vulgär

Adjektiv (Wiewort)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [vʊlˈɡɛːɐ̯]

Silbentrennung

vulgär

Definition bzw. Bedeutung

  • bildungssprachlich, abwertend: die kulturellen, sittlichen Konventionen der Gesellschaft verletzend

  • Bildungssprachlich: gewöhnlich, im Sinne von schlicht, unqualifiziert, nicht wissenschaftlich dargestellt.

Begriffsursprung

Im 17. Jahrhundert von französisch vulgaire entlehnt, das auf lateinisch vulgāris „allgemein, gemein, niedrig“ zurückgeht

Abkürzung

  • vulg.

Steigerung (Komparation)

  1. vulgär (Positiv)
  2. vulgärer (Komparativ)
  3. am vulgärsten (Superlativ)

Anderes Wort für vul­gär (Synonyme)

anstößig:
Anstoß erregend, unschicklich, obszön
bathisch (geh.)
geschmacklos:
ohne Geschmack, natürlicherweise oder abgestanden
ohne gute Sitten, taktlos
obszön (geh.):
das Schamgefühl verletzend, sittliche Entrüstung hervorrufend
ordinär:
die gesellschaftlichen Normen missachtend
veraltend: nicht ungewöhnlich oder gar außergewöhnlich, sondern ganz normal
unanständig:
den guten Sitten widersprechend, gegen sie verstoßend
unter der Gürtellinie (ugs., fig.)

Sinnverwandte Wörter

ober­fläch­lich:
die Oberfläche eines Gegenstandes oder einer Sache betreffend, sich auf die Oberfläche beziehend
nicht gründlich oder auch nicht gründlich genug, nur das Äußere beachtend
scham­los:
in der Handlungsweise die Rechte oder Gefühle anderer Menschen bewusst ignorierend
ohne Schamgefühl, die sittlichen Grenzen, die Regeln des Anstands verletzend
schmut­zig:
nicht sauber, mit Schmutz behaftet
übertragen: moralisch nicht einwandfrei, ohne Anstand
un­flä­tig:
so, dass es nicht den üblichen Regeln des guten Benehmens oder Anstandes entspricht
un­wis­sen­schaft­lich:
nicht auf Wissenschaft gegründet
nicht den Methoden und Maßstäben der Wissenschaft entsprechend

Gegenteil von vul­gär (Antonyme)

edel:
Gegenstand: von hochwertiger Qualität
Person: von besonderer Einstellung, Leistung, Qualität oder auch Stellung
fein:
die soziale Stellung betreffend: feine Leute, feine Herrschaften
gute Qualität bezeichnend: genau, scharf
vor­nehm:
dem äußeren Erscheinungsbild nach höheren, besser gestellten gesellschaftlichen Kreisen zugehörig, in der Art und Weise dieser Kreise oder sich auf diese Kreise beziehend, von besonderer Feinheit und Feinfühligkeit oder sich durch andere positive Eigenschaften auszeichnend
im Superlativ auch: äußerst wichtig, äußerst bedeutend, äußerst dringend (als erstes vorzunehmen)

Beispielsätze

  • In einem Wort wie Vulgärphilosophie steckt vulgär im Sinne von schlicht, unqualifiziert, über Gebühr vereinfacht.

  • Es ist nicht die Sprache, die vulgär ist, sondern die Leute.

  • Nicht die Sprache ist vulgär, sondern die Leute.

  • Ich habe darüber gelacht, aber hinterher habe ich mir gedacht, dass das echt ziemlich vulgär war.

  • Sie redet ungemein vulgär.

  • Sei nicht so vulgär!

  • Sie konnte seine vulgäre Art nicht mehr ertragen.

  • Sie ist vulgär.

  • Sie ist schrecklich vulgär.

  • Sie ist hübsch, aber vulgär.

  • Er hatte ein vulgäres Verhalten.

  • Er benahm sich vulgär.

  • Wenn er zornig wird, benutzt er immer vulgäre Ausdrücke.

  • Ich habe seine vulgären Witze satt.

  • Jene Kinder haben eine vulgäre Ausdrucksweise.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Eigentlich ein makelloser Auftritt der 26-Jährigen – doch dann hagelt es auf Social Media plötzlich abschätzige und vulgäre Kommentare.

  • Dem Goldketterl haftet zu Unrecht immer noch ein vulgäres Image an.

  • Demnach kommt es bei ihnen nach spätestens vier Jahren zur Spontanheilung von vulgären Warzen.

  • Dann wurde es vulgär: Die 28-Jährige streckte den Mittelfinger in die Kamera.

  • Frau Gsell gab sich alle Mühe bekannt zu werden, durch primitives bis vulgäres Verhalten.

  • Erst kürzlich kanzelte sie schwulenfeindliche Äußerungen ihres Vaters als "vulgär" ab.

  • Auslöser war die Veröffentlichung eines Videos aus dem Jahr 2005, in dem er sich vulgär über Frauen äußert.

  • Alle anderen bekommen Unterhaltung der profanen Art. Wir zeigen euch zehn der vulgärsten Videospiele aller Zeiten.

  • Die Rai bietet nichts als Reklame, halbnackte Mädchen und vulgäres Talkshowgeschrei.

  • So soll bei Chatprogrammen wie Kakao Talk ein Filterprogramm Beiträge mit Beleidigungen oder vulgären Inhalten sperren.

  • Doppelbödiges Sommertheater des Grazer TiK: Düster und vulgär präsentiert sich "Bettys Sommerfrische" vom Theater im Keller im Ferdinandeum.

