verwahrlosen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA):[ fɛɐ̯ˈvaːɐ̯ˌloːzn̩ ]

Silbentrennung

verwahrlosen

Begriffsursprung

Das nur im Deutschen und im Niederländischen vorkommende Verb geht auf das spätmittelhochdeutsche verwarlōsen (vernachlässigen, unsorgfältig behandeln) zurück, welches vom mittelhochdeutschen warlōs (achtlos) abstammt. Diese Formen lassen sich auf das althochdeutsche wara und das mittelhochdeutsche war oder ware (Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Obhut) zurückführen. Die Ursprungsbedeutung von verwahrlosen ist damit vermutlich ‚nicht in Obhut nehmen‘ gewesen.Seit dem 16. Jahrhundert wird das Verb wie noch heute üblich intransitiv gebraucht, ursprünglich wies es einen transitiven Gebrauch auf.

Konjugation

  • Präsens: verwahrlose, du ver­wahr­lost, er/sie/es ver­wahr­lost
  • Präteritum: ich ver­wahr­los­te
  • Konjunktiv II: ich ver­wahr­los­te
  • Imperativ: verwahrlose! (Einzahl), ver­wahr­lost! (Mehrzahl)
  • Partizip II: ver­wahr­lost
  • Hilfsverben: haben, sein

Anderes Wort für ver­wahr­lo­sen (Synonyme)

abgewirtschaftet haben
auf den Hund kommen (ugs.)
ganz unten ankommen (ugs., fig.)
herumsumpfen (ugs.):
die Zeit damit vertreiben, ständig bis spät in die Nacht zu feiern, zu trinken und sich zu vergnügen
herunterkommen (Person) (Hauptform):
in irgendeiner Form (wirtschaftlich, gesellschaftlich et cetera) absinken
von oben nach herunter kommen
in der Gosse enden (fig.)
in der Gosse landen (fig.)
runterkommen (ugs.)
sozial absteigen
Sozialfall werden
tief sinken (fig.)
unter die Räder kommen (fig.)
verelenden:
in Armut und sehr schlechte Lebensumstände (Elend) kommen/geraten
vergammeln:
(Zeit) müßig verbringen
verderben; unbrauchbar werden
verkommen:
schlecht werden
sein Niveau zum Schlechteren hin verlieren
verlottern:
durch Verwahrlosung in einen schlechten Zustand kommen
etwas verprassen
versacken (ugs.):
auf ein niedrigeres Niveau absinken/sich absenken
in einer (feuchten, zähen) Masse langsam einsinken und steckenbleiben oder verschwinden
verschlampen (ugs.):
etwas durch Nachlässigkeit verlegen und nicht wiederfinden
in einen ungepflegten, unordentlichen Zustand übergehen
versumpfen (ugs., fig.):
intransitiv, übertragen, umgangssprachlich, scherzhaft: von einem Ort, an dem gefeiert, getrunken wird, nicht wegkommen können, da man nicht aufhören kann dort zu feiern, zu trinken
intransitiv: zu Sumpflandschaft werden
den Bach runtergehen (ugs., fig.)
es geht bergab (mit einer Sache) (fig.)
sich im Niedergang befinden
verderben:
intransitiv: verfaulen, schlecht werden (hauptsächlich von Lebensmitteln)
transitiv: etwas unbrauchbar oder zunichte machen, speziell auch jemandem ein positives Gefühl nehmen
verfallen (Sitten, Kultur, Geistesleben …):
etwas verfallen: nur noch an etwas bestimmtes denken; begeistert sein von etwas
jemandem verfallen: vor Liebe/Faszination willenlos werden gegenüber jemandem
vor die Hunde gehen
zugrunde gehen
nicht bemerken

Beispielsätze

  • Es hat sich niemand um Opa gekümmert und deswegen war er bei seinem Tod völlig verwahrlost.

  • Du bist sittlich absolut verwahrlost.

  • Ich werde meinen Sohn nicht verwahrlosen.

  • Die Gelegenheiten, die das Leben meinem Onkel gewährte, verwahrloste er ausnahmslos.

  • Ich bin nicht so dumm, dass ich mich verwahrloste, indem ich mich mit der Syphilis ansteckte.

  • Weh dir, wenn du das Feuer verwahrlost und es unser Heim verbrennt.

  • Die Eltern meiner Klassenkameradin verwahrlosen immer mehr.

  • Es machte uns alle furchtbar traurig, dass du immer mehr verwahrlostest.

  • Ihr habt eure Gesundheit durch das viele Rauchen verwahrlost.

  • Diese Wohnung ist vollkommen verwahrlost.

  • Schon vor vielen Jahren hat diese Gegend hier angefangen, immer mehr zu verwahrlosen.

  • Du hast deinen Dienst die ganze Zeit verwahrlost.

  • Das Jugendamt entfernte vier Kinder aus der immer mehr verwahrlosenden Wohnung ihrer Eltern.

  • Du hast deine Kinder verwahrlost.

  • Während Rickmer im Watt umherspazierte, verwahrloste er, dass die Flut kam.

  • All die Dienste, die ich dir erwiesen habe, hast du stets verwahrlost.

  • Das Haus war während der DDR-Zeit völlig verwahrlost und drohte einzustürzen.

