Getto

Substantiv (Nomen), Neutrum (sächlich)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ˈɡɛto ]

Silbentrennung

Einzahl:Getto
Mehrzahl:Gettos / Getti

Definition bzw. Bedeutung

  • bestimmte (soziale, wirtschaftliche oder dergleichen) mentale oder psychische Sphäre, der sich jemand nicht entziehen kann

  • früher, besonders in der Zeit des Nationalsozialismus: (militärisch streng bewachtes) isoliertes Stadtviertel, in dem die jüdische Bevölkerung gezwungenermaßen abgesondert von der übrigen Stadtbevölkerung (in unmenschlichen Lebensverhältnissen) leben musste

  • historisch: von der jüdischen Bevölkerung (anfänglich freiwillig, später zwangsweise) bewohntes, von den übrigen Stadtvierteln (durch Mauern oder Ähnliches) abgetrenntes Viertel

  • Zumeist abwertend: von diskriminierten Minderheiten, Ausländern oder auch privilegierten Bevölkerungsgruppen bewohnter Bezirk bzw. Viertel einer Stadt.

Alternative Schreibweise

Deklination (Fälle)

SingularPlural
Nominativdas Gettodie Gettos/​Getti
Genitivdes Gettosder Gettos/​Getti
Dativdem Gettoden Gettos/​Getti
Akkusativdas Gettodie Gettos/​Getti

Anderes Wort für Get­to (Synonyme)

Armenviertel:
ein Stadtviertel, das überwiegend von Armen bewohnt wird
Bidonville (fachspr., franz.)
Bronx (ugs., fig.):
Stadtbezirk der US-amerikanischen Stadt New York
Elendsviertel:
ein verwahrloster Stadtbezirk, der von armen Menschen bewohnt wird
Favela (fachspr., portugiesisch):
Elendsviertel am Rande südamerikanischer, insbesondere brasilianischer Städte
Gecekondu (fachspr., türkisch)
informelle Siedlung
Judenquartier
Judenviertel:
Wohnbezirk, in dem Juden leben
Marginalsiedlung (fachspr.)
Pennerbezirk (derb)
Slum:
Geografie: verwahrloster Stadtbezirk (vor allem in einer Großstadt), der von armen Menschen bewohnt wird und durch heruntergekommene Bausubstanz und schlecht ausgestattete Infrastruktur gekennzeichnet ist

Sinnverwandte Wörter

Ban­li­eue:
Vorstadt einer Stadt in Frankreich
Barriada
Bonzengegend
Bonzenviertel
Cot­tage:
Haus/Häuschen auf dem Land
Villenviertel in Wien
Elends­quar­tier:
Quartier, das sich völlig unzureichenden Lebensumständen betroffener Personen verdankt
Judengasse
Judería
Mel­lah:
traditionell von Juden bewohntes Viertel in arabischen Städten (hier insbesonders in Marokko)
Pro­b­lem­vier­tel:
Stadtviertel, welches die Lebensbedingungen ihrer Bewohner und insbesondere die Entwicklungschancen negativ beeinflusst
Prominentenhügel
Reichenviertel
Schtetl:
früher: bis zur Schoah mehrheitlich von einer jüdischen Bevölkerung bewohnter Ort (in Osteuropa), an dem diese ihre eigenen jüdischen Traditionen lebten
Shantytown
sozialer Brennpunkt
Stetl:
früher: alternative Schreibweise von Schtetl
Town­ship:
städtische Siedlung im südlichen Afrika, welche vorwiegend von ärmeren, nichtweißen Bevölkerungsgruppen bewohnt wird
Trabantenstadt
Tugurio
Vil­len­ge­gend:
durch Villen geprägte Wohngegend
Vil­len­vier­tel:
Stadtteil, der von Villen geprägt ist

Beispielsätze (Medien)

  • Für sie ist kein Platz in der Film-Welt, sie werden deshalb in ein militärisch abgeschirmtes Getto verbannt.

  • Seine Mutter war im Getto im Widerstand gegen die Nazis aktiv.

