übertünchen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [yːbɐˈtʏnçn̩]

Silbentrennung

übertünchen

Definition bzw. Bedeutung

  • mit (weißer) Farbe (Tünche) übermalen

  • ungesehen/ungehört machen, (hinter vielen Worten/Floskeln) verstecken

Begriffsursprung

Derivation (Ableitung) zum Verb tünchen mit dem Derivatem über-

Konjugation

  • Präsens: übertünche, du übertünchst, er/sie/es über­tüncht
  • Präteritum: ich über­tünch­te
  • Konjunktiv II: ich über­tünch­te
  • Imperativ: übertünch/​übertünche! (Einzahl), über­tüncht! (Mehrzahl)
  • Partizip II: über­tüncht
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für über­tün­chen (Synonyme)

(sehr) günstig darstellen
aufputzen (ugs.)
bedecken:
auf etwas liegen
begatten
bemänteln (geh.):
(nachträglich) mit einer Erklärung/Bedeutung versehen, die etwas in besserem Licht erscheinen lässt
beschönigen:
etwas als besser, schöner darstellen, als es in Wirklichkeit ist
frisieren (ugs.):
die Leistung einer Maschine ausreizen
menschliches Kopfhaar gestalten
herunterspielen:
etwas weniger wichtig, bedeutend oder schwerwiegend erscheinen lassen, als es wirklich ist
in (ein) mildes Licht tauchen (fig.)
in ein gutes Licht rücken (fig.)
ins rechte Licht rücken (fig.)
ins rechte Licht setzen (fig.)
maskieren:
eine Speise mit einer Soße, Eischnee oder Glasur überziehen
etwas mit etwas zu verbergen suchen
positiv darstellen
romantisieren:
etwas idealisiert betrachten oder wiedergeben
etwas im Stil der Romantik gestalten oder darstellen
schönen:
eine seit den Römern bekannte Methode zur Klärung von Wein, dem man Schönungsmittel zusetzt, die sich als Bodensatz zusammen mit dem im Wein befindlichen Schwebestoffen niederschlagen
Farben heller, leuchtender erscheinen lassen
schönfärben:
einen Stoff mit heller Farbe färben/versehen
etwas (meist Negatives/Unvorteilhaftes) besser darstellen, als es tatsächlich ist; etwas zu positiv/optimistisch darstellen
schönreden:
etwas in positivem Licht darstellen, obwohl es tatsächlich nicht so ist
überdecken:
etwas über etwas anderes legen, obendrauf legen
überkleistern (auch figurativ):
eine Lücke (in der Tapete) schließen
hinter vielen Worten/Floskeln verstecken
verbrämen:
etwas negativ Besetztes verschleiern
etwas umranden und damit verzieren
verdecken:
die freie Sicht auf etwas oder jemanden nehmen, versperren
durch gezielte Maßnahmen verhindern, dass etwas (Absicht, Vorhaben …) (für jedermann) ersichtlich ist
verharmlosen:
als weniger gefährlich darstellen, als etwas aufgrund der sachlichen Fakten/Argumente ist
verhüllen:
etwas mit einer Hülle (meist Stoff) versehen, so dass es vollständig von dieser bedeckt ist und das eigentliche Objekt nicht mehr zu sehen ist
verklären:
idealisiert darstellen, die negativen Seiten übersehen
in Aussehen oder Haltung: einen glücklichen Ausdruck bekommen
verkleistern (auch figurativ):
etwas mit Leim (Kleister) zumachen/zusammenkleben
mit einer zähen Masse (wie Kleister) überziehen und klebrig machen
verschleiern:
der Blick trübt sich (Tränenflüssigkeit)
der Himmel vernebelt sich mit einer Dunstglocke oder Wolken
weichspülen (fig.):
(Wäsche) in Wasser schwenken, dem ein Waschzusatz (Weichspüler) zugesetzt ist
die Schärfe, Prägnanz aus etwas herausnehmen
zukleistern (auch figurativ):
über und über mit etwas bedecken, das geklebt wird

