Klüngel

Substantiv (Nomen), maskulin (männlich)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [ˈklʏŋl̩]

Silbentrennung

Klüngel (Einzahl/Mehrzahl)

Definition bzw. Bedeutung

Meist abwertend: das Klüngeln, ein System auf Gegenseitigkeit beruhender Hilfeleistungen und Gefälligkeiten.

Begriffsursprung

Bezeugt in den spätmittelhochdeutschen Formen klüngel sowie klungel „kleines Knäuel“ – später im übertragenen Sinne „gesellschaftlicher Filz“ – welche den mittelhochdeutschen Formen klüngelīn sowie klungelīn entsprangen, die ihrerseits dem Althochdeutschen clungilīn, einem Diminutiv von clunga „Knäuel, (Zusammen)geballtes“, entstammen; im 19. Jahrhundert vom Rheinland, insbesondere der Gegend um Köln, aus auf alle deutschsprachigen Gebiete verbreitet

Deklination (Fälle)

SingularPlural
Nominativder Klüngeldie Klüngel
Genitivdes Klüngelsder Klüngel
Dativdem Klüngelden Klüngeln
Akkusativden Klüngeldie Klüngel

Anderes Wort für Klün­gel (Synonyme)

Driss (ugs., kölsch):
Mist, Scheiße
Firlefanz (ugs.):
ohne Plural: gedanklicher Unsinn, Spinnerei
ohne Plural: überflüssiges, unnützes Zeug
Gedöns (ugs., norddeutsch):
unnötige Gegenstände, Kram
unnötiger Aufwand, übertriebenes Getue
Gelumpe (ugs.)
Geraffel (ugs.):
geringes (junges) Schalenwild beider Geschlechter, ausgenommen das Schwarzwild
geringes Gamswild
Gerümpel:
altes, abgenutztes Gerät oder wertloses Zeug; alte, nicht mehr brauchbare Gegenstände
Gesumsel (ugs.)
Glump (ugs., bayr., mitteldeutsch, süddt.)
Glumpert (ugs., bayr., österr.):
bairisch, , abwertend: wertloses, unnützes Zeug
Graffel (ugs., bayr., österr.):
minderwertige Gebrauchsgegenstände
Grusch (ugs.)
Killefit(t) (ugs., rheinisch, variabel):
rheinisch: nutzloses Zeug, Kleinkram
rheinisch: Unfug, Unsinn
Kladderadatsch (ugs.):
grobes, heilloses Durcheinander
Titel einer satirischen Zeitschrift (1848–1944)
Klimbim (ugs.):
lustiger Betrieb, leeres Treiben und Getriebe
nutzloser Kram
Klumpert (österr.):
wertloses, unnützes Zeug
Kram:
Angelegenheit
Dinge, Sachen, Besitztümer
Krams (ugs., abwertend, norddeutsch)
Kramuri (ugs., österr.)
Krempel (ugs., Hauptform):
Ansammlung von Gegenständen aller Art; wenig nützliches, wenig wertvolles Zeug
Krimskrams (ugs.):
Ansammlung nutzloser Objekte
Krusch(t) (ugs.)
Müll (derb):
gemischte Abfälle, wertlose Abfallmischung
Nippes (ugs.):
kleine Figuren, häufig aus Porzellan oder Glas; Ziergegenstände
Plörren (ugs., ruhrdt.)
Plunder (ugs.):
Gebäck, Teilchen aus Hefeteig
ohne Plural: wertloses Zeug
Pröddel (ugs.)
Pröll (ugs., abwertend)
Ramsch (ugs.):
umgangssprachlich abwertend
Schamott
Schlonz (ugs., abwertend)
Schnickschnack (ugs.):
kleinere unnötige Dinge
leeres Gerede
Schnullifax (ugs.)
Schrott (derb, abwertend):
Abfall, der aus Metallen besteht
abfällige Kritik an Gegenständen, Maßnahmen, Meinungen
Stuff (ugs., engl.)
Tand (geh., veraltet):
Ansammlung nutzloser Gegenstände
Tinnef (ugs.):
umgangssprachlich, abwertend: etwas Unsinniges, Sinnloses, Törichtes
umgangssprachlich, abwertend: nutzloses Zeug
Trödel (ugs.):
alte, gebrauchte Waren von geringem Wert
kurz für: Trödelmarkt
Tüddelkram(s) (ugs., norddeutsch)
(wertloses) Zeug (Hauptform):
Kleidung
oft abwertend: Gegenstände aller Art, Material, Gerät
Zeugs (ugs., abwertend):
salopp, abwertend: eine Masse oder mehrere Dinge, die als unwichtig, wertlos oder störend empfunden und aus Abneigung nicht genauer benannt werden
Zinnober (ugs.):
blutrotes, zuweilen auch schwarzes Sulfid-Mineral (Quecksilbersulfid), in der roten Form als Pigment (Malerfarbe) verwendet
unnötiges Zeug
Filz:
abwertend: geiziger Mensch
Bauchfilz, ein Teil des Fettgewebes des Schweines
Freunderlwirtschaft (ugs., österr.):
übermäßige Begünstigung von Bekannten oder Verwandten, zum Beispiel bei der Verteilung von Geldern, der Vergabe von Aufträgen oder der Besetzung von Positionen
Gekungel (ugs.)
Günstlingswirtschaft:
Verhältnisse, in denen solche Leute bevorzugt werden (zum Beispiel bei der Vergabe von Ämtern), denen man gewogen ist, die man besonders mag, die aber nicht unbedingt Familienangehörige sind
Klüngelei(en):
Vetternwirtschaft, heimliche und unlautere Absprache bei Geschäften
Kumpanei:
stillschweigende Zusammenarbeit zwischen Personen, darauf beruhend, dass eine Schwäche des jeweils anderen nicht ausgesprochen wird, Zusammengehörigkeitsgefühl, Freundschaft
verdeckte Zusammenarbeit unter Verletzung von anerkannten Regeln oder Gesetzen
Kungelei
Mauschelei(en)
Nepotismus (fachspr.):
Vetternwirtschaft, ungerechtfertigte Begünstigung von Verwandten (z. B. bei Stellenbesetzungen)
Speziwirtschaft (ugs.)
Spezlwirtschaft (ugs., bayr.)
Sumpf (fig.):
Bergbau: tiefster Teil eines Schachtes, in dem sich Grubenwasser ansammelt
flache, stehende Wasserfläche mit Vegetation
Vetterleswirtschaft (schwäbisch)
Vetterliwirtschaft (schweiz.)
Vetternwirtschaft:
übermäßige Begünstigung von Verwandten, zum Beispiel bei der Verteilung von Geldern, der Vergabe von Aufträgen oder der Besetzung von Positionen
Clique (abwertend, franz.):
geschlossene Gruppe von Personen, die gemeinsam versucht, sich Vorteile zu verschaffen und ihre Interessen zu verfolgen
informelle Gruppe befreundeter, meist junger Leute
Koterie (geh., franz.)
Netzwerk:
(netzartige) Verbindung mehrerer Personen oder Objekte
mehrere zum Datenaustausch verbundene Rechner bzw. deren Verbindung
Seilschaft (fig., negativ):
Gruppe von Bergsteigern an einem gemeinsamen Seil
übertragen, abwertend: Gruppe von Personen (beispielsweise Politikern), die sich gegenseitig unterstützen, sodass alle einen Vorteil daraus ziehen
Supportstrukturen (fachspr., fig., verhüllend)

