entziehen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ɛntˈt͡siːən ]

Silbentrennung

entziehen

Definition bzw. Bedeutung

  • einer Verpflichtung nicht nachkommen; so handeln, dass man die Konsequenzen einer Tat nicht tragen muss

  • etwas entfernen, die Anzahl oder Menge von etwas verringern

  • gehoben: (ein Recht oder eine Erlaubnis) wegnehmen

Begriffsursprung

Ableitung von ziehen mit dem Präfix ent-.

Konjugation

  • Präsens: entziehe, du entziehst, er/sie/es entzieht
  • Präteritum: ich ent­zog
  • Konjunktiv II: ich entzöge
  • Imperativ: entziehe/​entzieh! (Einzahl), entzieht! (Mehrzahl)
  • Partizip II: ent­zo­gen
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für ent­zie­hen (Synonyme)

(einer Sache) aus dem Wege gehen
(sich) aus der Verantwortung stehlen
(sich) einen schlanken Fuß machen
(sich) nicht stellen
(sich) drücken (vor) (ugs.):
einen Preis vermindern
einer unangenehmen Aufgabe (einer Arbeit) ausweichen
fliehen (literar.) (geh.):
schnelles Verlassen eines Ortes beispielsweise aufgrund befürchteter Gefahr
veraltet, poetisch: fliegen
(sich) herumdrücken (um) (ugs.)
kneifen (vor) (ugs.):
die Haut eines Lebewesens stark zwischen zwei Fingern zusammenquetschen (um Schmerz zu erzeugen, auf sich aufmerksam zu machen oder Ähnliches)
etwas zusammenquetschen
(etwas) umgehen:
ein physisches Hindernis umgehen, einen Umweg nehmen, aber auch mit übertragener Bedeutung: etwas auf eine umständliche Weise erledigen, weil die normale, einfache Weise aus irgendeinem Grunde in diesem Falle nicht funktioniert
abjagen (ugs.):
reflexiv, umgangssprachlich: sich besonders beeilen, alle Kräfte einsetzen, um etwas noch rechtzeitig zu schaffen
transitiv, übertragen: jemandem etwas (durch Hartnäckigkeit, Können, Tricks oder Ähnliches) wegnehmen
abknapsen (ugs.)
abknöpfen (ugs.):
ein Kleidungsstück durch Lösen der Knöpfe abnehmen
jemandem etwas wegnehmen
abluchsen (ugs.):
durch genaue Beobachtung von jemandem lernen
jemandem mit Überredung oder List eine Leistung abringen
abnehmen:
eine Aufgabe oder einen Gegenstand von jemand anderem übernehmen
kleiner oder weniger werden
abräumen:
Abraum entfernen
alle Kegel/Pins durch Werfen von Kugeln umstoßen
abringen (ugs.):
etwas (von jemandem) durch Beharrlichkeit und intensive Bemühung erhalten oder erlangen
sich zwingen, etwas zu sagen oder zu tun
abzwacken (ugs.):
einen kleinen Teil von etwas (ohnehin schon Knappem) für einen anderen (eigenen) Zweck wegnehmen
etwas kneifend abtrennen; abkneifen
(sich) aneignen:
etwas an sich nehmen, das einem nicht gehört
etwas durch Lernen, Üben erwerben
das Wasser abgraben (ugs.)
deprivieren (geh., lat.)
entreißen:
(jemandem) einen Gegenstand gewaltsam durch kräftiges/ruckartiges Ziehen wegnehmen
übertragen: jemandem etwas (Abstraktes) wegnehmen
entwenden:
sich etwas unrechtmäßig aneignen
fortnehmen:
etwas (oder jemanden) wegnehmen, entfernen
jemandem etwas (oder jemanden), was dieser hat, wegnehmen, es sich (vorübergehend) aneignen
herunternehmen:
einen Wert (normalerweise: der eine Belastung ausdrückt) senken
etwas, das sich höher befindet, von oben nach unten bewegen (meist ein Transport mit der Hand)
mitnehmen:
behalten, zu seinem Besitz machen (beispielsweise kostenlose Ware)
jemanden oder etwas so stark belasten, dass es negative Folgen hat
wegnehmen:
etwas von dem Ort entfernen, an dem es liegt/steht
für sich beanspruchen
wegschnappen (ugs.):
schnell etwas nehmen (schnappen), was auch jemand anderes gerne hätte
(jemandem etwas) aberkennen (Hauptform):
jemandem eine Fähigkeit zu etwas, (durch gerichtliches Urteil) ein Recht auf etwas, eine Auszeichnung, einen Titel oder Ähnliches absprechen
delegitimieren (lat.):
jemanden oder etwas rechtlich nicht anerkennen; die Legitimation von etwas oder jemandem aufheben
abgeben müssen (Aufgabe)
(jemanden) abziehen (von einer Aufgabe):
die Spülung einer Toilette betätigen
ein Messer, Klinge: durch Reibung schärfen
(jemanden) (von einer Aufgabe) entbinden:
ein Kind zur Welt bringen
jemanden von einer Aufgabe/Pflicht befreien/freisetzen
(jemanden) entpflichten:
jemanden von einer Pflicht, Verpflichtung oder einem Amt befreien
(jemanden) herausnehmen:
etwas aus dem Inneren von etwas entfernen
etwas tun, für das man keine sichere Legitimation hat
(jemanden) herausziehen:
aus einem Ort (dauerhaft) ins Umfeld ziehen
einen Auszug aus einem Text anfertigen
(jemanden) rausnehmen (ugs.)
(jemanden) rausziehen (ugs.)
ausweichen:
eine Bewegung machen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden; jemandem Platz machen
eine unangenehme Situation vermeiden

