abwiegeln

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [ˈapˌviːɡl̩n]

Silbentrennung

abwiegeln

Definition bzw. Bedeutung

  • die (gerechtfertigte) Aufgebrachtheit von jemandem durch Verharmlosen oder Verniedlichen der Gründe für die Erregtheit herunterspielen

  • eine aufgebrachte oder zornige Menge beruhigen (in wenigen Fällen auch eine einzelne Person)

Begriffsursprung

Bestandteil des mittelhochdeutschen wegen (bewegen), also in Bewegung bringen.

Konjugation

  • Präsens: ich wiegele ab, du wiegelst ab, er/sie/es wiegelt ab
  • Präteritum: ich wie­gel­te ab
  • Konjunktiv II: ich wie­gel­te ab
  • Imperativ: wiegle ab! (Einzahl), wiegelt ab! (Mehrzahl)
  • Partizip II: ab­ge­wie­gelt
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für ab­wie­geln (Synonyme)

befrieden:
einen Konflikt beilegen, dauerhaft Frieden stiften
(einen Streit) beilegen:
aus der Welt schaffen
mit einer Bedeutung versehen
schlichten:
glätten
zu einem Stoß aufrichten, stapeln
(in einem Streit) vermitteln:
eine Verbindung herstellen, speziell: Angebot und Nachfrage zusammenführen, mit dem Ziel, damit ein Problem zu lösen
jemandem etwas so erklären, dass er es besser begreifen kann
bagatellisieren:
(eine Sache) als Bagatelle ansehen, behandeln, darstellen, als geringfügig und unbedeutend hinstellen
herunterreden (ugs.)
herunterspielen:
etwas weniger wichtig, bedeutend oder schwerwiegend erscheinen lassen, als es wirklich ist
kleinreden:
etwas herunterspielen, von seiner eigentlichen Bedeutung herabsetzen und damit unbedeutend machen
marginalisieren:
einen Text mit Randbemerkungen (Marginalien) versehen
etwas Wichtiges zur Täuschung anderer in den Hintergrund rücken; etwas als Nebensächlichkeit darstellen
verharmlosen:
als weniger gefährlich darstellen, als etwas aufgrund der sachlichen Fakten/Argumente ist
(sich) zurückhalten:
die eigenen Gefühle nicht offen zeigen, seine Verhaltensweise mäßigen
etwas nicht zur Schau stellen, unterdrücken, bändigen

Weitere mögliche Alternativen für ab­wie­geln

abmildern:
die (negativen) Auswirkungen von etwas verringern, abschwächen
abmindern
als Bagatelle behandeln/hinstellen
als geringfügig/unbedeutend hinstellen
begöschen:
beschwichtigen, beruhigen, besänftigen
betüdeln, umschmeicheln
begütigen:
jemandem, der (zornig) aufgeregt ist, auf ruhige Weise gut zureden, damit derjenige sich beruhigt
beruhigen:
beschwichtigen, die Sorge nehmen
sich emotional wieder normalisieren (nach großer Aufregung oder Wut)
besänftigen:
durch Zureden bewirken, dass jemandes innere Erregung langsam nachlässt und abklingt
beschwichtigen:
jemandem, der sich aufregt oder ängstigt, die Vorbehalte oder Sorgen nehmen/versuchen zu nehmen, damit alles wieder normal und handhabbar wird/aussieht
dämpfen:
bestimmte Gefühle, Emotionen abschwächen, weniger intensiv machen
die Wirkung von etwas mildern, geringer machen
die Wogen glätten
herabmindern
kalmieren:
veraltet, bildungsprachlich: eine Situation beruhigen, jemanden zur Ruhe bringen
mildern:
reflexiv: in der (negativen) Wirkung schwächer werden
transitiv: etwas in dessen (negativer) Wirkung abschwächen
verniedlichen:
die Bedeutsamkeit/Brisanz/Relevanz einer Sache mit Absicht weniger wichtig erscheinen lassen
versöhnen:
jemanden veranlassen, mit jemandem nach einem Streit wieder Frieden zu schließen
sich mit einem widrigen Umstand abfinden
versöhnlich stimmen

