tolerieren

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ toləˈʁiːʁən ]

Silbentrennung

tolerieren

Definition bzw. Bedeutung

Etwas oder jemanden hinnehmen, dulden.

Begriffsursprung

Vom lateinischen Verb tolerare „tragen, ertragen, erdulden“;

Konjugation

  • Präsens: toleriere, du tolerierst, er/sie/es to­le­riert
  • Präteritum: ich to­le­rier­te
  • Konjunktiv II: ich to­le­rier­te
  • Imperativ: tolerier/​toleriere! (Einzahl), to­le­riert! (Mehrzahl)
  • Partizip II: to­le­riert
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für to­le­rie­ren (Synonyme)

(die) Füße stillhalten (ugs., fig.)
(es) nicht auf einen Streit ankommen lassen (wollen) (variabel)
(sich etwas) bieten lassen
(sich etwas) gefallen lassen
(sich) nicht wehren (gegen)
(sich) nicht widersetzen
dulden:
mit einem Zustand oder einem Verhalten einverstanden sein, wenn man sich in der Position befindet es unterbinden zu können
einstecken:
etwas an einer bestimmten Stelle befestigen
etwas für sich behalten, in Anspruch nehmen; ohne Widerstand hinnehmen; hinunterschlucken
(widerspruchslos) hinnehmen:
eine Aussage, Handlung oder ein Ereignis von negativer Natur akzeptieren, dulden oder sich dem widerspruchslos fügen
etwas/jemanden mit hinnehmen: etwas/jemanden zu dem Ort bringen, wo man selbst gerade auf dem Weg hin ist
in Kauf nehmen
konnivieren (geh.)
leisetreten
mitmachen (ugs.):
etwas erleiden, durchstehen müssen
etwas zusätzlich zu etwas anderem erledigen
Nachsicht üben
nicht protestieren
schlucken:
durch Zusammenziehen der Muskeln im Hals und Mund in dem Magen gelangen lassen
etwas akzeptieren
stillhalten:
keine Bewegungen machen
keine Gegenmaßnahmen ergreifen
verschmerzen:
einen seelischen Schmerz, einen Rückschlag aushalten und überwinden
(ich will dann) mal nicht so sein (ugs.)
ein Auge zudrücken (ugs., fig.)
fünf(e) gerade sein lassen (ugs., sprichwörtlich)
über etwas hinwegschauen
über etwas hinwegsehen
zulassen:
eine Erlaubnis erteilen, Zugang zu etwas gewähren
etwas ermöglichen, die Möglichkeit zu etwas geben (auch passiv)
leben und leben lassen (ugs.)
respektieren:
meist jemanden oder etwas achten, Respekt zeigen
erlauben:
jemandem die Zustimmung oder die Möglichkeit geben

Gegenteil von to­le­rie­ren (Antonyme)

ab­leh­nen:
zu etwas nein sagen; etwas zurückweisen oder missbilligen
ver­bit­ten:
energisch verlangen, dass etw. unterlassen wird
transitiv veraltet: für jemanden bitten

Beispielsätze

  • Rauchen wird in diesem Restaurant toleriert.

  • Das Christentum war zunächst eine tolerierte und dann, 50 Jahre später, eine Staatsreligion.

  • Die Welt toleriert nur die Arroganz der Erfolgreichen.

  • Das kann man nicht tolerieren.

  • Ich werde das nicht tolerieren.

  • Wenn man so viel toleriert, bis man sich selbst verloren hat, wird man daraus entweder klüger oder Fanatiker.

  • Ich hatte deine Lügen lange genug toleriert.

  • Wie viel Intoleranz sind wir bereit zu tolerieren?

  • Ich werde keinerlei Fehler tolerieren.

  • Ich werde deine Fehler nicht länger tolerieren.

  • Ein solches Fehlverhalten kann nicht länger toleriert werden.

  • Ich toleriere keine Inkompetenz.

  • Alles Mögliche hätte sie toleriert, aber es war die Motivation für diese Tat, die sie so verabscheute.

  • Mein Künstlerstolz kann eine solche Nachlässigkeit nicht tolerieren.

  • Das Ehepaar lernte allmählich, sich gegenseitig zu tolerieren.

  • Wie kannst du diesen groben Kerl tolerieren?

  • Das wird nicht toleriert werden.

  • Ich werde Ihre Fehler nicht mehr tolerieren.

  • Ich werde eure Fehler nicht mehr tolerieren.

  • Ich werde deine Fehler nicht mehr tolerieren.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Das war kräftezehrend, aber der Körper passt sich an, der toleriert dann eine höhere Belastung.

  • Deshalb muss die EZB jetzt klarstellen, dass sie erhebliche Kaufkraftverluste für Arbeitnehmer nicht auf Dauer tolerieren wird.

