erzwingen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ɛɐ̯ˈt͡svɪŋən ]

Silbentrennung

erzwingen

Definition bzw. Bedeutung

Etwas (von jemandem) mit Zwang oder psychischem Druck erreichen.

Begriffsursprung

  • Etymologisch: von althochdeutsch arduingan, mittelhochdeutsch ertwingen „erobern, bezwingen“

  • Wortbildungsanalyse: Derivation (Ableitung) des Verbs zwingen mit dem Präfix er-

Konjugation

  • Präsens: erzwinge, du erzwingst, er/sie/es erzwingt
  • Präteritum: ich er­zwang
  • Konjunktiv II: ich erzwänge
  • Imperativ: erzwinge/​erzwing! (Einzahl), erzwingt! (Mehrzahl)
  • Partizip II: er­zwun­gen
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für er­zwin­gen (Synonyme)

durchboxen (fig.):
etwas erhalten/gewinnen/durchsetzen, indem man im Kampf, Streit, Prozess Einsatz zeigt
sich mit körperlicher Kraft einen Weg durch eine Menschenmenge bahnen
durchbringen:
(Ressourcen, insbesondere Geld) leichtsinnig, planlos, in großem Stil zum eigenen Vergnügen aufbrauchen
durch medizinische Versorgung/Pflege einem Kranken das Leben erhalten
durchdrücken:
(Wäschestücke) vorsichtig mit der Hand knetend waschen
ein Körperteil unter Spannung gerade machen
durchpauken (bundesdeutsch)
durchpeitschen:
in aller Eile, ohne eingehende Beratung durchsetzen
mit einer Peitsche schlagen, auspeitschen
durchsetzen (Hauptform):
deutlich durch einen anderen Gang oder durch einen gewissen Teil des Gebirges hindurchgehen
durch etwas hindurchgehen oder hindurchreiten
durchstieren (schweiz.)
erstreiten:
etwas erhalten/gewinnen, indem man im Kampf (Streit, Prozess) Einsatz zeigt
ertrotzen (geh., veraltend):
etwas erhalten, nachdem man unnachgiebig (trotzig) und mit Widerstand (Trotz) länger darum gekämpft hat
forcieren:
ein besonderes Verhalten, zum Beispiel einen Fehler, erzwingen
mit Nachdruck betreiben

Gegenteil von er­zwin­gen (Antonyme)

über­zeu­gen:
jemandem die Richtigkeit glaubhaft machen
mit oder ohne Objekt: einen positiven Eindruck machen
ver­füh­ren:
an einen anderen Ort führen
an einen falschen Ort führen, auf einen falschen Weg führen, in eine falsche Richtung führen

Redensarten & Redewendungen

  • Liebe kann man nicht erzwingen
  • Liebe lässt sich nicht erzwingen

Beispielsätze

  • Das Geständnis wurde durch Folter erzwungen.

  • Sollte man Einigkeit auf Kosten von Recht und Freiheit erzwingen?

  • Eine Kombination ist eine geplante Reihe von Zügen, die dem Gegner bestimmte Reaktionen erzwingen und ihn in eine unerwünschte Position führen sollen.

  • Zudem könnten Verletzungen ein Umdenken erzwingen.

  • Liebe kann man nicht erzwingen.

  • Pessimismus in Krisenzeiten erzwingt Optimismus, denn die Macht der Umstände verlangt von den Männern an der Spitze, andere Lösungen zu finden und zu erfinden.

  • Die Krise ist die gesunde Zeit, die Denkanstöße zu Neuem erzwingt.

  • Lieben und Singen lässt sich nicht erzwingen.

  • Der Diktator erzwang vom Volk Ehrerbietung.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Anlass für Schrodis Ausbruch war, dass die Union soeben einen Hammelsprung erzwungen hatte.

  • Alles neu beim 1. FC Nürnberg – mit Markus Weinzierl soll beim Club sportlich die Wende erzwungen werden.

  • Akzeptiere, dass sich gewisse Dinge nicht erzwingen lassen.

  • Aber ich habe gelernt, dass man vieles nicht erzwingen kann.

  • Aber im Schlussdrittel hat Dornbirn kämpferisch einen Zacken zugelegt und zum Schluss das Glück erzwungen.

  • Auch eine 5:3-Führung reichte ihm aber nicht, um den fünften Durchgang zu erzwingen.

  • Aus der Politik kommen derzeit Signale, nach denen der Weiterbetrieb erzwungen werden könnte – was für die Eigentümer unrentabel wäre.

  • Aber das Glück wollen wir auch erzwingen.

  • Diesen hatte sich Selina Gasparin gut angepasst: «Ich wollte nichts erzwingen und habe im Schiessstand sauber gearbeitet», sagte sie.

  • An diesem Punkt dürfe der Westen nicht der Versuchung erliegen, die UN-Mission auszuweiten, um einen Regimewechsel zu erzwingen.

  • «Wir müssen mit aller Macht den Einzug in die nächste Runde erzwingen - egal wie», erklärte Borowski.

  • Mit einer Unterschriftenaktion wollen Abgeordnete der Union im Bundestag Änderungen am Gleichbehandlungsgesetz erzwingen.

  • Sie will nun über ein Misstrauensvotum vorgezogene Neuwahlen erzwingen.

