abschieben

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ˈapˌʃiːbn̩ ]

Silbentrennung

abschieben

Definition bzw. Bedeutung

  • jemanden ins Ausland ausweisen

  • jemanden verdrängen, ins Abseits drängen

  • Schuld oder Verantwortung auf jemanden oder auf missliche Umstände schieben

Begriffsursprung

Derivation (Ableitung) des Verbs schieben mit dem Derivatem (Ableitungsmorphem) ab-.

Konjugation

  • Präsens: schiebe ab, du schiebst ab, er/sie/es schiebt ab
  • Präteritum: ich schob ab
  • Konjunktiv II: ich schöbe ab
  • Imperativ: schiebe ab! (Einzahl), schiebt ab! (Mehrzahl)
  • Partizip II: ab­ge­scho­ben
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für ab­schie­ben (Synonyme)

(den) Rückzug antreten (auch figurativ, militärisch)
abdackeln (ugs.)
abdampfen (ugs.):
Fahrt aufnehmen, die Geschwindigkeit erhöhen, (sich) entfernen; ursprünglich von Dampf betriebenen Fahrzeugen wie Lokomotiven oder Schiffen, jetzt von Personen: weggehen, wegfahren, weglaufen, verschwinden, (sich) davonmachen, (sich) vom Acker machen
Gas als Folge eines chemischen Prozesses/einer chemischen Reaktion abgeben, abscheiden, entweichen lassen, ausstoßen
abhauen (ugs., salopp):
etwas abschlagen, abtrennen (starke und schwache Konjugation: hieb/haute ab und abgehauen/abgehaut)
sich entfernen, davonmachen (Präteritum nur schwache Konjugation: haute; Partizip II abgehaut oder abgehauen)
abschwirren (ugs., salopp)
abtreten (fachspr.):
die Schuhe säubern
durch Gebrauch abnutzen
abziehen (ugs.):
die Spülung einer Toilette betätigen
ein Messer, Klinge: durch Reibung schärfen
abzischen (ugs.):
intransitiv, salopp: sich schnell von einem Ort wegbegeben
die Düse machen (ugs.)
entrauschen (geh., ironisierend):
eine zufällige Störung (Rauschen) aus einem Signal (Bild oder Ton) entfernen
schnell von dannen ziehen, mit einem Rauschen verlassen
entschwinden (geh., scherzhaft):
sich von etwas entfernen
fortgehen:
ohne Unterbrechung verlaufen
sich von einer Stelle entfernen
gehen (= 'weggehen'):
(Computer) auf etwas gehen: den Mauszeiger auf etwas bewegen und ggf. anklicken oder öffnen
(der Teig beim Backen): sich in der Ruhephase beim Gärprozess befinden, aufgehen, gären
Leine ziehen (ugs., salopp)
scheiden (geh.):
etwas von etwas: unterscheiden
sich entfernen, fortgehen; auch euphemisch: sterben
sich entfernen (geh.)
sich trollen (ugs.)
sich verziehen (ugs.)
sich vom Acker machen (ugs.)
sich von dannen machen (geh., veraltend)
sich zurückziehen
verschwinden:
aufhören zu existieren, sich in Nichts auflösen
den wahrnehmbaren Bereich verlassen
von dannen eilen (geh., altertümelnd)
von dannen rauschen (geh., ironisierend)
von dannen ziehen (geh., veraltend)
weggehen (Ortswechsel) (Hauptform):
ausgehen, ein Lokal oder eine Diskothek aufsuchen
sich entfernen; einen Ort verlassen
wieder gehen (nach Besuch) (ugs.)
abgeben (an):
bei Ballspielen den Ball einem Mitspieler zukommen lassen
einen Satz (zum Beispiel im Tennis) oder ein gesamtes Spiel verlieren
abwälzen (auf):
etwas durch Wälzen von einer Stelle entfernen
etwas Unangenehmes von sich auf andere abschieben
andrehen:
(allgemein) in Betrieb setzen, einschalten
durch Drehen befestigen
loswerden (an) (ugs.):
etwas aussprechen/sagen
etwas verkaufen
überwälzen (auf)
(jemandem etwas) zuschieben:
(ungerechtfertigt, nicht ganz fair) zukommen/zuteilwerden lassen
gleitend (schiebend) auf ein Ziel zu in Bewegung setzen
ausschaffen (schweiz.):
in der Schweiz: jemanden abschieben, ausweisen
jemanden/etwas fortschaffen
ausweisen:
deklarieren
des Landes verweisen
deportieren:
jemanden gegen seinen Willen, unter Zwang, an einen anderen Ort transportieren
rückführen:
an den ursprünglichen Ort zurückbringen
(die / eine) Fliege machen (ugs., bundesdeutsch)
(die / eine) Mücke machen (ugs., bundesdeutsch)
(sich) dünnemachen (ugs., bundesdeutsch)
(sich) rausscheren (ugs.)
(sich) vertschüssen (ugs.)
abfahren (schweiz.):
eine bestimmte Strecke entlangfahren
etwas (fahrend, bei der Fahrt, mit einem Fahrzeug) abtrennen
abschleichen (ugs., schweiz.)
die Finken klopfen (ugs., schweiz.)
die Platte putzen (ugs., bundesdeutsch)
Leine ziehen (ugs., bundesdeutsch, schweiz.)
(sich) schleichen (ugs., süddt., österr.):
lautlos gehen
nur langsam vorankommen
sich dünnemachen (ugs.)
sich putzen (ugs., österr.)
sich über die Häuser hauen (ugs., österr.)
sich verkrümeln (ugs., bundesdeutsch, schweiz.)
(sich) verzupfen (ugs., bayr., österr.):
veraltet, regional: etwas in kleine Stücke rupfen, etwas durch sukzessives Abreißen von kleinen Stückchen verbrauchen
verschwinden, abhauen

