vorgeben

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ˈfoːɐ̯ˌɡeːbn̩ ]

Silbentrennung

vorgeben

Definition bzw. Bedeutung

  • eine Unwahrheit äußern und damit nur so tun als ob

  • etwas festlegen, bestimmen, wie etwas sein soll

  • etwas nach vorne durchreichen

  • jemandem einen Vorteil einräumen, eine Vorgabe gewähren

Begriffsursprung

Derivation (Ableitung) zum Verb geben mit dem Präfix vor-.

Konjugation

  • Präsens: gebe vor, du gibst vor, er/sie/es gibt vor
  • Präteritum: ich gab vor
  • Konjunktiv II: ich gäbe vor
  • Imperativ: gib vor! (Einzahl), gebt vor! (Mehrzahl)
  • Partizip II: vor­ge­ge­ben
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für vor­ge­ben (Synonyme)

erdichten:
etwas frei erfinden, etwas behaupten, das nicht auf Wahrheit oder Fakten beruht
erlügen:
sich etwas ausdenken und dann behaupten, dass es der Wahrheit entspricht
ersinnen (geh.):
erfinden
sich ausdenken
fingieren:
etwas aus einem bestimmten Grund vortäuschen; etwas wissentlich fälschen
gaukeln:
etwas vorspiegeln, vortäuschen
unstetig, schwankend fliegen
heucheln:
Anteilnahme oder auch andere Gefühle vortäuschen, oftmals trotz des inneren Gefühls der Gleichgültigkeit
sein wahres Ich verbergen und ein anderes Bild vortäuschen
türken (derb):
eine Fälschung produzieren, um damit zu betrügen
vorgaukeln:
jemandem etwas durch Täuschung suggerieren, glauben machen
vorschützen:
als Vorwand, Ausrede gebrauchen
vortäuschen:
einen Sachverhalt, Zustand oder Umstand in veränderter, (stark abgewandelter oder gegensätzlicher) Weise darstellen, als er in der Realität vorliegt
anordnen:
einen Auftrag, Befehl erteilen
etwas in eine bestimmte Reihenfolge oder Verteilung bringen
anweisen:
die Auszahlung einer Geldsumme veranlassen, eine Überweisung anordnen
etwas anweisen: etwas zuteilen, zuweisen z.B. einen Sitzplatz, einen Geldbetrag
aufzwingen:
etwas zwingt sich jemandem auf: etwas wird jemandem zwingend bewusst, drängt sich jemandem auf
jemandem etwas aufzwingen: jemanden (mit Gewalt) zwingen, etwas anzunehmen
(über etwas) befinden:
etwas/jemanden einschätzen
irgendwo aufhalten, gegenwärtig sein
bestimmen:
die genaue Art einer Pflanze oder eines Tieres feststellen
entscheiden, anordnen, über jemanden oder über etwas Verfügungsgewalt ausüben
diktieren:
etwas diktieren: etwas zur Niederschrift vorsprechen
jemandem etwas diktieren: bei jemandem etwas durchsetzen oder erzwingen
entscheiden:
ein Urteil, den Ausgang einer Sache bestimmen
eine Auswahl treffen, sich bestimmen
festlegen:
(ein Wasserfahrzeug) ankern oder an einer Anlegestelle mit Tauen vor dem Abtreiben sichern
(einen Geldbetrag) für längere Zeit fest und sicher (zum Beispiel in Sachgütern) anlegen
regeln:
anordnen oder vereinbaren, wie etwas auszuführen sei, um einen gewünschten Zustand zu erreichen
automatisch in einen konstanten Sollzustand überführen (Regler, Regelautomat, Regelungstechnik)
veranlassen:
einen Auftrag erteilen
jemanden dazu bewegen, dass etwas Bestimmtes geschieht
verfügen:
als Person/Stelle mit Befugnis/Befehlsgewalt anordnen, dass etwas Genanntes geschehen soll
sich wohin begeben
verordnen:
ein Medikament oder eine Behandlung verschreiben
etwas festlegen
vorschreiben:
jemandem Buchstaben, ein Wort aufzeichen/aufschreiben, damit diese Person es nachmachen kann
jemandem Vorschriften machen; jemandem sagen, was er tun soll
(eine) Show abziehen (ugs.)
machen auf (ugs.)
markieren (ugs.):
bei einer Kostümprobe in der Oper seinen Part mehr sprechen als singen, um den Mitspielern den Einsatz vorzugeben
etwas durch sein Vorhandensein bezeichnen/beweisen und damit einen besonderen Moment hervorheben
nicht sein wahres Gesicht zeigen (ugs., fig.)
nur so tun
schauspielern:
den Beruf des Schauspielers ausüben
etwas vorspielen, vortäuschen, vorgaukeln, sich verstellen
sich (irgendwie) stellen
sich geben (+ Adj.)
sich verstellen
sich zeigen (+ Adjektiv)
simulieren:
bildungssprachlich, Fachsprache: bestimmte Vorgänge nachahmen, nachbilden
sich verstellen, etwas vortäuschen
so tun als ob (Hauptform)
so tun als sei man (…) (geh.)
so tun als wäre man (…)
(jemanden) spielen:
ein Musikinstrument benutzen
eine Darbietung zur Unterhaltung anderer geben
(die) Köpfe vernebeln
(jemandem einen) Bären aufbinden (ugs.)
(jemandem einen) Floh ins Ohr setzen (ugs., fig.)
(jemandem etwas) auf die Nase binden wollen (ugs., Redensart, variabel)
(jemandem) Sand in die Augen streuen (fig.)
(jemanden etwas) glauben machen (geh.)
(jemanden von etwas) zu überzeugen versuchen
(jemanden) hinwegtäuschen über
auftischen (ugs.):
eine Tafel mit Speisen decken
übertragen: jemandem eine unwahre Geschichte erzählen
Augenwischerei betreiben
(jemandem etwas) einflüstern:
durch wiederholtes (heimlich gehaltenes) Reden überzeugen
leise etwas mitteilen
einnebeln (ugs.):
mit Qualm, künstlichem Nebel, Dampf, Parfum umgeben
(jemandem etwas) einreden:
in einem Gespräch/Disput (auch vor Gericht) die gegenteilige Meinung in Worte fassen
jemanden (durch viel Reden) von etwas überzeugen, was (eher) nicht der Wahrheit entspricht
(jemanden) einseifen:
Seife reibend auftragen (sodass sich der Seifenschaum über die betreffende Stelle ausbreitet)
übertragen, schülersprachlich: jemandem das Gesicht mit Schnee einreiben
Nebelkerzen werfen
suggerieren:
transitiv, jemandem etwas suggerieren: etwas unterschwellig andeuten; jemanden dazu bringen oder den Versuch dazu machen, dass er etwas bemerkt, zur Kenntnis nimmt oder für wahr hält, ohne es dazu offen anzusprechen
(jemandem etwas) vormachen (ugs.):
die Handhabung einer Sache vorführen
eine Sache vor einer anderen festmachen, anbringen
(jemandem etwas) weismachen:
jemandem etwas Unwahres glaubhaft machen
(eine) Vorgabe machen
festsetzen:
als verbindlich und gültig bestimmen; verbindlich beschließen, regeln
gefangen setzen, in Haft nehmen
zur Regel machen
zur Vorgabe machen
vorspielen:
ein Gerät mit einer Bild- oder Tonaufnahme laufen lassen
etwas vortäuschen
(sich) verschanzen (hinter) (fig.):
sich zum Schutz in eine Deckung bringen; sich (wie in einer Schanze) befestigen, sich eingraben
vorschieben:
etwas behaupten, was aber nicht den wahren Grund/Anlass darstellt
etwas vor etwas oder in Richtung nach vorne rücken/platzieren (schieben)

Beispielsätze

  • Der Bettler gab vor, Millionär zu sein.

