idealisieren

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [idealiˈziːʁən]

Silbentrennung

idealisieren

Definition bzw. Bedeutung

Höher einschätzen oder darstellen, als der Realität entspricht.

Begriffsursprung

Unter Einfluss von französisch idéaliser Derivation (Ableitung) zum Adjektiv ideal mit dem Derivatem (Ableitungsmorphem) -ier und der Flexionsendung -en

Konjugation

  • Präsens: idealisiere, du idealisierst, er/sie/es ide­a­li­siert
  • Präteritum: ich ide­a­li­sier­te
  • Konjunktiv II: ich ide­a­li­sier­te
  • Imperativ: idealisier/​idealisiere! (Einzahl), ide­a­li­siert! (Mehrzahl)
  • Partizip II: ide­a­li­siert
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für ide­a­li­sie­ren (Synonyme)

(jemanden) gottgleich verehren
anbeten:
in besonderem Maße bewundern, übertrieben verehren
Religion: einen Gott, eine höhere Macht, durch Gebet verehren
anhimmeln (ugs.):
jemanden (übertrieben) schwärmerisch lieben, verehren
jemanden schwärmerisch, bewundernd, hingebungsvoll ansehen
beweihräuchern:
mit dem Rauch von Weihrauch umhüllen
übertrieben loben, preisen, oft mit dem Unterton, dass dies peinlich oder unangemessen ist
eine (ihm / ihr) nicht zukommende Bedeutung beimessen
eine (ihm / ihr) nicht zukommende Bedeutung verleihen
emporstilisieren
glorifizieren (geh.):
jemanden mit viel Ruhm ehren
hochjubeln:
ein besseres als eigentlich gerechtfertigtes Urteil über etwas abgeben
mit hoher Drehzahl laufen lassen
hochstilisieren:
etwas durch übertriebenes Lob bedeutender, wichtiger machen als es tatsächlich ist
huldigen (geh.):
einer Gewohnheit treu sein
jemandem seine Ergebenheit, Verehrung zeigen
in den Himmel heben (fig.)
mit einem Glorienschein umgeben
mit einem Glorienschein versehen
stilisieren (zu):
vereinfachen, vereinfachend darstellen
überhöhen:
etwas höher machen als vorher
etwas übersteigert darstellen; etwas extremer darstellen, als es ist
verbrämen:
etwas negativ Besetztes verschleiern
etwas umranden und damit verzieren
vergöttern:
mehr als gewöhnlich, extrem stark (abgöttisch) lieben und verehren
verherrlichen:
etwas (übertrieben) als großartig darstellen; etwas überschwänglich preisen
verklären:
idealisiert darstellen, die negativen Seiten übersehen
in Aussehen oder Haltung: einen glücklichen Ausdruck bekommen
(jemandem) zu Füßen liegen (ugs., fig.)
(jemandes) Ein und Alles (sein) (ugs.)
anschmachten:
jemanden (oft übertrieben) schwärmerisch, bewundernd, hingebungsvoll ansehen oder verehren
Feuer und Flamme sein (für) (ugs.)
höchste Bewunderung zollen (geh.)
jemand lebt nur noch für
schmachten (nach):
eine irgendwie geartete Entbehrung erleiden (insbesondere hungern und/oder dürsten)
seinen Hunger und Durst bei jemandem stillen, ohne etwas zu bezahlen
schwärmerisch bewundern
verehren:
jemandem etwas schenken
jemandem mit großer Hochachtung und Bewunderung begegnen
verschmachten (nach):
gehoben: in Sehnsucht nach etwas oder jemandem zugrunde gehen
gehoben: verhungern und/oder verdursten, an einer Entbehrung zugrunde gehen
(sich) verzehren (nach) (geh.):
als Nahrung zu sich nehmen
verschwinden machen

