lebensfremd

Adjektiv (Wiewort)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [ˈleːbn̩sˌfʁɛmt]

Silbentrennung

lebensfremd

Definition bzw. Bedeutung

  • auf Personen bezogen: nicht lebenstüchtig sein, Illusionen habend, nicht im alltäglichen Leben stehend

  • offensichtlich nicht oder nur sehr schlecht umsetzbar (beispielsweise ein Projekt, Gesetz)

Steigerung (Komparation)

  1. lebensfremd (Positiv)
  2. lebensfremder (Komparativ)
  3. am lebensfremdesten (Superlativ)

Anderes Wort für le­bens­fremd (Synonyme)

(ein) frommer Wunsch (ugs., ironisierend)
illusionär:
auf Illusionen beruhend
durch künstlerische Darstellung Illusionen, insbesondere hinsichtlich Körperlichkeit oder Raumtiefe, hervorrufend
illusorisch:
nicht realistisch; nur auf Hoffnungen beruhend
zwecklos, unmöglich
irreal:
nicht real, nicht der Realität entsprechend oder mit ihr zusammenhängend (und dadurch nicht durchführbar)
realitätsfremd:
die Wirklichkeit, die wahren Gegebenheiten nicht berücksichtigend oder wahrnehmend; die Realität verkennend
unrealistisch:
nicht der Wirklichkeit entsprechend
nicht realisierbar, nicht zu verwirklichen
utopisch:
wünschenswert, aber in der Wirklichkeit nicht möglich
wirklichkeitsfremd:
die Wirklichkeit, die wahren Gegebenheiten nicht berücksichtigend oder wahrnehmend
Wunschdenken:
hoffnungsvolle Vorstellung von etwas Aktuellem oder Zukünftigem, die zumeist unkritisch ist und die realen Gegebenheiten ignoriert oder verdreht; auf unrealistische, nur den eigenen Wünschen entsprechende Annahmen und Vorstellungen beruhendes Denken
impraktikabel (geh.)
lebensfern
nicht praktikabel
nicht realisierbar
realitätsfern:
die Wirklichkeit, die wahren Gegebenheiten nicht berücksichtigend oder wahrnehmend
weltfremd:
abgewandt von der Wirklichkeit, wenig Kenntnis von den wirklichen Gegebenheiten habend
selten: völlig andersartig, völlig fremd

Sinnverwandte Wörter

ab­ge­ho­ben:
abgelöst; vom Boden/Untergrund/Unterteil gelöst (habend)
angehoben/entfernt worden/heruntergenommen; übertragen auch für: entgegengenommene Telefongespräche oder Ähnliches (bildlich für abgenommene Handapparate)
aka­de­misch:
auf eine Art und Weise, die wenig mit der Praxis zu tun hat, sondern auf theoretischen (manchmal sogar weltfremden) Überlegungen basiert, oder auch: nur um der Theorie willen, ohne dass es eine Bedeutung für die Praxis hat
eine Hochschule oder Universität betreffend, manchmal, aber seltener, auch: eine Akademie betreffend
El­fen­bein­turm:
Ort der Abgeschiedenheit und Unberührtheit von der Welt; insbesondere abfällig über Akademiker, die jeden Bezug zur Praxis verloren haben
ide­a­lis­tisch:
der Lehre des Idealismus entsprechend
geprägt vom intensiven Streben nach und der Verwirklichung von Idealen, etwas weltfremd oder wirklichkeitsfern
schwär­me­risch:
geprägt vom starken positiven Gefühlen für etwas/jemanden, dabei etwas wirklichkeitsfern
the­o­re­tisch:
auf eine Theorie bezogen, in der Art und Weise einer Theorie
träumerisch
versponnen
verstiegen
verträumt
welt­ab­ge­wandt:
zufrieden mit dem Alleinsein und mit den eigenen Gedanken; wenig interessiert an den Vorgängen in der Welt und um ihn/sie herum
welt­ent­rückt:
mit den Gedanken so bei einer Sache, dass alle anderen Vorgängen und Personen in der Umgebung ausgeblendet oder vergessen sind
weltfern
welt­ver­lo­ren:
der Welt entrückt, wirklichkeitsfern
sehr einsam gelegen, weit weg vom Leben der Welt
wirk­lich­keits­fern:
die Wirklichkeit, die wahren Gegebenheiten nicht berücksichtigend oder wahrnehmend

Gegenteil von le­bens­fremd (Antonyme)

le­bens­nah:
so, dass etwas der Wirklichkeit sehr ähnelt; sich am wirklichen Leben orientierend
lebenstüchtig
mach­bar:
so, dass man es durchführen/machen kann
mitten im Leben
prak­ti­ka­bel:
für einen bestimmten Zweck brauchbar
zweckmäßig
prak­tisch:
handlich anzuwenden, gut zu gebrauchen
in der Praxis, auf die Realität bezogen
umsetzbar

Beispielsätze

  • Es ist lebensfremd, anzunehmen, dass Abgeordnete, die sich zu einem einfachen Abendessen einladen lassen, wegen dieses Vorteils in ihrem Abstimmungsverhalten beeinflussen lassen. Dafür sind sie in Deutschland gut genug bezahlt.

  • Juristen sagt man einige Eigenschaften nach: sie sind wohl nüchtern und strukturiert, aber zuweilen auch lebensfremd.

  • Er ist ein lebensfremder Spinner, der sich völlig zurückgezogen hat.

  • Dieses Gerichtsurteil mag streng juristisch in Ordnung gehen, es ist aber vollkommen lebensfremd.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Deutschen Denkern war das schon damals ein zu dürres, lebensfremdes Konstrukt.