  • Tom lässt den Garten verwahrlosen.

  • Das Haus ist verwahrlost.

  • Sowohl das Haus als auch der Garten sind verwahrlost.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Erbbauberechtigte können insofern frei über das Grundstück verfügen, sofern sie es nicht etwa verwahrlosen lassen.

  • Es habe in dem Heim in Schliersee verwahrloste und unterernährte Menschen gegeben, hieß es dazu.

  • Diese Höchststrafe kann auch große Wohnungsbau-Konzerne treffen, falls sie ganze Bestände verwahrlosen lassen.

  • Tokio – Mehr als 200 verwahrloste Katzen haben Beamte im Norden Japans in einem Einfamilienhaus entdeckt.

  • Im Westen dafür zu werben, dass es da viel mehr gibt als Ostalgie und verwahrloste Seelen.

  • Erst als sie ihr Auto in die Werkstatt bringt, wird das verwahrloste Mädchen entdeckt.

  • Zudem gibt es Vorwürfe, der Konzern lasse seine Filialen zulasten der Steuerzahler verwahrlosen.

  • In dessen Verlauf rettet Stella mit ihren vier Freunden verwahrloste Islandpferde vor dem sicheren Tod beim Schlachter.

  • Ebenso wenig stimme es, dass er seine Wohnung verwahrlosen lasse.

  • Daher wolle die Baugenossenschaft die Gebäude nicht verwahrlosen lassen.

  • Die Stadt investierte wenig in die Gebäude, ließ sie verwahrlosen.

  • Es kann doch nicht sein, dass der Staat jeden Monat Knete überweist und die Kinder trotzdem verwahrlosen.

  • Gleichzeitig würden mehr verwahrloste oder streunende Tiere in den Asylen abgegeben.

  • Die Wende naht allerdings ziemlich unglamourös mit einem Sozialprojekt für verwahrloste Mädchen.

  • Häufig gebe es überregional Berichte über verwahrloste, missbrauchte Kinder.

Übersetzungen

Wortaufbau

Das viersilbige Verb ver­wahr­lo­sen be­steht aus zwölf Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × E, 2 × R, 1 × A, 1 × H, 1 × L, 1 × N, 1 × O, 1 × S, 1 × V & 1 × W

  • Vokale: 2 × E, 1 × A, 1 × O
  • Konsonanten: 2 × R, 1 × H, 1 × L, 1 × N, 1 × S, 1 × V, 1 × W

Eine Worttrennung ist nach dem ers­ten R, zwei­ten R und O mög­lich.

Das Alphagramm von ver­wahr­lo­sen lautet: AEEHLNORRSVW

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Völk­lingen
  2. Essen
  3. Ros­tock
  4. Wupper­tal
  5. Aachen
  6. Ham­burg
  7. Ros­tock
  8. Leip­zig
  9. Offen­bach
  10. Salz­wedel
  11. Essen
  12. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Vik­tor
  2. Emil
  3. Richard
  4. Wil­helm
  5. Anton
  6. Hein­reich
  7. Richard
  8. Lud­wig
  9. Otto
  10. Samuel
  11. Emil
  12. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Vic­tor
  2. Echo
  3. Romeo
  4. Whis­key
  5. Alfa
  6. Hotel
  7. Romeo
  8. Lima
  9. Oscar
  10. Sierra
  11. Echo
  12. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄ ▄ ▄▄▄▄
  2. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  4. ▄ ▄▄▄▄
  5. ▄ ▄ ▄ ▄
  6. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  7. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  8. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  9. ▄ ▄ ▄
  10. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 22 Punkte für das Wort.

verwahrlosen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort ver­wahr­lo­sen kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

ab­ge­half­tert:
heruntergekommen, verwahrlost
Sand­ler:
verwahrloste Person, die auf der Straße lebt
ver­gam­melt:
ungepflegt, verwahrlost, in schlechtem Zustand
ver­wil­dern:
sozial verwahrlosen
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: verwahrlosen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: verwahrlosen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2024, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 9044585, 7003009, 5157189 & 4556274. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9
  2. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  3. kreiszeitung.de, 26.01.2023
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  5. azonline.de, 16.06.2021
  6. tt.com, 20.05.2020
  7. bergedorfer-zeitung.de, 26.01.2019
  8. n-tv.de, 12.11.2018
  9. gmuender-tagespost.de, 18.08.2016
  10. presseportal.de, 12.10.2015
  11. abendblatt.de, 31.08.2014
  12. schwaebische.de, 14.11.2013
  13. taz.de, 17.01.2012
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  15. faz.net, 05.08.2011
  16. tagblatt.de, 27.03.2010
  17. gea.de, 09.08.2006
  18. swr.de, 21.10.2006
  19. archiv.tagesspiegel.de, 15.11.2005
  20. frankenpost.de, 08.09.2005
  21. fr-aktuell.de, 30.09.2004
  22. heute.t-online.de, 03.03.2003
  23. archiv.tagesspiegel.de, 20.09.2003
  24. fr, 28.02.2002
  25. daily, 06.03.2002
  26. Berliner Zeitung 2000
  27. Tagesspiegel 2000
  28. Berliner Zeitung 1998
  29. Die Zeit 1996
  30. Süddeutsche Zeitung 1995