  • Als höfliche Geste («Darfst rein!», etc.) oder auch Zeichensprache unter Lastwagen-Fahrern ist sie toleriert.

  • Aber man könne solche Feste in diesen Zeiten nicht tolerieren.

  • AfD nach Treffen mit Steinmeier: "Wir werden eine Merkel-Regierung nicht tolerieren"

  • Bei den Männern ist das Wechseln des Shirts auf dem Platz an der Tagesordnung und toleriert.

  • Daher ist es leicht fremde Religionen nicht zu tolerieren.

  • Aktionen tolerieren "muss", dann kann man auch das nicht verbieten.

  • Als wahrscheinlich gilt, dass die SNP eine Labour-Minderheitsregierung toleriert.

  • Aber dennoch werden solche Aussagen toleriert.

  • Aber sie haben sich beruhigt und und tolerieren diese Unbekanntheit wohlwollend.

  • Güter, die es ihnen erlauben, zu handeln und gebraucht zu werden, nicht nur versorgt, toleriert und bespendet.

  • Alles andere wird in der Bevölkerung nicht mehr toleriert!

  • Der frühere sachsen-anhaltinische Ministerpräsident ließ sich selbst lange von der PDS tolerieren.

  • Der Anwalt Brian Cuban, Bruder des Broadcast.com-Gründers Mark Cuban, hat Facebook kritisiert, da es Holocaustleugner zu tolerieren scheine.

Wortbildungen

Übersetzungen

Was reimt sich auf to­le­rie­ren?

Wortaufbau

Das viersilbige Verb to­le­rie­ren be­steht aus zehn Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × E, 2 × R, 1 × I, 1 × L, 1 × N, 1 × O & 1 × T

  • Vokale: 3 × E, 1 × I, 1 × O
  • Konsonanten: 2 × R, 1 × L, 1 × N, 1 × T

Eine Worttrennung ist nach dem O, ers­ten E und zwei­ten E mög­lich.

Das Alphagramm von to­le­rie­ren lautet: EEEILNORRT

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Tü­bin­gen
  2. Offen­bach
  3. Leip­zig
  4. Essen
  5. Ros­tock
  6. Ingel­heim
  7. Essen
  8. Ros­tock
  9. Essen
  10. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Theo­dor
  2. Otto
  3. Lud­wig
  4. Emil
  5. Richard
  6. Ida
  7. Emil
  8. Richard
  9. Emil
  10. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Tango
  2. Oscar
  3. Lima
  4. Echo
  5. Romeo
  6. India
  7. Echo
  8. Romeo
  9. Echo
  10. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄
  2. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  4. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  5. ▄ ▄
  6. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  7. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 12 Punkte für das Wort.

tolerieren

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort to­le­rie­ren ent­spricht dem Sprach­niveau B1 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

ro­te Li­nie:
eine Handlung/Position von einer Person/Gruppe, die von einer anderen Person/Gruppe nicht (mehr) toleriert wird
ver­dam­mens­wert:
so, dass es strikt zu kritisieren, nicht zu tolerieren, zu dulden ist, so, dass es nicht gut, sondern schlecht ist
ver­dam­mungs­wür­dig:
so, dass es strikt zu kritisieren, nicht zu tolerieren, zu dulden ist, schlecht ist
wi­der­lich:
moralisch verabscheuenswürdig, nicht zu tolerieren
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: tolerieren. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: tolerieren. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 11519267, 9667174, 7783888, 7489845, 6442093, 5062589, 3704745, 3491249, 3034327, 2877837, 2184283, 2179162, 2023526, 1842089, 1837166, 1615227, 1511901, 1511899 & 1511898. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, DNB 982603452
  2. morgenpost.de, 02.02.2023
  3. presseportal.de, 07.04.2022
  4. blick.ch, 26.09.2021
  5. tagesschau.de, 10.08.2020
  6. deutsch.rt.com, 15.09.2019
  7. nzz.ch, 01.09.2018
  8. spiegel.de, 28.01.2017
  9. radio.cz, 18.10.2016
  10. n-tv.de, 20.04.2015
  11. focus.de, 01.02.2014
  12. zeit.de, 19.08.2013
  13. zeit.de, 26.04.2012
  14. feedsportal.com, 11.10.2011
  15. focus.de, 18.06.2010
  16. zdnet.de, 05.05.2009
  17. feeds.rp-online.de, 24.02.2008
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  19. stern.de, 30.03.2006
  20. welt.de, 27.09.2005
  21. spiegel.de, 07.12.2004
  22. f-r.de, 03.04.2003
  23. Die Zeit (25/2002)
  24. bz, 05.06.2001
  25. Welt 1998
  26. TAZ 1997
  27. Stuttgarter Zeitung 1996
  28. Süddeutsche Zeitung 1995