oktroyieren

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [ɔktʁo̯aˈjiːʁən]

Silbentrennung

oktroyieren

Definition bzw. Bedeutung

  • ein Gesetz nicht verfassungsgemäß erlassen, eine Verfassung einem Volk aufzwingen

  • jemandem etwas aufzwingen, aufdrängen

  • verleihen

Begriffsursprung

Die ursprüngliche Bedeutung entstand Anfang des 17. Jahrhunderts für „landesherrlich bewilligen, verleihen“, entnommen aus dem französischen octroyer in gleicher Bedeutung, altfranzösisch otroiier, otriier in der Bedeutung „bewilligen, gewähren, gutheißen, zusichern“, das sich über vulgärlateinisch *auctōrizāre aus lateinisch auctorare, einer Derivation aus auctor „Förderer, Urheber, Veranlasser“ (vergleiche dazu Autor), entwickelt hat; die heutige Bedeutung entwickelte sich im Zusammenhang mit der Revolution von 1848, ebenso das Verb aufoktroyieren

Konjugation

  • Präsens: oktroyiere, du oktroyierst, er/sie/es ok­t­ro­y­iert
  • Präteritum: ich ok­t­ro­y­ier­te
  • Konjunktiv II: ich ok­t­ro­y­ier­te
  • Imperativ: oktroyier/​oktroyiere! (Einzahl), ok­t­ro­y­iert! (Mehrzahl)
  • Partizip II: ok­t­ro­y­iert
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für ok­t­ro­y­ie­ren (Synonyme)

aufbürden:
jemandem oder sich eine Last (Bürde) auflegen
auferlegen:
als Aufgabe/Last/Buße zuweisen
aufladen:
etwas auf etwas – meist ein Fahrzeug – bringen, heben oder laden
etwas mit elektrischer Energie versehen
auflasten:
als Aufgabe/Verantwortung, Kosten aufladen
als Gut/Ladung (Last) aufladen
aufoktroyieren:
auferlegen, aufzwingen
beladen:
mit einer Last ausstatten
belasten (mit):
bewirken, dass etwas eine störende oder schädliche Wirkung auf etwas hat
jemandem oder etwas eine Last durch finanzielle Mittel auferlegen
bepacken:
etwas, seltener jemandem, (zu transportierende) Güter (wie zum Beispiel Gepäck, Pakete oder auch Waren) aufladen
beschweren:
etwas schwerer machen
sich bei jemandem über jemanden oder etwas beklagen
schlauchen (mit) (ugs.):
eine flüssige Substanz durch einen Schlauch in ein Behältnis leiten
gut auf Kosten eines anderen leben
strapazieren:
fehlerhaft zeichnen
in Bezug auf Gegenstände und Ähnliches: etwas stark beanspruchen, gebrauchen
andrehen (ugs.):
(allgemein) in Betrieb setzen, einschalten
durch Drehen befestigen
aufzwängen
jemandem etwas aufdrängen
(jemandem etwas) an den Hals hängen (ugs., fig.)
(jemandem etwas) ans Bein binden (ugs., fig.)
(jemandem etwas) aufs Auge drücken (ugs.)
aufbrummen (ugs.):
Hilfsverb „haben“: einen kurzen, plötzlichen Brummton von sich geben
Hilfsverb „haben“: jemandem etwas Unangenehmes (Arbeit, Strafe, Schuld oder Ähnliches) zuweisen
aufdrücken:
(ein Siegel, einen Stempel, eine Prägung) auf etwas anbringen
aus einer gewissen Machtposition heraus jemanden dazu zwingen, etwas Unerwünschtes zu ertragen, anzunehmen
aufhalsen (ugs.):
jemanden/sich etwas auferlegen, das als Last, lästig oder allgemein unangenehm empfunden wird; jemanden/sich mit einer (unangenehmen) Person, Sache belasten
aufpfropfen:
eine (edles/edleres) Reis mit einem neuen/alten pflanzlichen Untergrund/Ast/Trieb verbinden, damit es dort weiterwächst (und seine eigenen Früchte hervorbringt)
etwas Eigenes auf etwas Fremdes draufdrücken/drüberstülpen
aufzwingen:
etwas zwingt sich jemandem auf: etwas wird jemandem zwingend bewusst, drängt sich jemandem auf
jemandem etwas aufzwingen: jemanden (mit Gewalt) zwingen, etwas anzunehmen
(jemandem etwas) verpassen (ugs.):
(ein Treffen) nicht zu Stande kommen
ein Ereignis nicht miterleben
(jemanden) zwangsbeglücken (mit) (ugs., ironisch):
jemandem etwas von zweifelhaftem Wert aufdrängen, ohne ihm die Möglichkeit zu lassen, sich dessen zu erwehren
aufdrängen:
aufdrängen
jemanden oder etwas über ein erwünschtes Maß hinaus zukommen lassen
diktieren:
etwas diktieren: etwas zur Niederschrift vorsprechen
jemandem etwas diktieren: bei jemandem etwas durchsetzen oder erzwingen

Beispielsätze

  • Die Regierung kann ein friedliches Zusammenleben nicht oktroyieren, aber sie kann durch die entsprechenden Strukturen dazu beitragen.

  • Der immer wieder zu hörende Vorwurf, wir wollten anderen unser Geschäftsmodell oktroyieren, wird durch die Wiederholung nicht zutreffender.

  • Demokratie lässt sich nicht oktroyieren, sie muss mühevoll durch Konsens von unten erarbeitet werden.

  • Die ungleich tiefer gehende Enteignung hat in den Jahrzehnten davor stattgefunden, als die SED dem Land ihr Bild der Geschichte oktroyierte.

Wortbildungen

Übersetzungen

Was reimt sich auf ok­t­ro­y­ie­ren?

Wortaufbau

Das sechssilbige Verb ok­t­ro­y­ie­ren be­steht aus elf Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × E, 2 × O, 2 × R, 1 × I, 1 × K, 1 × N, 1 × T & 1 × Y

  • Vokale: 2 × E, 2 × O, 1 × I, 1 × Y
  • Konsonanten: 2 × R, 1 × K, 1 × N, 1 × T

Eine Worttrennung ist nach dem K, T, zwei­ten O, Y und ers­ten E mög­lich.

Das Alphagramm von ok­t­ro­y­ie­ren lautet: EEIKNOORRTY

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Offen­bach
  2. Köln
  3. Tü­bin­gen
  4. Ros­tock
  5. Offen­bach
  6. Ypsi­lon
  7. Ingel­heim
  8. Essen
  9. Ros­tock
  10. Essen
  11. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Otto
  2. Kauf­mann
  3. Theo­dor
  4. Richard
  5. Otto
  6. Ysi­lon
  7. Ida
  8. Emil
  9. Richard
  10. Emil
  11. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Oscar
  2. Kilo
  3. Tango
  4. Romeo
  5. Oscar
  6. Yan­kee
  7. India
  8. Echo
  9. Romeo
  10. Echo
  11. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  2. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄
  3. ▄▄▄▄
  4. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  5. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  6. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  7. ▄ ▄
  8. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  9. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 25 Punkte für das Wort.

oktroyieren

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort ok­t­ro­y­ie­ren ent­spricht dem Sprach­niveau C2 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr äußerst sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: oktroyieren. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: oktroyieren. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 6. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003, ISBN 3-423-32511-9
  2. daz.asia, 01.03.2020
  3. sat1.de, 25.05.2006
  4. archiv.tagesspiegel.de, 12.11.2003
  5. Tagesspiegel 2000