wühlen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [ˈvyːlən]

Silbentrennung

wühlen

Begriffsursprung

Mittelhochdeutsch wüelen, althochdeutsch (um 1000) wuolen, wuollen ursprünglich „wälzen, umwälzen“; etymologisch verwandt mit wallen; ebenso stehen mittelniederdeutsch wōlen, mittelniederländisch woelen, niederländisch woelen ablautend zu wallen in der eigentlichen Bedeutung „um und um wälzen, hin und her rollen“

Konjugation

  • Präsens: ich wühle, du wühlst, er/sie/es wühlt
  • Präteritum: ich wühl­te
  • Konjunktiv II: ich wühl­te
  • Imperativ: wühle! (Einzahl), wühlt! (Mehrzahl)
  • Partizip II: ge­wühlt
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für wüh­len (Synonyme)

gruscheln (ugs., bayr.):
durch Wühlen suchen
freundliche Bemerkungen gegenüber einer anderen Person in einem sozialen Medium machen
gruschen (ugs., bayr.)
kramen (ugs.):
in einer Menge von Sachen (mit wenig Ordnung oder System) umherschauen und suchen
in einer Menge von Sachen etwas (mit wenig Ordnung oder System) (heraus-)suchen und entnehmen
pulen (ugs.):
mit den Fingern an etwas herummachen
mit den Fingern etwas aus / von etwas entfernen
stochern:
einen Gegenstand (zum Beispiel einen Stock, eine Gabel) in etwas mehrfach, prüfend hineinstoßen
(rum)krosen (ugs., regional, rheinisch)
(herum)kruschteln (ugs., regional, süddt.):
etwas in einem Berg/Haufen unübersichtlicher Dinge suchen
(herum)stöbern:
etwas ausdauernd durchsuchen, in etwas herumwühlen und dabei eine Unordnung machen
gründlich Ordnung machen, aufräumen
(herum)suchen (ohne System):
intransitiv, mit Infinitiv mit zu, gehoben: etwas versuchen
transitiv, auch mit nach: sich bemühen, etwas durch Überlegungen zu finden und/oder zu entdecken

