nachgerade

Adverb (Umstandswort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ˈnaːxɡəˌʁaːdə ]

Silbentrennung

nachgerade

Definition bzw. Bedeutung

  • endlich, letztlich

  • geradezu, direkt

  • veraltet: allgemach, allmählich, nach und nach

Begriffsursprung

Das Wort wurde im 17. Jahrhundert aus dem Niederdeutschen ins Hochdeutsche übernommen. Vorformen waren die mittelniederdeutschen Wörter nāgerāde und nārāde (allmählich), die aus dem mittelniederdeutschen nā möglicherweise in Verbindung mit dem mittelniederdeutschen rāt (Reihe, Ordnung) hervorgegangen sind und somit ursprünglich für ‚nach der Reihe‘ gestanden haben können, woraus dann später die Bedeutung ‚allmählich‘ entstand.

Anderes Wort für nach­ge­ra­de (Synonyme)

direkt:
in gerader Richtung, ohne Umwege, ohne Umschweife, ohne Verzögerung
direktemang (ugs., berlinerisch, norddeutsch)
durchaus:
nach Abwägung oder Erfahrung denkbar und möglich, oder alles in allem machbar; schon
unter allen denkbaren Umständen und besonders auch gegen Widerstand; unbedingt
einfach:
nicht aufwändig, luxuriös
nicht besonders; gewöhnlich; unwichtig
freilich (ugs., süddt.):
eine Einschränkung beschreibend: indessen, jedoch
klare Zustimmung, süddeutsch: selbstverständlich
gerade:
aufrecht, ehrlich
Mathematik: durch 2 teilbare ganze Zahl
geradewegs:
ohne Umweg
übertragen: ohne Umschweife, offen
geradezu:
geradeheraus, direkt, rückhaltlos offen
partikelhaft, ohne eigentliche Bedeutung; dient als Verstärkung: durchaus, wahrlich
geradezus (ugs., regional)
glatt:
adverbieller Gebrauch: ohne Umstände, schlichtweg, schlechterdings
fein gemahlen
glattweg
glattwegs
gradweg (ugs.)
platterdings:
ohne Bedingung oder Einschränkung
praktisch (ugs.):
handlich anzuwenden, gut zu gebrauchen
in der Praxis, auf die Realität bezogen
rein (ugs.):
ausschließlich, voll und ganz
ganz unverschmutzt
reinewegs
reinweg
reinwegs
rundheraus
rundweg:
direkt und mit Nachdruck; ohne Wenn und Aber
schier (geh.):
rein, von gleichmäßiger Beschaffenheit, ohne Beimengung
sich in einem außerordentlichen, erstaunlichen Zustand oder Ausmaß befindend
schlankweg (ugs.):
ohne lange Überlegung, ohne Zögern, direkt und offen
schlankwegs
schlechterdings (geh., veraltend):
gehoben bzw. veraltet: ganz und gar, alles in allem
schlechthin (geh.):
als ausdrucksverstärkendes Satzelement, ohne echte Bedeutung: bloß, einfach, gerade, glatt, eben
einem Substantiv nachgestellt: an sich, im eigentlichen Sinn, in Reinkultur, par excellence, per se, ohne Einschränkung
schlechtweg
schlechtwegs
schlicht:
einfach gehalten, nicht sehr aufwändig gestaltet
schlicht und einfach
schlichtweg:
ganz einfach
schlichtwegs
buchstäblich:
wortwörtlich, im wahrsten Sinne; ohne übertragene Lesweise
fast schon (ugs.)
förmlich (geh.):
adverbieller Gebrauch: geradezu
amtlich, der offiziell korrekten Form entsprechend
mehr oder weniger
nur so
regelrecht:
den Regeln entsprechend
verstärkend: wirklich, real, tatsächlich
richtiggehend
veritabel (vor Nomen) (geh., bildungssprachlich):
wahrlich, wahr, wahrhaft, wahrhaftig, echt, unverfälscht

Weitere mögliche Alternativen für nach­ge­ra­de

endlich:
ein Ende habend
letztlich:
letzten Endes, im Grunde
schließlich:
endlich, in letzter Konsequenz
schlussendlich:
dem zuletzt vorliegenden Sachverhalt entsprechend

Gegenteil von nach­ge­ra­de (Antonyme)

an­fangs:
am Anfang
auf der Stelle
plötz­lich:
unerwartet, überraschend, auf einen Schlag
so­fort:
ohne irgendeine Verzögerung, auf der Stelle
zu­nächst:
am Anfang, zu Beginn
veraltet: räumlich benachbart

Beispielsätze

  • Im Gottesdienst wurde der Magd Else nachgerade die Zeit lang.

  • Jetzt, da das milde Frühlingswetter kommt, wird es nachgerade aufwärts mit mir gehen.

  • Nachgerade blieb Klara und Jürgen nichts anderes übrig, als ihren Kinderwunsch aufzugeben.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Das Lido hingegen ist nachgerade familiär, was sich als sehr entspanntes Grundgefühl auf das ganze Gelände übertrug.

