primitiv

Adjektiv (Wiewort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ pʁimiˈtiːf ]

Silbentrennung

primitiv

Definition bzw. Bedeutung

  • nicht ausgereift

  • niveaulos

  • ursprünglich; auf einem frühen, überholten Entwicklungsstadium basierend

Begriffsursprung

Im 18. Jahrhundert von gleichbedeutend französisch primitif (deutsch: ursprünglich) entlehnt, das auf lateinisch prīmitīvus „der erste in seiner Art“, mittellateinisch „ursprünglich“ zurückgeht

Steigerung (Komparation)

  1. primitiv (Positiv)
  2. primitiver (Komparativ)
  3. am primitivsten (Superlativ)

Anderes Wort für pri­mi­tiv (Synonyme)

geschmacklos:
ohne Geschmack, natürlicherweise oder abgestanden
ohne gute Sitten, taktlos
niveaulos:
fade, anstößig, unangemessen
kein Niveau habend; keine geistige Höhe aufweisend; schlechte Qualität
pietätlos:
ohne Achtung/Respekt vor religiösen und/oder moralischen Grundsätzen und Normen
platt (fig.):
Bauwerke, Projekte: der Zustand, wenn etwas kaputt gemacht oder niedergewalzt wurde; siehe auch plattmachen
ohne Erhebung, in die Breite gehend
pöbelhaft
proletenhaft (derb):
wie ein Prolet verhaltend
stillos:
ohne entsprechenden Stil, stilistisch schlecht
taktlos:
Musik: keinem Takt folgend; nicht im Takt seiend
unangebracht und verletzend; indiskret
unangebracht:
in einem bestimmten Zusammenhang ungeeignet, unangemessen
unfein
unterste Schublade (ugs., fig.)
wüst:
Abscheu, Widerwillen hervorrufend; in einem sehr schlechten, stark mitgenommenen Zustand; eine Kränkung darstellend oder zufügend
durch seine Art, sein Ausmaß oder dergleichen sehr schlimm
banausisch:
in den Bereichen Kunst und Kultur unzureichend gebildet
grobschlächtig:
eine große, starke, aber plumpe Gestalt aufweisend
kulturlos
prollig (ugs.):
abwertend: in der Art und Weise eines Prolls
roh:
in unbearbeitetem Zustand
nicht gekocht
anspruchslos (geh.):
mit wenig zufrieden sein, keine großen Ansprüche stellend
nicht sehr niveauvoll, von geringem ästhetischem Wert, nur dem Vergnügen dienend, kein Mitdenken benötigend
billig:
angemessen (recht und billig)
einen niedrigen Preis oder niedrige Kosten habend
derb:
ab dem 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts übertragen: fest, grob oder hart
ursprünglich: unverdorben, kräftig
flach:
gering oder nicht ansteigend oder abfallend
ohne größere Erhebungen und Vertiefungen
nicht (besonders) ambitioniert
nicht besonders einfallsreich (ugs.)
ohne Ambition(en)
ohne Anspruch
ohne Niveau
schlecht:
jemandem ist schlecht: sich unwohl oder krank fühlend
moralisch nicht akzeptabel
seicht:
im übertragenen Sinne: wenig anspruchsvoll (von geringem Tiefgang)
von geringer Wassertiefe
unambitioniert (geh., verhüllend)
unter Niveau (ugs.)
wenig ambitioniert (verhüllend)
wie in einem schlechten Film (ugs., variabel)
einfachst
grobgezimmert
kunstlos
schlichtest