  • Er gab die Marschroute vor.

  • Mein Vater gab mir früher beim Schachspielen immer einen Turm vor.

  • Sie gab ihr Hausaufgabenheft zum Lehrer vor.

  • Wir sind, was wir vorgeben zu sein, also müssen wir vorsichtig sein mit dem, was wir vorgeben zu sein.

  • Er hat vorgegeben, allein gehandelt zu haben.

  • Immer noch haben die die Welt zur Hölle gemacht, die vorgeben, sie zum Paradies zu machen.

  • Wenn du wüßtest, welcher Weg dir vorgegeben ist, würde dein Leben nicht so vielschichtig sein.

  • Ich werde nicht vorgeben, jemand zu sein, der ich nicht bin.

  • Wenn ich kein Schwäbe wäre, würde ich vorgeben, einer zu sein.

  • Niemand kann mir die Richtschnur vorgeben.

  • Vertraue denen, die nach der Wahrheit suchen, aber misstraue denen, die vorgeben, sie gefunden zu haben.

  • Behauptest du, dass sie gar nicht die sind, die sie vorgeben zu sein?

  • Ich werde vorgeben, dies nicht gehört zu haben.

  • Ich will vorgeben, Schauspieler zu sein.

  • Sind Sie diejenige, die Sie zu verleugnen versuchen, oder diejenige, die Sie vorgeben zu sein?

  • Sind Sie derjenige, den Sie zu verleugnen versuchen, oder derjenige, der Sie vorgeben zu sein?

  • Ich kann nicht vorgeben, etwas zu sein, was ich nicht bin.

  • Immer noch haben jene die Welt zur Hölle gemacht, die vorgeben, sie zum Paradies zu machen.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Angeblich soll das den Regeln entsprochen haben, die die im September verstorbene Queen Elizabeth II. vorgegeben hatte.

  • Aber der überlebt interessanterweise nicht die rustikale Grundstruktur des Saison, die von der Hefe vorgegeben wird.

  • Aber es gibt schon wieder Leute, die vorgeben das Land mit Atombomben schützen zu müssen.

  • Aber da, erklärte er mir, habe er ja – so hatte es die Klassenlehrerin vorgegeben – jeden Tag Hausaufgaben machen müssen.

  • Damit war der Ablauf des letzten Drittels vorgegeben.

  • Administratoren können künftig Konfigurationseinstellungen vorgeben und an Outlook Mobile übertragen.

  • Anstatt wie vorgegeben zu einem Verwandtenbesuch nach Deutschland zu fliegen, reiste Greene über Istanbul nach Syrien.

  • Auf der Straße von Bruck nach Fusch wurde eine Sollgeschwindigkeit in Kilometer pro Stunde vorgegeben.

  • Aber es ging dann doch weiter", sagte Härle, die als Frau das Tempo vorgeben musste.

  • Aber kann die EZB angesichts der verfahrenen Lage den Märkten überhaupt noch eine Richtung vorgeben?

  • Ähnlich wie bei DayZ Random Drops statt feste Questziele die man blind abläuft weil einem die Wege vorgegeben werden.

  • So kann man vorgeben, die Handy-Uhr zu überprüfen, während man das Hintergrundbild anschaut.

  • Außerdem wollen die Länder zudem vorgeben, dass externe Suchmaschinen anfangs nicht auf Profilinhalte zugreifen dürfen.

  • Ich habe 15 Kilogramm mehr gebracht, als vorgegeben war", zeigte er sich zuversichtlich.

  • Das Nationalteam muss die Richtung vorgeben.

