unterstellen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ˌʊntɐˈʃtɛlən ]

Silbentrennung

unterstellen

Definition bzw. Bedeutung

  • jemandem die Verfügungsgewalt geben über etwas (Aufgaben, Personen, Institutionen, Militärverbände)

  • jemandem etwas in negativer Absicht fälschlicherweise zuschreiben (vor allem eine Absicht, eine Meinung, eine Handlung)

  • von etwas als einer Annahme ausgehen

Begriffsursprung

Ableitung (Derivation) vom Verb stellen mit dem Präfix (Derivatem) unter-.

Konjugation

  • Präsens: unterstelle, du unterstellst, er/sie/es un­ter­stellt
  • Präteritum: ich un­ter­stell­te
  • Konjunktiv II: ich un­ter­stell­te
  • Imperativ: unterstelle/​unterstell! (Einzahl), un­ter­stellt! (Mehrzahl)
  • Partizip II: un­ter­stellt
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für un­ter­stel­len (Synonyme)

(jemandem etwas) am Zeug flicken (ugs., veraltend)
(jemandem etwas) ans Zeug flicken (ugs., veraltend)
(jemanden) in eine (bestimmte) Ecke stellen (fig.)
(jemanden) ins Gerede bringen
(jemanden) mit Dreck bewerfen (ugs.)
(sich) in herabwürdigender Weise äußern (über) (variabel)
(über jemanden negative) Behauptungen in die Welt setzen
(jemandem etwas) andichten (ugs.):
jemandem ein Gedicht widmen, auf jemanden ein Gedicht verfassen
jemandem etwas Unrichtiges zuschreiben; Lügen, Gerüchte, unwahre Behauptungen über jemanden verbreiten
(jemandem etwas) anhängen (fig.):
beim Erhitzen am Boden des Kochgeschirrs haften bleiben
etwas hängt an jemandem: etwas haftet an jemandem, lastet auf jemandem (für einen langen Zeitraum)
anschwärzen (ugs.):
(etwas) schwärzen (schwarz färben)
jemanden bei jemandem schlecht machen
diffamieren (geh., bildungssprachlich):
jemanden in seinem Ansehen schädigen, ihn herabsetzen, oder ihn in Verruf bringen
diskreditieren (geh., bildungssprachlich):
in Misskredit bringen, in Verruf bringen
herabsetzen:
(einen Wert) geringer machen
mit Geringschätzung, kränkend behandeln; die Bedeutung oder das Ansehen einer Person oder Sache schmälern
in Misskredit bringen (fig.)
in Verruf bringen
(jemandem) die Ehre abschneiden
kein gutes Haar lassen (an) (ugs.)
Lügen verbreiten (über)
(jemandem etwas) nachsagen:
etwas nachsagen: was jemand anderer gesagt hat, erneut sagen
jemandem wird nachgesagt: es gibt das Gerücht über jemanden, dass …
schlecht reden (über)
schlechtmachen:
Negatives, Unwahres oder Ähnliches über etwas/jemanden sagen (und so eine Schädigung dessen öffentlichen Ansehens/Rufes herbeiführen)
verleumden:
eine unwahre (oder nicht zu beweisende) Behauptung über etwas oder eine andere Person verbreiten, die dessen oder deren Ansehen schadet
verunglimpfen:
jemand oder etwas schlechtmachen
(die) Schuld geben (an)
(die) Schuld zuweisen
(jemandem etwas) anlasten:
jemandem etwas aufbürden
jemandem etwas vorwerfen, zur Last legen
(jemandem etwas) zur Last legen
(jemanden) verdächtigen:
einen Verdacht gegen jemanden haben, aussprechen
davon ausgehen
erwarten:
auf jemanden oder etwas warten, dem Eintreffen von etwas entgegensehen; denken, dass etwas kommen oder passieren wird
etwas verlangen
voraussetzen:
(ein Wissen/Kenntnisse) erwarten; annehmen, dass etwas so ist, wie gedacht
(finanzielle oder andere zu erfüllende Bedingungen) benötigen; bedingen
(versuchsweise) davon ausgehen, dass
(probeweise) annehmen:
eine Vermutung anstellen
einen Ball, der einem zugepasst wurde, unter Kontrolle bringen
(etwas) abwälzen auf
(jemandem etwas) fälschlich zuschreiben
(jemandem etwas) in die Schuhe schieben (fig.)
(jemandem etwas) unter die Vorhaut jubeln (derb, selten)
(jemandem etwas) unterjubeln:
jemandem unauffällig (und oft gegen den Willen des Empfängers) zuschieben
(jemandem etwas) unterschieben:
jemandem in betrügerischer Absicht unterstellen, etwas getan zu haben
jemandem ohne dessen Wissen und in betrügerischer Absicht einen Gegenstand zuführen
einfach behaupten (ugs.)
ungeprüft voraussetzen