Beispielsätze

  • Alkohol entzieht dem Körper Wasser.

  • Nach dem Diebstahl von Büromaterial entzog der Chef seiner Sekretärin das Vertrauen.

  • Der Mörder wird sich seiner Verantwortung nicht entziehen können.

  • Man wird der Mutter das Sorgerecht entziehen und dem Vater zusprechen.

  • Ich habe das Gefühl, daß man sich hier der Antwort entzieht.

  • Mir wurde die Lizenz entzogen.

  • Die Antwort auf diese Frage entzieht sich einem.

  • Was man an Nebensachen verschwendet, wird immer der Hauptsache entzogen.

  • Es ist Zeit, dass jemand der Regierung die Kreditkarte entzieht.

  • Niemand kann dir deine Menschenrechte entziehen.

  • Tom wurde wegen Trunkenheit am Steuer der Führerschein entzogen.

  • Die Gravitation eines Schwarzen Loches ist so stark, dass selbst das Licht sich seiner Anziehungskraft nicht entziehen kann!

  • Um mich den Blicken zu entziehen, habe ich mich den ganzen Tag im Wald verborgen.

  • Die größte Schwäche des Menschen ist seine Stärke Dinge zu tun, die sich jeglicher Logik entziehen.

  • Dem Zugriff des Mandarins konnt er sich noch entziehen, dann aber fiel er dem Schreiber in die Hände.

  • Du kannst den Himmel vermessen, berechnen der Erde Gebiet, während das Menschenherz sich aller Berechnung entzieht.

  • Sie schaffte es, sich der peinlichen Situation zu entziehen, in der sie sich befunden hatte.

  • Meine Lizenz ist mir immer noch entzogen.

  • Meine Lizenz wurde mir entzogen.

  • Tom ist das Sorgerecht für seine Kinder entzogen worden.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Als Enkeltochter des Finanzministeriums ist die Cofag zudem der Kontrolle des Parlaments entzogen.

  • Am Ende konnte sich auch Labour, die größte britische Oppositionspartei, dem Druck nicht mehr entziehen.

  • Aber wir dürfen Kunst nicht präventiv dem öffentlichen Raum entziehen, weil sie irgendjemandem auf die Füße treten könnte.

  • Alle internationalen Wettbewerbe im Biathlon sollten Russland wegen der Dopingaffäre entzogen werden.

  • Aber er bezweifle, dass Daimler sich in China auf Dauer dem Druck entziehen könne, unter dem die Branche stehe.