Weitere mögliche Alternativen für ab­schie­ben

abdrängen:
jemanden gewaltsam dazu bringen, etwas herauszugeben
jemanden oder etwas von einem Ort oder einer Richtung drängen
aufbürden:
jemandem oder sich eine Last (Bürde) auflegen
aufs Altenteil setzen
beschuldigen:
jemandem eine Straftat zur Last legen bzw. die Schuld an etwas geben
entlassen:
jemandem die Arbeitsstelle kündigen
jemandem erlauben zu gehen
entmachten:
jemandem seine Macht nehmen
entthronen:
die Vormacht wegnehmen
einem Herrscher die Macht wegnehmen
fortschicken:
eine Sache versenden
jemanden nicht empfangen, ihn auffordern wegzugehen
hinauswerfen:
etwas nach draußen werfen
jemanden aus einem Raum werfen
in die Wüste schicken
jemandem etwas andrehen
jemanden anschwärzen
kündigen:
das eigene Arbeitsverhältnis einseitig beenden
etwas/jemandem etwas kündigen: einen Vertrag/eine Vertragsbeziehung einseitig beenden
schassen:
jemanden schimpflich entlassen
verdrängen:
etwas aus seinem Bewusstsein ausschließen
jemanden oder etwas von seiner Stelle drängen oder schieben; den Platz von etwas einnehmen

Gegenteil von ab­schie­ben (Antonyme)

