ungestüm

Adjektiv (Wiewort)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [ˈʊnɡəˌʃtyːm]

Silbentrennung

ungestüm

Definition bzw. Bedeutung

  • ohne Zurückhaltung, äußerst temperamentvoll, stürmisch

  • wild, unbändig

Begriffsursprung

Mittelhochdeutsch „ungestüeme“, althochdeutsch „ungistuomi“, eine Negation zu mittelhochdeutsch „gestüeme“, althochdeutsch „gistuomi“ „ruhig, sanft“. Das Wort ist seit dem 10. Jahrhundert belegt.

Steigerung (Komparation)

  1. ungestüm (Positiv)
  2. ungestümer (Komparativ)
  3. am ungestümsten (Superlativ)

Anderes Wort für un­ge­stüm (Synonyme)

emotional erregt
feurig:
leidenschaftlich, voller Leidenschaft
scharf schmeckend
frenetisch (geh.):
gehoben: mit größter Begeisterung
heißblütig
hitzig (ugs.):
Medizin: fiebrig
Mensch/Tier: leicht erregbar
leidenschaftlich:
Leidenschaft, Begeisterung für irgendetwas besitzend
mit Verzückung
temperamentvoll:
voller Temperament
voller Leidenschaft
furios:
gehoben: mit viel Energie, Leidenschaft und Schwung
glühend
heftig:
adjektivisch und adverbial: mit großer Intensität; sehr stark
adverbial: sehr, tüchtig, deftig, doll; heftiglich, heftiglichen, arg
rasend:
Beifall: frenetisch, stürmisch
Gefühle: sehr heftig
stürmisch:
außergewöhnlich windig
übertragen: besonders dynamisch, mit viel Enthusiasmus
turbulent:
gekennzeichnet durch das Auftreten von Wirbeln, ungeordneten Strömungen und Turbulenzen
voller Unruhe durch sich schnell ablösende Aktivitäten und Aktionen
ungezügelt (selten)
unruhig:
Bewegung und Verhalten: sich unregelmäßig, aber stetig bewegend
Sinnesstimmung: nervös, nicht gelassen
wild:
als Gesellschaft oder Kultur unterentwickelt; nicht zivilisiert oder gesittet
gegen das Gesetz, gegen die Ordnung verstoßend; ohne Kontrolle geschehend
(ganz) aus dem Häuschen (ugs.)
als ob es kein Morgen gäbe (geh., Redensart)
aufgekratzt (ugs.):
in einer übertrieben guten Stimmung
ausgelassen (Hauptform):
in Stimmungen und bei Handlungen unbeschwert fröhlich
außer Rand und Band (ugs.)
mit Überschwang (geh.)
schwer zu bändigen
übermütig:
sehr fröhlich und ausgelassen und dadurch bereit erhöhte Risiken einzugehen
veraltend: sich selbst als überlegen erachtend
überschäumend (fig.):
als Schaum über den Rand eines Gefäßes sich ergießend
über das durchschnittliche Maß hinausgehend
überschwänglich:
von großen Gefühlsausbrüchen begleitet
unbändig:
sehr intensiv, sehr groß
sehr lebhaft
vogelwild (ugs., süddt.)
voller Elan
inbrünstig:
mit leidenschaftlichem Gefühl
vehement (Hauptform):
heftig, ungestüm, mit großem Einsatz

Beispielsätze

  • Er hat ein ungestümes Temperament.

  • Mein kleiner Helfer ist ungestüm.

  • Wir leben in einer Epoche ungestümen Fortschritts.

  • Jedes Mal, wenn ich an ihr vorübergehe, schlägt mein Herz sehr ungestüm.

  • Mit seinem ungestümen Blasen zerreißt der Wind die graue Wolkendecke.

  • Es war ein Konzert ungestümer Vogelstimmen zu hören, welche irgendwo nahebei in einem Gebüsch lärmten.

  • Sei nicht so ungestüm!

