Gehabe

Substantiv (Nomen), Neutrum (sächlich)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ɡəˈhaːbə ]

Silbentrennung

Gehabe

Definition bzw. Bedeutung

meist negativ: (affektiertes) Verhalten

Begriffsursprung

Pfeifer vermutet Neubildung des 19. Jahrhunderts zum Verb gehaben

Deklination (Fälle)

SingularPlural
Nominativdas Gehabe
Genitivdes Gehabes
Dativdem Gehabe
Akkusativdas Gehabe

Anderes Wort für Ge­ha­be (Synonyme)

(einen) ganz großen Bahnhof (machen) (fig.)
Aufgeregtheit (geh.)
Aufhebens
Aufregung:
Gefühl der Anspannung und Unruhe
verwirrendes, chaotisches Durcheinander
Aufriss (ugs.):
das Aufreißen, also die Suche nach einem Freund oder einer Freundin
kurzgefasste Darstellung eines bestimmten Themas oder eines bestimmten Stoffes
Aufruhr (fig.):
gehoben; ohne Plural: heftige Gefühls- und Gemütsbewegung
gehoben; ohne Plural; im übertragenen Sinne zu : heftige Bewegung von Naturgewalten
Aufsehen:
besondere öffentliche Aufmerksamkeit
Bohei (ugs.):
unverhältnismäßig großes, unnötiges Aufsehen, das jemand oder etwas erfährt
Buhei (ugs.):
Prahlerei oder Windbeutelei, eine aufwändige Kleiderpracht
viel Aufhebens und Getue, ein Spektakel ohne Not, eine Aufregung wegen einer Kleinigkeit
Federlesen(s):
meist in Negation: großer Aufwand, viel Aufheben um etwas
Furore (machen) (geh.):
meist in der Bedeutung ‚Furore machen‘: Aufsehen, Raserei, höchste Begeisterung
Gemach(e) (ugs.):
gehoben: stilvoll und exklusiv eingerichteter Wohnraum
Geschiss (derb):
übertriebene Aufregung, Wirbel um etwas
Gesums
(großes) Getöse:
anhaltendes, lautes Geräusch, verursacht etwa durch Naturereignisse, Wasser, Wind, Verkehr oder eine Menschenmenge
Aufsehen, Wirbel um eine Sache, die großartig angekündigt oder beworben wird
Getrommel (ugs.)
Getue:
gekünsteltes Benehmen, Verhalten
Gewese:
oftmals abwertend, landschaftlich: Anwesen
oftmals abwertend: Aufhebens, Gebaren
Hype:
großes Getue, übertriebene Propaganda, Riesenrummel um eine Tatsache, Sache oder Person
Hysterie (fig.):
Psychologie, mittlerweile veralteter Fachbegriff: neurotische Störung, Neurose
übertriebene Erregbarkeit
Riesenbohei (ugs.)
Rummel (ugs.):
Jahrmarkt
lärmende Geschäftigkeit; viel Aufhebens
Schaumschlägerei
Sturm im Wasserglas (ugs.)
(übertrieben viel) Tamtam (um etwas) (ugs., Hauptform, salopp):
afrikanische Trommel aus Holz
großer, meist bronzener Gong mit umgeschlagenem Rand, der ursprünglich aus Asien stammt
Tebs (ugs., sehr selten)
Theater (ugs.):
Aufruhr, Getue, Ruhestörung, Skandal, Spektakel, Tumult
ein aufgeführtes Stück, Schauspiel, Spektakel
Theaterdonner
(großes) Trara (ugs.)
viel Lärm um nichts
Wirbel:
Angelzubehör zum gegeneinander verdrehbaren Verbinden von Hauptschnur und Vorfach
eine Stelle der Haut (z. B. Kopfhaut oder Fell), an der das Haar strahlenförmig auseinandergeht
Affektiertheit (geh.):
Handlung, die affektiert ist
kein Plural: Verhalten oder Benehmen, das so gekünstelt oder übertrieben ist, dass es als lächerlich oder unangenehm empfunden wird
Affigkeit (ugs.)
Allüren
Angabe:
allgemein, meist ohne Artikel: Vorgabe, mehr oder besser zu sein, als man tatsächlich ist
allgemein: Aussage, Behauptung, Deklaration, Information
Faxen (ugs.)
Gedöns (ugs.):
unnötige Gegenstände, Kram
unnötiger Aufwand, übertriebenes Getue
Gekünsteltheit (geh.)
Geziere
Künstelei (geh.)
Ziererei:
geziertes (beschämtes/zurückhaltendes) Verhalten/Handeln
geziertes (gekünsteltes/affektiertes) Verhalten/Handeln
Attitüde (geh., bildungssprachlich, franz.):
gehoben, Kunst: Einstellung, Haltung, Pose, Gebärde
(das) Auftreten:
Präsentation eines reproduzierenden Künstlers
Verhalten oder Benehmen einer Person in Gesellschaft
Gebaren:
durch bestimmte Besonderheiten gekennzeichnetes Verhalten
Gestus (geh., bildungssprachlich):
gehoben: Art des Verhaltens gegenüber anderen
Habitus (geh., bildungssprachlich):
äußere Erscheinung eines Lebewesens oder einer Gruppe von Lebewesen
Verhalten eines Lebewesens
Benehmen:
Form der Mitwirkung bei einem Rechtsakt, weniger als Einigung oder Absprache
Gesamtheit der Umgangsformen, des Verhaltens, der menschlichen Handlungsweisen
Verhalten:
das, was jemand tut oder lässt und auf welche Weise
Gesamtheit aller von außen beobachtbaren Äußerungen eines Lebewesens

Beispielsätze

  • Dein blödes Gehabe geht mir langsam auf die Nerven.