Weitere mögliche Alternativen für ide­a­li­sie­ren

beschönigen:
etwas als besser, schöner darstellen, als es in Wirklichkeit ist
romantisieren:
etwas idealisiert betrachten oder wiedergeben
etwas im Stil der Romantik gestalten oder darstellen
schönen:
eine seit den Römern bekannte Methode zur Klärung von Wein, dem man Schönungsmittel zusetzt, die sich als Bodensatz zusammen mit dem im Wein befindlichen Schwebestoffen niederschlagen
Farben heller, leuchtender erscheinen lassen
schönfärben:
einen Stoff mit heller Farbe färben/versehen
etwas (meist Negatives/Unvorteilhaftes) besser darstellen, als es tatsächlich ist; etwas zu positiv/optimistisch darstellen
verschönern:
so umgestalten, dass etwas attraktiver (schöner) wird

Gegenteil von ide­a­li­sie­ren (Antonyme)

ab­wer­ten:
übertragen: etwas in seinem Ansehen, seiner Bedeutung vermindern
Wirtschaft: etwas in seinem Wert herabsetzen
aus­schel­ten:
jemanden heftig beschimpfen, kritisieren
be­män­geln:
Mängel an einer Sache konstatieren und kritisieren
he­r­ab­set­zen:
(einen Wert) geringer machen
mit Geringschätzung, kränkend behandeln; die Bedeutung oder das Ansehen einer Person oder Sache schmälern
heruntermachen
he­r­un­ter­spie­len:
etwas weniger wichtig, bedeutend oder schwerwiegend erscheinen lassen, als es wirklich ist
schlecht­ma­chen:
Negatives, Unwahres oder Ähnliches über etwas/jemanden sagen (und so eine Schädigung dessen öffentlichen Ansehens/Rufes herbeiführen)
ver­un­glimp­fen:
jemand oder etwas schlechtmachen

Beispielsätze

  • Es ist zwecklos, in Zeiten einer Krise die Vergangenheit zu idealisieren.

  • In Zeiten einer Krise sollte man nie die Vergangenheit idealisieren.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Das zeichneten und malten sie idealisiert.

  • Beide verlieren sich aus den Augen, dennoch kann Andreas nicht aufhören, den Schulfreund auf kompetitive Weise zu idealisieren.

  • Er beleuchtet aber auch kritisch deutsche Mythen wie die idealisierte schwarze Null oder das Gerede von der EZB als Totengräber der Sparer.

  • Werbung ist ja immer so etwas wie der idealisierte Spiegel der Gesellschaft.

  • Die Tendenz, auf allen elektronischen Kanälen alles idealisiert abzubilden, ist in den letzten Jahren stark gestiegen.

  • Wenn Menschen andere Menschen als gute Helden idealisieren, erschaffen sie Ikonen.

  • Dabei müssten sie die Fähigkeit zu idealisieren weiterentwickeln.

  • Das Land wird einfach idealisiert, ohne dass man einmal dort gewesen war.

  • Ein Freund hat ihm den Buddhismus nähergebracht, der Duldsamkeit und Zuversicht idealisiert.

  • Ströbele idealisiert Kreuzberg – Wolfgang Wieland lebt hier.

  • Journalisten, Zuschauer, Sponsoren – für fast alle Beteiligten am Geschäft Fußball ist der Profi eine idealisierte Projektionsfläche.

  • Prägend wirkt das Internet auch da, wo in immer neuen Bildern präpubertäre Körper idealisiert werden.

  • Das Relief zeigt eine Soldatengruppe in mittelalterlich-martialischer Ritterpose und idealisierte Szenen aus dem Leben der Landbevölkerung.

  • Allerdings wird Sexualität dabei stark idealisiert.

  • Adam Smiths idealisierte Marktgesellschaft benötigte wenig mehr als einen "Nachtwächterstaat".

  • "Dabei darf man das Rad aber nicht idealisieren", sagt Köberle im Interview mit unserer Zeitung.

  • Gebrochene Gestalten sind sie jedenfalls alle, keine wird idealisiert.

  • Nicht mehr die idealisierte Abbildung spielt nun eine Rolle, sondern Materialien, Formen, Farben und die Psychologie.

