hinnehmen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ˈhɪnˌneːmən ]

Silbentrennung

hinnehmen

Definition bzw. Bedeutung

  • Eine Aussage, Handlung oder ein Ereignis von negativer Natur akzeptieren, dulden oder sich dem widerspruchslos fügen.

  • Etwas/jemanden mit hinnehmen: etwas/jemanden zu dem Ort bringen, wo man selbst gerade auf dem Weg hin ist.

Begriffsursprung

Zusammengesetzt aus hin und nehmen.

Konjugation

  • Präsens: nehme hin, du nimmst hin, er/sie/es nimmt hin
  • Präteritum: ich nahm hin
  • Konjunktiv II: ich nähme hin
  • Imperativ: nimm hin! (Einzahl), nehmt hin! (Mehrzahl)
  • Partizip II: hin­ge­nom­men
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für hin­neh­men (Synonyme)

dulden:
mit einem Zustand oder einem Verhalten einverstanden sein, wenn man sich in der Position befindet es unterbinden zu können
durchlaufen:
durch die Reibung des Gehens zerstören, meist Schuhe oder Strümpfe
einem Ablauf unterzogen werden
durchmachen:
etwas miterleben, etwas durchlaufen
etwas Negatives erleiden, etwas Schweres durchleben
erdulden:
etwas erdulden: etwas Negatives bewusst auf sich nehmen
etwas erdulden: etwas Negatives ohne Widerspruch geduldig über sich ergehen lassen
erleiden:
etwas körperlich oder seelisch Unangenehmes erleben; eine unangenehme Erfahrung machen
ertragen:
eine unangenehme oder schwierige Situation hinnehmen und deswegen nicht die Beherrschung verlieren oder zusammenbrechen
zulassen:
eine Erlaubnis erteilen, Zugang zu etwas gewähren
etwas ermöglichen, die Möglichkeit zu etwas geben (auch passiv)
(klaglos) über sich ergehen lassen
keinen Aufstand machen (ugs.)
schlucken (ugs.):
durch Zusammenziehen der Muskeln im Hals und Mund in dem Magen gelangen lassen
etwas akzeptieren
sich (notgedrungen) arrangieren mit
sich abfinden (mit)
sich bescheiden (mit)
sich d(a)reinfinden (geh., veraltet)
sich dreinschicken (in) (geh., veraltend)
sich fügen (in)
sich in sein Schicksal ergeben
sich schicken (in) (veraltet)
sich zufriedengeben (mit)
am eigenen Leib erfahren
ausstehen:
erwartet werden, aber noch fehlen
etwas ertragen, durchhalten
durchhalten:
auch unter erschwerten Bedingungen etwas fortsetzen
durchleben:
einen bestimmten Zeitraum, ein bestimmtes Erlebnis mit allen Sinnen erfahren
einen Streifen mitmachen (ugs.)
einstecken:
etwas an einer bestimmten Stelle befestigen
etwas für sich behalten, in Anspruch nehmen; ohne Widerstand hinnehmen; hinunterschlucken
erfahren:
durch eigenes Erleben kennen lernen
zur Kenntnis bekommen, von etwas Kenntnis erhalten, etwas mitgeteilt bekommen
erleben:
eine Erfahrung machen, bei etwas dabei sein
zu einem Zeitpunkt noch am Leben sein
in Kauf nehmen
miterleben:
dabei sein, wenn etwas geschieht, etwas gemeinsam mit anderen erfahren
mitmachen (ugs.):
etwas erleiden, durchstehen müssen
etwas zusätzlich zu etwas anderem erledigen
passieren:
durchseihen (Flüssigkeiten), durchstreichen (weiche Nahrungsmittel, zum Beispiel um Schalenreste oder Kerne zu entfernen)
Hilfsverb haben: etwas durchqueren, an etwas vorbeigehen oder -fahren, einen Ort überschreiten
überstehen:
eine mühevolle oder gefahrvolle Situation hinter sich bringen
(jemandem) zustoßen:
(jemandem) passieren
mit (einem spitzen, länglichen Gegenstand in) der Hand auf etwas oder jemanden einwirken, einen Stich ausführen
(die) Füße stillhalten (ugs., fig.)
(es) nicht auf einen Streit ankommen lassen (wollen) (variabel)
(sich etwas) bieten lassen
(sich etwas) gefallen lassen
(sich) nicht wehren (gegen)
(sich) nicht widersetzen
konnivieren (geh.)
leisetreten
Nachsicht üben
nicht protestieren
stillhalten:
keine Bewegungen machen
keine Gegenmaßnahmen ergreifen
tolerieren:
etwas oder jemanden hinnehmen, dulden
verschmerzen:
einen seelischen Schmerz, einen Rückschlag aushalten und überwinden
dem freien Spiel der Kräfte überlassen
den Dingen ihren Lauf lassen
geschehen lassen (Hauptform)
nicht eingreifen
bei jemandem durchkommen mit (ugs.)
gelten lassen
ziehen bei (ugs.)

Gegenteil von hin­neh­men (Antonyme)

ver­bit­ten:
energisch verlangen, dass etw. unterlassen wird
transitiv veraltet: für jemanden bitten

Beispielsätze

  • Ach, du fährst zum Flohmarkt? Kannst du mich mit hinnehmen?

  • Wie kannst du sein Verhalten einfach so hinnehmen?

  • Die Mannschaft musste nach zwanzig Minuten einen Gegentreffer hinnehmen.

  • Die Leute wollen die Ausgangssperre nicht hinnehmen.

  • Tom hat es mit Wurstigkeit hingenommen.

  • Die Welt wird sich nicht ändern, wenn wir sie weiter so hinnehmen, wie sie ist.

  • Ich muss es so hinnehmen.