  • Die ÖH-Wahl naht, daher nehmen nachgerade traditionsgemäß auch die verbalen Scharmützel zwischen den Fraktionen in sozialen Medien zu.

  • Das gehört zum Schwierigsten, ja nachgerade Frivolsten, was das Leben in westlichen Kulturen zu bieten hat.

  • Das kann man nachgerade versprechen.

  • So seien die Räumlichkeiten des Kasinos für derartige Projekte nachgerade ideal.

  • Eine angehende Großstadt ohne Straßenbahn wäre nachgerade provinziell.

  • Sie sind nachgerade klug.

  • Beispielsweise das HTC Titan mit seinem nachgerade riesigen 4,7-Zoll-Display.

  • Es ist ein berührendes Sehnsuchtsbild – die kitschige Hintergrundmusik ist da nicht nur völlig überflüssig, sondern nachgerade störend.

  • Da ist es doch nachgerade gut, wenn Frau Heidenreich woanders hingeht.

  • Dabei war Barcelonas Angriffsreihe mit Ronaldinho, Eto'o und Messi schon damals nachgerade ideal besetzt.

  • Für Hans Neuenfels, den belesensten, im positiven Sinne Bildungsbürgerlichsten von allen, ist sie nachgerade maßgeschneidert.

  • Sie sind ja nachgerade nachsichtig geworden, die Nächstenliebe in Person.

  • Mit der sozialliberalen Koalition schwächte sich zuvor nachgerade omnipotente Stellung Wehner zunächst ab.

  • Vom Rande aus betrachtet wirken die schmalen Gassen zwischen den Stelen nachgerade einladend.

  • Sie scheint nachgerade mit der Bücherwand zu verschmelzen.

  • Auch der Oberamerikaner, so ein nachgerade altersweiser Castorf, kann nicht aus seiner Haut.

  • Baldessarini selbst hält ein Glas Whisky in nachgerade zärtlicher Umklammerung und sieht aus, als habe sein Wochenende eben erst angefangen.

  • Die Gründe für die Kaiserslautern-Krise sind nachgerade lachhaft.

  • Als das noch geteilte Deutschland 1983 nachgerade triumphal den 500.

Übersetzungen

Wortaufbau

Das viersilbige Adverb nach­ge­ra­de be­steht aus zehn Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × A, 2 × E, 1 × C, 1 × D, 1 × G, 1 × H, 1 × N & 1 × R

  • Vokale: 2 × A, 2 × E
  • Konsonanten: 1 × C, 1 × D, 1 × G, 1 × H, 1 × N, 1 × R

Eine Worttrennung ist nach dem H, ers­ten E und zwei­ten A mög­lich.

Das Alphagramm von nach­ge­ra­de lautet: AACDEEGHNR

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Nürn­berg
  2. Aachen
  3. Chem­nitz
  4. Ham­burg
  5. Gos­lar
  6. Essen
  7. Ros­tock
  8. Aachen
  9. Düssel­dorf
  10. Essen

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Nord­pol
  2. Anton
  3. Cäsar
  4. Hein­reich
  5. Gus­tav
  6. Emil
  7. Richard
  8. Anton
  9. Dora
  10. Emil

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Novem­ber
  2. Alfa
  3. Char­lie
  4. Hotel
  5. Golf
  6. Echo
  7. Romeo
  8. Alfa
  9. Delta
  10. Echo

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄ ▄▄▄▄
  3. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄
  4. ▄ ▄ ▄ ▄
  5. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  6. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  7. ▄ ▄▄▄▄
  8. ▄▄▄▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 15 Punkte für das Wort.

nachgerade

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Umstands­wort nach­ge­ra­de kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: nachgerade. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: nachgerade. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9
  2. derstandard.at, 17.06.2023
  3. derstandard.at, 29.04.2021
  4. taz.de, 15.02.2018
  5. sueddeutsche.de, 17.03.2017
  6. merkur.de, 20.04.2017
  7. zsz.ch, 14.10.2016
  8. n24.de, 23.08.2016
  9. tagesanzeiger.ch, 08.11.2011
  10. derwesten.de, 29.09.2011
  11. faz.net, 23.10.2008
  12. nzz.ch, 01.03.2008
  13. tagesspiegel.de, 06.11.2007
  14. tagesspiegel.de, 07.09.2007
  15. spiegel.de, 01.07.2006
  16. archiv.tagesspiegel.de, 01.11.2004
  17. welt.de, 21.04.2004
  18. f-r.de, 17.06.2003
  19. sz, 22.01.2002
  20. f-r.de, 02.10.2002
  21. DIE WELT 2001
  22. sz, 05.09.2001
  23. DIE WELT 2000
  24. Die Zeit (45/2000)
  25. Junge Freiheit 1999
  26. Berliner Zeitung 1998
  27. Berliner Zeitung 1997
  28. Süddeutsche Zeitung 1996
  29. Stuttgarter Zeitung 1995