Weitere mögliche Alternativen für Klün­gel

Bande:
Gruppe von jüngeren Leuten, die gerne mal Schabernack treiben
kleine bis mittelgroße, kriminelle Gruppe von Menschen
Kamarilla:
Gruppe von Personen, die unerlaubt und böswillig Einfluss auf die Geschicke einer Regierung/eines Herrschers nimmt
Pack:
abwertend: heruntergekommene, (teils kriminelle) Menschen; Gesindel
Sippschaft:
alle Angehörigen des weiteren Verwandtenkreises

Sinnverwandte Wörter

Knäu­el:
aufgewickeltes Garn, vor allem bei Wolle
verdichtetes Gedränge, Verwicklung

Beispielsätze

  • Toni Schumacher zum Buli-Neustart "Da geht es nicht um Kumpel oder Klüngel"

  • Tatsächlich hat er das Feuchtgebiet des politischen Klüngels aber noch eifrig gewässert.

  • Groß heißt: Für den nächsten „Klüngel“ am Sonntag, 8. Mai, peilt Organisator Rainer Besser erneut die 200-Stände-Marke an.

  • Das ist ja ein richtiger Klüngel, der sich da gegen den Bürger und die Demokratie gebildet hat?

  • Schon ist die Rede vom Danziger Klüngel.

  • Jawohl, das ist der richtige Ton, um dem herrschenden Klüngel den Kampf anzusagen.

  • Proportz und Klüngel haben sie hochgetragen!

  • In der Gegend ist Klüngel und Korruption das Grundgesetz.

  • Gleichzeitig steht Slim in der Kritik, weil viele seiner Geschäfte auf politischem Klüngel und seiner Monopolstellung beruhen sollen.

  • Das Signal könnte eindeutiger nicht sein: Vorbei ist es mit dem Klüngel, dem kuscheligen Dasein auf den Führungsetagen deutscher Konzerne.

  • Das Netzwerk war in den vergangenen Jahren immer die feinere Tante des Filzes und Klüngels.

  • In der "SOKO Köln", die zwischen Klüngel und Karneval im multikulturellen Umfeld knifflige Fälle zu lösen hat, führt eine Frau das Kommando.

  • Man dürfe ihn nicht nur negativ sehen, sagte Norbert Feldhoff, Generalvikar des Kölner Erzbistums und Autor des Buches "Kölscher Klüngel".