  • Ist zwar eine schöne Idee, aber lebensfremd und naiv.

  • So bezeichnet Pestalozza die Idee als „völlig lebensfremd“ und „viel zu starr“.

  • Die Staatsanwältin bezeichnete es als "absolut lebensfremd", wie sich der Mann vor Gericht verantwortete.

  • Lieber Hr. Aden wahrscheinlich waren Sie mit ihrer verqueren, lebensfremden Einstellung schon immer verkehrt in der FDP.

  • Das Problem: Aufsichtsrat und Vorstand müssten gegeneinander vorgehen, was wegen der beidseitigen Verquickung lebensfremd erscheint.

  • Döpfner meinte, es sei heute "lebensfremd" den Öffentlich-Rechtlichen den Einstieg ins Internet verbieten zu wollen.

  • Absolut lebensfremd diese Aussage.

  • "Das ist ein Begriff von lebensfremden Soziologen", hat sich Müntefering distanziert.

  • Jahrelang haben wir TV-Movies gemacht, die sich in völlig lebensfremden, abgehobenen Milieus abspielten.

  • Die Vorstellung sei lebensfremd, dass er eine so heikle Formulierung der Mitarbeiterin überlassen habe.

  • Das ist lebensfremd", empörte sich der Geschäftsführer.

  • Einziges, aber deutliches Manko des intensiven Films sind die mitunter etwas allzu lebensfremd wirkenden Dialoge.

  • Das Verbot sei, heißt es im Antrag, "extrem lebensfremd", die Sonntagsruhe nie gestört worden, Beschwerden habe es nie gegeben.

  • Dabei sei es Ziel der Stadt, auch "überkommene und lebensfremde Regelungen" abzuschaffen.

  • Daran war auch der als zu konservativ, geradezu als lebensfremd empfundene Kanzlerkandidat Stoiber schuld.

  • Lebt der nicht in einem lebensfremden Elfenbeinturm?

  • Das "merkwürdige Konstrukt" eines gesetzlichen Anspruchs sei jedoch lebensfremd.

  • Die jungen Freiberufler und Existenzgründer traktierte er mit einem lebensfremden, leistungshemmenden Scheinselbständigengesetz.

  • Bündnis 90/Grüne warfen den Bischöfen vor, "lebensfremd" zu sein.

  • Die Vorstellung, es käme mit einem solchen Gesetz zu regelrechten Razzien auf Raucher, ist lebensfremd.

  • Dieses Vokabular gibt in der Beweiswürdigung den Ton an: 'Erhebliche Zweifel', 'unlogisch', 'nicht nachvollziehbar', 'lebensfremd'.

Häufige Wortkombinationen

  • mit Substantiv: ein lebensfremder Akademiker, ein lebensfremder Träumer
  • mit Substantiv: eine lebensfremde Annahme, ein lebensfremdes Gesetz, ein lebensfremder Standpunkt, eine lebensfremde Vorschrift, eine lebensfremde Vorstellung, ein lebensfremder frommer Wunsch
  • mit Verb: lebensfremd entscheiden

Wortbildungen

  • Lebensfremdheit

Übersetzungen

Wortaufbau

Das dreisilbige Adjektiv le­bens­fremd be­steht aus elf Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × E, 1 × B, 1 × D, 1 × F, 1 × L, 1 × M, 1 × N, 1 × R & 1 × S

  • Vokale: 3 × E
  • Konsonanten: 1 × B, 1 × D, 1 × F, 1 × L, 1 × M, 1 × N, 1 × R, 1 × S

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten E und S mög­lich.

Das Alphagramm von le­bens­fremd lautet: BDEEEFLMNRS

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Leip­zig
  2. Essen
  3. Ber­lin
  4. Essen
  5. Nürn­berg
  6. Salz­wedel
  7. Frank­furt
  8. Ros­tock
  9. Essen
  10. Mün­chen
  11. Düssel­dorf

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Lud­wig
  2. Emil
  3. Berta
  4. Emil
  5. Nord­pol
  6. Samuel
  7. Fried­rich
  8. Richard
  9. Emil
  10. Martha
  11. Dora

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Lima
  2. Echo
  3. Bravo
  4. Echo
  5. Novem­ber
  6. Sierra
  7. Fox­trot
  8. Romeo
  9. Echo
  10. Mike
  11. Delta

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  2. ▄▄▄▄ ▄ ▄ ▄
  3. ▄▄▄▄ ▄
  4. ▄ ▄ ▄
  5. ▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄
  6. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  7. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  8. ▄▄▄▄ ▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 19 Punkte für das Wort.

lebensfremd

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Wie­wort le­bens­fremd kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: lebensfremd. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: lebensfremd. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 1385833. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. goldseiten.de, 27.05.2022
  2. focus.de, 19.12.2020
  3. de.sputniknews.com, 30.11.2017
  4. derstandard.at, 20.10.2016
  5. suedkurier.de, 21.09.2010
  6. feedsportal.com, 24.03.2009
  7. finanznachrichten.de, 11.06.2009
  8. faz.net, 20.10.2008
  9. handelsblatt.com, 18.10.2006
  10. fr-aktuell.de, 24.07.2004
  11. Neues Deutschland, 28.04.2004
  12. lvz.de, 19.02.2003
  13. archiv.tagesspiegel.de, 11.03.2003
  14. f-r.de, 04.06.2003
  15. f-r.de, 07.05.2002
  16. f-r.de, 13.11.2002
  17. sz, 11.12.2001
  18. bz, 19.06.2001
  19. Berliner Zeitung 1999
  20. Berliner Zeitung 1998
  21. Süddeutsche Zeitung 1996
  22. Süddeutsche Zeitung 1995