Weitere mögliche Alternativen für wüh­len

agitieren:
aufwiegeln, Unruhe stiften
eifrig für eine Idee werben
arbeiten:
gedanklich beschäftigen, ein innerer mit Gefühlen verbundender Prozess
geistig oder körperlich tätig sein, zielstrebig handeln, um so ein Ergebnis zu erzielen
aufgraben:
einen Untergrund durch Graben öffnen
aufhetzen:
durch Worte jemanden so manipulieren, dass dieser sich gegen einen Dritten oder eine ganze Gruppe wendet und über diese Person/Gruppe sich ärgert oder wütend ist oder sogar kriminell aktiv wird und jemandem in Eigentum oder Person schadet
aufstacheln:
jemanden mit Worten reizen und versuchen, ihn zu einer (eher negativ gesehenen) Handlung zu treiben
jemanden motivieren/drängen Leistung zu zeigen
buddeln:
etwas (zum Beispiel Erde oder Ähnliches) durch Buddeln ausheben
etwas durch Buddeln schaffen
durchschlängeln:
sich auf geschickte Art und Weise durch etwas bewegen, etwas umgehen
durchsuchen:
innerhalb eines bestimmten Bereiches gründlich suchen
durchwühlen:
einen Ort (ohne Rücksicht auf vorhandene Ordnung) durchsuchen
Erde, das Erdreich, (auf der Suche nach etwas) mit einfachen Mitteln, wie zum Beispiel den Händen, umschichten
durchzwängen:
durch eine enge Öffnung/Passage hindurchpressen/vorwärtsdrängen
einen Weg verschaffen
graben:
eine Vertiefung in der Erde ausheben
etwas aus der Erde herausnehmen
herumkramen:
suchend in einem Haufen Dinge wühlen
intrigieren:
eine Intrige spinnen, jemanden zum eigenen Vorteil bei anderen in Misskredit bringen
malochen:
intransitiv; besonders mittelwestdeutsch, salopp: körperlich hart, schwer arbeiten
minieren:
Gänge im Inneren von Pflanzen verursachen
nagen:
ein Loch mit Hilfe der Zähne machen
etwas mit den Zähnen abscheren
peinigen:
jemanden quälen; Schmerz zufügen
quälen:
absichtlich Schmerzen zufügen, leiden machen
rasen:
sich (übermäßig) schnell bewegen
wüten, toben
rödeln:
eifrig, angestrengt arbeiten
etwas mit Draht befestigen, zusammenschnüren Reitel, Packstock, Balken? vgl. Referenzen
scharren:
(mit den Gliedmaßen) den Erdboden nur an der Oberfläche mit oft wiederholten, schnellen, kratzenden Bewegungen aufwühlen, auch: mit der Schnauze, mit den Pfoten durch Kratzen ein Loch graben oder den Boden aufwühlen
etwas durch Kratzen mit den Füßen oder einem Gerät (irgendwohin) fortbewegen
schippen:
Erde/Sand oder andere Dinge (beispielsweise Schnee) mit einem schaufelartigen Gerät (beispielsweise einer Schippe, einem Schneeschieber) bewegen
schüren:
Feuer durch Herumstochern anfachen
übertragen: vergrößern, verstärken, verbreiten
sich durcharbeiten
sich vertiefen
umgraben:
die oberste Erdschicht mithilfe eines Spatens umwenden
umstechen
umwälzen:
radikal verändern
über etwas Unangenehmes/Kosten: auf jemanden abwälzen, an jemand anderen weiterreichen
unterminieren:
etwas solide Bestehendes (Vertrauen, Ansehen, eine Position, …) oder ein Unterfangen langsam und unmerklich untergraben und zerstören
Hohlräume und Stollen unterhalb eines Bauwerks anlegen (Festung, Stadtmauer etc.) zu dessen Zerstörung etwa durch eine anschließende Sprengung

Gegenteil von wüh­len (Antonyme)

be­frei­en:
aus einer Zwangslage entkommen
etwas Störendes überwinden; von etwas Störendem loskommen
be­ru­hi­gen:
beschwichtigen, die Sorge nehmen
sich emotional wieder normalisieren (nach großer Aufregung oder Wut)
be­schwich­ti­gen:
jemandem, der sich aufregt oder ängstigt, die Vorbehalte oder Sorgen nehmen/versuchen zu nehmen, damit alles wieder normal und handhabbar wird/aussieht
eg­gen:
mit einem vom Traktor gezogenen landwirtschaftlichen Gerät zur Bodenauflockerung (Egge) den Ackerboden lockern
ein­ord­nen:
im Straßenverkehr auf eine bestimmte Fahrbahn fahren
sich in ein System, in eine Ordnung einfügen und sich dort anpassen
ent­zü­cken:
Freude und Begeisterung auslösen
er­hei­tern:
ein positives Gefühl der Belustigung auslösen, gute Laune machen, zum Lachen bringen
ein positives Gefühl der inneren Freude, frohen Stimmung auslösen
liegen lassen
liegenlassen
pla­nie­ren:
auf einem Geländestück Unebenheiten einebnen, zum Beispiel mit Hilfe einer Maschine, der Planierraupe
re­si­g­nie­ren:
auf etwas eigentlich Gewünschtes, das unerreichbar zu sein scheint, widerwillig verzichten
sta­bi­li­sie­ren:
gegen Schwankungen absichern, trotz Schwankungen einen ruhigen Mittelwert/Punkt finden
physisch stabil machen
sta­peln:
etwas in größerer Anzahl anhäufen; quantitativ anwachsen
ordentlich aufeinanderlegen, einen Stapel bilden
um­ge­hen:
ein physisches Hindernis umgehen, einen Umweg nehmen, aber auch mit übertragener Bedeutung: etwas auf eine umständliche Weise erledigen, weil die normale, einfache Weise aus irgendeinem Grunde in diesem Falle nicht funktioniert
um­schif­fen:
beim Schiffsverkehr: Güter oder Personen umladen/umlasten/umsteigen lassen
ver­fes­ti­gen:
fester machen, fester werden
ver­har­ren:
seinen Zustand / seine Stellung nicht ändern
weg­wer­fen:
etwas im Müll oder in der freien Landschaft entsorgen
etwas mit den Armen beschleunigen und so durch die Luft fliegen lassen, dass es sich vom Werfer wegbewegt
wohl­tun:
angenehme Gefühle vermitteln
mit Taten und Spenden helfen
zu­mau­ern:
etwas mittels Mauerwerk verschließen
zu­rück­stel­len:
aus dem Verkaufsangebot nehmen; für jemanden aufbewahren
die Uhr zurückdrehen; ein Programm auf Anfang setzen
zu­rück­zie­hen:
(Truppen) wieder zum Ausgangsort verlegen
den Kontakt zu anderen Menschen abbrechen oder sich von anderen Menschen entfernen, um ungestört allein zu sein
zu­schar­ren:
mit losem, trockenen Material, zum Beispiel Sand/Erde, bedecken, indem man dies darüberschiebt (scharrt)
zu­schüt­ten:
schüttend mit einer Masse füllen oder abdecken
sich voll betrinken

