Anstand

Substantiv (Nomen), maskulin (männlich)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ˈanˌʃtant ]

Silbentrennung

Einzahl:Anstand
Mehrzahl:Anstände

Definition bzw. Bedeutung

Begriffsursprung

Im 17. Jahrhundert Substantiv zum Verb anstehen „passen, sich schicken“

Deklination (Fälle)

SingularPlural
Nominativder Anstanddie Anstände
Genitivdes Anstands/​Anstandesder Anstände
Dativdem Anstand/​Anstandeden Anständen
Akkusativden Anstanddie Anstände

Anderes Wort für An­stand (Synonyme)

Anständigkeit:
Synonym für Anstand
Lauterkeit:
lautere, nicht vermischte/nicht verunreinigte Beschaffenheit
lauteres, aufrichtiges Wesen
Moral:
die Wertvorstellungen und guten Sitten einer Gesellschaft oder einer Person
Militär, auch übertragen: innere Kampfbereitschaft der Truppe
Sitte:
in der Gesellschaft durch Tradition, Brauch und/oder moralische/religiöse Gebote legitimierte soziale Norm
Kurzwort für Sittendezernat oder Sittenpolizei
Sittlichkeit:
Haltung/Verhalten gemäß den Vorstellungen von Moral und Sitte
(eine) gute Erziehung genossen haben
(eine) gute Kinderstube (genossen haben)
(sich) zu benehmen wissen
Benehmen:
Form der Mitwirkung bei einem Rechtsakt, weniger als Einigung oder Absprache
Gesamtheit der Umgangsformen, des Verhaltens, der menschlichen Handlungsweisen
Benimm:
Gesamtheit der Umgangsformen, des Verhaltens, der menschlichen Handlungsweisen
Etikette:
Nebenform von Etikett
Verhaltensweisen, die bei bestimmten Anlässen beachtet werden sollen, die zwischenmenschliche Konflikte vermeiden helfen sollen
feine Sitte
Galanterie (geh.):
ausgesprochen höfliches, zuvorkommendes Verhalten gegenüber Frauen
schmeichelndes, verbindliches Kompliment gegenüber Frauen
gut erzogen
gute Umgangsformen
gutes Benehmen
gutes Betragen
Höflichkeit:
distanzierte, formale Freundlichkeit; Respekt von einer Person zu einer anderen (Ohne Plural)
eine höfliche Geste oder Floskel
Manieren
Schliff:
geglättete Oberfläche
Gesamtheit guter Umgangsformen, guten Verhaltens
Stil:
besondere Gestaltungsweise (in Kunst, Leben, Sport…)
spezielle Auswahl sprachlicher Mittel bei der Gestaltung eines Textes
Umgangsform:
meist Plural: die Art, sich in einer Gesellschaft anderen Menschen gegenüber zu verhalten
Umgangsformen
Anstandsgefühl (haben)
wissen, was man sich schuldig ist
wissen, was sich gehört
wissen, was sich schickt

Sinnverwandte Wörter

Auf­fäl­lig­keit:
die Eigenschaft, auffällig zu sein
etwas, das sich durch seine Eigenschaften von anderem abhebt
Fein­ge­fühl:
Fähigkeit, auf die Gefühle anderer Personen rücksichtsvoll eingehen zu können
Hilfs­be­reit­schaft:
Einstellung, jemanden/andere unterstützen zu wollen
Hu­ma­ni­tät:
Streben nach Menschlichkeit, die auf die Würde und das Wohl der Menschheit gerichtet ist, sowie nach edler Gesinnung im Verhalten zur Kreatur
Kon­tro­ver­se:
länger anhaltender Disput, heftiger Streit (aufgrund unterschiedlicher oder gegensätzlicher Beurteilungen, Einschätzungen, Meinungen bezüglich eines bestimmten Sachthemas)
Kor­rekt­heit:
Eigenschaft/Zustand, gedanklich richtig (korrekt) zu sein
richtiges Verhalten
Miss­lie­big­keit:
nicht geschätzter Umstand
Re­s­pekt:
Achtung und Wertschätzung gegenüber jemandem/etwas; meist bezogen auf eine andere Person, aber auch Tiere, Gruppen, Institutionen, Länder, Kulturen und Weltanschauungen
Scheu, Angst gegenüber etwas/jemandem, welche meist in dessen Nicht-Unterlegenheit (in einer gewissen Hinsicht) begründet liegt
Schick:
von Einrichtungen, Gebäuden, Gegenständen: aufwendige und geschmackvolle Aufmachung
von Personen: vornehme Aufmachung
Schick­lich­keit:
Angemessenheit zur Situation
Sitt­sam­keit:
Einstellung/Verhalten, sittsam zu sein, sich den Sitten gemäß zu verhalten
Takt:
das Maß, das ein Musikstück rhythmisch in gleiche Einheiten teilt
das persönliche Maß an Etikette, Einfühlungsvermögen
To­le­ranz:
Medizin, nur im Singular gebräuchlich: Widerstandsfähigkeit insbesondere gegen Arzneimittel
nur Singular gebräuchlich: Eigenschaft, etwas dulden, ertragen oder zulassen zu können
Tu­gend­haf­tig­keit:
Eigenschaft einer Person, sich nach den herrschenden Vorstellungen von Moral und Anstand (Tugend) zu verhalten
Un­zu­kömm­lich­keit:
widriger Umstand, Unzulänglichkeit, Missstand
Wohlanständigkeit
Zart­ge­fühl:
Einstellung gegenüber anderen, ihnen mit Einfühlungsvermögen und Zurückhaltung gegenüberzutreten

