prätentiös

Adjektiv (Wiewort)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [pʁɛtɛnˈt͡si̯øːs]

Silbentrennung

prätentiös

Definition bzw. Bedeutung

  • anspruchsvoll

  • durch besondere Darstellungsmöglichkeiten (Sprache, Aussehen usw.) versuchend kultiviert zu wirken

Begriffsursprung

Aus französisch prétentieux aus lateinisch prae-tendere, „hervorstrecken“unbelegt.

Steigerung (Komparation)

  1. prätentiös (Positiv)
  2. prätentiöser (Komparativ)
  3. am prätentiösesten (Superlativ)

Anderes Wort für prä­ten­ti­ös (Synonyme)

angeberhaft
angeberisch
anmaßend:
überheblich, arrogant, übertrieben selbstbewusst
aufschneiderisch
dick aufgetragen (ugs.)
dünkelhaft:
mit Hochmut und Arroganz
eingebildet:
etwas, was nur in der eigenen Phantasie existiert, aber nicht in der Wirklichkeit
sich überlegen fühlend; übertrieben stolz auf die eigene Person sein; eigene Eigenschaften, Fähigkeiten oder die soziale Stellung als soviel besser ansehen, dass man es einem anderen auch zeigt
großkotzig (ugs.):
in unsympathischer, abstoßender Weise großsprecherisch übertreibend
großmäulig (derb)
großmundig
großschnauzig (derb)
großsprecherisch
großspurig:
menschliches Verhalten: sich vor anderen (meist laut) aufspielend
mit großer Spurweite
großtuerisch
hochgestochen
hochnäsig (ugs.):
aus einem Überlegenheitsgefühl heraus andere abschätzig behandelnd
nicht gerade schüchtern
prahlerisch
protzig:
Reichtum / Besitz zum Zweck des Angebens oder als Statussymbol zeigend
selbstgefällig:
sich selber sehr wichtig nehmend, oft damit verbunden, die eigenen Vorzüge deutlich und auf überhebliche Art zu betonen und dabei Verdienste anderer zu ignorieren
stolz:
eingebildet, hochnäsig, viel Selbstbewusstsein besitzend, auf hohem Ross
erhebend, eindrucksvoll, außergewöhnlich
vollmundig:
kräftig, intensiv, voll im Geschmack
wichtigtuerisch:
Verhalten einer Person, die vermeintlich besonders wichtig ist oder vermeintlich besonders wichtige Dinge macht

Sinnverwandte Wörter

ab­ge­ho­ben:
abgelöst; vom Boden/Untergrund/Unterteil gelöst (habend)
angehoben/entfernt worden/heruntergenommen; übertragen auch für: entgegengenommene Telefongespräche oder Ähnliches (bildlich für abgenommene Handapparate)
af­fek­tiert:
von einem gekünstelten Verhalten geprägt
an­spruchs­voll:
nicht leicht zufriedenzustellen, mit hohen Ansprüchen
viel Wissen/Können wird benötigt, um es zu verstehen oder zu leisten
ge­stelzt:
gekünstelt, als unecht empfunden ausgedrückt, auf überhöhte/übertriebene Weise formuliert
gran­di­os:
sich sehr positiv abhebend, hervorragend
hoch­mü­tig:
in der Art und Weise des Hochmuts, übertrieben aufgewertet zu sich selbst sein, übertrieben abwertend gegenüber anderen Personen sein
hoch­tra­bend:
übertrieben vornehm und dabei ohne Inhalt
selbst­herr­lich:
Bedenken, Interessen und Belange anderer bei eigenen Entscheidungen nicht berücksichtigend
von sich selbst und seinem Tun überzeugt, keine Selbstkritik übend
über­heb­lich:
sich selbst überbewertend, hochmütig auf andere herabsehend

Gegenteil von prä­ten­ti­ös (Antonyme)

be­schei­den:
einfach, schlicht und ohne großen Luxus
umgangssprachlich: anstelle von scheiße oder beschissen benutzt, als weniger vulgäre Variante zu verstehen, weil sonst eine Strafe oder Verwarnung drohen kann
bo­den­stän­dig:
lange Zeit an einer Stelle verweilend, beheimatet, verwurzelt
normal, im Sinne von nicht abgehoben oder elitär
un­prä­ten­ti­ös:
nicht prätentiös, unauffällig, nicht eingebildet, sondern redlich und bescheiden

Beispielsätze

  • Das tangiert mich nur peripher anstatt Das berührt mich kaum oder Das ist mir im Grunde egal zu sagen, ist prätentiös.

  • Das Musical war prätentiös.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Ohne bemühtes Dozieren, ohne jede prätentiöse Geste vermittelt sich, was es bedeutet, unter einem Bürgerkrieg zu leben.

  • Auch sonst erschöpfte sich die Regie in prätentiösen Modernismen.

