Menetekel

Substantiv (Nomen), Neutrum (sächlich)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [ˌmeneˈteːkl̩]

Silbentrennung

Menetekel (Einzahl/Mehrzahl)

Definition bzw. Bedeutung

(geheimnisvolles) warnendes Vorzeichen eines drohenden Unheils, ernstes Warnzeichen.

Begriffsursprung

  • Der Ausdruck wird im 15. Jahrhundert mit den ersten Bibelübersetzungen im Deutschen bekannt. Zugrunde liegen die Anfangsworte einer durch das Alte Testament (LUT) überlieferten aramäischen Formel מנא מנא תקל ופרסין, einer Geisterinschrift, die dem babylonischen König Belšazar bei einem Gastmahl an der Wand erscheint und ihm sein bevorstehendes Schicksal ankündigen soll. Die Verwendung der Anfangswörter zur Bezeichnung des ganzen Textes entspricht der von Vaterunser. (Für eine eingehendere Analyse siehe Online= URL.).

  • Der Belšazarstoff wurde öfter literarisch bearbeitet. Besonders bekannt ist das Gedicht Belsatzar von Heinrich Heine. Der deutsche Dramatiker Friedrich Wolf gab einer Erzählung den Titel Menetekel. Ins Scherzhafte gewendet erscheint das Thema in dem Vierzeiler Zwei Schweinekarbonaden von Joachim Ringelnatz.

Deklination (Fälle)

SingularPlural
Nominativdas Menetekeldie Menetekel
Genitivdes Menetekelsder Menetekel
Dativdem Menetekelden Menetekeln
Akkusativdas Menetekeldie Menetekel

Anderes Wort für Me­ne­te­kel (Synonyme)

böses Omen
mahnendes Zeichen
Memento (geh.)
Vorboten kommenden Unheils
Warnzeichen:
beobachtbare Erscheinung, die auf etwas Unerwünschtes hinweist
bewusst gesetzes Zeichen, um vor einer Gefahr zu warnen
Zeichen an der Wand
Zeichen drohenden Unheils

Sinnverwandte Wörter

bö­se:
moralisch falsch, nicht gut; bösartig
schädlich oder gefährlich
Mahnzeichen
Omen:
ein Vorzeichen, Anzeichen, eine Vorahnung im Sinnbild
Vor­war­nung:
rechtzeitige Mitteilung oder Anzeige einer drohenden Gefahr, Hinweis auf eine solche

Beispielsätze

Kometen galten lange Zeit als Menetekel bevorstehenden Unglücks.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Die Notverordnungen (gemäß Artikel 48 Absatz 2) der Verfassung von Weimar galten als Menetekel des Übergangs von Demokratie in Diktatur.

  • Die Pleite wirkt wie ein Menetekel für die ganze Branche in Zeiten von Corona.

  • Der Sieg von Boris Johnson in Großbritannien muss kein Menetekel der US-Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr sein.

  • Das Kriegsjahr 1943 begann für Deutschland mit dem Menetekel von Stalingrad.

  • Das Schweriner Wahlergebnis nannte Hofreiter „ein Menetekel“.

  • Das mag ein weiteres Menetekel dafür sein, dass Frankreich unsanfte Zeiten bevorstehen.

  • Baden-Württemberg wird für die Union zum Menetekel.

  • Weder Vorbild noch Beispiel, vielleicht Menetekel.

  • Manche sehen den Niedergang von CNN als Menetekel: Das Ende des Journalismus naht.

  • An die Türen der modernen Gesellschaft klopfen immer lauter die leidigen Menetekel der Globalisierung.

  • Der unterhalb des Ausgabepreises dümpelnde Aktienkurs von Blackstone ist ein Menetekel.

  • UMTS-Report - Margeneinbruch in Großbritannien - Menetekel für Vodafone?

  • Eine große Koalition gilt ihnen nicht allein als Berliner Menetekel, sondern als reale Bedrohung ihrer Kabinettsexistenz in Magdeburg.

  • Ein solches Menetekel ist die Zahl der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit.

  • Günter Seuren hat sich von seinen Lesern mit einem Menetekel in Kalligrafie verabschiedet.

  • Mittlerweile ist sie ein Menetekel.

  • Zweitens, und was ein noch schlimmeres Menetekel ist, lagen die Bestellungen aus dem Inland um neun Prozent unter dem Vorjahresniveau.