  • Für die Zukunft wünscht sich der Optiker, dass der Laden weiter in Familienhand bleibt, aber man könne nichts erzwingen.

  • Wir haben es versäumt, einen verunsicherten Gegner unter Druck zu setzen und Fehler zu erzwingen.

  • Bernabè könnte lediglich versuchen, die Entscheidung mit einem Rumpf-Verwaltungsrat zu erzwingen, um Zeit zu sparen.

  • So wollten die Länder eine einstweilige Anordnung erzwingen.

  • Allerdings wurde er erst durch immer stärkere Ausweitung auf zivile Ziele erzwungen.

  • Doch Experten wie Herbert Hax warnen davor, diesen Effekt mit satten Lohnerhöhungen erzwingen zu wollen.

  • Über 4:2 gelangte Krajicek zum 6:3 und schickte sich an, mit rabiatem Serve-and Volley die Wende erzwingen zu können.

Häufige Wortkombinationen

  • ein Geständnis, Versprechen, Zugeständnis erzwingen; eine Entscheidung erzwingen; einen Rücktritt erzwingen; gerichtlich, gesetzlich erzwingen; Gehorsam erzwingen; Neuwahlen erzwingen; jemandes Einverständnis, Einwilligung erzwingen; mit Waffengewalt erzwingen

Wortbildungen

Übergeordnete Begriffe

Untergeordnete Begriffe

Übersetzungen

Was reimt sich auf er­zwin­gen?

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb er­zwin­gen be­steht aus neun Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × E, 2 × N, 1 × G, 1 × I, 1 × R, 1 × W & 1 × Z

  • Vokale: 2 × E, 1 × I
  • Konsonanten: 2 × N, 1 × G, 1 × R, 1 × W, 1 × Z

Eine Worttrennung ist nach dem R und ers­ten N mög­lich.

Das Alphagramm von er­zwin­gen lautet: EEGINNRWZ

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Essen
  2. Ros­tock
  3. Zwickau
  4. Wupper­tal
  5. Ingel­heim
  6. Nürn­berg
  7. Gos­lar
  8. Essen
  9. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Emil
  2. Richard
  3. Zacharias
  4. Wil­helm
  5. Ida
  6. Nord­pol
  7. Gus­tav
  8. Emil
  9. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Echo
  2. Romeo
  3. Zulu
  4. Whis­key
  5. India
  6. Novem­ber
  7. Golf
  8. Echo
  9. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  4. ▄ ▄
  5. ▄▄▄▄ ▄
  6. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  7. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 14 Punkte für das Wort.

erzwingen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort er­zwin­gen kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

ab­nö­ti­gen:
von jemandem eine Leistung oder ein bestimmtes Verhalten erzwingen
dik­tie­ren:
jemandem etwas diktieren: bei jemandem etwas durchsetzen oder erzwingen
er­fol­tern:
durch Folter zu erlangen suchen, durch Folter erzwingen
Grim­shaw:
Schach: Verstellung einer schwarzen Spielfigur, meist Dame oder Turm, die durch Lenkung erzwungen wurde
Kli­ma-Kra­wal­lo:
Jargon, Person, die Krawall verursacht, um Maßnahmen gegen die Klimakrise zu erzwingen oder die bei solchen Krawallen mitmacht
lüf­ten:
jemanden zwingen, wegzugehen, etwas zu verlassen; jemandes Abgang, Weggang erzwingen
Miss­trau­ens­an­trag:
Politik: Antrag auf parlamentarische Abstimmung, um einzelnen Ministern oder der Regierung das Vertrauen zu entziehen und gegebenenfalls ihren Rücktritt zu erzwingen
Ord­nungs­haft:
deutsches Zwangsvollstreckungsrecht nach ZPO: Ordnungsmittel nach ZPO, mit dem eine Duldung oder Unterlassung des Schuldners erzwungen wird, nachdem dieser einer Verpflichtung zur Duldung oder Unterlassung zuwidergehandelt hat und ein Ordnungsgeld nicht beigetrieben werden konnte
Um­sied­ler:
Person, die freiwillig oder erzwungen den Wohnort wechselt
ver­pflich­ten:
etwas verbindlich zusagen, eine Pflicht auf sich nehmen; Militär: freiwillig und vertraglich Soldat werden für längere Zeit, als die Wehrpflicht es erzwänge
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: erzwingen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: erzwingen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 12387146, 11803876, 10333505, 8301162, 7196509, 5670834, 5670821, 3388423 & 1905211. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch
  2. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7
  3. faz.net, 07.07.2023
  4. nordbayern.de, 15.10.2022
  5. blick.ch, 05.03.2020
  6. solothurnerzeitung.ch, 17.01.2019
  7. neue.at, 17.09.2018
  8. swp.de, 15.08.2016
  9. fr-online.de, 17.04.2015
  10. kicker.de, 26.09.2013
  11. nzz.ch, 14.12.2012
  12. welt.de, 07.04.2011
  13. fussball24.de, 02.03.2009
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  18. bz, 15.03.2002
  19. bz, 21.06.2001
  20. Berliner Zeitung 2000
  21. Die Zeit (03/1998)
  22. Süddeutsche Zeitung 1995