Sinnverwandte Wörter

be­haup­ten:
etwas (militärisch oder auch mit Argumenten) verteidigen, gegen Feinde/einen sportlichen Gegner siegen
etwas sagen, was nicht stimmen muss oder gar unglaubwürdig ist
un­ter­ord­nen:
etwas nur eine weniger wichtige Position einräumen
in ein System einordnen, einsortieren
von etwas ausgehen

Gegenteil von un­ter­stel­len (Antonyme)

konverse
über­ord­nen:
(sich, in einer Hierarchie) in die Position desjenigen bringen, der entscheidet und bestimmt
als wichtiger erachten/festlegen

Beispielsätze

  • Unterstellt, die Fische wären Menschen. Was wären dann die Haifische?

  • Die Kompanie wurde zeitweilig einer anderen Division unterstellt.

  • Unterstell mir nicht andauernd Sachen, die ich gar nicht gesagt habe!

  • Tom will das, was du ihm unterstellst, nicht gesagt haben.

  • Ich bin ihr unterstellt.

  • Ich unterstelle ihm keine bösen Absichten.

  • Er lässt sich lieber einen Irrtum unterstellen, als sich die Mühe zu machen, recht zu behalten.

  • Du willst mir doch nicht böse Absichten unterstellen.

  • Tom hat mir böse Absichten unterstellt.

  • Willst du mir böse Absichten unterstellen?

  • Tom unterstellte mir böse Absichten.

  • Bitte unterstelle mir nichts.

  • Dem Mann wird unterstellt, den Mord begangen zu haben.

  • Man unterstellte ihm unlautere Absichten.

  • Er hat mir unterstellt, dass ich lüge, auch wenn er es nicht direkt gesagt hat.

  • Was willst du mir damit unterstellen?

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • "Absicht unterstellen wir natürlich nicht", hieß es in dem entsprechenden Beitrag.

  • Auch eine Beteiligung der USA wurde durch russische Behörden unterstellt.

  • Aber ich will niemandem was unterstellen.

  • Das bedeutet: Im Wesentlichen vertrauen Menschen der Wissenschaft, unterstellen aber den Eigennutz und Interessenskonflikte.

  • Aber nicht, weil ich Leuten recht gebe, die mir Vergewaltigungsfantasien unterstellen.

  • Dabei unterstellen sie eine von zehn Jahren und einen Tilgungssatz von zwei Prozent.

  • An DIE LINKE kann man wirklich viel Kritik anbringen, aber die hier vom Autor unterstellte nicht.

  • Sarah Lombardis Oma unterstellt ihr Absicht!

  • Aber ihr zu unterstellen, dass sie Ali nie gemocht hat, ist frech.

  • Aber wenn Sie mir unterstellen, dass meine Vereinsmitglieder Terror unterstützen, so weise ich das zurück.

  • Aber in Wirklichkeit weiß keiner warum", meint Lauda bei 'RTL' und unterstellt Lotus in diesem Zusammenhang ein "Zufallsprodukt".

  • Eine Kapitalismuskritik etwa, der man bestenfalls unterstellen könnte, es handele sich um eine Parodie.