  • Sie hat sich von seinem feinen Gehabe täuschen lassen.

  • Der vollkommene Mensch passt sich dem Gehabe der Gesellschaft an, ohne sein Selbst zu verlieren.

  • Es wird langsam Zeit, dass du dein kindisches Gehabe ablegst.

  • Sein gönnerhaftes Gehabe treibt mich noch in den Wahnsinn.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Alles also nur Jugendwahn, pubertäres Gehabe einer Zwischenzeit, in der man keine Verantwortung übernehmen musste?

  • Keiner spricht über Merkel, die unsinnigen Kosten für gar nichts und das protzige Gehabe der Regierungschefs.

  • Aktualisiert um 10:03 27 Kommentare Führende US-Republikaner überbieten sich derzeit mit martialischem Gehabe.

  • Und das nicht wegen RB, sondern den Gesängen und eben dem Gehabe der unzähligen Fußballfans.

  • Dann erklären Sie ihr opulentes Gehabe mal einer Mutter aus der Sahelzone!

  • Dieses ganze Gehabe, das ist vergangenes Jahrtausend.

  • Was soll das aggressive Gehabe hier?

  • Einfach mal das Vettel und Schumacher Gehabe weglassen.

  • Deren Ehemann (Simon Bauer) ist sie mit ihrem affektierten Gehabe ein rotes Tuch.

  • Martialisches Gehabe (Stichwort Federhandschuh) ist hier wirklich Fehl am Platz.

  • Dein ganzes Gehabe von wegen des drohenden Sozialismus ist ziemlicher Schwachsinn.

  • Das Gehabe dieser weiblichen Gäste ist mir nicht fremd.

  • Das Gehabe der Amerikaner sollte sich grundlegend ändern.

  • Vor allem Ex-Trainer Peter Reid kann ganze Liedersammlungen vom renitent-pubertären Gehabe des schwer erziehbaren Australiers Viduka singen.

  • Peter Struck kann auf anmaßendes Gehabe richtig grantig reagieren.

  • Mit solch tiefen Einsichten und herrischem Gehabe hat der 60-Jährige, ein promovierter Jurist, nun Bernd Hölzenbein brüskiert.

  • Und dieser Präsident ist ein Verwalter, der mangelndes Charisma mit autoritärem Gehabe kompensiert.

  • Dass sich Gegenwartskunst und offiziöses Gehabe nicht gut vertragen, das weiß man mittlerweile auch im Kanzleramt.

  • Keine proletarische Herkunft, kein Stallgeruch, kein klassenkämpferisches Gehabe.

  • Mit diesem derart martialischen, Angst machenden Gehabe?

Häufige Wortkombinationen

  • auffälliges, dummes Gehabe

Übersetzungen

Was reimt sich auf Ge­ha­be?

Wortaufbau

Das dreisilbige Substantiv Ge­ha­be be­steht aus sechs Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × E, 1 × A, 1 × B, 1 × G & 1 × H

  • Vokale: 2 × E, 1 × A
  • Konsonanten: 1 × B, 1 × G, 1 × H

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten E und A mög­lich.

Das Alphagramm von Ge­ha­be lautet: ABEEGH

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Gos­lar
  2. Essen
  3. Ham­burg
  4. Aachen
  5. Ber­lin
  6. Essen

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Gus­tav
  2. Emil
  3. Hein­reich
  4. Anton
  5. Berta
  6. Emil

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Golf
  2. Echo
  3. Hotel
  4. Alfa
  5. Bravo
  6. Echo

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄ ▄ ▄ ▄
  3. ▄ ▄▄▄▄
  4. ▄▄▄▄ ▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 10 Punkte für das Wort.

Gehabe

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen Ge­ha­be kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Al­lü­re:
meist Plural: eigenwilliges Gehabe oder Benehmen
Korps­geist:
hochmütiges Gehabe innerhalb einer elitären Personengruppe gegenüber einer ihres Erachtens niedriger gestellten Personengruppe
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Gehabe. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: Gehabe. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 11719022, 11071235, 5606862 & 1409387. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Wolfgang Pfeifer (Leitungs): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993. ISBN 3-423-03358-4
  2. welt.de, 28.08.2019
  3. spiegel.de, 12.07.2017
  4. bazonline.ch, 20.05.2015
  5. zeit.de, 18.08.2014
  6. blick.ch, 06.08.2013
  7. spiegel.de, 10.07.2012
  8. blick.ch, 24.09.2012
  9. focus.de, 10.04.2011
  10. morgenweb.de, 20.05.2010
  11. stuttgarter-zeitung.de, 25.09.2010
  12. welt.de, 22.02.2008
  13. ngz-online.de, 05.09.2006
  14. handelsblatt.com, 02.09.2005
  15. spiegel.de, 05.05.2004
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  20. Die Zeit (12/2002)
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  27. Berliner Zeitung 1997
  28. Süddeutsche Zeitung 1996
  29. Süddeutsche Zeitung 1995