entweichen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ɛntˈvaɪ̯çn̩ ]

Silbentrennung

entweichen

Begriffsursprung

Mittelhochdeutsch entwīchen „kraftlos werden, nachstehen, abtreten“, althochdeutsch intwīhhan „ausströmen, sich davonmachen“. Das Wort ist seit der Zeit um 800 belegt

Konjugation

  • Präsens: entweiche, du entweichst, er/sie/es entweicht
  • Präteritum: ich ent­wich
  • Konjunktiv II: ich entwiche
  • Imperativ: entweiche! (Einzahl), entweicht! (Mehrzahl)
  • Partizip II: ent­wi­chen
  • Hilfsverb: sein

Anderes Wort für ent­wei­chen (Synonyme)

(her)aussickern
ausfließen:
meist über Flüssigkeiten: sich rinnend (fließend) aus etwas herausbewegen
auslaufen:
als Flüssigkeit aus einer Öffnung austreten
einen Zeitpunkt erreichen, an dem etwas endet, beispielsweise ein Vertrag
(her)ausströmen (Gas):
aus dem Behältnis, in dem der Stoff gelagert ist, heraustreten
ohne Worte mitteilen, ein Gefühl zu verstehen geben
austreten (Flüssigkeit):
auf die Toilette gehen, bzw. müssen
eine Organisation wie einen Verein, eine Partei verlassen
durch die Finger schlüpfen
durch die Lappen gehen (ugs.)
durchs Netz gehen (ugs.)
entfleuchen:
sich dem Zugriff entziehen
entfliehen:
aus einer Gefahr, aus einer Zwangslage entkommen
einer unangenehmen Situation entgehen
entgehen:
bei etwas Erwünschtem nicht dabeisein, etwas Erwünschtes nicht erhalten
etwas nicht bemerken, nicht erkennen
entkommen:
eine bedrohliche oder unangenehme Situation verlassen, hinter sich lassen, vermeiden
entlaufen:
sich einer Obhut entziehen
entrinnen:
eine bedrohliche oder unangenehme Situation verlassen, hinter sich lassen, vermeiden
entwischen:
(unter Benutzung geeigneter Hilfsmittel) Verfolgern entkommen; einen Ort unauffällig verlassen; der Gefangenschaft entfliehen
herausfließen:
von drinnen, aus dem Inneren von etwas nach draußen, ins Freie fließen (je nach Kontext: in Richtung des Sprechenden)
herauslaufen
nach außen dringen
nicht erwischen (können) (ugs.)
nicht kriegen (ugs.)

Sinnverwandte Wörter

aus­bre­chen:
auch übertragen: sich aus Mauern, Gittern, Gefängnis, Konventionen oder Ähnlichem befreien
aus dem Magen hochwürgen
aus­drin­gen:
aus etwas herauskommen
etwas aus etwas herausholen
ent­fer­nen:
Abstand nehmen; sich von etwas wegbewegen
hinwegnehmen oder herausnehmen; dafür sorgen, dass jemand oder etwas nicht da ist
ver­schwin­den:
aufhören zu existieren, sich in Nichts auflösen
den wahrnehmbaren Bereich verlassen

Beispielsätze

  • Der Papagei ist aus seinem Käfig entwichen.

  • In Perth wurde der Sperrzustand ausgerufen, nachdem ein aus Übersee zurückgekehrter Urlauber aus einem Quarantänehotel entwichen war.

  • Es entweichen beständig Atome und Moleküle der Luft aus der Exosphäre in den Weltraum.

  • Stört es dich, wenn ich das Fenster öffne, um den Rauch nach draußen entweichen zu lassen?

  • Gas entwich aus einem Riss in der Leitung.

  • Von Zeit zu Zeit lüftete er des Deckel Topfes, um Dampf entweichen zu lassen.

  • Gar mancher Schwierigkeit entweicht man durch das hübsche Wort „vielleicht“.

  • Wasser entwich aus dem beschädigten Rohr.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • An den Rändern etwas andrücken und die Oberseite mit einer Gabel vorsichtig mehrfach einstechen, damit beim Backen die Luft entweichen kann.

  • Als wäre Hallstatt ein gigantischer Ballon, der sich temporär aufbläst, nur um am Abend die Luft wieder entweichen zu lassen.

  • Dadurch entweichen große Mengen gebundenen CO2s in die Atmosphäre.

  • Der Asylwerber aus Algerien war am Mittwoch aus einer Psychiatrie entwichen und hatte dabei gerufen: “Ich sprenge euch in die Luft.”

  • Aus einer Chemieanlage im Frankfurter Industriepark Höchst ist giftiges Nitrobenzol entwichen.

  • Beim Verschrotten von Dosen, Autos und Lösungsmittelbehältern sollen laut Behörde beträchliche Mengen Kohlenwasserstoffe entwichen sein.

  • Bei Verladungen könnten zwar Bitumendämpfe entweichen, diese seien aber "nicht giftig" und nicht gesundheitsgefährdend.

  • Das Mädchen konnte aber entweichen und fliehen, bevor es zu weiteren Handlungen des Täters kam.

  • Denn sie können dem Steuerabzug nicht mehr entweichen.

  • Er wolle Sulzer nicht übernehmen, was auch Luft aus dem Ballon habe entweichen lassen.