  • Familiennachzug von MigrantenSeehofer warnt vor Gettos – „Kehren nie wieder zurück

  • Nur dann können wir beeinflussen, dass die Unterkünfte gleichmäßig im Bezirk verteilt sind und keine Gettos entstehen.

  • Stadtteile, die an Gettos erinnern, bleiben in dieser Zuwanderergeneration aus.

  • Soll mal einer von euch nur eine Woche in den Gettos der Roma leben.

  • Die Menschen sind im Getto verhungert.

  • Marcel Reich-Ranicki ist einer der wenigen Überlebenden des Warschauer Gettos.

  • Am nächsten Morgen werden sie wieder auf der Parkbank sitzen - in dem Viertel, dass sie selbst Getto nennen.

  • "Verlass die Stadt" kann vielleicht auch heißen "Verlass Dein selbstgewähltes Getto".

  • Wir wollen kein Getto bilden", sagte Ismail Özkan, einer der Initiatoren.

  • Das jedoch war ihnen zu anstrengend, und so entstanden Gettos der Ignoranz und der Laisser-faire-Toleranz.

  • Das Viertel, in dem sein Mörder, Mohammed Bouyeri, aufwuchs, wurde als Getto der Parallelgesellschaft bezeichnet.

  • Mit Geld, das Ruth Pfau in Deutschland von der Kirche und von Freunden erbettelte, errichtete sie mitten im Getto eine Lepra-Klinik.

  • Bis ins 18.Jahrhundert hinein waren sie in einem Getto verbannt.

  • Gießener Wissenschaftler übersetzen die Chronik des polnischen Gettos Lodz.

  • Ihre Eltern Sophie-Else und Maximilian Abraham wurden im November 1941 in das Getto von Minsk deportiert.

  • Das Getto ist ein kontrollierter Raum mit Regeln, die die Deutschen für die Juden aufgestellt haben.

  • Drinnen dröhnt solche Uffta-Musik, zu der bei MTV immer dicke Schwarze in Stretchlimousinen mit teuren Frauen im Fond durchs Getto kurven.

  • Auf keinen Fall aber dürfen wir uns in ein behagliches Getto zurückziehen und sagen: Jetzt sind wir unter uns.

Häufige Wortkombinationen

  • die Gettos der Schwarzen; ein Getto der Alten, ein Getto der Homosexuellen, ein Getto der Reichen
  • im Getto leben
  • in Gettos zernieren
  • römisches Getto, venezianisches Getto

Wortbildungen

Übergeordnete Begriffe

Untergeordnete Begriffe

  • Armengetto
  • Farbigengetto
  • Gastarbeitergetto
  • Intellektuellen-Getto
  • Intelligenz-Getto
  • Judengetto
  • Liste der Gettos in der Zeit des Nationalsozialismus
  • Schwarzengetto
  • Shang­hai

Übersetzungen

Homophone

Was reimt sich auf Get­to?

Anagramme

Wortaufbau

Das zweisilbige Substantiv Get­to be­steht aus fünf Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × T, 1 × E, 1 × G & 1 × O

  • Vokale: 1 × E, 1 × O
  • Konsonanten: 2 × T, 1 × G

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten T mög­lich. Im Plu­ral Get­tos an glei­cher Stelle.

Das Alphagramm von Get­to lautet: EGOTT

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Gos­lar
  2. Essen
  3. Tü­bin­gen
  4. Tü­bin­gen
  5. Offen­bach

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Gus­tav
  2. Emil
  3. Theo­dor
  4. Theo­dor
  5. Otto

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Golf
  2. Echo
  3. Tango
  4. Tango
  5. Oscar

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄▄▄▄
  3. ▄▄▄▄
  4. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 7 Punkte für das Wort Get­to (Sin­gu­lar) bzw. 8 Punkte für Get­tos und 6 Punkte für Get­ti (Plural).

Getto

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen Get­to kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Get­to­i­sie­rung:
zunehmende Bildung von Gettos oder Gettobildung
Ghet­to­i­sie­rung:
zunehmende Isolierung, zunehmende Bildung von Gettos
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Getto. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2024, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: Getto. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
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