  • Wild und ungestüm warf sich der Bergfluss zu Tal.

  • Der Hund meiner Kusine ist ungestüm.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Damit ist der 68-Jährige, der auch unter dem Namen Prachanda («ungestüm») bekannt ist, zum dritten Mal Premierminister des Landes.

  • Zwei ungestüme Brüder beginnen einen Raubzug, ein Texas Ranger (Jeff Bridges) heftet sich mit seinem Assistenten an ihre Fersen.

  • Am Kahlen Berg etwa wächst die Waldrebe so ungestüm, dass sie den Orchideen jede Chance nähme, sich ohne Hilfe zu behaupten.

  • Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit folgte ihm ebenfalls nach einer ungestümen Attacke vorzeitig unter die Dusche.

  • Auch für Sergio Córdova, der ungestüm in den Luftzweikampf gegen Lehmann geht, gibt es Gelb.

  • Der Schotte war bemüht, wirkte aber oft ungestüm.

  • Carroll agiert zuweilen ungestüm, doch er gewinnt im Strafraum die entscheidenden Kopfballduelle.

  • Nach jahrzehntelangem ungestümem Wachstum zeichnet sich in Singapur eine Abkühlung ab, die anhalten dürfte.

  • Dann aber prallte er in einem Luftduell unglücklich mit einem etwas ungestümen Verteidiger Cornellàs zusammen.

  • Emanuel Pogatetz grätschte ungestüm Shane Long um, Walters knallte den Ball vom Elfmeterpunkt eiskalt ins linke Eck zum 1:1 (25.).

  • Der ungestüme Freiheitsdrang, die Selbstständigkeit und die Anschmiegsamkeit der Katzen hätten es ihr angetan.

  • Erst recht, nachdem Timoschtschuk in der Nachspielzeit die Rote Karte wegen eines ungestümen Fouls gegen Daniel Baier gesehen hatte.

  • Madrid ist eine pulsierende, laute und ungestüme Stadt.

  • Dem schloss sich auch der Torhüter an, als Riemann ungestüm Hauswald im Strafraum foulte.

  • Das ungestüme Wachstum der chinesischen Exporteure hat im November ein abruptes Ende gefunden.

  • Etwas ungestüm holte Schecklmann seinen Gegenspieler Rainer Höbel im Strafraum von den Beinen.

  • Niemand habe die nach dem Ausgleich von Mehmet Scholl ungestüm anrennende Mannschaft gebremst.

  • Stattdessen stürmte die Mannschaft ungestüm nach vorne.

  • Das ungestüme Nachsetzen von Nico Bösch brachte dem VfL-Torwart leichte Schmerzen und dem Halstenbeker eine Verwarnung ein.

  • Neueste Software gewährt dem ungestümen Drang der 30Viertklässler freien Lauf.

  • Immer noch ungestüm und mittlerweile formidabel rockend.

  • Herakles ist sechzehn und das reine, ungestüme, ungehemmte, unersättliche Begehren.

  • Der ganze Kerl in seinem schwarzen Harnisch vor blutroter Draperie wirkt ungestüm, herrisch, von wildem Temperament.

  • Je ungestümer seine Forderungen, desto schwerer wird es Stolpe haben, seine Partei auf Koalitionskurs zu bringen.

  • Ist es der ungestüme Tatendrang, der es erforderlich macht, daß zuvor das Vergangene abgeschlossen, und zwar ganz und gar abgeschlossen ist?

  • Ein rechter Vertreter des "ungestümen Menschenschlags", versucht er, Maria zu vergewaltigen.

  • Das ungestüme Wesen des Hyundai-Gründers wurde seinem Konzern aber zur Last.

  • Souverän wies er den ungestümen Scott Draper in die Schranken und mußte dabei in keiner Phase des Spiels an seine Grenzen gehen.

