unverhältnismäßig

Adjektiv (Wiewort)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [ˈʊnfɛɐ̯ˌhɛltnɪsmɛːsɪç]

Silbentrennung

unverhältnisßig

Definition bzw. Bedeutung

  • in einem schlechten, unausgewogenen Verhältnis zueinander stehend

  • über das übliche Maß hinaus; zu sehr, in zu hohem Grade

Begriffsursprung

Ableitung mit Präfix un- zum Adjektiv verhältnismäßig.

Alternative Schreibweise

  • unverhältnismässig

Steigerung (Komparation)

  1. unverhältnismäßig (Positiv)
  2. unverhältnismäßiger (Komparativ)
  3. am unverhältnismäßigsten (Superlativ)

Anderes Wort für un­ver­hält­nis­mä­ßig (Synonyme)

am falschen Ort
am falschen Platz
aus der Zeit gefallen
deplatziert:
dem Ort oder der Situation nicht angemessen
fehl am Platz:
irgendwo nicht hingehörend, fehlplatziert; an einer bestimmten Stelle unangemessen
fehl am Platze:
irgendwo nicht hingehörend, fehlplatziert; an einer bestimmten Stelle unangemessen
inadäquat:
unangemessen; in der Form oder im Umfang nicht ausreichend
kontraindiziert (med.) (fachspr.):
Medizin: nicht anwendbar
nicht dazugehörend
unangebracht:
in einem bestimmten Zusammenhang ungeeignet, unangemessen
unangemessen:
nicht angemessen, nicht passend für die Umstände
unpassend:
Person-, sachbezogen: jemand oder etwas wirkt, verhält sich oder ist unangebracht
Situation: nicht passend, ungünstig
unsachgemäß:
nicht vernünftig und so wie empfohlen oder verlangt
astronomisch:
nicht steigerbar: die Astronomie betreffend
übertragen: sehr groß
außerordentlich:
außerhalb einer verfassten Ordnung liegend
sehr, viel
ausufernd
entfesselt
enthemmt
exorbitant:
gewaltig, außerhalb der Maßstäbe, außergewöhnlich, enorm
exzessiv:
in hohem Maße übertrieben
grenzenlos:
keine Grenze habend, unendlich
hemmungslos:
ohne Zurückhaltung
maßlos:
über das gewöhnliche Maß hinausgehend
schrankenlos:
ohne Einschränkungen
ohne Schranken
überbordend:
über ein normales Maß hinausgehend
überhandnehmend
überhöht
übermäßig (Hauptform):
über das übliche Maß hinaus
überschwänglich:
von großen Gefühlsausbrüchen begleitet
übersteigert
übertrieben:
viel mehr als nötig; zu viel
überzogen:
unrealistisch überhöht
uferlos
ungebremst:
ohne Reduktion der Geschwindigkeit
übertragen: ohne Minderung der Änderungsrate
ungehemmt:
durch nichts eingeschränkt
ohne innere Hemmungen
unmäßig:
nicht mäßig
über allem Maß, überaus
allzu:
verstärktes zu; zu sehr, in zu hohem Grade
im Übermaß
mehr als gut wäre
mehr als nötig
über Gebühr
überaus:
sehr, besonders
veraltet: über etwas hinaus (Richtungsangabe)
ungebührlich stark
unnötig stark
zu (+ Adjektiv / Adverb):
in Bezug auf
in Richtung auf
zu sehr
zu stark
disproportional:
kein gutes Verhältnis aufweisend; in einem schlecht ausgeglichenen Verhältnis befindlich; eine unterschiedliche Ausprägung hinsichtlich verschiedener verglichener Teile bei dem gleichen Kriterium habend
überproportional:
über ein ausgeglichenes Verhältnis hinaus
(mit / es gibt) zu viel (…)
(mit / es gibt) zu wenig (…)
in Schieflage (fig.)
nicht ausbalanciert
nicht im (richtigen) Verhältnis stehen (variabel)
nicht im Verhältnis
nicht in Balance
nicht in der (richtigen) Proportion
unausgeglichen:
im Ungleichgewicht, mit starken (Gefühls-)Schwankungen, mit einer ungleichmäßigen Verteilung
unausgewogen:
im Ungleichgewicht befindlich; an Ausgeglichenheit zwischen zwei oder mehr Dingen, Aspekten mangelnd
unproportional (viel)

