desavouieren

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ dezavuˈiːʁən ]

Silbentrennung

desavouieren

Definition bzw. Bedeutung

  • leugnen, widersprechen, nicht anerkennen

  • vor allen anderen bloßstellen, herabwürdigen, im Stich lassen, brüskieren

Begriffsursprung

Anfang des 18. Jahrhunderts aus gleichbedeutendem französischen désavouer (altfranzösisch desavoer) entlehnt, dies ist zusammengesetzt aus dem altfranzösischen Präfix dés-, dis- (französisch dé-), welches wie lateinisches dis "auseinander" die Aussage des Verbs aufhebt (vergleiche Desinteresse) und dem Verb avouer "anerkennen, einen Fehler bekennen" (vergleiche avoué "Verteidiger"), das auf lateinisch advocare "herbeirufen" (vergleiche Advokat) zurückgeht, ein Kompositum aus dem lateinischen Präfix ad "hin, zu" und vocare "rufen" zu vox "Stimme"

Konjugation

  • Präsens: desavouiere, du desavouierst, er/sie/es de­s­a­vou­iert
  • Präteritum: ich de­s­a­vou­ier­te
  • Konjunktiv II: ich de­s­a­vou­ier­te
  • Imperativ: desavouiere/​desavouier! (Einzahl), de­s­a­vou­iert! (Mehrzahl)
  • Partizip II: de­s­a­vou­iert
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für de­s­a­vou­ie­ren (Synonyme)

ableugnen:
eine Behauptung mit großer Vehemenz als unwahr bezeichnen
abstreiten (Hauptform):
eine Behauptung oder einen Vorwurf nicht anerkennen
anfechten:
die Gültigkeit/Rechtmäßigkeit einer Entscheidung anzweifeln und dann dagegen vorgehen
jemandem Kummer, Sorge bereiten
bestreiten:
(eine bestimmte Anzahl an Hennen) befruchten
entschieden erklären, dass etwas nicht zutreffe; etwas nachdrücklich in Abrede stellen
dementieren:
öffentlich einer Behauptung widersprechen; ein Dementi abgeben
(sich) distanzieren (von) (geh.):
jemanden im Wettkampf weit überholen, hinter sich lassen, überbieten
sich abgrenzen, abrücken von, nichts zu tun haben wollen mit etwas oder jemandem, jemandes Verhalten nicht billigen
Einspruch erheben
für nicht zutreffend erklären
in Abrede stellen
in das Reich der Fabel verweisen (geh.)
leugnen:
etwas abstreiten, das über einen geäußert wurde
etwas in Abrede stellen, das nach einer von demjenigen, der von „leugnen“ spricht, vorausgesetzten Lehre, Weltanschauung oder ähnlichen Überzeugung oder nach allgemeiner Anschauung existiert
nicht anerkennen
nicht gesagt haben wollen (variabel)
nicht wahrhaben wollen
nichts (mehr) wissen wollen (von) (ugs.)
verleugnen:
absichtlich sich nicht zu einem tatsächlichen Sachverhalt bekennen
verneinen:
eine Frage mit Nein beantworten
etwas ablehnen, die Zustimmung zu etwas verweigern
(sich) verwahren (gegen):
mit Akkusativ-Objekt: (etwas für jemanden) vorübergehend in den eigenen sicheren Besitz übernehmen (nicht als Eigentum)
reflexiv, sich verwahren gegen: (einer Behauptung) widersprechen, (eine Behauptung) für unwahr erklären
verweigern:
den Wehrdienst nicht leisten
etwas nicht zulassen; eine starrsinnige Haltung einnehmen
von der Hand weisen
von sich weisen
widersprechen:
auf eine Aussage mit einer gegenteiligen Aussage antworten
im Gegensatz zu einer Sache stehen; dagegensprechen; nicht zusammenpassen
(in aller Schärfe) zurückweisen (Verstärkung):
auf etwas hinten Befindliches deuten
deutlich zeigen, dass man etwas nicht erfüllen, annehmen oder beantworten will
an den Pranger stellen (fig.)
aufblatteln (österr.)
blamieren:
jemanden in eine peinliche Situation bringen, jemandem eine Blamage zufügen
sich selbst bloßstellen, sich lächerlich machen
blöd dastehen lassen (ugs.)
bloßstellen:
jemanden vor anderen blamieren
sich vor anderen blamieren
kompromittieren:
ein System manipulieren, angreifen, stören; besonders ein Datenbanksystem
jemanden bloßstellen; in Verlegenheit bringen
lächerlich machen
mit heruntergelassener Hose dastehen lassen (ugs., fig.)
vorführen:
dem Gespött preisgeben
einem Publikum zeigen
zum Gespött machen
demoralisieren:
jemandes Moral (Stimmung, Kampfgeist) zerstören, jemandem den Mut nehmen
erniedrigen:
etwas umgestalten, so dass es niedriger wird
jemanden (moralisch) abstufen, abwerten
(jemanden) fertigmachen:
etwas fertigmachen: in einen fertigen Zustand bringen
jemanden fertigmachen: absichtlich stark physisch verletzen

Sinnverwandte Wörter

brüs­kie­ren:
gehoben: jemanden vor den Kopf stoßen, die Gefühle von jemandem verletzen
ent­eh­ren:
so handeln, dass jemand seine Ehre verliert
he­r­ab­wür­di­gen:
eine Person schlecht behandeln, abwerten; schlecht über eine Leistung reden
schän­den:
durch eine frevelhafte Tat jemandes Ehre verletzen
sexuell misshandeln, die sexuelle Unschuld einer Person rauben