  • Ein Unternehmenssprecher erklärte, Radioaktivität sei nicht entwichen.

  • Durch einen Riß entwichen benzinhaltige Dämpfe.

  • Spätere Ermittlungen ergaben, dass die Ente aus einem Gehege eines Züchters im Westen Eberstadts entwichen war.

  • Jetzt entweichen die gefrorenen Wörter der Toten, ihr hört Stimmen aus einer anderen Zeit.

  • Am 15. und am 23. August seien insgesamt fast 81 Tonnen Chlor entwichen, davon 760 Kilogramm in die Luft, sagte Martinek.

  • Kohlendioxid kann entweder von Magma aus dem Erdmantel stammen oder aus Kalkstein entweichen.

  • Im Fall eines Lecks trete so lediglich Luft von außen ein, Ozon könne jedoch nicht entweichen.

  • Die vom Boden abgestrahlte Wärme, unsichtbares Infrarotlicht, kann aber nicht durch das Glas entweichen und ist wie in einer Falle gefangen.

  • Versuche, über Bulgarien oder Jugoslawien zu entweichen, scheiterten.

  • Aus der trauten Zweisamkeit entwichen die Herren allerdings nur allzugern in die Abgeschiedenheit ihrer Clubs.

Häufige Wortkombinationen

  • „Entweiche, Satan!“

Übersetzungen

Was reimt sich auf ent­wei­chen?

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb ent­wei­chen be­steht aus zehn Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × E, 2 × N, 1 × C, 1 × H, 1 × I, 1 × T & 1 × W

  • Vokale: 3 × E, 1 × I
  • Konsonanten: 2 × N, 1 × C, 1 × H, 1 × T, 1 × W

Eine Worttrennung ist nach dem T und I mög­lich.

Das Alphagramm von ent­wei­chen lautet: CEEEHINNTW

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Essen
  2. Nürn­berg
  3. Tü­bin­gen
  4. Wupper­tal
  5. Essen
  6. Ingel­heim
  7. Chem­nitz
  8. Ham­burg
  9. Essen
  10. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Emil
  2. Nord­pol
  3. Theo­dor
  4. Wil­helm
  5. Emil
  6. Ida
  7. Cäsar
  8. Hein­reich
  9. Emil
  10. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Echo
  2. Novem­ber
  3. Tango
  4. Whis­key
  5. Echo
  6. India
  7. Char­lie
  8. Hotel
  9. Echo
  10. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄▄▄▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  4. ▄ ▄
  5. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄
  6. ▄ ▄ ▄ ▄
  7. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 16 Punkte für das Wort.

entweichen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort ent­wei­chen kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

aus­ge­tre­ten:
aus einem Behälter oder einer Leitung entwichen sein (z.B. eine Flüssigkeit, ein Gas) mit Gefahren für die Umwelt oder Leben
Aus­guss:
gewollte, tief liegende (verschließbare) Öffnung in einem Becken, an der der komplette Inhalt des Behälters (zielgerichtet) nach außen entweichen kann
Aus­lass:
Möglichkeit, z. B. Öffnung, durch die etwas entweichen, austreten kann
ent­lüf­ten:
aus etwas Luft entweichen lassen oder diese entfernen
Lüf­tungs­aus­lass:
Öffnung, durch die Luft austreten, entweichen kann
Na­sen­laut:
Linguistik, speziell Phonetik: Laut, bei dem der Luftstrom ganz oder teilweise über den Nasenraum entweicht
Phlo­gis­ton:
historisch, nach bereits widerlegten Theorien des 17./18. Jahrhunderts: Substanz, die beim Verbrennen von brennbaren Körpern entweicht
pup­sen:
Blähungen (Verdauungsgase) aus dem Darm (geräuschvoll) entweichen lassen
Sei­ten­laut:
Linguistik, speziell Phonetik: deutscher Begriff für "Lateral", bei dem die Luft an den Seiten der Zunge dem Mundraum entweicht
ver­sie­geln:
so verschließen, dass bestimmte Stoffe (Flüssigkeiten, Gase, Staub) nicht eindringen oder entweichen können
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: entweichen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2022, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: entweichen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 11524433, 9989162, 6548755, 5292043, 3768739, 2430318, 2406763 & 759016. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9
  2. berliner-kurier.de, 24.09.2022
  3. derstandard.at, 01.06.2020
  4. presseportal.de, 03.12.2019
  5. rhein-zeitung.de, 28.07.2016
  6. heute.de, 15.05.2013
  7. tv.orf.at, 29.11.2012
  8. sueddeutsche.de, 24.09.2011
  9. polizeipresse.de, 26.06.2009
  10. boerse-online.de, 09.10.2008
  11. stock-world.de, 23.04.2007
  12. tagesschau.de, 15.11.2006
  13. abendblatt.de, 15.01.2005
  14. fr-aktuell.de, 27.07.2004
  15. archiv.tagesspiegel.de, 10.03.2003
  16. ln-online.de, 10.09.2002
  17. bz, 14.02.2001
  18. DLF - aus Naturwissenschaft und Technik 1998
  19. Berliner Zeitung 1997
  20. Berliner Zeitung 1996
  21. Die Zeit 1995