Tülle

Substantiv (Nomen), feminin (weiblich)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [ˈtʏlə]

Silbentrennung

Tülle (Mehrzahl:Tüllen)

Definition bzw. Bedeutung

  • kurze Röhre oder Rinne (zum Beispiel als Teil einer Wasserleitung, einer Pumpe, eines Brunnens, eines Gerätes; als Endstück einer Spritztüte), durch die etwas ausfließen kann

  • kurze, röhrenförmige Öffnung bzw. rinnenförmige Ausbuchtung eines Gefäßes für Flüssigkeiten (vor allem einer Kanne, eines Kruges), durch die die jeweilige Flüssigkeit gezielt ausgegossen werden kann

  • kurzer, röhrenartiger Teil eines Gerätes (vor allem eines Werkzeugs), der als Halterung eines Griffes, Schaftes, Stieles oder dergleichen dient

  • röhrenartiger hölzerner Behälter, in dem der Wetzstein feucht aufbewahrt wird

Begriffsursprung

Das Wort geht über die mittelhochdeutsche Form tülle auf das seit dem 9. Jahrhundert bezeugte althochdeutsche tulli ‚Röhre an der Pfeil- oder Speerspitze‘ zurück. Das Wort gehört zu der unter Tal und Delle behandelten indoeuropäischen Wurzel *dhel- ‚Biegung, Höhlung, Wölbung‘.

Deklination (Fälle)

SingularPlural
Nominativdie Tülledie Tüllen
Genitivdie Tülleder Tüllen
Dativder Tülleden Tüllen
Akkusativdie Tülledie Tüllen

Anderes Wort für Tül­le (Synonyme)

Ausgießer
Ausguss:
die Öffnung an einer Kanne oder Kanister, an der der Inhalt ausgegossen wird
gewollte, tief liegende (verschließbare) Öffnung in einem Becken, an der der komplette Inhalt des Behälters (zielgerichtet) nach außen entweichen kann
Schnabel:
das Mundstück bei Klarinetteninstrumenten
das Mundwerkzeug bestimmter Tiere
Schnaupe:
Ausguss eines mittelgroßen Gefäßes
Schnauze (einer Kanne) (ugs.):
derb: Mund
übertragen: Vorderteil von Fahrzeugen
(rohrförmiger) Aufnahmestutzen
Rohrstück (an einem Werkzeug)

Weitere mögliche Alternativen für Tül­le

Ausgusstülle:
schnabelförmige Öffnung eines Gefäßes
Kumpf:
am Gürtel getragenes Gefäß, in dem der Wetzstein feucht gehalten wird
Schlotterfass
Schneppe
Wetzkieze
Wetzsteinbecher
Wetzsteinbehälter
Wetztülle

Beispielsätze

  • Auf der Handrückseite war die Tülle ausgebrochen.

  • Gießkanne zum Zusammenlegen: Im Grunde ein Wassersack aus Plastik mit aufschraubbarer Tülle.

Häufige Wortkombinationen

  • die Tülle einer Gabel, einer Hacke, einer Schaufel, einer Schuffel
  • die Tülle einer Kanne, eines Kruges, eines Teekessels
  • die Tülle einer Lanze, einer Partisane, einer Pfeilspitze, eines Speeres
  • die Tülle eines Kerzenhalters, eines Leuchters

Untergeordnete Begriffe

  • Abdichttülle
  • Dichtungstülle
  • Durchführungstülle
  • Kabeltülle
  • Schlauchtülle
  • Schnurschutztülle
  • Spritztülle
  • Steckertülle

Übersetzungen

Was reimt sich auf Tül­le?

Wortaufbau

Das zweisilbige Substantiv Tül­le be­steht aus fünf Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × L, 1 × E, 1 × T & 1 × Ü

  • Vokale: 1 × E, 1 × Ü
  • Konsonanten: 2 × L, 1 × T
  • Umlaute: 1 × Ü

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten L mög­lich. Im Plu­ral Tül­len an glei­cher Stelle.

Das Alphagramm von Tül­le lautet: ELLTÜ

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Tü­bin­gen
  2. Umlaut-Unna
  3. Leip­zig
  4. Leip­zig
  5. Essen

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Theo­dor
  2. Über­mut
  3. Lud­wig
  4. Lud­wig
  5. Emil

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Tango
  2. Uni­form
  3. Echo
  4. Lima
  5. Lima
  6. Echo

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄
  2. ▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  4. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 12 Punkte für das Wort Tül­le (Sin­gu­lar) bzw. 13 Punkte für Tül­len (Plural).

Tülle

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen Tül­le ent­spricht dem Sprach­niveau C2 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Pfeif­kes­sel:
metallisches Gefäß mit Tülle, auf der eine Pfeife steckt und in dem man Wasser kocht
Ro­se:
Tülle mit Sieb an der Gießkanne
Sau­ci­e­re:
Gefäß mit Henkel und Tülle, in dem Soßen serviert werden
Öse:
aus Metall, Kunststoff oder Gummi bestehender Ring, der zur Randverstärkung in ein Loch eingesetzt wird; Tülle, Augenring
Schlauch­schel­le:
flexibler und in seiner Weite verstellbarer Ring, um ein Schlauchende über einem Rohrende oder einer Tülle festzuziehen
Tee­kes­sel:
kleiner Kessel zum Wasserkochen, mit Tülle
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Tülle. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2022, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: Tülle. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen
  2. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 7, Dudenverlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-411-04076-6
  3. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937
  4. focus.de, 13.11.2020
  5. TAZ 1997