Weitere mögliche Alternativen für pri­mi­tiv

altertümlich:
aus einer lange vergangenen Zeit stammend; in der Art früherer Zeiten seiend; kann auch abwertend sein: altmodisch
archaisch:
Kunst: der archaischen, vorklassischen Epoche (Archaik) angehörend
überholt, veraltet
dürftig:
für einen bestimmten Zweck nicht ausreichend oder genügend
materielle Armut bezeugend, ärmlich, karg
einfach:
nicht aufwändig, luxuriös
nicht besonders; gewöhnlich; unwichtig
frühzeitlich
karg:
bezogen auf eine Menge (beispielsweise Nahrung, Lohn): (sehr) knapp, gering, wenig
ertragsarm
schlicht:
einfach gehalten, nicht sehr aufwändig gestaltet
simpel:
allgemein bekannt, fraglos
ohne groß ausgeschmückt zu sein oder ohne sich durch ein besonderes Merkmal hervorzuheben; einfach
ursprünglich:
am Ursprung, an der Quelle, der Entstehung, der Geburt, der Schaffung, der ersten Hervorbringung liegend oder sich darauf beziehend
urtümlich
urzeitlich:
die Urzeit betreffend, aus ihr stammend
urzuständlich

Gegenteil von pri­mi­tiv (Antonyme)

ausgereift
ent­wi­ckelt:
aus einer Entwicklung hervorgehend
ge­bil­det:
Bildung besitzend
kom­pli­ziert:
umständlich, undurchschaubar, schwierig, verzwickt, verstrickt
mo­dern:
der Epoche der Moderne zugehörig
der Zeit entsprechend, neuzeitlich
schwie­rig:
eine Herausforderung darstellend, nicht einfach
wohl­er­zo­gen:
solches Verhalten zeigend, das den Anforderungen und Erwartungen an eine gute (den jeweiligen Normen entsprechende) Erziehung entspricht

Beispielsätze

  • Sein Auftreten war einfach nur primitiv.

  • Der Homo habilis ist ein primitiver Mensch.

  • Der Urmensch war nicht primitiv, denn er konnte mit Mitteln, die ihm die Natur schenkte, primitive doch zweckmäßige Gegenstände herstellen.

  • In primitiven Gesellschaften wurde Tauschhandel betrieben.

  • Der Mensch ist in seiner Entwicklung nur so primitiv, wie es die Zeit, in der er lebt, zulässt.

  • Der Mensch ist so primitiv, dass er es selbst nicht wahrhaben will.

  • Vielleicht vermutest du, dass sie primitive Menschen waren, doch in Wirklichkeit waren sie hervorragende Meister in vielen Gewerken.

  • Der Anthropologe hielt eine Vorlesung über primitive Kulturen.

  • Schon lange, bevor der Computer entwickelt worden war, existierten primitive Rechenapparate.

  • Die Kiste war primitiv aus Spanholzplatten zusammengezimmert.

  • Sie benutzten diese primitiven Werkzeuge.

  • Zu jener Zeit lebte dort ein primitives Volk.

  • Zauberei spielt in primitiven Gesellschaften eine wichtige Rolle.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • An solchen Dingen sieht man gut, um was für ein primitives Land es sich hier handelt – Barbaren kennen nun einmal weder Anstand noch Moral.

  • Dieses Mal noch etwas aggressiver und primitiver als sonst, aber das kümmert die politische Linke wenig.

  • Es ist ein primitiver Reflex, wie die den Rücktritt von Innenminister Horst Seehofer für ein kollektives Fehlurteil zu fordern.

  • Die Ankündigung sei nur ein weiteres Beispiel für die Instrumentalisierung primitiver Ängste vor Homosexuellen, sagt Smiszek.

  • Da ertönen von der Tribüne primitive Beschimpfungen in Richtung des Tigers-Stürmers.

  • Frau Gsell gab sich alle Mühe bekannt zu werden, durch primitives bis vulgäres Verhalten.

  • Allerdings sollte man dieses Problem nicht zu primitiv betrachten.

  • Da lacht es über die primitiven Vulgaritäten", schreibt Lucke auf seiner Internetseite.

  • Aber 200 Jahre Ausbeutung und Korruption abzulösen durch primitiven Antikapitalismus ist so ziemlich das Dümmste, was man tun kann.

  • Afghanistan ist ein primitives, unterentwickeltes Land mit einer riesigen Analphabetenquote.

