Sie ist ein bisschen naiv, was?

  • Tom war naiv, aber er war dennoch klug.

  • Tom ist naiv, nicht wahr?

  • Ich bezweifle, dass Tom und Maria wirklich so naiv sind.

  • Ich bin nicht naiv.

  • Marias anarchistische Ideen kann man als naiv bezeichnen.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Also nahm ich dich innerlich in die Arme, denn Menschen sind treuherzige, naive, hoffnungsbetrunkene Wesen.

  • All das einfach nach China zu verkaufen, wäre auch aus Branchensicht wohl naiv gewesen.

  • Also hinterfragt man mit „naiv.

  • Damals klopfte ich richtig naiv, aber voller Überzeugung an die Türen der Casting-Agenturen (lacht), so nach dem Motto: Hier bin ich!

  • Aber der naive Piefke bleibt aber beim tratitionellen Sparbuch.

  • Alle, welche denken, die Proteste kommen einfach mal so, ist naiv und vergisst die Regime Change Aktionen der USA in zahlreichen Ländern.

  • Aus heutiger Sicht wirkt das naiv und utopisch.

  • Als Bildhauer würde er mit den eher ungelenken, naiv anmutenden Skulptürchen durchfallen.

  • All dies wirkt dem Eindruck ihrer Kritiker entgegen, dass sie eine naive, bedingungslose Willkommenskultur propagiert.

  • Aber es ist nun mal so. 5. Mal naiv gefragt Wie war es denn dann, wenn das alles gelogen sein sollte?

  • Aber Ihre naive Vorstellung von Genossen ist ja ziemlich verstaubt.

  • Sie verzückte das Publikum als naive Schönheit in «Gentlemen Prefer Blondes», «How to Marry a Millionaire» und «The Seven Year Itch».

  • Alles andere ist leider naiv.

  • Eine naive Randfigur, die Freunde sucht und an Kriminellen hängen bleibt.

  • Das war vermutlich naiv - Ergebnisse von Gipfeltreffen werden üblicherweise im Vorfeld auf niedrigeren diplomatischen Ebenen ausgehandelt.

Häufige Wortkombinationen

  • es ist naiv zu glauben, so naiv sein zu glauben, dass… 
  • naiv sein wie ein Kind
  • naive Dichtung

Wortbildungen

Übersetzungen

Was reimt sich auf na­iv?

Anagramme

Wortaufbau

Das zweisilbige Isogramm na­iv be­steht aus vier Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 1 × A, 1 × I, 1 × N & 1 × V

  • Vokale: 1 × A, 1 × I
  • Konsonanten: 1 × N, 1 × V

Eine Worttrennung ist nach dem A mög­lich.

Das Alphagramm von na­iv lautet: AINV

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Adjektiv fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Nürn­berg
  2. Aachen
  3. Ingel­heim
  4. Völk­lingen

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Nord­pol
  2. Anton
  3. Ida
  4. Vik­tor

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Novem­ber
  2. Alfa
  3. India
  4. Vic­tor

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄ ▄▄▄▄
  3. ▄ ▄
  4. ▄ ▄ ▄ ▄▄▄▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 9 Punkte für das Wort.

naiv

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Wie­wort na­iv kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

bie­der:
sich engstirnig an gesellschaftliche Regeln haltend, sehr darauf bedacht, als anständig zu gelten und nicht unangenehm aufzufallen, dabei vielleicht auch zu einfältig, zu naiv, treuherzig
Blon­di­nen­witz:
kleine, lustige Geschichte über das Klischee, Blondinen seien naiv und einfältig
Land­ei:
Mensch, der auf dem Land lebt (was bedeutet: nicht in der Stadt) und in vielerlei Hinsicht für unerfahren und naiv gehalten wird
Na­iv­ling:
umgangssprachlich, abwertend: Person, die sich naiv verhält; Person, die Situationen nicht richtig einschätzen kann
Schild­bür­ger:
derb: Person, die naiv, töricht und engstirnig ist
Sprü­che­ma­cher:
Person, die verbal (oft unbrauchbare) Informationen / Ratschläge von sich gibt, um sich wichtig zu machen und andere damit als naiv erscheinen lassen will
un­kri­tisch:
kritiklos, leichtgläubig, naiv

Film- & Serientitel

  • Dieses naive Verlangen (Fernsehfilm, 1993)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: naiv. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: naiv. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 12151587, 11911340, 11911337, 11910711, 11303291, 11236647, 11139107, 10082200, 10082027, 10082026, 10029387, 9767594, 9142936, 8891450, 8337440, 8317210 & 7927100. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  5. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  2. kn-online.de, 31.12.2023
  3. welt.de, 09.11.2022
  4. noen.at, 03.02.2021
  5. focus.de, 24.05.2020
  6. focus.de, 05.10.2019
  7. focus.de, 05.01.2018
  8. tagesspiegel.de, 21.09.2017
  9. nzz.ch, 12.05.2016
  10. welt.de, 09.10.2015
  11. zeit.de, 30.10.2014
  12. zeit.de, 03.05.2013
  13. tagesschau.sf.tv, 05.08.2012
  14. blog.bernerzeitung.ch, 07.05.2011
  15. wiesbadener-kurier.de, 02.03.2010
  16. taz.de, 22.02.2009
  17. spiegel.de, 30.07.2008
  18. berlinerliteraturkritik.de, 12.06.2007
  19. welt.de, 02.10.2006
  20. archiv.tagesspiegel.de, 30.04.2005
  21. lvz.de, 22.06.2004
  22. heute.t-online.de, 12.10.2003
  23. tsp, 30.01.2002
  24. Die Welt 2001
  25. Berliner Zeitung 2000
  26. Berliner Zeitung 1998
  27. Rheinischer Merkur 1997
  28. Süddeutsche Zeitung 1996
  29. Stuttgarter Zeitung 1995