Kiez

Substantiv (Nomen), maskulin (männlich)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ kiːt͡s ]

Silbentrennung

Einzahl:Kiez
Mehrzahl:Kieze

Definition bzw. Bedeutung

Begriffsursprung

  • laut dem Variantenwörterbuch des Deutschen ist es wohl slawischen Ursprungs

  • laut Kluge ist es wohl nicht slawischen Ursprungs (erwähnt jedoch das Altslawische chyzŭ „Haus“, auch „Fischerhütte“), dafür hingegen vielleicht zu dem deutschen Wort Kietze „Korb“ gehörig

  • seit dem 13. Jahrhundert bezeugt; zunächst unter der Bedeutung „Ort, wo die Fischer wohnen“ belegt; es gibt unterschiedliche (sich teilweise widersprechende) Annahmen zur Herkunft dieses Wortes

  • laut dem Duden. Deutsches Universalwörterbuch ist die Herkunft unklar, im Duden. Das große Fremdwörterbuch wird jedoch vermutet, dass das Wort aus dem Slawischen stammt und vielleicht den älteren slawischen Formen *chyža und *chyz’ „Haus, Hütte“ entstammt; die weitere Herkunft sei jedoch unsicher

Deklination (Fälle)

SingularPlural
Nominativder Kiezdie Kieze
Genitivdes Kiezesder Kieze
Dativdem Kiezden Kiezen
Akkusativden Kiezdie Kieze

Anderes Wort für Kiez (Synonyme)

(die) Hood (ugs., Anglizismus, jugendsprachlich)
Grätzel (ugs., wienerisch):
kleiner, zusammenhängender Teil eines Wohnbezirks
Grätzl (ugs., wienerisch)
Ortsteil:
abgegrenzter bzw. mit eigenem Namen versehener Teil eines Ortes, einer Stadt oder Gemeinde
Quartier:
Örtlichkeit, an der jemand unterkommt
Teil einer Stadt
Rotlichtviertel:
abgegrenzter Bereich in einer Stadt, in dem Prostitution und andere Arten des Sexgewerbes präsent sind
Veedel (ugs., kölsch)
Vergnügungsviertel:
Bereich in einer Stadt, in dem man sich vergnügen kann
Viertel:
ein Teil von etwas durch vier geteiltem; 25 Prozent (%) von etwas
eine Wohngegend, ein Quartier; ein Häuserblock
Wohngebiet:
Raumplanung: bebautes Gebiet, in dem nur die Nutzung zum Wohnen zugelassen ist
Wohngegend:
Gegend, die hauptsächlich zum Wohnen genutzt wird, also nicht gewerblich oder industriell
Wohnquartier (schweiz.)
Wohnviertel (Hauptform):
abgegrenzter oder in bestimmter Weise zusammengehörender Bereich einer Ortschaft/Stadt

Sinnverwandte Wörter

St.Pauli
Strich:
den linienförmigen Abrieb eines farbgebenden Gegenstandes
die (künstlerische) Art des Umgangs mit dem Streichgerät (der Strich des Pinsels, des Bogens)

Beispielsätze

Wollen wir heute Abend aufn Kiez gehen? Ich geb in der Eckkneipe beim Fischmarkt einen aus.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Darin bündeln wir Bezirksnachrichten, nennen Tipps und Termine für die Kieze.

  • Am Hamburger Kiez ereignete sich ein klassischer Fall von fataler Fehleinschätzung.

  • Am Dienstag, 20. April, ist es mit einem „mobilen Stadtteilzentrum“ im Kiez unterwegs.

  • Auch die Ladeninhaber freuen sich über die Aktion und darüber, dass wieder etwas Schönes im Kiez passiert“, sagt Bibi Zuther.

  • Aber es sei immer noch ihr Kiez.

  • Berliner wollen in sauberen Kiezen leben

  • "Anfangs war es ein schönes ruhiges Wohnen hier im Kiez", sagt der 82-Jährige.

  • Am Donnerstag versicherten sie, einen politischen und kulturellen Austausch im Kiez schaffen zu wollen.

  • Anke Hahn begibt sich auf einen politischen Spaziergang durch den ungewöhnlichen Berliner Kiez.

  • Aber durch ‘The Voice of Germany’ und die letzten zwei Jahre auf dem Kiez mit der Band habe ich mich komplett umgedreht.

  • Denn die Stimmung im Kiez ist gereizt.

  • Der «Hüttenpalast» soll mit seinen Campingwagen das urdeutsche Schrebergartenglück parodieren - und das mitten im Berliner Kiez Neukölln.

  • An einem »Mietenblock« beteiligten sich mehrere hundert Menschen und thematisierten die zunehmende Gentrifizierung in den Berliner Kiezen.

  • Aber auf den Schulhöfen im Kiez ändert sich gar nichts.

  • Danach zündelte man am häufigsten gegen Umstrukturierungen der Kieze, zunehmende Repression, gegen Rechts und für den Antikapitalismus.