  • An einem schmucken Biedermeierhaus klebt das Menetekel aus einem nicht ganz streifenfreien Laserdrucker im Fenster: "Nein zu Schwarzgrün".

  • Auch wenn dieses Flugzeug keine bösen Absichten erkennen lässt, ist es doch ein Menetekel.

  • Ein Menetekel, obwohl doch nach drei Spieltagen überhaupt nichts entschieden sein kann.

  • Das Urteil der US-Richterin Shirley Kram sei "wie ein Menetekel an der Wand".

  • Das Desaster der Bahn ist ein Menetekel für den Sozialstaat überhaupt.

  • Das ist kein wahnsinnig provokantes Menetekel, sondern schlicht "Shit".

  • Kärnten ist das Menetekel der Republik.

  • Vor allem anderen wurde gerade die Massenarbeitslosigkeit zum Menetekel der Krise.

  • Die Bilder der Trümmer von Eschede gehen um die Welt und werden zum Menetekel für ungehemmten Geschwindigkeitswahn.

  • Er malt das Menetekel der Brüningschen Notverordnungen zu Beginn der dreißiger Jahre an die Wand.

  • Manche Experten malen bereits neue Menetekel an die Wand.

Häufige Wortkombinationen

  • jemanden/etwas als Menetekel an die Wand malen

Wortbildungen

Übergeordnete Begriffe

Übersetzungen

  • Englisch:
    • the handwriting on the wall
    • handwriting on the wall
    • the writing on the wall
    • writing on the wall
  • Französisch:
    • avertissement
    • mauvais
    • l’inscription sur le mur (weiblich)
    • fatidique (männlich)
    • présage (männlich)
  • Polnisch: mane, tekel, fares
  • Schwedisch: menetekel

Was reimt sich auf Me­ne­te­kel?

Wortaufbau

Das viersilbige Substantiv Me­ne­te­kel be­steht aus neun Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 4 × E, 1 × K, 1 × L, 1 × M, 1 × N & 1 × T

  • Vokale: 4 × E
  • Konsonanten: 1 × K, 1 × L, 1 × M, 1 × N, 1 × T

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten E, zwei­ten E und drit­ten E mög­lich.

Das Alphagramm von Me­ne­te­kel lautet: EEEEKLMNT

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Mün­chen
  2. Essen
  3. Nürn­berg
  4. Essen
  5. Tü­bin­gen
  6. Essen
  7. Köln
  8. Essen
  9. Leip­zig

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Martha
  2. Emil
  3. Nord­pol
  4. Emil
  5. Theo­dor
  6. Emil
  7. Kauf­mann
  8. Emil
  9. Lud­wig

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Mike
  2. Echo
  3. Novem­ber
  4. Echo
  5. Tango
  6. Echo
  7. Kilo
  8. Echo
  9. Lima

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  2. ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄▄▄▄
  4. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄
  5. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 15 Punkte für das Wort.

Menetekel

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen Me­ne­te­kel kam im letz­ten Jahr äußerst sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Menetekel. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: Menetekel. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen
  2. Bibel: Daniel, Kapitel 5, Vers 25
  3. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  4. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Buch der Zitate und Redewendungen. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-71802-3, DNB 984374108
  5. jungefreiheit.de, 21.03.2022
  6. bo.de, 31.07.2020
  7. tagesspiegel.de, 13.12.2019
  8. jungefreiheit.de, 06.05.2018
  9. wirtschaft.com, 05.09.2016
  10. abendblatt.de, 11.01.2015
  11. zeit.de, 14.08.2011
  12. spiegel.de, 15.03.2010
  13. spiegel.de, 01.07.2010
  14. pressetext.com, 04.02.2009
  15. faz.net, 24.07.2007
  16. umts-report.de, 10.04.2007
  17. fr-aktuell.de, 18.03.2006
  18. fr-aktuell.de, 01.02.2006
  19. Die Zeit (22/2004)
  20. archiv.tagesspiegel.de, 19.02.2003
  21. f-r.de, 12.02.2003
  22. sueddeutsche.de, 16.12.2002
  23. sueddeutsche.de, 13.08.2002
  24. sz, 13.08.2001
  25. bz, 10.03.2001
  26. Junge Welt 2000
  27. DIE WELT 2000
  28. Junge Welt 1999
  29. Tagesspiegel 1998
  30. Rheinischer Merkur 1997
  31. Die Zeit 1996
  32. Stuttgarter Zeitung 1995