entbehren

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ɛntˈbeːʁən ]

Silbentrennung

entbehren

Definition bzw. Bedeutung

  • das Nichtvorhandensein einer Person bzw. einer Sache als persönlichen Mangel empfindend erdulden müssen

  • etwas für notwendig, vorteilhaft, passend, angenehm Erachtetes als fehlend, mangelnd empfinden; nicht besitzen

  • nicht länger auf jemanden bzw. etwas bestehen; ohne jemand bzw. etwas Bestimmtes zurechtkommen

Begriffsursprung

  • strukturel: Derivation (Ableitung) mit dem Derivatem ent-

  • Bezeugt im Mittelhochdeutschen enbern, welches dem Althochdeutschen inberan „nicht (an, bei, mit sich) tragen, bringen“ entstammt und seinerseits die verneinte Verbform von althochdeutsch beran „tragen, bringen“ darstellt (vergleiche englisch to bear, deutsch gebären; siehe auch niedersächsisch bören „heben“); das althochdeutsche Verb erfuhr im Laufe der Zeit einen Bedeutungswandel von „nicht tragen“ über „nicht haben“ zu „ermangeln“; die verbale Negation wandelte sich nachträglich zur Präfixform ent-; in nachmittelhochdeutscher Zeit wich die starke Flexion der schwachen; etymologisch verwandt mit niederländisch ontberen, schwedisch umbära, undvara, dänisch undvære, norwegisch unnvære

Konjugation

  • Präsens: entbehre, du entbehrst/​entbiehrst, er/sie/es ent­behrt/​entbiehrt
  • Präteritum: ich ent­behr­te/​ent­bahr
  • Konjunktiv II: ich ent­behr­te/​entbähre
  • Imperativ: entbehre/​entbiehr! (Einzahl), ent­behrt! (Mehrzahl)
  • Partizip II: ent­behrt
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für ent­beh­ren (Synonyme)

darben (geh.):
unerfüllte Bedürfnisse haben oder Entbehrungen ausgesetzt sein, sehr häufig auf Nahrungsmittel und Grundbedürfnisse bezogen
(einer Sache) ermangeln (geh., veraltet):
fehlen, nicht da sein, nicht haben; obwohl es passend und angenehm wäre, wenn es dieses Fehlen (den Mangel) nicht gäbe
(jemandem) fehlen:
falsch handeln, sich irren
nicht vorhanden sein
Mangel haben (an) (geh., veraltet)
Mangel leiden (an)
missen (meist redensartlich) (geh., veraltend):
transitiv, gehoben, meist mit Modalverb (besonders können, wollen, mögen), meist verneint: etwas entbehren
transitiv, gehoben, selten: etwas verlieren
Not leiden (an)
schmerzlich vermissen (geh., floskelhaft)
(etwas / jemanden) vermissen:
bedauern, darunter leiden, dass jemand oder etwas fehlt
feststellen, wahrnehmen, dass jemand oder etwas fehlt

Gegenteil von ent­beh­ren (Antonyme)

aus­kos­ten:
eine schwierige Situation bis zum Schluss ertragen
intensiv bis zum Schluss genießen
be­sit­zen:
die tatsächliche Sachherrschaft haben
etwas als Besitz oder Eigentum haben, über das man verfügen kann
ha­ben:
(eine Sache kann) etwas enthalten
an etwas teilnehmen
pras­sen:
viel Geld für das leibliche Wohl aufwenden, im Überfluss leben, verschwenderisch genießen
schwel­gen:
genießerisch, üppig speisen, trinken; luxuriös leben
sich genüsslich in etwas versenken, sich an etwas berauschen, einem Genuss hingeben

Beispielsätze

  • Diese Gerüchte entbehren jeder Grundlage.

  • Es stört Tom nicht im Geringsten, dass seine Argumentation jeder Logik entbehrt.

  • Tom, deine Argumentation entbehrt jeder Logik!

  • Toms Argumentation entbehrt jeder Logik.

  • Die Hänge entbehren jeglicher Vegetation.

  • Das entbehrt jeder Logik.

  • Da wir der Hilfe der Sterne entbehren mussten, kamen wir vom Kurs ab und hatten keine Hoffnung, ihn wiederzufinden.

  • Ich kann die Achtung aller Menschen entbehren, nur meine eigene nicht.

  • Wer entbehrt der Ehe, lebt weder wohl noch wehe.

  • Ich bin dermaßen beschäftigt, dass ich keine Zeit entbehren kann.

  • Seine Musik entbehrt fantastischer Exzesse, die der Literat Hoffmann sehr mag.

  • Diese Behauptungen entbehren einer wissenschaftlichen Grundlage.

  • Kannst du das entbehren?

  • Diese Vermutung entbehrt jeglicher Grundlage und ist gänzlich haltlos.