an­heu­ern:
jemanden für eine bestimmte Aufgabe gewinnen
Nautik: den Dienst an Bord antreten
Asyl gewähren
Aufenthaltsbewilligung erteilen
das Ruder übergeben
ein­bür­gern:
intransitiv, von gebietsfremden Arten: sich in einem neuen Gebiet etablieren
reflexiv: sich nach und nach zum Usus, zur Gewohnheit entwickeln
en­ga­gie­ren:
jemanden für eine Arbeitsstelle einstellen oder einen Auftritt buchen
sich für etwas einsetzen, für eine Sache stark machen
Schuld:
kein Plural: moralisches Fehlverhalten oder die Last infolge des Fehlverhaltens
kein Plural: neben Tatbestandsmäßigkeit und Rechtswidrigkeit eine Strafbarkeitsvoraussetzung
über­neh­men:
etwas von jemand anderem verwenden, sich etwas zu eigen machen
sich etwas von jemandem nehmen, zu eigen machen; jemandem etwas wegnehmen
unter Vertrag nehmen
un­ter­brin­gen:
jemandem eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle verschaffen
jemandem eine Bleibe, Unterkunft verschaffen
Ver­ant­wor­tung:
(Selbst-)Verpflichtung für eine Sache oder Person; Bereitschaft, für seine Handlungen einzustehen
Erklärung eines Angeklagten/Beschuldigten zur Beschuldigung
ver­pflich­ten:
etwas verbindlich zusagen, eine Pflicht auf sich nehmen; Militär: freiwillig und vertraglich Soldat werden für längere Zeit, als die Wehrpflicht es erzwänge
jemanden in die Pflicht nehmen, etwas zu tun

Beispielsätze

  • Der abgelehnte Asylbewerber wurde abgeschoben.

  • Sie will die Verantwortung immer auf andere abschieben.

  • Tom hofft, dass er nicht abgeschoben wird.

  • Sie haben Tom abgeschoben.

  • Ich werde Ken abschieben.

  • Mehr Ausländer sollten abgeschoben werden.

  • Wenn wir ihn nicht ins Gefängnis bringen können, sollten wir ihn geräuschlos abschieben.

  • Verräter werden abgeschoben.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Abgelehnte Asylbewerber sollen leichter in sichere Drittstaaten abgeschoben werden können.

  • Anschließend soll er umgehend nach Deutschland abgeschoben werden.

  • Abgelehnte Asylsuchende werden, durch Spruch der Härtefall-Kommissionen, nicht abgeschoben.

  • Ausserdem hätte Indien den Mann abschieben können.

  • Allein im Juli sind 6.000 Menschen ohne gültige Papiere in Istanbul festgenommen und abgeschoben worden.

  • Aber gerade im Mietsektor wird alles auf den Privatmann abgeschoben.

  • Aber die können ja nicht abgeschoben werden, weil sie vorher ihre Pässe weggeworfen haben.

  • Abgelehnte Asylbewerber die nicht abgeschoben werden weil man auf Freiwilligkeit setzt, die Akte Linnert.

  • 348 Menschen wurden im Jahr 2014 über den Flughafen Baden-Baden abgeschoben.

  • "Auf Dauer dürften steigende Gesundheitskosten nicht allein auf die Versicherten abgeschoben werden", forderte Zahn.

  • Als Ersatz für einen türkischen Rapper, der nach der Haft abgeschoben wurde in seine Heimat.

  • Wer als "Republikflüchtling" in China gefasst wird, wird abgeschoben.

  • Asylbewerber dürfen demnach nicht "blind" nach Griechenland abgeschoben werden.

  • Fünf mutmaßliche Waffenschmuggler aus Weißrussland und Kasachstan werden aus Thailand abgeschoben.

  • Das Ende der Ferrari-Zeit, Regazzoni wird zum Ensign-Team abgeschoben.

  • Allen Vermutungen, er werde auf einen Ruheposten abgeschoben, widersprach Fuchs energisch.

  • Am kommenden Dienstag wird der Humus abgeschoben und die künftige Rasenfläche planiert, kündigt Hermann Müller an.

  • Zugleich beinhaltet er die Ausnahme, dass Straftäter weiter abgeschoben werden sollten.

  • Er habe von der Ausländerbehörde die Mitteilung erhalten, dass er am 13. Januar erneut abgeschoben werden solle.

  • Sie hatte Tuberkulose und wiegt noch 34 kg. Sie wird am gleichen Tag abgeschoben und ist inzwischen verstorben.

