ergehen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ ɛɐ̯ˈɡeːən ]

Silbentrennung

ergehen

Definition bzw. Bedeutung

  • draußen um der Freude willen langsam spazierengehen

  • jemandem geschehen; sich in einer Situation befinden

  • offiziell ausgestellt/festgestellt/zugestellt werden

  • sich länger und wortreich über ein Thema ausbreiten

Begriffsursprung

Ableitung vom Verb gehen mit dem Derivatem (Ableitungsmorphem) er-.

Konjugation

  • Präsens: ergehe, du ergehst, er/sie/es ergeht
  • Präteritum: ich er­ging
  • Konjunktiv II: ich erginge
  • Imperativ: ergeh/​ergehe! (Einzahl), ergeht! (Mehrzahl)
  • Partizip II: er­gan­gen
  • Hilfsverben: haben, sein

Anderes Wort für er­ge­hen (Synonyme)

(einen) Bummel machen
(einen) Spaziergang machen
(einen) Stadtbummel machen
an die frische Luft gehen
dahintändeln (geh.)
flanieren:
langsam, ohne besonderes Ziel umherschlendern
frische Luft schnappen
herumschlendern:
ohne bestimmtes Ziel locker und langsam mal hierhin und mal dorthin gehen
herumspazieren:
gemächlich mal hier, mal dort und zum Zwecke der Entspannung und Zerstreuung gehen
gemächlich um etwas in einem Kreis oder Bogen zum Zwecke der Entspannung und Zerstreuung gehen
lustwandeln (geh.):
veraltend: gemütlich und in einem gemäßigten Tempo (zum Beispiel in einem Park) spazieren
promenieren (geh., bildungssprachlich, französierend):
eine Promenade, einen Spaziergang machen; aus Spass oder um sich sehen zu lassen, eine bestimmte Strecke zu Fuß zurücklegen
sich langsam spazierend irgendwohin bewegen
schlendern:
ohne bestimmtes Ziel locker und langsam umhergehen
sich die Beine vertreten
sich die Füße vertreten
spazieren (Hauptform):
gemächlich gehen zum Zwecke der Entspannung und Zerstreuung
spazieren gehen:
sich in gemütlichem Tempo (nicht notwendigerweise mit einem Ziel) zu Fuß fortbewegen
umherbummeln:
zum Vergnügen ziellos umherlaufen
umhertigern (ugs.)
wandeln (geh.):
etwas umformen
sich ändern
(sich) berauschen an
(sich) einer Sache überlassen
aufgehen (in):
Division: ein Ergebnis ohne Rest liefern
Gestirne: über dem Horizont sichtbar werden
fortgetragen werden (von)
schwelgen (in) (geh.):
genießerisch, üppig speisen, trinken; luxuriös leben
sich genüsslich in etwas versenken, sich an etwas berauschen, einem Genuss hingeben
(positive / schlechte / unerfreuliche …) Erfahrungen machen
(Gutes / Schönes / Schlechtes …) erleben:
eine Erfahrung machen, bei etwas dabei sein
zu einem Zeitpunkt noch am Leben sein
gesprochen werden
verlesen werden

Sinnverwandte Wörter

an­ord­nen:
einen Auftrag, Befehl erteilen
etwas in eine bestimmte Reihenfolge oder Verteilung bringen
aus­brei­ten:
an Einfluss, Ausmaß, Fläche, Raum zunehmen; in einen größeren Umkreis gelangen
eine bestimmte räumliche Ausdehnung haben; sich erstrecken, bis zu etwas hin reichen
aus­las­sen:
aus einer Menge etwas nicht heranziehen, nicht verwenden
Fett verflüssigen
er­las­sen:
eine staatliche Anordnung treffen und verkünden
jemandem eine Strafe nachsehen
ge­hen:
(Computer) auf etwas gehen: den Mauszeiger auf etwas bewegen und ggf. anklicken oder öffnen
(der Teig beim Backen): sich in der Ruhephase beim Gärprozess befinden, aufgehen, gären
ge­sche­hen:
sich ereignen; zutragen
widerfahren
pas­sie­ren:
durchseihen (Flüssigkeiten), durchstreichen (weiche Nahrungsmittel, zum Beispiel um Schalenreste oder Kerne zu entfernen)
Hilfsverb haben: etwas durchqueren, an etwas vorbeigehen oder -fahren, einen Ort überschreiten
strei­fen:
Hilfsverb haben: jemanden oder etwas leicht berühren
Hilfsverb sein: sich fortbewegen, ohne eine klare Richtung auf ein Ziel zu folgen
ver­fer­ti­gen:
etwas neu erschaffen
ver­fü­gen:
als Person/Stelle mit Befugnis/Befehlsgewalt anordnen, dass etwas Genanntes geschehen soll
sich wohin begeben
ver­lie­ren:
einen Wetteinsatz abgeben müssen, weil man nicht gewonnen hat
etwas irgendwo hinlegen und es später nicht mehr wiederfinden
ver­ord­nen:
ein Medikament oder eine Behandlung verschreiben
etwas festlegen
ver­tie­fen:
bei etwas, das nach unten, in die Tiefe geht, noch mehr Substanz entfernen, wodurch es noch tiefer als zuvor wird
ein Teil eines Kleidungsstückes (tiefer, nach unten) versetzen
wi­der­fah­ren:
(jemandem) geschehen (besonders etwas Unausweichliches, scheinbar vom Schicksal Bestimmtes)

Redensarten & Redewendungen

  • etwas über sich ergehen lassen

Beispielsätze

  • Die Kurgäste ergingen sich in den Anlagen.