Sinnverwandte Wörter

kal­ken:
dem Gelände das Mineral Kalk zuführen (um so den Auswirkungen des sauren Regens entgegenzuwirken)
landwirtschaftlich genutzter Fläche das Mineral Kalk zuführen
ka­schie­ren:
etwas be- oder überkleben mit Papier oder Folie
unerwünschte Aspekte/ Eigenschaften durch gezielte Maßnahmen verbergen
über­ma­len:
dort Farbe auftragen (malen), wo eigentlich keine Farbe sein soll
über­strei­chen:
einen bestimmten Bereich oder Messbereich umfassen
etwas mit Farbe bestreichen
ver­ste­cken:
sich oder jemand anderen oder etwas an einen Ort bringen, der anderen nicht bekannt ist, wo man oder es nicht gesehen wird
ver­wi­schen:
etwas unklar machen/verschmieren, indem man zum Beispiel etwas noch Feuchtes zu früh berührt
etwas voller Absicht unklar machen, es verdecken oder Hinweise zerstören
wei­ßen:
mit weißer Farbe färben (anstreichen, tünchen)

Beispielsätze

Manche Hausbesitzer mögen Streetart, andere lassen Graffitis übertünchen.

Praktische Beispiele aus der Medienlandschaft

  • Beim Fisch gestaltet sich die Begleitung schwieriger, da viele Rotweine die Feinheit des Fisches übertünchen können.

  • De facto hilft das Geld im Moment, um die Probleme zu übertünchen.

  • Der Sport hat mit spektakulären Bildern vieles übertüncht.

  • Dahinter verbarg sich bitterer Ernst, übertünchte die zelebrierte Freundschaft doch oft genug Unterdrückung und Gewalt.

  • Das Staats-, und Elitenversagen ist kaum noch zu übertünchen.

  • Den Schaden für die Union kann dies aber nicht übertünchen.

  • Die hervorragende Dynamik zwischen den beiden schafft es denn auch, die weiterhin bestehenden Plotprobleme zu übertünchen.

  • Aber der Erfolg übertüncht nicht immer alles", sagt der Manager.

  • Diese waren in den vergangenen Jahren durch ausgeprägte Staatsdefizite übertüncht worden.

  • Aber das Jubiläum und die höfliche Diplomatie können die grundsätzlichen Differenzen allenfalls übertünchen.

  • Das Design kann zwar anfänglich die wahren Intentionen übertünchen.

  • Der Sieg hat vieles übertüncht.

  • Anfangs haben sie die Außenwände nur übertüncht.

  • Vorne rechts hat der Van eine dicke Delle, die ein wenig zu großzügig mit schwarzer Sprühfarbe aus der Dose übertüncht wurde.

  • Wahrscheinlicher ist eine Mini-Reform, mit der der Fortbestand einer Zweiklassengesellschaft in der Weltorganisation übertüncht wird.

  • Die Vorfreude auf Sommerfeldts greifbar nahen Erfolg übertünchte den schwachen Sprint-Auftritt der deutschen Läufer.

  • Dort waren vor einigen Wochen Kreuze und Infotafeln mit gelber Farbe übertüncht worden.

  • Die charmante Formulierung übertüncht, was dieser Arbeitsplatzwechsel wirklich bedeutete: den Abstieg auf den harten Straßenstrich.

  • Zusammenhänge wie diese nähren den Verdacht, Becker habe die Affäre nur breit getreten, um die Misere in seiner Firma zu übertünchen.

  • Das Loch in der Bilanz der US-Tochter in Höhe von rund sechs Millionen Euro war nicht mehr zu übertünchen, Konsequenzen unvermeidlich.

  • Engel möchte nun die seit dem Krieg gewohnte Sandsteinansicht wieder weiß übertünchen lassen.