Häufige Wortkombinationen

  • den Takt, die Marschroute, das Ziel vorgeben
  • einen Zug, einen Punkt vorgeben

Wortbildungen

Übersetzungen

Anagramme

  • verbogen

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb vor­ge­ben be­steht aus acht Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × E, 1 × B, 1 × G, 1 × N, 1 × O, 1 × R & 1 × V

  • Vokale: 2 × E, 1 × O
  • Konsonanten: 1 × B, 1 × G, 1 × N, 1 × R, 1 × V

Eine Worttrennung ist nach dem R und ers­ten E mög­lich.

Das Alphagramm von vor­ge­ben lautet: BEEGNORV

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Völk­lingen
  2. Offen­bach
  3. Ros­tock
  4. Gos­lar
  5. Essen
  6. Ber­lin
  7. Essen
  8. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Vik­tor
  2. Otto
  3. Richard
  4. Gus­tav
  5. Emil
  6. Berta
  7. Emil
  8. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Vic­tor
  2. Oscar
  3. Romeo
  4. Golf
  5. Echo
  6. Bravo
  7. Echo
  8. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄ ▄ ▄▄▄▄
  2. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  4. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  5. ▄▄▄▄ ▄ ▄ ▄
  6. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 17 Punkte für das Wort.

vorgeben

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort vor­ge­ben kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Auf­trag:
Aufgabe, die einem militärischen Führer von dessen übergeordneten Führung gestellt wird, wobei der Weg zum Ziel grundsätzlich nicht vorgegeben wird
aus­ge­ben:
vorgeben, jemand oder etwas zu sein; so tun, als wäre man jemand oder etwas
dick­tun:
vorgeben, großartig zu sein oder Großartiges geleistet zu haben
ge­heim­tun:
Geheimniskrämerei starten, sich geheimnisvoll benehmen; vorgeben, man wüsste etwas Geheimes
man­da­to­risch:
zwingend notwendig, durch die Umstände, eine Regel oder Person vorgegeben
Rah­men­be­din­gung:
meist Plural: eine Bedingung, die von außerhalb des betrachteten Systems oder Vorgangs vorgegeben ist
Re­a­li­ty-TV:
Sammelbegriff für Fernsehsendungen, die unterhaltsam sein sollen und zugleich vorgeben, Wirklichkeit widerzuspiegeln, vielfach, ohne diesen Anspruch einzulösen
Soll:
Pensum, das jemand vorgegeben wird oder das er sich selbst vornimmt
Spiel­auf­ga­be:
Spielziel, das mit dem Spielgedanken vorgegeben ist
Stimm­pfei­fe:
Gerät/Instrument, mit dem Töne produziert werden können, die die Tonhöhe für ein Musikinstrument oder einen Chor vorgeben
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: vorgeben. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2024, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: vorgeben. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 1153, 11703955, 11238730, 9987129, 8205567, 7303045, 6331408, 5615956, 3730873, 3693854, 3604359, 2739958, 2738766, 1967470 & 1295257. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. n-tv.de, 11.04.2023
  2. faz.net, 28.04.2022
  3. focus.de, 01.12.2021
  4. braunschweiger-zeitung.de, 30.03.2020
  5. nrz.de, 28.12.2019
  6. silicon.de, 26.09.2018
  7. derstandard.at, 03.05.2017
  8. austria.com, 16.09.2016
  9. kicker.de, 30.07.2015
  10. nachrichten.finanztreff.de, 10.02.2014
  11. gameswelt.de, 25.01.2013
  12. nzz.ch, 18.08.2012
  13. heise.de, 17.06.2011
  14. freiepresse.de, 19.07.2010
  15. de.eurosport.yahoo.com, 09.01.2008
  16. szon.de, 03.07.2007
  17. frankenpost.de, 27.03.2006
  18. sueddeutsche.de, 15.12.2005
  19. fr-aktuell.de, 30.11.2004
  20. fr-aktuell.de, 17.12.2003
  21. svz.de, 08.04.2002
  22. DIE WELT 2001
  23. DIE WELT 2000
  24. Berliner Zeitung 1998
  25. TAZ 1997
  26. Stuttgarter Zeitung 1995