Gegenteil von An­stand (Antonyme)

Ansitz
Fle­gel­haf­tig­keit:
das flegelhafte Verhalten
Un­an­stän­dig­keit:
etwas gegen die guten Sitten Verstoßendes

Beispielsätze

  • Er wußte, dass sein Verhalten gegen Anstand und Sitte verstieß.

  • Sie haben viel Anstand gezeigt.

  • Die derzeit gebotene Form von Anstand ist Abstand.

  • Wer in der Politik Anstand und Charakter sucht, der sucht gerne.

  • Du hast echt keinen Anstand.

  • Tom hatte nicht den Anstand zuzugeben, dass es seine Schuld gewesen war.

  • Tom hatte nicht den Anstand, sich zu entschuldigen.

  • Das Gesetz lässt oft ein Türchen offen für Dinge, die der Anstand verbietet.

  • Haben sie denn keinen Funken Anstand?

  • Er hat wenigstens den Anstand besessen, sich zu entschuldigen.

  • Tom hatte den Anstand, sich zu entschuldigen.

  • Du hast keinen Anstand.

  • Trotz all seiner Fehler hatte Tom einen tiefgreifenden Sinn für Anstand.

  • Zivilisierte Menschen verlassen sich auf die Strategie des Anstands und guten Willens als Grundlage für langfristiges Wohlergehen der Gesellschaft.

  • Tom hatte nicht einmal den Anstand zuzugeben, dass er unrecht hatte.

  • Die Basis für den Erfolg in der Zusammenarbeit ist gegenseitiger Anstand.

  • Höfliche Menschen respektieren die Regeln des Anstands und achten auf gute Manieren.

  • Sie kommen in mein Land, leben von meinem Geld und haben nicht mal den Anstand, meine Sprache richtig zu lernen.

  • Das verstößt gegen jeden Anstand.

  • Tom hatte nicht einmal den Anstand, sich zu entschuldigen.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • An solchen Dingen sieht man gut, um was für ein primitives Land es sich hier handelt – Barbaren kennen nun einmal weder Anstand noch Moral.

  • Fehlt es vielleicht ganz einfach an Anstand, lieber Peter P., denn Sozialleistungen wurden doch massiv zurückgefahren.

  • Abstand ja, aber leidet der Anstand, wenn die Nerven blank liegen?

  • Am Ende vielleicht auch einer der vielen Guten, die letztendlich wirkungslos aber dennoch dem Anstand und der Moral Stimme verliehen haben.

  • Anstand und Respekt brauche es auch im Netz.

  • Aber als Erinnerung daran, dass es keine Stärke des Anstands ist, die Schwäche anderer zu missbilligen.

  • Aber wenn man sich begegnet und sich anspricht, entstehen dann doch Anstand und Hemmungen - da benimmt man sich.

  • Anstand und Respekt – das ist beim Schwingen ähnlich.

  • Aber das Beispiel zeigt, dass es immer ein Problem ist, wenn das Gewinnstreben wichtiger wird als das Gesetz des Anstands.

  • Aber Anstand haben die Staatsbediensteten schon lange keinen mehr bewiesen.

  • Aber ich habe immer noch an das Missionieren geglaubt, aber mit Ehrfurcht, Anstand und Respekt.

  • Von den Machern der "Paranormal Activity"-Reihe erwartet man ohnehin keinen Anstand.

  • Aber man kann es mit Anstand und Stil tun. Das habe ich vermisst.

  • Zumindest nicht, wenn es halbwegs nach Stabilität, nach Fairness und Anstand gehen soll.

  • Das gebietet der Anstand.

Häufige Wortkombinationen

  • Anstand beibringen, Anstand haben, Anstand lernen, exzellenter Anstand, mit Anstand, ohne Anstand, einen Funken Anstand haben