  • Zugegeben, die Erwartungen, mit denen ich mich nach knapp zwölfstündigem Flug dem "gelobten Land" näherte, waren idealisiert.

  • Die anrührendsten Filme zum Thema entstanden in den 40er-Jahren als idealisierte Antwort auf Depression und Krieg.

  • Im Video stürzt Mathilde ter Heijne eine in Filmen idealisierte Frauenfigur ins Wasser - ihr Ebenbild.

  • Immer wieder fragt man sich, welche Art von Leben dieser Hollywood-Film idealisiert - das endlose Fest?

  • Alles in dieser Stadt scheint idealisiert und monströs.

  • Ohnehin wendet sich Mazower dagegen, Europa als den naturwüchsigen Hort der liberalen Demokratie zu idealisieren.

  • Paare, die sich gegenseitig idealisieren, bleiben viel länger glücklich und zusammen als Paare, die gegenseitig an sich herumnörgeln.

  • Dieses idealisierte Bild läßt sich für die Einwanderung nach Australien nicht zeichnen.

  • Ein Realist, der aus dem Impressionismus kam und der in Menschendarstellungen zu idealisieren wußte.

Häufige Wortkombinationen

  • Menschen idealisieren; die Partnerin, Vergangenheit idealisieren; den Partner idealisieren

Wortbildungen

Übergeordnete Begriffe

Übersetzungen

Was reimt sich auf ide­a­li­sie­ren?

Wortaufbau

Das fünfsilbige Verb ide­a­li­sie­ren be­steht aus zwölf Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × E, 3 × I, 1 × A, 1 × D, 1 × L, 1 × N, 1 × R & 1 × S

  • Vokale: 3 × E, 3 × I, 1 × A
  • Konsonanten: 1 × D, 1 × L, 1 × N, 1 × R, 1 × S

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten E, A, zwei­ten I und zwei­ten E mög­lich.

Das Alphagramm von ide­a­li­sie­ren lautet: ADEEEIIILNRS

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Ingel­heim
  2. Düssel­dorf
  3. Essen
  4. Aachen
  5. Leip­zig
  6. Ingel­heim
  7. Salz­wedel
  8. Ingel­heim
  9. Essen
  10. Ros­tock
  11. Essen
  12. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Ida
  2. Dora
  3. Emil
  4. Anton
  5. Lud­wig
  6. Ida
  7. Samuel
  8. Ida
  9. Emil
  10. Richard
  11. Emil
  12. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. India
  2. Delta
  3. Echo
  4. Alfa
  5. Lima
  6. India
  7. Sierra
  8. India
  9. Echo
  10. Romeo
  11. Echo
  12. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄
  2. ▄▄▄▄ ▄ ▄
  3. ▄ ▄▄▄▄
  4. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  5. ▄ ▄
  6. ▄ ▄ ▄
  7. ▄ ▄
  8. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  9. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 13 Punkte für das Wort.

idealisieren

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort ide­a­li­sie­ren ent­spricht dem Sprach­niveau C2 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Ar­ka­di­en:
In der Antike ein Hirtenland, welches in der Dichtersprache zum Land der Seligkeit und des Glücks idealisiert wurde.
Ero­to­ma­nie:
wahnhafte, unwiderstehliche, romantische und idealisierte Liebe zu einer meist unerreichbaren Person; Liebeswahn (auf der psychischen Ebene)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: idealisieren. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2022, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: idealisieren. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 439104 & 421683. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, DNB 982603452
  2. fr.de, 06.01.2022
  3. tagesspiegel.de, 28.07.2021
  4. azonline.de, 24.11.2020
  5. faz.net, 01.09.2019
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  9. bazonline.ch, 23.02.2013
  10. faz.net, 05.02.2012
  11. zeit.de, 15.12.2012
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  22. DIE WELT 2001
  23. Berliner Zeitung 2000
  24. Tagesspiegel 1999
  25. Tagesspiegel 1998
  26. BILD 1997
  27. Süddeutsche Zeitung 1996
  28. Berliner Zeitung 1995