  • Für mich ist hier alles prätentiös, gemacht, unwahr.

  • Alle drei gehören zu jener neuen Generation von Bankern, die ihr Geschäft wenig prätentiös und ergebnisorientiert betreiben.

  • Das klingt mir zu prätentiös.

  • Auch in diesem Anti-Porträt zeigt sich das 19. Jahrhundert spielerischer als die oft so prätentiöse Moderne.

  • Josh Homme: "Wir möchten nicht so prätentiös sein, dass uns die Dinge irgendwann davonlaufen."

  • Der Maler Manfred Blessmann, der Meins' Gemälde ein wenig prätentiös interpretiert.

  • Nicht im Netz lesen darf man ein Manifest von B. R. Myers, der behauptet, dass moderne amerikanische Prosa zumeist grässlich prätentiös sei.

  • Sie hat einen Film von Giuseppe Bertolucci (einem Bruder von Bernardo) und "Dust" von Milcho Manchevski gesehen: "prätentiöser Wirrwarr".

  • Eine akademisch prätentiös ausgepinselte Einstellung ist mir auf die Dauer viel zu starr.

  • Ein Spezialeffekt für den prätentiösen Schwarzweißfilm im Film, ein Hilfeschrei, der schnell verblaßt.

  • Ein wenig prätentiös schmeckt allenfalls das Konzept, demzufolge dies ein Roman ist, in dem sich alles ums Hören dreht.

  • Doch die vier Künstler zeigen ihre Kunst prätentiös, als handele es sich um griechische Statuen oder traditionelle Malerei.

  • Das letzte Attribut ist unangemessen, bezeichnet nichts und wirkt prätentiös.

  • Mit der prätentiösen Ausstellungsvitrine Unter den Linden erkaufte sie nichts weiter als Aktien an der Börse der Eitelkeiten.

  • Das Neugeborene liegt golden auf dem Tisch, dick und fast sechs Kilogramm schwer, ungeheuer prätentiös.

  • Und das ist wohl eine ihrer entscheidenden Meriten - nichts ist dick aufgetragen, prätentiös oder manieriert.

Häufige Wortkombinationen

  • prätentiös redend; sich prätentiös gebend; prätentiös erscheinend

Übersetzungen

Was reimt sich auf prä­ten­ti­ös?

Wortaufbau

Das viersilbige Adjektiv prä­ten­ti­ös be­steht aus zehn Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × T, 1 × Ä, 1 × E, 1 × I, 1 × N, 1 × Ö, 1 × P, 1 × R & 1 × S

  • Vokale: 1 × Ä, 1 × E, 1 × I, 1 × Ö
  • Konsonanten: 2 × T, 1 × N, 1 × P, 1 × R, 1 × S
  • Umlaute: 1 × Ä, 1 × Ö

Eine Worttrennung ist nach dem Ä, N und I mög­lich.

Das Alphagramm von prä­ten­ti­ös lautet: ÄEINÖPRSTT

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Pots­dam
  2. Ros­tock
  3. Umlaut-Aachen
  4. Tü­bin­gen
  5. Essen
  6. Nürn­berg
  7. Tü­bin­gen
  8. Ingel­heim
  9. Umlaut-Offen­bach
  10. Salz­wedel

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Paula
  2. Richard
  3. Ärger
  4. Theo­dor
  5. Emil
  6. Nord­pol
  7. Theo­dor
  8. Ida
  9. Öko­nom
  10. Samuel

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Papa
  2. Romeo
  3. Alfa
  4. Echo
  5. Tango
  6. Echo
  7. Novem­ber
  8. Tango
  9. India
  10. Oscar
  11. Echo
  12. Sierra

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄
  4. ▄▄▄▄
  5. ▄▄▄▄ ▄
  6. ▄▄▄▄
  7. ▄ ▄
  8. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  9. ▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 25 Punkte für das Wort.

prätentiös

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Wie­wort prä­ten­ti­ös kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

un­prä­ten­ti­ös:
nicht prätentiös, unauffällig, nicht eingebildet, sondern redlich und bescheiden
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: prätentiös. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: prätentiös. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. nd-aktuell.de, 11.08.2022
  2. abendzeitung.de, 12.07.2009
  3. artechock.de, 11.01.2007
  4. welt.de, 07.11.2005
  5. Die Zeit (42/2004)
  6. archiv.tagesspiegel.de, 29.12.2003
  7. welt.de, 20.09.2002
  8. tagesspiegel.de, 23.05.2002
  9. Die Zeit (27/2001)
  10. Die Zeit (31/2001)
  11. Junge Welt 1999
  12. Die Zeit (15/1999)
  13. Tagesspiegel 1999
  14. Berliner Zeitung 1998
  15. Berliner Zeitung 1997
  16. Berliner Zeitung 1996
  17. Süddeutsche Zeitung 1995