Grat

Substantiv (Nomen), maskulin (männlich)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ɡʁaːt ]

Silbentrennung

Einzahl:Grat
Mehrzahl:Grate

Definition bzw. Bedeutung

  • Bauwesen: Schnittlinie zweier Dachflächen oder Gewölbeflächen

  • schmaler Bergkamm, Bergrücken

  • Technik: ein bei Trenn- oder Formverfahren entstehender scharfkantig hervorstehenden Rand eines Werkstückes

  • Textilindustrie: schräg verlaufende Bindungslinie

Begriffsursprung

Grat geht auf das mittelhoch- und mittelniederdeutsche grāt (Rückgrat, Bergrücken, Stachel, Fischgräte) zurück. Gemeinsam mit dem mittelniederländischen graet und dem niederländischen graat (Gräte) stammt es vielleicht wie das russische грот (Wurfspieß), das polnische grot und das tschechische hrot (Spitze) von der indoeuropäischen Wurzel *gher- oder *gherə- (hervorstechen (bei Trieben von Pflanzen, Borsten und Kanten)) ab. Die germanischen Formen setzen dann ein hochstufiges und langvokalisches indoeuropäisches *ghrē- voraus, die slawischen ein reduziertes *ghrə-. Andere Wörter, die diesen Ursprung aufweisen, sind Granne, Gras und grün.

Deklination (Fälle)

SingularPlural
Nominativder Gratdie Grate
Genitivdes Grats/​Gratesder Grate
Dativdem Gratden Graten
Akkusativden Gratdie Grate

Anderes Wort für Grat (Synonyme)

Bart:
an Schlüsseln derjenige Teil, der in das Schloss passt
Aufwind im Segelflug
Berggrat
Bergrücken:
Höhenzug eines Berges
Bergzug
Dachgrat
Gebirgsgrat
Höhenrücken
Kamm:
aneinandergereihte Hügel oder Berggipfel
bestimmtes Stück des Nackens eines geschlachteten Tieres
Kante:
das Endstück des Brots
die Schnittlinie zweier Flächen
Naht:
Biologie: Stelle, an der sich zwei Knochen (besonders Schädelknochen) begegnen
Linie, wo sich zwei durch Nähen verbundene Stoffe berühren

Sinnverwandte Wörter

Berg­kamm:
Linie des höchsten, schmalen Verlaufs eines Bergzugs

Gegenteil von Grat (Antonyme)

Tal­soh­le:
bildlich: Tiefpunkt einer Entwicklung
die tiefsten Punkte im Querschnitt eines Tales, bei dessen Entstehung auch Seitenerosion stattgefunden hat

Beispielsätze

  • Die beliebteste Dachform für das Eigenheim ist das sogenannte Satteldach mit einem sehr spitzen Grat.

  • Wir kletterten über den Grat zum Gipfel.

  • Das Werkstück hat noch Grat.

  • Vernunft ist der schmale Grat zwischen Irrationalität und Rationalität.

  • Sauber zwischen „nützlich“ und „nutzlos“ zu unterscheiden ist ungefähr so einfach, wie den feinen Grat zwischen Wasser und Eis festzulegen.

  • Es liegt ein feiner Grat zwischen knapper Sprache, die auf den Punkt kommt, und zu schroffer Sprache.

  • Es liegt ein feiner Grat zwischen Sprache, die knapp ist und auf den Punkt kommt, und Sprache, die zu schroff ist.

  • Wir folgen dem Grat, bis wir den felsigen Gipfelaufbau erreichen.

  • Zwischen Durchsetzungsvermögen und Aggressivität liegt ein schmaler Grat.

  • Zwischen Worten und der Tat steht ein Berg mit steilem Grat.

  • Das Dekolleté ist jener schmale Grat, auf dem der gute Geschmack balanciert, ohne herunterzufallen.

  • Die Große Mauer schlängelt sich entlang der Grate der Bergketten Yanshan und Yinshan, welche sich im Norden Chinas von Osten nach Westen erstrecken.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Er und seine Partnerin, die sich auf einem Grat befand, wurden schießlich von einem Polizeihubschrauber unverletzt geborgen.

  • Woran ein Ehepaar beim Schleifen am Grat der Einheit dachte.

  • Es gilt, einen schmalen Grat zu gehen.

  • Der Grat zwischen Frust und Lust ist nun mal ein schmaler.

  • Der Grat zwischen Bewunderung und Ablehnung ist schmal.

  • Der Grat zwischen vertrauenswürdigem Helfer und abgehoben-privilegiertem Halbgott in Weiß ist ein schmaler.

  • Aber da ist der Grat manchmal sehr schmal.

  • Der Grat zwischen Anteilnahme und Sensationshunger ist schmal.