Gegenteil von de­s­a­vou­ie­ren (Antonyme)

ak­zep­tie­ren:
etwas hinnehmen
sich mit etwas einverstanden erklären
ent­spre­chen:
auf gleichem oder angemessenem Niveau sein
die Anforderungen oder Wünsche erfüllen
re­ha­bi­li­tie­ren:
den gesundheitlichen Zustand einer Person verbessern, so dass sie wieder mehr am Berufs- und/oder gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann
jemandes Ansehen/den guten Ruf wiederherstellen, korrigieren, revidieren, richtigstellen, wieder einsetzen

Beispielsätze (Medien)

  • Auf der anderen Seite befürchtet man einen «Scherbenhaufen», wenn der Vorstand von der Gewerbekammer desavouiert wird.

  • Er hat den Eindruck, die OMV-Spitze wolle Seele "desavouieren".

  • Seither lässt Kurz keine Gelegenheit aus, das Kontrollorgan zu desavouieren.

  • "Bei dieser wichtigen Frage wurde die Parteivorsitzende von ihrer eigenen Jugendorganisation desavouiert", sagt Träger.

  • Der Beitrag der NY Times ist letztlich nichts anderes, als ein weiterer, verzweifelter Versuch den US-Präsidenten zu desavouieren.

  • Schulz habe die "wertgeschätzte Verantwortung der SPD in schwieriger Lage durch eine persönliche Vorteilsnahme" desavouiert, heißt es darin.

  • Im Hillary Clinton-Look agiert Judith van der Werff, deren toughe Aufdeckerin von Anfang an torpediert und desavouiert wird.

  • Range hat Maas öffentlich attackiert, desavouiert und in ein schlechtes Licht gerückt.

  • Aber ich nehme an, der Herr BMJ wird sich wegen ein paar Weisungen nicht politisch oder persönlich desavouieren lassen.

  • Und was hatte in Chile Diktator Pinochet vollständig desavouiert?

  • Gleichzeitig desavouieren FPÖ-Mitglieder in Frontalangriffen die Justiz, die derzeit schon einen Vertrauensschwund hat.

  • Aber ihre alltägliche und oft harte Arbeit ist selten durch ein solches Eiferertum wie im Fall Südbeck desavouiert worden.

  • In vielen Ländern ist das lange gemeinsame Lernen Normalität, in Deutschland wird die Gemeinschaftsschule desavouiert.

  • "Es soll desavouiert werden", sagt der Professor und meint: Dem Staat fehlt am Ende kein Cent.

  • Erfolg hat dabei nur, wer begreift, daß durch die Attacken der NPD allein diese selbst, nicht aber die Demokratie desavouiert wird.

  • Sonst desavouiert man die guten Ziele.

  • Die frühere Bielefelder Polizeiführung und drei leitende Mitarbeiter einer Drogenberatungsstelle sind desavouiert.

  • Im Gegenteil, durch den Streit um die Finanzierung droht der eigentliche Zweck desavouiert zu werden.

  • Die Vernünftigen in der FPÖ sind von der eigenen Basis desavouiert worden.

  • Und damit gleichsam auch die eigenen Regierungsmitglieder zu desavouieren.

Übersetzungen

Was reimt sich auf de­s­a­vou­ie­ren?

Wortaufbau

Das sechssilbige Verb de­s­a­vou­ie­ren be­steht aus zwölf Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 3 × E, 1 × A, 1 × D, 1 × I, 1 × N, 1 × O, 1 × R, 1 × S, 1 × U & 1 × V

  • Vokale: 3 × E, 1 × A, 1 × I, 1 × O, 1 × U
  • Konsonanten: 1 × D, 1 × N, 1 × R, 1 × S, 1 × V

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten E, S, A, U und zwei­ten E mög­lich.

Das Alphagramm von de­s­a­vou­ie­ren lautet: ADEEEINORSUV

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Düssel­dorf
  2. Essen
  3. Salz­wedel
  4. Aachen
  5. Völk­lingen
  6. Offen­bach
  7. Unna
  8. Ingel­heim
  9. Essen
  10. Ros­tock
  11. Essen
  12. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Dora
  2. Emil
  3. Samuel
  4. Anton
  5. Vik­tor
  6. Otto
  7. Ulrich
  8. Ida
  9. Emil
  10. Richard
  11. Emil
  12. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Delta
  2. Echo
  3. Sierra
  4. Alfa
  5. Vic­tor
  6. Oscar
  7. Uni­form
  8. India
  9. Echo
  10. Romeo
  11. Echo
  12. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄▄▄▄ ▄ ▄
  2. ▄ ▄ ▄
  3. ▄ ▄▄▄▄
  4. ▄ ▄ ▄ ▄▄▄▄
  5. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  6. ▄ ▄ ▄▄▄▄
  7. ▄ ▄
  8. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  9. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 18 Punkte für das Wort.

desavouieren

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort de­s­a­vou­ie­ren kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: desavouieren. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: desavouieren. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 1. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-05-000626-9
  2. bazonline.ch, 26.06.2023
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  26. Berliner Zeitung 1998
  27. Junge Freiheit 1997
  28. Süddeutsche Zeitung 1996
  29. Die Zeit 1995