Häufige Wortkombinationen

  • alle, bequem, einfach, gleich, heute, immer, irgendwohin, jemanden, kaum, konsequenter, leichter, morgen, nicht, notfalls, schnell, so schnell wie möglich, sofort, unverzüglich, verstärkt, weiterhin, wieder abschieben
  • Asylbewerber, Ausländer, Flüchtling, Häftlinge, Hassprediger, Jugendliche, Kinder, Kranke, Kriminelle, Menschen, Personen, Schläger, Straftäter, Täter abschieben
  • auf andere, Minderheiten abschieben
  • Aufgaben, Problem, Schuld, Verantwortung abschieben
  • Beamte, Hund, Katze, Kunden, Pferd abschieben
  • in die Krabbelstube, Sonderschule abschieben
  • ins Altenheim, Altersheim, Ferienlager, Heim, Internat, Kinderheim, Tierheim abschieben

Wortbildungen

Übergeordnete Begriffe

Übersetzungen

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb ab­schie­ben be­steht aus zehn Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × B, 2 × E, 1 × A, 1 × C, 1 × H, 1 × I, 1 × N & 1 × S

  • Vokale: 2 × E, 1 × A, 1 × I
  • Konsonanten: 2 × B, 1 × C, 1 × H, 1 × N, 1 × S

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten B und ers­ten E mög­lich.

Das Alphagramm von ab­schie­ben lautet: ABBCEEHINS

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Aachen
  2. Ber­lin
  3. Salz­wedel
  4. Chem­nitz
  5. Ham­burg
  6. Ingel­heim
  7. Essen
  8. Ber­lin
  9. Essen
  10. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Anton
  2. Berta
  3. Samuel
  4. Cäsar
  5. Hein­reich
  6. Ida
  7. Emil
  8. Berta
  9. Emil
  10. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Alfa
  2. Bravo
  3. Sierra
  4. Char­lie
  5. Hotel
  6. India
  7. Echo
  8. Bravo
  9. Echo
  10. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄
  2. ▄▄▄▄ ▄ ▄ ▄
  3. ▄ ▄ ▄
  4. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄
  5. ▄ ▄ ▄ ▄
  6. ▄ ▄
  7. ▄▄▄▄ ▄ ▄ ▄
  8. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 18 Punkte für das Wort.

abschieben

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort ab­schie­ben kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

An­ker­zen­t­rum:
Einrichtung zur Registrierung und Unterbringung von Asylsuchenden, wo sie unterkommen sollen, bis sie in Kommunen verteilt oder in ihr Herkunftsland abgeschoben werden
Aus­ge­din­ge:
Posten, auf den jemand nach der eigentlichen Karriere abgeschoben wird

Film- & Serientitel

  • Aufgehoben oder abgeschoben? (Doku, 2003)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: abschieben. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2024, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: abschieben. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 11580133, 10648280, 10025111, 7560449, 6044222, 2874746, 1652813 & 690631. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  5. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. ga.de, 20.12.2023
  2. infranken.de, 06.12.2022
  3. focus.de, 26.04.2021
  4. bazonline.ch, 12.05.2020
  5. jungewelt.de, 03.10.2019
  6. focus.de, 27.03.2018
  7. journaldujura.ch, 09.06.2017
  8. onetz.de, 21.09.2016
  9. handelsblatt.com, 18.06.2015
  10. krankenkassen-direkt.de, 29.01.2014
  11. mainpost.de, 24.04.2013
  12. spiegel.de, 17.04.2012
  13. rssfeed.sueddeutsche.de, 21.12.2011
  14. feeds.rp-online.de, 11.02.2010
  15. blick.ch, 05.09.2009
  16. waz-online.de, 27.06.2008
  17. szon.de, 23.10.2007
  18. welt.de, 04.10.2006
  19. berlinonline.de, 14.01.2005
  20. fr-aktuell.de, 19.02.2004
  21. f-r.de, 19.02.2003
  22. sz, 07.02.2002
  23. bz, 14.08.2001
  24. Junge Welt 2000
  25. Welt 1998
  26. TAZ 1997
  27. Stuttgarter Zeitung 1996
  28. Süddeutsche Zeitung 1995