  • Wie ist es euch auf der Reise ergangen?

  • Meinem Bruder ergeht es auch nicht viel besser.

  • Das amtliches Schreiben erging an den Vater der Antragstellerin.

  • Nachdem ein Anwohner Beschwerde wegen Lärms eingelegt hatte, ließ der Stadtrad gegen das Musiklokal eine Lärmminderungsaufforderung ergehen.

  • Sie ließ alles mit ruhiger Miene über sich ergehen.

  • Wie ergeht es den drittrangigen Städten im Nordosten unter der Pandemie?

  • Ebenso erging es mir.

  • Wenn du so weitermachst, wird es dir schlecht ergehen.

  • Hans sagte einmal, er sei kein früher Vogel, sondern wäre eher ein früher Wurm, von dem man ja wisse, wie es ihm erginge.

  • Wenn du das noch mal machst, wird’s dir schlecht ergehen.

  • Von der Polizeibehörde erging der Aufruf an das Verbrechen, man möge doch aufgrund des Coronavirus seine kriminellen Machenschaften vorerst einstellen.

  • Wie ist es dir ergangen?

  • An alle auf Hawaii erging die Warnung, dass eine ballistische Rakete auf dem Weg sei.

  • Wenn du mein Auto anfasst, dann wird es dir schlecht ergehen.

  • Ich hätte gern gewusst, wie es dem Alten Rom ergangen ist.

  • Vielleicht ergeht es Tom genauso.

  • Maria saß in geduckter Haltung da und ließ alles über sich ergehen, als Tom sie in Feldwebelmanier zusammenschrie.

  • Wie ist es dir so ergangen?

  • Wenn sie über Liebe sprechen, neigen manche Menschen dazu, sich in einem gewaltigen Pathos zu ergehen.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Aber der Videobeweis ließ Gnade vor Recht ergehen, obwohl dies im Regelwerk gar nicht vorgesehen ist.

  • Ab 22.30 Uhr liessen wir uns die fast unerträgliche Reportage von Claudia Neumann beim Damen-Final im Fussball über uns ergehen.

  • Aber vielleicht gewinnen die Patriots heuer die Chose ja und Herr Brady lässt Ruhestand vor Recht ergehen.

  • Doch gibt es keine handfesten Beweise, dass es Schottland allein wirtschaftlich besser ergehen würde.

  • "In bestimmten Fällen lasse ich Gnade vor Recht ergehen und meine Täter mit einem blauen Auge davonkommen", erzählt sie.

  • Den ganzen Presserummel lässt er mit scheinbar stoischer Ruhe über sich ergehen.

  • Weil der Angeklagte aber geständig sei, könne hier "noch ein mal Gnade vor Recht ergehen".

  • Aber ist es nicht vielen Kindern so oder ähnlich ergangen, ohne daß sie kriminell wurden?

  • Die Landesregierung dürfe nun den neuen Fusionsanlauf nicht "passiv über sich ergehen lassen", warnt FDP-Fraktionschef Hahn.

  • Eine Einladung sei auch an die Commerzbank-Spitze ergangen, hieß es.

  • Statt sich in fernen olympischen Träumen zu ergehen, sind Hans-Jürgen Schulke realistische Pläne und Visionen viel wichtiger.

  • Am Ende wird es dem Euro-Spiel ergehen wie so mancher pädagogischen Lektion: Lerneffekt fraglich.

Häufige Wortkombinationen

  • ein Urteil, Beschluss, Schreiben, eine Einladung, Berufung ergeht
  • sich im Park ergehen
  • sich in Andeutungen, Vermutungen ergehen

Wortbildungen

  • Ergehung

Übersetzungen

Was reimt sich auf er­ge­hen?

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb er­ge­hen be­steht aus sieben Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × E, 1 × G, 1 × H, 1 × N & 1 × R

  • Vokale: 3 × E
  • Konsonanten: 1 × G, 1 × H, 1 × N, 1 × R

Eine Worttrennung ist nach dem R und zwei­ten E mög­lich.

Das Alphagramm von er­ge­hen lautet: EEEGHNR

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Essen
  2. Ros­tock
  3. Gos­lar
  4. Essen
  5. Ham­burg
  6. Essen
  7. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Emil
  2. Richard
  3. Gus­tav
  4. Emil
  5. Hein­reich
  6. Emil
  7. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Echo
  2. Romeo
  3. Golf
  4. Echo
  5. Hotel
  6. Echo
  7. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  2. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄ ▄ ▄ ▄
  4. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 9 Punkte für das Wort.

ergehen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort er­ge­hen kam im letz­ten Jahr regel­mäßig in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

er­dul­den:
etwas erdulden: etwas Negatives ohne Widerspruch geduldig über sich ergehen lassen
er­gie­ßen:
veraltet: sich ergehen in
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: ergehen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: ergehen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 11563606, 10834731, 10828380, 10759780, 10759723, 10283859, 10274868, 9935521, 9408855, 8801657, 7814050, 7263020, 6145114, 5233719, 3815417 & 3456626. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. spiegel.de, 20.05.2018
  2. blick.ch, 20.08.2016
  3. derstandard.at, 18.01.2013
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  12. Die Zeit (20/1997)