  • Prostitution gehört zur niederländischen Hauptstadt wie der Klüngel zu Köln.

  • Typisch Kölscher Klüngel werden manche sagen, und das Schlimme ist: Sie haben Recht.

  • Klüngel statt Sacharbeit, Ideologie statt Effizienz - nur folgerichtig, dass der Output für die Mitglieder nicht optimal ausfällt.

  • In dem Papier wird gefordert, "den Westberliner Klüngel durch gesamtstädtische Politik zu ersetzen".

  • Auch diese Autorinnen haben ihre Erkenntnisse bereits in eine Produktpalette transformiert, und das spricht natürlich für das Klüngeln.

  • Und das geht weit über den Kölner Klüngel hinaus - an dem seine Vorgänger als Direktoren des Museums Ludwig scheiterten.

  • Wenn in meinem Haus etwas kaputt ist, kann ich auf den kölschen Klüngel zurückgreifen.

  • Die Teile des Klüngels, die als Parteien sich zur Wahl stellen, hatten sich bisher allein auf SPD und CDU verteilt.

  • Von Bohm, der sich nicht vom kleinstädtischen Klüngel absorbieren läßt, verliebt sich in Lola, nicht wissend um ihre Profession.

  • Die Parteilinken murrten still, aber sie mißtrauen dem Mann an der Spitze und dem Klüngel seiner Politberater immer noch.

  • Irgendwie, sagt Kilian, sind Diplomaten ja immer ein Klüngel.

  • Daß bei einem solchen Verfahren einem neuen parteiübergreifenden Klüngel Tür und Tor geöffnet würde, wird übersehen.

  • Die ARD-Reportage Frankfurter Klüngel über den Vorstandsvorsitzenden der Metallgesellschaft (MG), Kajo Neukirchen, wird ein Nachspiel haben.

  • Doch Hauff, ohne Hausmacht und dem Klüngel nicht gewachsen, warf nach nur zwei Jahren das Handtuch.

  • "Man muß es können, das Klüngeln", sagt er.

Häufige Wortkombinationen

  • Berliner, Düsseldorfer, Kölner, Münchner Klüngel

Wortbildungen

  • Klüngelpolitik
  • Klüngelwirtschaft

Untergeordnete Begriffe

  • Hofklüngel
  • Militärklüngel
  • Parteiklüngel
  • Vereinsklüngel

Übersetzungen

Anagramme

Wortaufbau

Das zweisilbige Substantiv Klün­gel be­steht aus sieben Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × L, 1 × E, 1 × G, 1 × K, 1 × N & 1 × Ü

  • Vokale: 1 × E, 1 × Ü
  • Konsonanten: 2 × L, 1 × G, 1 × K, 1 × N
  • Umlaute: 1 × Ü

Eine Worttrennung ist nach dem N mög­lich.

Das Alphagramm von Klün­gel lautet: EGKLLNÜ

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Köln
  2. Leip­zig
  3. Umlaut-Unna
  4. Nürn­berg
  5. Gos­lar
  6. Essen
  7. Leip­zig

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Kauf­mann
  2. Lud­wig
  3. Über­mut
  4. Nord­pol
  5. Gus­tav
  6. Emil
  7. Lud­wig

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Kilo
  2. Lima
  3. Uni­form
  4. Echo
  5. Novem­ber
  6. Golf
  7. Echo
  8. Lima

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄
  2. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  3. ▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  4. ▄▄▄▄ ▄
  5. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  6. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 18 Punkte für das Wort.

Klüngel

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen Klün­gel kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Buchtitel

  • Tödlicher Klüngel Christoph Gottwald | ISBN: 978-3-74080-374-2
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Klüngel. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2022, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: Klüngel. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7
  2. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  3. n-tv.de, 08.05.2020
  4. spiegel.de, 07.06.2019
  5. sueddeutsche.de, 13.04.2016
  6. feeds.stuttgarter-zeitung.de, 10.05.2013
  7. spiegel.de, 25.08.2012
  8. jungewelt.de, 03.11.2011
  9. de.nachrichten.yahoo.com, 02.08.2011
  10. zeit.de, 23.02.2010
  11. spiegel.de, 04.07.2007
  12. welt.de, 11.05.2005
  13. fr-aktuell.de, 16.08.2005
  14. Rhein-Neckar Zeitung, 21.10.2003
  15. bz, 07.03.2002
  16. sueddeutsche.de, 19.04.2002
  17. Die Welt 2001
  18. Die Zeit (12/2001)
  19. Junge Welt 2001
  20. DIE WELT 2000
  21. Berliner Zeitung 2000
  22. Berliner Zeitung 1999
  23. Berliner Zeitung 1997
  24. Stuttgarter Zeitung 1996
  25. Süddeutsche Zeitung 1996
  26. Stuttgarter Zeitung 1995
  27. Die Zeit 1995