Wortbildungen

Übergeordnete Begriffe

Übersetzungen

  • Bosnisch: пристојност (pristojnost) (weiblich)
  • Englisch: decency
  • Französisch:
    • décence (weiblich)
    • bienséance (weiblich)
    • courtoisie (weiblich)
  • Interlingua: decentia
  • Italienisch: decenza (weiblich)
  • Katalanisch:
    • decència (weiblich)
    • modals (männlich)
  • Kroatisch: pristojnost (weiblich)
  • Mazedonisch: пристојност (pristojnost) (weiblich)
  • Niederländisch: fatsoen
  • Portugiesisch: decência (weiblich)
  • Rumänisch:
    • decență (weiblich)
    • politețe (weiblich)
  • Schwedisch: anständighet
  • Serbisch: пристојност (pristojnost) (weiblich)
  • Serbokroatisch: пристојност (pristojnost) (weiblich)
  • Slowenisch: spodobnost (weiblich)
  • Spanisch:
    • buenas formas (weiblich)
    • decencia (weiblich)
    • buenas maneras (weiblich)
  • Türkisch:
    • adap
    • görgü
    • terbiye
  • Ukrainisch: порядність
  • Ungarisch:
    • modor
    • illem
  • Weißrussisch: прыстойнасць (prystojnascʹ)

Wortaufbau

Das zweisilbige Substantiv An­stand be­steht aus sieben Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × A, 2 × N, 1 × D, 1 × S & 1 × T

  • Vokale: 2 × A
  • Konsonanten: 2 × N, 1 × D, 1 × S, 1 × T

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten N mög­lich. Im Plu­ral An­stän­de zu­dem nach dem zwei­ten N.

Das Alphagramm von An­stand lautet: AADNNST

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Aachen
  2. Nürn­berg
  3. Salz­wedel
  4. Tü­bin­gen
  5. Aachen
  6. Nürn­berg
  7. Düssel­dorf

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Anton
  2. Nord­pol
  3. Samuel
  4. Theo­dor
  5. Anton
  6. Nord­pol
  7. Dora

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Alfa
  2. Novem­ber
  3. Sierra
  4. Tango
  5. Alfa
  6. Novem­ber
  7. Delta

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄
  2. ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄ ▄ ▄
  4. ▄▄▄▄
  5. ▄ ▄▄▄▄
  6. ▄▄▄▄ ▄
  7. ▄▄▄▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 7 Punkte für das Wort An­stand (Sin­gu­lar) bzw. 13 Punkte für An­stän­de (Plural).

Anstand

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Nomen An­stand kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

an­stands­hal­ber:
des Anstands halber
An­stands­re­gel:
Regel, die der Wahrung des Anstands dient
An­stands­wau­wau:
salopp: Person, die junge Menschen begleitet, um auf die Wahrung von Sitte und Anstand zu achten.
ge­zie­men:
den Sitten, den Regeln des Anstands entsprechen
scham­los:
ohne Schamgefühl, die sittlichen Grenzen, die Regeln des Anstands verletzend
schmut­zig:
übertragen: moralisch nicht einwandfrei, ohne Anstand
Tu­gend­haf­tig­keit:
Eigenschaft einer Person, sich nach den herrschenden Vorstellungen von Moral und Anstand (Tugend) zu verhalten
un­flä­tig:
so, dass es nicht den üblichen Regeln des guten Benehmens oder Anstandes entspricht
wohl­an­stän­dig:
den von „Gutbürgern“ vertretenen Auffassungen, Ansichten von Anstand entsprechend, gemäß der gutbürgerlichen Etikette
züch­tig:
ein hohes Maß an Anstand besitzend, sich sittlich und moralisch verhaltend

Buchtitel

  • 110 Regeln des Anstands und gegenseitigen Respekts in Gesellschaft und im Gespräch George Washington | ISBN: 978-3-42328-989-4
  • Ein Querkopf und die Sache mit dem Anstand Ben Vensko | ISBN: 978-3-75198-955-8
  • Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen Axel Hacke | ISBN: 978-3-44215-964-2
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: Anstand. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: Anstand. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 10975710, 10509135, 10085171, 10033081, 10021248, 9701241, 8821312, 7841270, 7456709, 6589655, 4561669, 4167330, 3703379, 3263589, 3082538, 2460505, 1973370 & 1890210. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  2. jungefreiheit.de, 16.03.2023
  3. augsburger-allgemeine.de, 29.06.2022
  4. noz.de, 02.04.2021
  5. freitag.de, 19.02.2020
  6. aargauerzeitung.ch, 26.08.2019
  7. stuttgarter-nachrichten.de, 13.03.2018
  8. finanznachrichten.de, 30.05.2017
  9. nieuwsblad.be, 23.08.2016
  10. welt.de, 17.10.2015
  11. nachrichten.at, 05.12.2014
  12. nzz.ch, 02.04.2013
  13. spiegel.de, 21.06.2012
  14. maerkischeallgemeine.de, 30.06.2011
  15. brennessel.com, 08.06.2010
  16. flive.de, 16.04.2009
  17. focus.de, 25.06.2008
  18. tagesanzeiger.ch, 09.06.2007
  19. focus.msn.de, 27.06.2006
  20. fr-aktuell.de, 09.05.2005
  21. tagesschau.de, 13.05.2004
  22. spiegel.de, 01.11.2003
  23. sueddeutsche.de, 24.09.2002
  24. Die Welt 2001
  25. Berliner Zeitung 2000
  26. Berliner Zeitung 1998
  27. Welt 1997
  28. Süddeutsche Zeitung 1996
  29. Berliner Zeitung 1995