Gegenteil von ab­wie­geln (Antonyme)

agi­tie­ren:
aufwiegeln, Unruhe stiften
eifrig für eine Idee werben
an­fa­chen:
psychische oder gesellschaftliche Vorgänge verstärken
Verbrennung fördern
an­hei­zen:
ein Feuer in einer Feuerstelle (beispielsweise einem Herd, Kamin) anzünden
etwas steigern, verschärfen
anschüren
an­spit­zen:
ein Ende eines Stocks/Stifts/Pfahls bearbeiten, damit sich eine Spitze bildet
jemanden dazu antreiben, aktiv zu werden
an­sta­cheln:
zu besseren Leistungen, größerer Anstrengung motivieren, treiben
auf­brin­gen:
beim Erwachsenwerden begleiten, versorgen und erziehen
ein fremdes Schiff besetzen (durch Piraterie oder per hoheitsrechtlichem Akt)
auf­het­zen:
durch Worte jemanden so manipulieren, dass dieser sich gegen einen Dritten oder eine ganze Gruppe wendet und über diese Person/Gruppe sich ärgert oder wütend ist oder sogar kriminell aktiv wird und jemandem in Eigentum oder Person schadet
aufhussen
aufpeitschen
auf­put­schen:
in einer Gruppe (seltener bei eine Person) die Handlungsbereitschaft erhöhen
mit Energie füllen; in starke Erregung oder Aufmerksamkeit versetzen
auf­rei­zen:
jemanden heftig erregen
jemanden zu etwas aufhetzen
auf­rüh­ren:
durch Umrühren etwas nach oben steigen lassen
ein bestimmtes Gefühl hervorrufen, in jemandem entstehen lassen
Auf­ruhr:
gehoben; ohne Plural: heftige Gefühls- und Gemütsbewegung
gehoben; ohne Plural; im übertragenen Sinne zu : heftige Bewegung von Naturgewalten
auf­sta­cheln:
jemanden mit Worten reizen und versuchen, ihn zu einer (eher negativ gesehenen) Handlung zu treiben
jemanden motivieren/drängen Leistung zu zeigen
Auf­stand:
(häufig bewaffnete) Aktion des Widerstands gegen eine bestehende Regierung
auf­wie­geln:
jemanden zum Widerstand, zur Auflehnung bewegen
auf­wüh­len:
den Geist in Unruhe versetzen
loses Material in die Höhe bewegen; bei Erde: beiseiteschieben, um an eine tiefere Schicht zu gelangen; bei Wasser: Wellen erzeugen
be­un­ru­hi­gen:
in Unruhe versetzen
sich Sorgen machen
Er­re­gung:
die Beeinflussung eines Lebensvorganges durch einen außerhalb oder innerhalb des Organismus liegenden Reiz
die Erzeugung von elektrischen und magnetischen Feldern durch elektrische Ströme und umgekehrt
Hass:
sehr starke Abneigung gegen jemanden oder etwas, welche meist Aggression induziert
het­zen:
(ein abgerichtetes Tier, übertragen die Polizei oder Ähnliches) auf jemanden loslassen, dazu veranlassen, auf jemanden loszugehen/jemanden zu verfolgen
Hass hervorrufen gegen jemanden/etwas, Stimmung machen gegen jemanden/etwas
hus­sen:
(eine Menschengruppe) durch Hetze zur Auflehnung aufstacheln; Hetze gegen jemanden treiben; Hass schüren
insurgieren
scharfmachen
schü­ren:
Feuer durch Herumstochern anfachen
übertragen: vergrößern, verstärken, verbreiten
wie­geln:
sanft in einer Wiege wiegen
zu Taten bewegen (aufwiegeln)

Beispielsätze

  • Der Polizist, der selber in die Machenschaften der Gaunerbande verwickelt war, versuchte die bestohlene Dame mit der Lüge abzuwiegeln, die Handtasche werde gewiss wiedergefunden werden.

  • Nach Entschleierung der gefälschten Wahlergebnisse, wurde der unglückliche Herr Wannenmeier vor das Rathaus geschickt, um die wütende davor versammelte Menschenschar abzuwiegeln.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Wie abgewiegelt wurde, konnte man ja schon vernehmen (aufgrund von Medien-Berichten wird nicht ermittelt).

  • Bloß nicht der Verantwortung stellen, leugnen, abwiegeln.

  • Doch der Arzt habe abgewiegelt und die schmerzende, blutunterlaufene Schwellung zu einem vorübergehenden Phänomen erklärt.

  • Würde sie abwiegeln und herunterspielen, wie es die brasilianischen Politiker gern tun?