  • Ich werde das nicht hinnehmen.

  • Diese Situation kann ich nicht hinnehmen.

  • Ich werde das nicht länger hinnehmen.

  • Tom, warum kannst du die Gegebenheiten nicht einfach hinnehmen?

  • Können Sie das nicht einfach hinnehmen?

  • Kannst du das nicht einfach hinnehmen?

  • Dass mein Freund betrunken Auto fahren will, kann ich nicht einfach so stillschweigend hinnehmen!

  • Tom hat die Lügen nie hingenommen.

  • Sie konnte den Umstand nicht hinnehmen, dass sie und ihre Schüler so viel hatten, während andere so wenig hatten.

  • Er muss es hinnehmen, wie wenn ihn ein Hund gebissen hätte.

  • Die Ukraine wird einen Verlust der Krim nicht hinnehmen.

  • Soll ich dies gelassen hinnehmen?

  • Syrien ist zu einem internationalen Schlachtfeld geworden, und keines der Lager will die Niederlage seiner Stellvertreterkrieger hinnehmen.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Aber ich muss das so hinnehmen.

  • Auch ein Koalitionspartner der Liste musste starke Einbußen hinnehmen.

  • Allgemein betrachtet würden die Stadtwerke weiterhin Corona-bedingte Verzögerungen auf den Baustellen hinnehmen müssen.

  • Arme Erwachsene gibt es, solange Gesellschaften die Grundparameter von Armut hinnehmen.

  • Andererseits müssen leichtere Behinderungen oder nur Formalverstöße gegen die Straßenverkehrsordnung auch einmal hingenommen werden.

  • An die Sprachprobleme dachte niemand und dass die Kollegen aus Polen diese Dumpinglöhne nicht ewig hinnehmen kann sich jeder denken.

  • Aber auch die Länder mussten bei ihren Steuern einen Einnahmerückgang um 21,4 Prozent hinnehmen.

  • “Aber das bedeutet nicht, dass wir alles hinnehmen, für das er steht.“

  • Allerdings bekommen beide Firmen den starken Dollar zu spüren und mussten deswegen zuletzt Einbußen beim Umsatz hinnehmen.

  • Aber das jährlich Hunderttausende von gesunden Babys abgetrieben werden, wird völlig widerspruchslos hingenommen.

  • Aber selbst der erfolgsverwöhnte kalifornische Konzern musste Einbußen hinnehmen.

  • ALBA Berlin hat in der Basketball-Euroleague die erste Niederlage hinnehmen müssen.

  • Aalen Die zweite Manschaft des VfR Aalen musste beim TV Echterdingen eine 1:2-Niederlage hinnehmen.

  • Der SÖS-Stadtrat Gangolf Stocker seit Jahren Galionsfigur des Widerstands, will die Kündigung nicht hinnehmen.

  • Der finnische Mobiltelefonhersteller Nokia musste im ersten Quartal einen drastischen Gewinneinbruch hinnehmen.

Wortbildungen

Übersetzungen

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb hin­neh­men be­steht aus neun Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × N, 2 × E, 2 × H, 1 × I & 1 × M

  • Vokale: 2 × E, 1 × I
  • Konsonanten: 3 × N, 2 × H, 1 × M

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten N und zwei­ten H mög­lich.

Das Alphagramm von hin­neh­men lautet: EEHHIMNNN

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Ham­burg
  2. Ingel­heim
  3. Nürn­berg
  4. Nürn­berg
  5. Essen
  6. Ham­burg
  7. Mün­chen
  8. Essen
  9. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Hein­reich
  2. Ida
  3. Nord­pol
  4. Nord­pol
  5. Emil
  6. Hein­reich
  7. Martha
  8. Emil
  9. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Hotel
  2. India
  3. Novem­ber
  4. Novem­ber
  5. Echo
  6. Hotel
  7. Mike
  8. Echo
  9. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄ ▄ ▄
  2. ▄ ▄
  3. ▄▄▄▄ ▄
  4. ▄▄▄▄ ▄
  5. ▄ ▄ ▄ ▄
  6. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  7. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 13 Punkte für das Wort.

hinnehmen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort hin­neh­men ent­spricht dem Sprach­niveau B2 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr häu­fig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

ak­zep­tie­ren:
etwas hinnehmen
ak­zep­tiert:
etwas mit seinen Besonderheiten und Eigenarten angenommenes; etwas, was zumindest hingenommen wird, wenn es vielleicht auch nicht unumschränkt bejaht wird
Frie­dens­dik­tat:
aufgezwungener Friedensvertrag, der vom Verlierer hingenommen werden muss
hin­ge­ben:
bewusst den Verlust von etwas oder jemandem zu einem bestimmten (höheren) Zweck hinnehmen oder auch dies aktiv herbeiführen
hi­n­un­ter­schlu­cken:
(etwas Beleidigendes, Unangenehmes oder Ähnliches) hinnehmen und nicht widersprechen
kas­sie­ren:
etwas gegen seinen Willen hinnehmen
Kon­fron­ta­ti­ons­kurs:
Verhalten, bei dem ein mögliches Aufeinanderprallen unterschiedlicher Ansichten und Ziele hingenommen wird
op­fern:
etwas für einen Zweck aufgeben; bewusst den Verlust von etwas zu einem höheren Zweck hinnehmen
ver­ur­teilt:
übertragen auch auf andere als rein juristische Folgen: etwas Negatives hinnehmen müssend
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: hinnehmen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: hinnehmen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 9963502, 9586178, 8765650, 8405855, 8064095, 7489846, 7414248, 6927324, 4878476, 4878371, 4878362, 4470628, 4468642, 4236573, 3263819, 3085401, 2763267 & 2577096. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
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