  • “Reifebeispiel” sein für einen “runden”, gelungenen Lebensweg. 360 Grad, graduierte Kugeloberfläche, nicht messerscharfer Grat!

  • Der Grat sei manchmal schmal, sagt Martinelli.

  • Doch der Grat zwischen angenehmer Gewohnheit und Sucht ist schmal.

  • Deswegen stürzte der Münchner zirka 15 Meter tief vom Grat ins Oberreintal.

  • Clemens Meyer im Skoda Fabia: Der Grat zwischen „Abflug" und schneller Zeit ist schmal.

  • Der Lohn: Ein fantastischer Blick zu beiden Seiten des Grates.

  • Dass dies ein schmaler Grat werden kann, wissen wir sehr wohl“, sagt Heldt.

Wortbildungen

Untergeordnete Begriffe

Übersetzungen

Homophone

Was reimt sich auf Grat?

Wortaufbau

Das Isogramm Grat be­steht aus vier Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 1 × A, 1 × G, 1 × R & 1 × T

  • Vokale: 1 × A
  • Konsonanten: 1 × G, 1 × R, 1 × T

Das Alphagramm von Grat lautet: AGRT

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Substantiv fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Gos­lar
  2. Ros­tock
  3. Aachen
  4. Tü­bin­gen

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Gus­tav
  2. Richard
  3. Anton
  4. Theo­dor

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Golf
  2. Romeo
  3. Alfa
  4. Tango

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄ ▄▄▄▄
  4. ▄▄▄▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 5 Punkte für das Wort Grat (Sin­gu­lar) bzw. 6 Punkte für Gra­te (Plural).

Grat

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen Grat kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Drei­strahl­ge­wöl­be:
Architektur: eine Gewölbeform, die aus drei Kappen und drei Graten bzw. Rippen besteht zur Überdeckung dreieckiger Gewölbefelder
Ge­birgs­kamm:
Reihe untereinander durch Grate verbundener Bergspitzen
Grat­wan­de­rung:
alpin: Bergtour, bei der man den Grat einer Bergkette entlang wandert
Situation, bei der man zwei gegensätzliche Aspekte hat, die gleichzeitig zu berücksichtigen sind; man bewegt sich auf "einem schmalen Grat", der kein Abweichen nach links oder rechts zulässt
Kreuz­rip­pen­ge­wöl­be:
Architektur: ein in der Form ähnliches Gewölbe wie das Kreuzgratgewölbe; im Unterschied zu diesem sind aber die Grate durch statisch allein tragende Rippen ersetzt
Rip­pen­ge­wöl­be:
Architektur: Fachterminus für dasjenige Kreuzgewölbe (zwei sich schneidender Tonnengewölbe), bei dem an den Schnittkanten Grate oder Rippen ausgebildet werden
Sen­sen­bart:
der Grat bzw. die Schnittkante einer Sense

Buchtitel

  • Der schmale Grat Hubert Messner, Lenz Koppelstätter | ISBN: 978-3-45360-637-1

Film- & Serientitel

  • Auf schmalem Grat (Fernsehfilm, 2000)
  • Der schmale Grat (Film, 1998)
  • Ein schmaler Grat (Film, 2013)
  • Luis Trenker-Der Schmale Grat der Wahrheit (Fernsehfilm, 2015)
  • Transpecos – Zwischen Gut und Böse herrscht ein schmaler Grat (Film, 2016)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Grat. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2024, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: Grat. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 8831776, 3812432, 3804312, 3804308, 3586405, 3376256, 3013633, 2411818 & 1621108. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  5. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9
  2. krone.at, 30.10.2022
  3. thueringer-allgemeine.de, 04.10.2021
  4. noe.orf.at, 11.03.2020
  5. tagesspiegel.de, 12.08.2019
  6. wz.de, 20.03.2018
  7. ots.at, 10.02.2017
  8. welt.de, 06.05.2016
  9. zeit.de, 01.04.2015
  10. blogs.faz.net, 05.12.2014
  11. beobachter.ch, 19.03.2013
  12. beobachter.ch, 05.10.2012
  13. merkur-online.de, 18.08.2011
  14. boehme-zeitung.de, 02.06.2010
  15. presseportal.de, 19.03.2009
  16. welt.de, 12.07.2008
  17. sw-express.de, 02.10.2007
  18. fr-aktuell.de, 03.02.2006
  19. sueddeutsche.de, 13.08.2005
  20. welt.de, 12.11.2004
  21. archiv.tagesspiegel.de, 26.07.2003
  22. sueddeutsche.de, 05.08.2002
  23. bz, 13.03.2001
  24. Tagesspiegel 2000
  25. Systhema Rockmusiklexikon 1999
  26. Berliner Zeitung 1998
  27. Berliner Zeitung 1997
  28. Stuttgarter Zeitung 1996
  29. Berliner Zeitung 1995