Übersetzungen

Wortaufbau

Das dreisilbige Isogramm un­ge­stüm be­steht aus acht Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 1 × E, 1 × G, 1 × M, 1 × N, 1 × S, 1 × T, 1 × U & 1 × Ü

  • Vokale: 1 × E, 1 × U, 1 × Ü
  • Konsonanten: 1 × G, 1 × M, 1 × N, 1 × S, 1 × T
  • Umlaute: 1 × Ü

Eine Worttrennung ist nach dem N und E mög­lich.

Das Alphagramm von un­ge­stüm lautet: EGMNSTUÜ

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Adjektiv fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Unna
  2. Nürn­berg
  3. Gos­lar
  4. Essen
  5. Salz­wedel
  6. Tü­bin­gen
  7. Umlaut-Unna
  8. Mün­chen

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Ulrich
  2. Nord­pol
  3. Gus­tav
  4. Emil
  5. Samuel
  6. Theo­dor
  7. Über­mut
  8. Martha

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Uni­form
  2. Novem­ber
  3. Golf
  4. Echo
  5. Sierra
  6. Tango
  7. Uni­form
  8. Echo
  9. Mike

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄ ▄▄▄▄
  2. ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  4. ▄ ▄ ▄
  5. ▄▄▄▄
  6. ▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  7. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 16 Punkte für das Wort.

ungestüm

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Wie­wort un­ge­stüm kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Vorkommnisse im Sprachwörterbuch

an­stür­men:
sich in großer Eile nähern, ungestüm herankommen
bors­tig:
rücksichtslos und ungestüm im Verhalten anderen gegenüber
Brand­brief:
obrigkeitlicher Brief bzw. schriftliches Dokument, welches einen erlittenen Brandschaden bescheinigte (daher dann die Bedeutung: wie jemand, der einen Brandschaden erlitten hat, ungestüm um Hilfe betteln)
er­stür­men:
in kurzer Zeit, unvorhergesehen und ungestüm, einen positiven Eindruck machen und Erfolg haben, indem man einen Platz in Besitz nimmt
Hum­mel:
weibliche Person (vor allem [kleines] Mädchen), die ausgelassen, lebhaft, ungestüm, voller Temperament bzw. übermütig ist
to­ben:
ungestüm umherlaufen, herumspringen, turnen
wil­deln:
sich wild, ungestüm benehmen, verhalten
zu­recht­stau­chen:
jemanden mit Nachdruck ungestüm zurechtweisen
Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: ungestüm. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2022, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: ungestüm. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [erweiterte Beispielsätze] User-generated content: Satz-Nr. 5908406, 3469634, 2799521, 2787881, 2695482, 2008276, 1668018 & 796894. In: tatoeba.org, CC BY 2.0 FR
  4. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742
  2. donaukurier.de, 26.12.2022
  3. kurier.at, 05.12.2021
  4. thueringer-allgemeine.de, 21.10.2020
  5. kleinezeitung.at, 26.09.2019
  6. focus.de, 27.01.2018
  7. bz-berlin.de, 01.04.2017
  8. feedproxy.google.com, 16.05.2016
  9. nzz.ch, 29.05.2015
  10. bazonline.ch, 04.12.2014
  11. kleinezeitung.at, 27.03.2013
  12. tagesanzeiger.ch, 31.03.2012
  13. fr-online.de, 08.11.2011
  14. jetzt.sueddeutsche.de, 06.02.2010
  15. tlz.de, 29.11.2009
  16. n-tv.de, 10.12.2008
  17. zeitung.org, 15.09.2007
  18. sat1.de, 08.03.2006
  19. archiv.tagesspiegel.de, 30.08.2005
  20. abendblatt.de, 12.10.2004
  21. sueddeutsche.de, 29.07.2003
  22. berlinonline.de, 16.11.2002
  23. sz, 07.11.2001
  24. DIE WELT 2000
  25. Tagesspiegel 1999
  26. Die Zeit (39/1998)
  27. Berliner Zeitung 1997
  28. Welt 1996
  29. Berliner Zeitung 1995