Redensarten & Redewendungen

  • im Dreck wühlen
  • in der Vergangenheit wühlen

Beispielsätze

  • Die chaotischen Bilder vom Sturm aufs Kapitol in Washington durch Extremisten wühlen die Menschen auf der ganzen Welt auf.

  • Dazu sucht der Kultur- und Heimatverein Bassum Mitstreiter, die Lust haben, in der Geschichte zu wühlen und diese zu präsentieren.

  • Erst nachdem Tusk EU-Ratspräsident in Brüssel geworden war, konnte sich Schetyna nach vorne wühlen.

  • Dank Bildvorschau muss man sich dann nicht mehr durch die Browserhistorie wühlen.

  • Hat Kate im Schrank der Queen gewühlt?

  • Da hat er ein bisschen im Blumenbeet gewühlt, und nun rufen Presseorgane aus ganz Deutschland bei Ratsherr Friedrich-Wilhelm Busse an.

  • Bürger berichten von Tieren, die im Kompost wühlen oder sich auf dem Rasen sonnen.

  • Als hätte er gerade in der LIZ gewühlt.

  • Die Haken reißen ein Stück Holz heraus, ehe sie sich ins Fleisch wühlen.

  • In einem Jahr wühlen sie sich durch ein abgeerntetes Erdbeerfeld, dann folgen Flächen mit Mohrrüben, Kartoffeln und andere Kulturen.

  • Die Umsäumte muss sich hernach im Schutze von vier Muskelmännern durch eine dicke Menschentraube wühlen.

  • Da wühlen seit Wochen Journalisten lustvoll im Skandalschlamm.

  • Wir würden dann auf die Straße hinuntergehen und in den Müllhaufen wühlen.

Häufige Wortkombinationen

  • am Wühltisch, im Kleiderschrank, Müllcontainer wühlen
  • Amseln, Hamster, Hühner, Hunde, Igel, Katzen, Maulwürfe, Ratten, Schweine, Vögel, Wildschweine, Wühlmäuse, Würmer wühlen
  • Bagger, Bauarbeiter, Kinder wühlen
  • im Boden, Blumenbeet, Erdboden, Erdreich, Garten wühlen
  • in der Erde wühlen
  • in der Erinnerungskiste, Handtasche, Hosentasche, Schatztruhe, Schublade, Tasche, Tiefkühltruhe wühlen
  • sich durch das Buschwerk, die Bedienungsanleitung, eine Menschenmenge, den Straßenverkehr wühlen
  • sich durch einen Aktenberg, die Korrespondenz wühlen