Weitere mögliche Alternativen für un­ver­hält­nis­mä­ßig

äußerst:
sehr, im höchsten/allerhöchsten/außerordentlichen Maße
besonders:
eine Eigenschaft verstärkend: sehr
für sich alleine, gesondert, separat
enorm:
adverbielle Verwendung, Verstärkung: sehr, über die Maßen
bedeutend, weitaus mehr als durchschnittlich
extrem:
außerordentlich, besonders; übermäßig
äußerst, unübertrefflich
sehr
viel:
eine unbestimmte, große Menge von etwas; reichlich
Verstärkung des Komparativs

Gegenteil von un­ver­hält­nis­mä­ßig (Antonyme)

ver­hält­nis­mä­ßig:
im Verhältnis gesehen; vergleichend betrachtet; relativ
in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehend

Beispielsätze

  • Ansonsten drohten die wirtschaftlichen Schäden unverhältnismäßig tiefe Spuren zu hinterlassen.

  • Aus ihrer Sicht sind die Verbote aus der Corona-Verordnung der Landesregierung unverhältnismäßig.

  • AfD-Fraktionschef Georg Pazderski sagte, Kontaktbeschränkungen oder Schließungen in der Gastronomie seien unverhältnismäßig.

  • Das Außenministerium in Jerusalem kritisierte die Strafe als „unverhältnismäßig hoch“.

  • Adam habe inzwischen Klage wegen „unverhältnismäßiger Polizeigewalt“ vor dem Verwaltungsgericht Kassel erhoben.

  • Der Protest richtete sich im Kern dagegen, dass Schwarze in den USA unverhältnismäßig oft Opfer von Polizeigewalt werden.

  • Auch das "unverhältnismäßige Verbot halbautomatischer Waffen" habe man verhindert.

  • Also steht unverhältnismäßig viel Leid immer einer recht überschaubaren Täterzahl gegenüber.

  • Das ist unverhältnismäßig angesichts der eher kleinen Zahl der Zwangsverheiratungen.

  • Auch der Bayerische Journlisten-Verband (BJV) hält die Polizei-Aktion für "völlig überzogen und unverhältnismäßig".

  • Es sei unverhältnismäßig, die Tiere zu schützen und dem Menschen dabei die Rechte zu beschneiden, sagte Fundele.

  • Das Einfuhrverbot sei "unverhältnismäßig", kritisierte ein Sprecher.

  • Bei zwölf Fällen handelt es sich um mutmaßliche polizeiliche Misshandlungen mit unverhältnismäßiger Gewaltanwendung.

  • "Das ist absolut unverhältnismäßig und inakzeptabel", kritisierte er.

  • Der zeigt mir ne lange Nase, weil er in der Schweiz nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand verfolgbar wäre.

  • Huch nannte die providerseitige Sperrung einen "unverhältnismäßigen Eingriff in die Grundrechte von Erwachsenen".

  • Die Karlsruher Bundesrichter hatten zwar das staatliche Wettmonopol als "unverhältnismäßigen Eingriff in die Berufsfreiheit" kritisiert.

  • Die Aktion sei "unverhältnismäßig" gewesen, sagte Fifa-Präsident Joseph Blatter in Leipzig.

  • Seine Überzeugung: "Die Lohnkosten sind im innereuropäischen Vergleich unverhältnismäßig hoch.

  • Er hätte ihm eine unverhältnismäßige Wahrhaftigkeit verliehen.

  • Für die Opposition ist der Einwand der PP gegen das eigene Gesetz "unverhältnismäßig".

  • Eine sofortige Vollstreckung nach fast zweieinhalb Jahren Untersuchungshaft sei unverhältnismäßig.

  • Bisher haben sich britische Bilder von der Tragödie noch nicht erholt: Sie sind unverhältnismäßig billig.

  • Ihn zu verletzen, aufzuschneiden, anzubohren erschien ihm als unverhältnismäßiger Eingriff.