  • Adecco (+1,5%) entzogen sich hingegen dem generellen Anlegermisstrauen.

  • Er glaube sogar, dass der Iran sich dieser positiven Entwicklung nicht entziehen könne.

  • Dem politischen Willen für eine staatliche Auffanglösung wollen sie sich jedoch nicht entziehen.

  • Den Eltern soll auch der Führerschein auf Zeit entzogen werden, falls diese nicht kooperationsbereit sind.

  • Sie entfaltet eine Sogwirkung, der sich ein Zuschauer nur schwer entziehen kann.

  • Ihm werde für ein halbes Jahr der Reisepass entzogen, sagte der Brandenburger Innenstaatssekretär Eike Lancelle am Donnerstag in Potsdam.

  • Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hatte im August erklärt, man wolle Heim seinen in Österreich erworbenen Doktortitel entziehen lassen.

  • Der BA-Verwaltungsrat hatte am 24. Januar Gerster das Vertrauen entzogen.

  • Der 29-Jährige hatte erst im letzten Moment für das Rennen eine Sondergenehmigung erhalten, die ihm am Freitag wieder entzogen werden kann.

  • April zu entziehen. 15 Zeichen der Ablehnung.

Wortbildungen

  • entziehend
  • Entziehung
  • Ent­zug
  • freiheitsentziehend

Übersetzungen

Was reimt sich auf ent­zie­hen?

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb ent­zie­hen be­steht aus neun Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × E, 2 × N, 1 × H, 1 × I, 1 × T & 1 × Z

  • Vokale: 3 × E, 1 × I
  • Konsonanten: 2 × N, 1 × H, 1 × T, 1 × Z

Eine Worttrennung ist nach dem T und zwei­ten E mög­lich.

Das Alphagramm von ent­zie­hen lautet: EEEHINNTZ

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Essen
  2. Nürn­berg
  3. Tü­bin­gen
  4. Zwickau
  5. Ingel­heim
  6. Essen
  7. Ham­burg
  8. Essen
  9. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Emil
  2. Nord­pol
  3. Theo­dor
  4. Zacharias
  5. Ida
  6. Emil
  7. Hein­reich
  8. Emil
  9. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Echo
  2. Novem­ber
  3. Tango
  4. Zulu
  5. India
  6. Echo
  7. Hotel
  8. Echo
  9. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄▄▄▄
  3. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  4. ▄ ▄
  5. ▄ ▄ ▄ ▄
  6. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 12 Punkte für das Wort.

entziehen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort ent­zie­hen ent­spricht dem Sprach­niveau B2 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr häu­fig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

aus­kom­men:
sich schnell und unauffällig einer unangenehmen Situation oder dergleichen entziehen
Bei­ze:
Küche: Zubereitung, in die Fleisch eingelegt wird, um Geschmack zu verleihen oder zu entziehen
dran­krie­gen:
(geschickt) dafür sorgen, dass jemand sich etwas (etwa einer Verpflichtung oder einer Strafe) nicht mehr länger entziehen kann
ent­lau­fen:
sich einer Obhut entziehen
Kon­dens­milch:
Milch, der partiell Wasser entzogen wurde und die üblicherweise in Kaffee gegeben wird
scho­nen:
sich von etwas fernhalten, sich etwas entziehen
tür­men:
aus Gefangenschaft fliehen, sich der Gefangennahme oder einer anderen sehr unangenehmen Situation entziehen
ver­nich­ten:
übertragen: die Legitimation entziehen; das Ansehen beschädigen – Bedeutung mit Bezug auf Ansehen oder Ähnliches.
weg­sau­fen:
vorhandenes Getränk (das für etwas/jemanden anderes vorgesehen ist) austrinken, den anderen entziehen
weg­trin­ken:
vorhandenes Getränk (das für etwas/jemanden anderes vorgesehen ist) trinken und es somit den anderen entziehen
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: entziehen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2024, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: entziehen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 12421285, 12214415, 12188060, 10686771, 10157924, 10135432, 7976858, 7016364, 6091100, 5603558, 5474098, 5227072, 5036345, 3945735, 3945718 & 3740038. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
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  19. Berliner Zeitung 1996
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