  • Man erwirbt selten die Eigenschaften, die man entbehren kann.

  • Wer das Lob der Menge gern entbehrt, wird sich die Gelegenheit, sein eigener Anhänger zu werden, nicht versagen.

  • Nichts kann ehrenhaft sein, was der Gerechtigkeit entbehrt.

  • Die Staaten sind Räuberbanden, wenn sie der Gerechtigkeit entbehren.

  • Den Reichtum eines Menschen kann man an den Dingen messen, die er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren.

  • Wer die Gesellschaft nicht entbehren kann, soll sich ihren Gebräuchen unterwerfen, weil sie mächtiger sind als er.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Auch das Spiel mit Zahlen entbehrt seiner Basis.

  • Abbas’ Behauptung entbehrt jeglicher Grundlage und ist im Kern antisemitisch.

  • Aus all diesen Gründen "entbehren die Ergebnisse jeglicher wissenschaftlichen Grundlage", so der Experte weiter.

  • Dass sich die Vorfälle ausgerechnet Auf Schalke zutrugen, entbehrt allerdings auch nicht einer gewissen Pikanterie.

  • Allerdings müssen nicht nur viele círculos Aktive entbehren, die sich abwandten, auch die Stimmung hat sich verschlechtert.

  • Arsenal teilte mit, dass der Klub "extrem enttäuscht" über die Veröffentlichung der Vorwürfe sei, die "jeglicher Grundlage entbehren".

  • Allerdings zeige sich anhand des Beispiels, dass viele der Notices einer Grundlage entbehren oder gar missbräuchlich seien.

  • Allein, er hat, was andere schmerzlich entbehren: einen Stammbaum.

  • Dass die Linienreeder nicht aus der aktuellen Krise lernen, verschließt sich mir und entbehrt jeden wirtschaftlichen Sachverstands.

  • Aus unserer Sicht entbehrt das jeder Grundlage.

  • Acht gelbe Karten - das Spiel Eintracht Frankfurt gegen Fürth entbehrt nicht einer gewissen Härte.

  • Eine Annahme, die jedoch jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt.

  • Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass diese Paragrafen natürlich jetzt auch auf mich angewendet werden können und müssen.

  • Wienholtz? Prognosen dürften deshalb noch einer realen Datenbasis entbehren.

  • "Diese Spekulationen entbehren jeder Grundlage", erklärte Manager Andreas Müller.

Häufige Wortkombinationen

  • floskelhaft: nicht der Komik entbehren, nicht einer gewissen Komik/Ironie entbehren
  • ganz und gar entbehren, kaum entbehren, viel entbehren
  • gern entbehren, leicht entbehren, ungern entbehren
  • jeder/​jeglicher Grundlage/​Logik/​Plausibilität/​Rechtfertigung/​Sachkenntnis […] entbehren

Wortbildungen

Übergeordnete Begriffe

Untergeordnete Begriffe

Übersetzungen

Was reimt sich auf ent­beh­ren?

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb ent­beh­ren be­steht aus neun Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × E, 2 × N, 1 × B, 1 × H, 1 × R & 1 × T

  • Vokale: 3 × E
  • Konsonanten: 2 × N, 1 × B, 1 × H, 1 × R, 1 × T

Eine Worttrennung ist nach dem T und H mög­lich.

Das Alphagramm von ent­beh­ren lautet: BEEEHNNRT

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Essen
  2. Nürn­berg
  3. Tü­bin­gen
  4. Ber­lin
  5. Essen
  6. Ham­burg
  7. Ros­tock
  8. Essen
  9. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Emil
  2. Nord­pol
  3. Theo­dor
  4. Berta
  5. Emil
  6. Hein­reich
  7. Richard
  8. Emil
  9. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Echo
  2. Novem­ber
  3. Tango
  4. Bravo
  5. Echo
  6. Hotel
  7. Romeo
  8. Echo
  9. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄▄▄▄
  3. ▄▄▄▄ ▄ ▄ ▄
  4. ▄ ▄ ▄ ▄
  5. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  6. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 12 Punkte für das Wort.

entbehren

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort ent­beh­ren kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Be­dürf­tig­keit:
Zustand, etwas Notwendiges dringend zu entbehren
Di­vi­du­a­li­tät:
prinzipielle oder wesentliche Teilbarkeit eines Dinges, das in und unter der Teilung seines Wesens nicht entbehrt
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: entbehren. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: entbehren. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 12016764, 11971652, 11971646, 11971641, 10752333, 10672634, 6842940, 5557498, 4900735, 4453492, 2849856, 2826680, 2736258, 2650964, 2570546, 2530636, 2414659, 2383872, 2357020 & 2293439. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  2. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch
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  4. bild.de, 16.08.2022
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