  • Der Protestmarsch soll durch den Kreuzberger Kiez führen und an der O2-Arena enden.

  • Obendrein ist ihnen der Kiez drumherum eigentlich egal.

  • Hintergrund der Strafaktion war nach Ansicht der Staatsanwaltschaft ein Konkurrenzkampf auf dem Kiez.

  • Oft zogen er und sein drei Jähre älterer Freund Lukasz durch ihren Kiez in Spandau.

  • Zu der Bluttat kam es gegen 1 Uhr in der Nacht. 300 junge Leute tanzten ausgelassen auf dem Kiez im "Glam", dem früheren "Top Ten".

Wortbildungen

Übergeordnete Begriffe

Übersetzungen

  • Englisch:
    • neighbourhood
    • quarter
    • neighborhood
  • Esperanto: kvartalo
  • Französisch: quartier (männlich)
  • Galicisch: barrio (männlich)
  • Italienisch:
    • quartiere (männlich)
    • circondario (männlich)
    • distretto (männlich)
  • Katalanisch: barri (männlich)
  • Latein:
    • vicinitas (weiblich)
    • vicus (männlich)
  • Niederländisch:
    • buurt (weiblich)
    • stadswijk (männlich)
    • wijk (männlich)
    • kwartier (sächlich)
  • Okzitanisch: barri (männlich)
  • Portugiesisch:
    • bairro (männlich)
    • quarteirão (männlich)
  • Spanisch:
    • barrio (männlich)
    • cuartel (männlich)

Was reimt sich auf Kiez?

Wortaufbau

Das Isogramm Kiez be­steht aus vier Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 1 × E, 1 × I, 1 × K & 1 × Z

  • Vokale: 1 × E, 1 × I
  • Konsonanten: 1 × K, 1 × Z

Das Alphagramm von Kiez lautet: EIKZ

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Substantiv fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Köln
  2. Ingel­heim
  3. Essen
  4. Zwickau

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Kauf­mann
  2. Ida
  3. Emil
  4. Zacharias

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Kilo
  2. India
  3. Echo
  4. Zulu

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄
  2. ▄ ▄
  3. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 9 Punkte für das Wort Kiez (Sin­gu­lar) bzw. 10 Punkte für Kie­ze (Plural).

Kiez

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen Kiez kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Kiez­deutsch:
Linguistik: sprachliche Varietät des Deutschen, die sich im Kiez herausgebildet hat
Kiez­schu­le:
Schule in einem Kiez
Kiez­spra­che:
sprachliche Varietät, die in einem Kiez gesprochen wird

Buchtitel

  • Berlin fotografieren – Szeneviertel, Kieze und Berliner Leben Andreas Böttger, Nancy Jesse | ISBN: 978-3-86490-514-8

Film- & Serientitel

  • 100 x Berlin – Die schönsten Kieze im Norden (Doku, 2020)
  • Biberlin 1: Karaoke Kiez (Kurzdoku, 2012)
  • Echt Reeperbahn – Leben auf dem Kiez (Dokuserie, 2008)
  • Kiez & Knete (Dokuserie, 2023)
  • Krawall auf dem Kiez – St. Pauli zwischen Mythos und Moral (Doku, 2010)
  • Mein Kiez (Dokuserie, 2007)
  • Sprit für den Kiez: Die Esso-Tanke an der Reeperbahn (Dokuserie, 2006)
  • Vom Kiez Zum Kap (Doku, 2013)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Kiez. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: Kiez. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  4. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115
  2. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  3. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7
  4. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, DNB 982603452
  5. tagesspiegel.de, 16.11.2023
  6. nordbayern.de, 25.08.2022
  7. berliner-woche.de, 06.04.2021
  8. berliner-woche.de, 24.05.2020
  9. morgenpost.de, 01.11.2019
  10. morgenpost.de, 07.06.2018
  11. krone.at, 23.01.2017
  12. sport1.de, 10.03.2016
  13. presseportal.de, 17.01.2015
  14. bz-berlin.de, 29.11.2014
  15. fr-online.de, 12.07.2013
  16. mz-web.de, 24.03.2012
  17. jungewelt.de, 03.05.2011
  18. presseportal.de, 28.08.2010
  19. neues-deutschland.de, 08.04.2009
  20. tagesspiegel.de, 11.07.2008
  21. tagesspiegel.de, 14.10.2007
  22. welt.de, 04.02.2006
  23. archiv.tagesspiegel.de, 05.08.2005
  24. welt.de, 26.04.2004
  25. archiv.tagesspiegel.de, 08.12.2003
  26. berlinonline.de, 25.04.2002
  27. Die Welt 2001
  28. Berliner Zeitung 2000
  29. Berliner Zeitung 1998
  30. TAZ 1997
  31. Die Zeit 1996
  32. Berliner Zeitung 1995