  • Seine Beschwerden wurden dort allerdings lange abgewiegelt; es handle sich um einen Einzelfall, hieß es.

  • Spekulationen über einen zusätzlichen Kapitalbedarf hatten sie abgewiegelt.

  • "Der Horst Barth muss endlich aktiv werden, nicht immer nur abwiegeln", fordert Kaufmann.

  • Auf seinen warnenden Hinweis wegen des großen Blutverlusts sei er "nur abgewiegelt" worden: "Das sieht immer mehr aus als es ist".

  • Pascal Cagni hat heute selbst in einem Interview bei heise.de die Amazon.de Preise als nicht korrekt abgewiegelt !

  • Nichts zugeben, was nicht bewiesen ist, alles auf Einzelfälle abwiegeln - es scheint, dass der Fußball vom Radsport schnell gelernt hat.

  • Und ebenso verständlich, wenn auch nicht ebenso erfreulich, dass die Kassen selbst abwiegeln und dagegenhalten.

  • Zunächst hatte der russische Geheimdienst abgewiegelt: Der nahezu gleichzeitige Absturz von zwei Flugzeugen habe nichts mit Terror zu tun.

  • Zu Beginn des Wettbewerbes hatte Florence noch abgewiegelt.

  • Ich habe den Eindruck, dass dort aus politischen Gründen abgewiegelt und versucht wird, eine Debatte zu vermeiden.

  • Das Ministerium hätte damals abgewiegelt.

  • Möllemann, das Enfant terrible der Liberalen, hat bislang Nachfragen abgewiegelt.

  • Im Umfeld von dem für die EU-Erweiterung zuständigen Kommissar Günther Verheugen wird zur Zeit noch abgewiegelt.

  • Bei dieser Frage Ihres Kindes sollten Sie ausnahmsweise etwas abwiegeln und den Krieg in weite Ferne rücken.

  • "Daß Clement auf Korrekturen drängt, ist doch keine Neuigkeit", wurde abgewiegelt.

  • Wenn wir abwiegeln, fördern wir die Verharmlosung.

  • Noch im letzten Wahlkampf hörte man den Ministerpräsidenten beim Thema 'Schulden' abwiegeln.

  • Sicherheitsmaßnahmen seien in der Vergangenheit meist 'abgewiegelt' worden mit der Begründung, sie seien zu teuer und zu kompliziert.

  • Und obwohl er Rocky so wenig mag wie der ihn, hat er nicht zurückgekeilt, sondern abgewiegelt.

Übersetzungen

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb ab­wie­geln be­steht aus neun Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × E, 1 × A, 1 × B, 1 × G, 1 × I, 1 × L, 1 × N & 1 × W

  • Vokale: 2 × E, 1 × A, 1 × I
  • Konsonanten: 1 × B, 1 × G, 1 × L, 1 × N, 1 × W

Eine Worttrennung ist nach dem B und ers­ten E mög­lich.

Das Alphagramm von ab­wie­geln lautet: ABEEGILNW

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Aachen
  2. Ber­lin
  3. Wupper­tal
  4. Ingel­heim
  5. Essen
  6. Gos­lar
  7. Essen
  8. Leip­zig
  9. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Anton
  2. Berta
  3. Wil­helm
  4. Ida
  5. Emil
  6. Gus­tav
  7. Emil
  8. Lud­wig
  9. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Alfa
  2. Bravo
  3. Whis­key
  4. India
  5. Echo
  6. Golf
  7. Echo
  8. Lima
  9. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄▄▄▄
  2. ▄▄▄▄ ▄ ▄ ▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  4. ▄ ▄
  5. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  6. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  7. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 15 Punkte für das Wort.

abwiegeln

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort ab­wie­geln ent­spricht dem Sprach­niveau C2 (Sprach­ni­veau­stu­fen nach dem Ge­mein­sa­men euro­pä­ischen Re­fe­renz­rah­men für Sprachen ) und kam im letz­ten Jahr äußerst sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: abwiegeln. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2022, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: abwiegeln. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. focus.de, 02.04.2020
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  13. abendblatt.de, 23.05.2004
  14. welt.de, 08.06.2002
  15. bz, 08.03.2002
  16. Rhein-Neckar Zeitung, 01.10.2002
  17. Tagesspiegel 2000
  18. BILD 1999
  19. Welt 1998
  20. TAZ 1996
  21. Süddeutsche Zeitung 1995