  • Eine solche primitive Antwort, von einem bayerischen Staatsminister hat das bayerische Volk nicht verdient.

  • Mit primitiven Worten liess Morganella via Twitter Dampf ab. «Ich könnte alle Südkoreaner verprügeln.

  • An Hirnschale, Hüften, Händen und Füßen von A. sediba fand sich eine Mischung aus anatomisch primitiven und menschenähnlichen Merkmalen.

  • "Die Suche, wie wir sie heute kennen, ist allerdings noch sehr primitiv." Längst reicht es nicht mehr, Webseiten zu finden.

  • Aber sie fanden feinere, humorvollere Wege, ihrem Unmut Luft zu verschaffen als durch primitives Beschimpfen und Beleidigen.

Wortbildungen

Übersetzungen

Was reimt sich auf pri­mi­tiv?

Wortaufbau

Das dreisilbige Adjektiv pri­mi­tiv be­steht aus acht Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × I, 1 × M, 1 × P, 1 × R, 1 × T & 1 × V

  • Vokale: 3 × I
  • Konsonanten: 1 × M, 1 × P, 1 × R, 1 × T, 1 × V

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten I und zwei­ten I mög­lich.

Das Alphagramm von pri­mi­tiv lautet: IIIMPRTV

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Pots­dam
  2. Ros­tock
  3. Ingel­heim
  4. Mün­chen
  5. Ingel­heim
  6. Tü­bin­gen
  7. Ingel­heim
  8. Völk­lingen

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Paula
  2. Richard
  3. Ida
  4. Martha
  5. Ida
  6. Theo­dor
  7. Ida
  8. Vik­tor

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Papa
  2. Romeo
  3. India
  4. Mike
  5. India
  6. Tango
  7. India
  8. Vic­tor

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄ ▄
  4. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  5. ▄ ▄
  6. ▄▄▄▄
  7. ▄ ▄
  8. ▄ ▄ ▄ ▄▄▄▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 18 Punkte für das Wort.

primitiv

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Wie­wort pri­mi­tiv kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Buchtitel

  • An enquiry into the constitution, discipline, unity & worship of the primitive Church Peter King, J . Slater | ISBN: 978-3-38602-843-1
  • Presbytery and not prelacy: The scriptural and primitive polity Thomas Smyth | ISBN: 978-3-38604-525-4

Film- & Serientitel

  • Mario Barth – Die Weltrekord-Show: Männer sind primitiv, aber glücklich! (Film, 2008)
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: primitiv. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: primitiv. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 10892089, 12384663, 10892127, 10708430, 3418459, 2499410, 1707308, 1281384, 758571, 513099 & 513098. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  5. [Filme & Serien] Vgl. Internet Movie Database (IMDb), imdb.com
  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  2. jungefreiheit.de, 16.03.2023
  3. bazonline.ch, 02.05.2022
  4. braunschweiger-zeitung.de, 20.07.2021
  5. bild.de, 06.07.2020
  6. blick.ch, 22.12.2019
  7. focus.de, 11.01.2018
  8. de.sputniknews.com, 19.02.2017
  9. n-tv.de, 17.04.2016
  10. tagesspiegel.feedsportal.com, 10.07.2015
  11. zeit.de, 15.06.2014
  12. abendzeitung-muenchen.de, 18.07.2013
  13. berneroberlaender.ch, 30.07.2012
  14. zeit.de, 20.09.2011
  15. stern.de, 14.07.2010
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  18. jungewelt.de, 11.05.2007
  19. stern.de, 17.11.2006
  20. spiegel.de, 11.12.2005
  21. archiv.tagesspiegel.de, 28.10.2004
  22. Die Zeit (48/2003)
  23. welt.de, 20.09.2002
  24. fr, 21.09.2001
  25. DIE WELT 2000
  26. Berliner Zeitung 1998
  27. BILD 1997
  28. Süddeutsche Zeitung 1996
  29. TAZ 1995