  • Aber muss man so weit gehen, Musik gleich eine "gesellschaftsordnende" Wirkung zu unterstellen?

  • Denn ohne Vorstands-Posten wäre Siegenthaler Katja Kraus unterstellt.

  • Dabei unterstellt sie der Fachberaterin des Wendepunktes, die Kinder subjektiv beeinflusst zu haben.

Häufige Wortkombinationen

  • mal unterstellt

Untergeordnete Begriffe

Übersetzungen

Was reimt sich auf un­ter­stel­len?

Wortaufbau

Das viersilbige Verb un­ter­stel­len be­steht aus zwölf Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × E, 2 × L, 2 × N, 2 × T, 1 × R, 1 × S & 1 × U

  • Vokale: 3 × E, 1 × U
  • Konsonanten: 2 × L, 2 × N, 2 × T, 1 × R, 1 × S

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten N, R und ers­ten L mög­lich.

Das Alphagramm von un­ter­stel­len lautet: EEELLNNRSTTU

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Unna
  2. Nürn­berg
  3. Tü­bin­gen
  4. Essen
  5. Ros­tock
  6. Salz­wedel
  7. Tü­bin­gen
  8. Essen
  9. Leip­zig
  10. Leip­zig
  11. Essen
  12. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Ulrich
  2. Nord­pol
  3. Theo­dor
  4. Emil
  5. Richard
  6. Samuel
  7. Theo­dor
  8. Emil
  9. Lud­wig
  10. Lud­wig
  11. Emil
  12. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Uni­form
  2. Novem­ber
  3. Tango
  4. Echo
  5. Romeo
  6. Sierra
  7. Tango
  8. Echo
  9. Lima
  10. Lima
  11. Echo
  12. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄ ▄▄▄▄
  2. ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄▄▄▄
  4. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  5. ▄ ▄ ▄
  6. ▄▄▄▄
  7. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  8. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  9. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 14 Punkte für das Wort.

unterstellen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort un­ter­stel­len kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Bri­ga­de:
der kleinste Großverband der Landstreitkräfte, der grundsätzlich zur selbständigen Führung des Gefechts der verbundenen Waffen befähigt ist, aus mehreren Regimenten oder Bataillonen besteht und in der Regel einer Division unterstellt ist
Bun­des­prä­si­di­al­amt:
oberste Bundesbehörde, die dem Bundespräsidenten unterstellt ist
He­xe­rei:
Handlung einer Person, der unterstellt wird, über magische Kräfte zu verfügen und diese in der Regel zum Nachteil anderer einzusetzen
Hof­narr:
Person, der man Abhängigkeit und/oder Unterwürfigkeit unterstellt
in­si­nu­ie­ren:
bildungssprachlich: unterstellen, andeuten
Muck­ra­ker:
Dreckkehrer, Journalist oder Schriftsteller, der wirkliche oder unterstellte Korruptionsfälle in der Politik und in der Geschäftswelt anprangert und reißerisch veröffentlicht; deckt Skandale auf
Ost­frie­sen­witz:
kurze, lustige Geschichte über Ostfriesen, deren Thema oft das ländliche Leben in Ostfriesland oder die unterstellte Einfältigkeit der Bewohner ist
Reichs­lei­ter:
höchster politischer Amtsträger der NSDAP, der nur Hitler und seinen Stellvertretern unterstellt und mit Aufgaben beauftragt war, die das Deutsche Reich betrafen
Se­ne­schall:
Geschichte: der oberste Beamte am fränkischen Hof, dem die Verwaltung, das Heerwesen und die Gerichtsbarkeit unterstellt war
Ver­skla­vung:
Handlung (und ihr Ergebnis), jemanden vollständig der Macht einer anderen Person zu unterstellen
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: unterstellen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2024, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: unterstellen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 12206595, 8732557, 8295278, 7050100, 4891345, 4891344, 4891277, 4891276, 2365687, 1947275, 1354431, 1316767 & 932382. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
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