Wortbildungen

Übergeordnete Begriffe

Untergeordnete Begriffe

Übersetzungen

  • Englisch:
    • dig
    • grub
    • nuzzle
    • burrow
    • root
    • rake
    • rummage
    • agitate
    • foment
    • stir up
    • gnaw
    • tunnel
    • plough
    • beaver away
    • slave away
  • Esperanto:
    • fosi
    • kavigi
  • Französisch:
    • fouiller
    • fouir
    • fouger
    • grenouiller
    • tenailler
    • creuser
    • s'enfouir
    • liquider
  • Italienisch:
    • scavare
    • grufolare
    • frugare
    • ravanare
    • razzolare
    • rovistare
    • aizzare
    • istigare
    • sobillare
    • farsi strada attraverso
    • farsi strada tra
  • Polnisch:
    • grzebać
    • ryć
    • poszukiwać
    • szperać
    • agitować
    • męczyć
    • udręczać
    • kopać
  • Russisch:
    • копать
    • копаться
    • рыться
    • подстрекать
    • подстрекнуть
    • грызть
    • рыть
    • тяжело работать
  • Schwedisch:
    • gräva
    • rota
    • påta
    • böka
  • Spanisch:
    • hurgar
    • hozar
    • hocicar
    • escarbar la tierra
    • rebuscar
    • revolver
    • agitar
    • cavar
    • excavar
    • abrirse camino a través
    • currar

Was reimt sich auf wüh­len?

Wortaufbau

Das zweisilbige Isogramm wüh­len be­steht aus sechs Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 1 × E, 1 × H, 1 × L, 1 × N, 1 × Ü & 1 × W

  • Vokale: 1 × E, 1 × Ü
  • Konsonanten: 1 × H, 1 × L, 1 × N, 1 × W
  • Umlaute: 1 × Ü

Eine Worttrennung ist nach dem H mög­lich.

Das Alphagramm von wüh­len lautet: EHLNÜW

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Verb fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Wupper­tal
  2. Umlaut-Unna
  3. Ham­burg
  4. Leip­zig
  5. Essen
  6. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Wil­helm
  2. Über­mut
  3. Hein­reich
  4. Lud­wig
  5. Emil
  6. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Whis­key
  2. Uni­form
  3. Echo
  4. Hotel
  5. Lima
  6. Echo
  7. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  2. ▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  3. ▄ ▄ ▄ ▄
  4. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  5. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 15 Punkte für das Wort.

wühlen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort wüh­len ent­spricht dem Sprach­niveau C1 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

man­schen:
in einer breiigen Masse wühlen
mat­schen:
in einer breiigen/matschigen Masse wühlen, im Matsch spielen
mud­deln:
norddeutsch: spielerisch wühlen
Wühl­maus:
kleines, plumpes, kurzschwänziges Nagetier innerhalb der Unterfamilie der Wühler, mit dickem Kopf, kurzen Ohren und stumpfer Schnauze, das in Europa, Asien und Nordamerika verbreitet ist und unter der Erde Gänge wühlt
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: wühlen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: wühlen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-05508-1
  2. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 6. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003, ISBN 3-423-32511-9
  3. focus.de, 07.01.2021
  4. weser-kurier.de, 06.03.2020
  5. spiegel.de, 13.10.2019
  6. winfuture.de, 20.03.2018
  7. kurier.at, 10.03.2015
  8. haz.de, 10.03.2011
  9. suedkurier.de, 29.01.2009
  10. lizzy-online.de, 13.03.2008
  11. berlinonline.de, 14.02.2004
  12. tagesspiegel.de, 09.06.2002
  13. Welt 1999
  14. Welt 1998
  15. Süddeutsche Zeitung 1995