  • Niemand inszenierte den Kult um die Stars so opulent und vulgär wie LaChapelle.

  • Der Roman wurde als obszön und vulgär aufgenommen.

  • Auch Koch weis Je herber, je vulgärer die Sprache, desto mehr geht man sicher, von Freund und Feind gelesen zu werden.

  • Während Schmied den machohaften Part übernahm, mimte Sängerin JFC oftmals den vulgären Vamp.

  • Berlusconi provozierte die Opposition in dieser Woche unter anderem mit einer sehr vulgären und abfälligen Bemerkung über Prodis Anhänger.

  • Schwierig wird die Sache für das Bildungsbürgerturm: Lange Zeit galt der Fernseher als vulgärer Ausdruck seichter Volkskultur.

  • Vielen ist etwa Manfred Deix zu vulgär.

  • Sie entfaltet einen gewissen Eros, ohne jemals vulgär oder auch nur anzüglich zu sein.

  • Innere Monologe werden schließlich Wort, vulgär und hart und sehnsüchtig.

  • In jedem Fall aber ist er fest davon überzeugt, dass gegen die große Abstumpfung nur die vulgärsten und die gröbsten Reize helfen.

  • "Arbeit" allerdings hat für eine Minderheit immer noch einen richtig vulgären Klang.

  • Das Holocaust-Gedenken ist oft unecht, zuweilen vulgär und ausbeuterisch.

  • Sind unsere Affären nicht viel pikanter als die vulgären Geschichten um gesponsortes Bier und Gratiskaffee bei einer Minister-Hochzeit?

  • Doch die meisten KP-Abgeordneten demonstrierten einen vulgären, neurotischen Judenhaß.

  • Sie spielte freiwillig mit in einem Spiel des schönen Scheins und einer vulgären und provokativen Äußerlichkeit.

  • Lombardi spielte sich als Diktator auf und "machte vulgäre sexuelle Bemerkungen" gegenüber einer Beamtin auf der Schulbank.

  • Seinen Nonsens und seine Grimassen fanden seriöse Kritiker allerdings vulgär.

Wortbildungen

Untergeordnete Begriffe

Übersetzungen

Was reimt sich auf vul­gär?

Wortaufbau

Das zweisilbige Isogramm vul­gär be­steht aus sechs Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 1 × Ä, 1 × G, 1 × L, 1 × R, 1 × U & 1 × V

  • Vokale: 1 × Ä, 1 × U
  • Konsonanten: 1 × G, 1 × L, 1 × R, 1 × V
  • Umlaute: 1 × Ä

Eine Worttrennung ist nach dem L mög­lich.

Das Alphagramm von vul­gär lautet: ÄGLRUV

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Adjektiv fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Völk­lingen
  2. Unna
  3. Leip­zig
  4. Gos­lar
  5. Umlaut-Aachen
  6. Ros­tock

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Vik­tor
  2. Ulrich
  3. Lud­wig
  4. Gus­tav
  5. Ärger
  6. Richard

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Vic­tor
  2. Uni­form
  3. Lima
  4. Golf
  5. Alfa
  6. Echo
  7. Romeo

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄ ▄ ▄▄▄▄
  2. ▄ ▄ ▄▄▄▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  4. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  5. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄
  6. ▄ ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 18 Punkte für das Wort.

vulgär

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Wie­wort vul­gär kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

auf­gei­len:
vulgär: Freude, Vergnügen, Genugtuung – insbesondere über Fehler, Niederlagen oder Rückschläge anderer – oder auch Ärger über etwas verspüren
bla­sen:
vulgär: den Penis sexuell oral stimulieren
durch­fi­cken:
vulgär, derb: ohne Unterbrechung koitieren
fi­cken:
vulgär, transitiv, intransitiv: den Geschlechtsakt vollziehen, koitieren
vulgär, transitiv: jemanden hereinlegen, jemanden fertigmachen
Hun­de­schei­ße:
umgangssprachlich, vulgär: Scheiße, die von einem Hund stammt
mau­sen:
landschaftlich, vulgär: Geschlechtsverkehr (Koitus) durchführen
not­geil:
derb, vulgär: von starkem sexuellem Triebstau erfasst, wobei die kontrollierte Handlungsfähigkeit als eingeschränkt ausgedrückt werden soll.
Rohr:
vulgär: erigiertes männliches Glied
Sau:
vulgär: erotisch-reizvoller Mensch
Vul­ga­ri­tät:
ohne Plural: Eigenschaft (von Bildern, Personen, Texten, Verhaltensweisen), vulgär, das heißt ordinär, unkultiviert, derb, unflätig zu sein
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: vulgär. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: vulgär. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 11488035, 11488034, 11119783, 10680128, 9987290, 6729388, 6700578, 5022609, 3355204, 735674, 735672, 441704, 441700 & 409802. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  2. bazonline.ch, 17.07.2022
  3. derstandard.at, 26.09.2021
  4. focus.de, 18.12.2020
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  11. feedsportal.com, 28.12.2012
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  13. tagesanzeiger.ch, 03.08.2010
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  16. lauterbacher-anzeiger.de, 03.01.2007
  17. focus.msn.de, 06.04.2006
  18. archiv.tagesspiegel.de, 27.06.2005
  19. archiv.tagesspiegel.de, 18.04.2004
  20. f-r.de, 24.06.2003
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  23. DIE WELT 2000
  24. Tagesspiegel 1999
  25. Welt 1998
  26. Berliner Zeitung 1997
  27. Stuttgarter Zeitung 1996
  28. Berliner Zeitung 1995