  • Nach Informationen der Grünen hat die Polizei unverhältnismäßig eingegriffen.

  • FDP-Sprecher Goebel: "Eine unverhältnismäßige, schwerwiegende Benachteiligung für die FDP im schweren Wahljahr 1998."

  • Auch müßten die unverhältnismäßig hohen Übersetzungskosten verringert werden.

  • Man könne deshalb lediglich den gesamten Fuhrpark mit Wechsel- Zugzielanzeigern ausrüsten, 'aber das wäre einfach unverhältnismäßig teuer'.

Wortaufbau

Das sechssilbige Adjektiv un­ver­hält­nis­mä­ßig be­steht aus 17 Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × Ä, 2 × I, 2 × N, 1 × E, 1 × G, 1 × H, 1 × L, 1 × M, 1 × R, 1 × S, 1 × ẞ, 1 × T, 1 × U & 1 × V

  • Vokale: 2 × Ä, 2 × I, 1 × E, 1 × U
  • Konsonanten: 2 × N, 1 × G, 1 × H, 1 × L, 1 × M, 1 × R, 1 × S, 1 × ẞ, 1 × T, 1 × V
  • Umlaute: 2 × Ä

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten N, R, T, S und zwei­ten Ä mög­lich.

Das Alphagramm von un­ver­hält­nis­mä­ßig lautet: ÄÄEGHIILMNNRSẞTUV

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Unna
  2. Nürn­berg
  3. Völk­lingen
  4. Essen
  5. Ros­tock
  6. Ham­burg
  7. Umlaut-Aachen
  8. Leip­zig
  9. Tü­bin­gen
  10. Nürn­berg
  11. Ingel­heim
  12. Salz­wedel
  13. Mün­chen
  14. Umlaut-Aachen
  15. Es­zett
  16. Ingel­heim
  17. Gos­lar

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Ulrich
  2. Nord­pol
  3. Vik­tor
  4. Emil
  5. Richard
  6. Hein­reich
  7. Ärger
  8. Lud­wig
  9. Theo­dor
  10. Nord­pol
  11. Ida
  12. Samuel
  13. Martha
  14. Ärger
  15. Es­zett
  16. Ida
  17. Gus­tav

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Uni­form
  2. Novem­ber
  3. Vic­tor
  4. Echo
  5. Romeo
  6. Hotel
  7. Alfa
  8. Echo
  9. Lima
  10. Tango
  11. Novem­ber
  12. India
  13. Sierra
  14. Mike
  15. Alfa
  16. Echo
  17. Sierra
  18. Sierra
  19. India
  20. Golf

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄ ▄▄▄▄
  2. ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄ ▄ ▄ ▄▄▄▄
  4. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  5. ▄ ▄ ▄ ▄
  6. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄
  7. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  8. ▄▄▄▄
  9. ▄▄▄▄ ▄
  10. ▄ ▄
  11. ▄ ▄ ▄
  12. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  13. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄
  14. ▄ ▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  15. ▄ ▄
  16. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 38 Punkte für das Wort.

unverhältnismässig

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Wie­wort un­ver­hält­nis­mä­ßig kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist je­doch rück­läu­fig. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

Bo­hei:
unverhältnismäßig großes, unnötiges Aufsehen, das jemand oder etwas erfährt
Co­ro­na-Dik­ta­tur:
als unverhältnismäßig angesehene Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie, die ohne ausreichende Debatten – wie in einer Diktatur – von der Regierung angeordnet wurden
Käl­te­wel­le:
Periode von unverhältnismäßig kalten Tagen
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: unverhältnismäßig. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: unverhältnismäßig. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. wp.de, 03.02.2022
  2. braunschweiger-zeitung.de, 25.03.2021
  3. morgenpost.de, 01.11.2020
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  10. feedsportal.com, 30.01.2013
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  13. heise.de, 09.07.2010
  14. nachrichten.finanztreff.de, 19.03.2009
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  22. Die Welt 2001
  23. DIE WELT 2000
  24. Tagesspiegel 1999
  25. Berliner Zeitung 1998
  26. BILD 1997
  27. Stuttgarter Zeitung 1996
  28. Süddeutsche Zeitung 1995