  • Die Ikonen an den Wänden wurden übertüncht, Zwischendecken eingezogen.

  • Die Tenea-Publikation soll diese rechtsstaatlichen Lücken möglicherweise übertünchen.

  • Und Kuhn selbst kann seinen Ehrgeiz, endlich selbst zu gestalten, kaum noch übertünchen.

  • Das Ergebnis übertüncht nicht die Defizite.

  • Ob sich mit all diesen Bekundungen die Schönheitsfehler der Deklaration übertünchen lassen, muß bezweifelt werden.

  • Das ist so eine amerikanische Art, das zu übertünchen.

  • Der Riß, der durch Partei, Unterhausfraktion und Regierung geht, ist nicht länger zu übertünchen.

Häufige Wortkombinationen

  • Schmierereien/Graffitis übertünchen

Übersetzungen

Was reimt sich auf über­tün­chen?

Wortaufbau

Das dreisilbige Verb über­tün­chen be­steht aus elf Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × E, 2 × N, 2 × Ü, 1 × B, 1 × C, 1 × H, 1 × R & 1 × T

  • Vokale: 2 × E, 2 × Ü
  • Konsonanten: 2 × N, 1 × B, 1 × C, 1 × H, 1 × R, 1 × T
  • Umlaute: 2 × Ü

Eine Worttrennung ist nach dem R und ers­ten N mög­lich.

Das Alphagramm von über­tün­chen lautet: BCEEHNNRTÜÜ

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Umlaut-Unna
  2. Ber­lin
  3. Essen
  4. Ros­tock
  5. Tü­bin­gen
  6. Umlaut-Unna
  7. Nürn­berg
  8. Chem­nitz
  9. Ham­burg
  10. Essen
  11. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Über­mut
  2. Berta
  3. Emil
  4. Richard
  5. Theo­dor
  6. Über­mut
  7. Nord­pol
  8. Cäsar
  9. Hein­reich
  10. Emil
  11. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Uni­form
  2. Echo
  3. Bravo
  4. Echo
  5. Romeo
  6. Tango
  7. Uni­form
  8. Echo
  9. Novem­ber
  10. Char­lie
  11. Hotel
  12. Echo
  13. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  2. ▄▄▄▄ ▄ ▄ ▄
  3. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  4. ▄▄▄▄
  5. ▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄▄▄▄
  6. ▄▄▄▄ ▄
  7. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄
  8. ▄ ▄ ▄ ▄
  9. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 27 Punkte für das Wort.

übertünchen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort über­tün­chen kam im letz­ten Jahr sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Die Wort­häu­fig­keit ist un­ge­fähr gleich­blei­bend. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: übertünchen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: übertünchen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. nachrichten.at, 08.10.2022
  2. morgenweb.de, 05.01.2021
  3. bazonline.ch, 16.05.2020
  4. nzz.ch, 10.05.2018
  5. neulandrebellen.de, 15.03.2017
  6. oraclesyndicate.twoday.net, 19.10.2016
  7. feedproxy.google.com, 11.07.2015
  8. abendblatt.de, 18.08.2014
  9. faz.net, 31.03.2011
  10. taz.de, 02.04.2009
  11. taz.de, 20.12.2009
  12. morgenweb.de, 28.04.2006
  13. welt.de, 16.09.2006
  14. spiegel.de, 23.07.2005
  15. fr-aktuell.de, 06.08.2005
  16. heute.t-online.de, 06.03.2004
  17. abendblatt.de, 01.04.2004
  18. archiv.tagesspiegel.de, 29.12.2003
  19. daily, 16.03.2002
  20. spiegel.de, 10.06.2002
  21. bz, 31.07.2001
  22. Berliner Zeitung 2000
  23. Junge Welt 2000
  24. Berliner Zeitung 1999
  25. Rhein-Neckar Zeitung, 17.08.1998
  26. Welt 1997
  27. Süddeutsche Zeitung 1996
  28. Die Zeit 1995