verdinglichen

Verb (Tunwort)

Aussprache

Lautschrift (IPA): [fɛɐ̯ˈdɪŋlɪçn̩]

Silbentrennung

verdinglichen

Definition bzw. Bedeutung

  • Individuelle, menschliche, gefühlsbetonte Aspekte wegfallen lassen und neutrale, objektive, die Sache in den Vordergrund stellende Momente betonen.

  • zum Objekt (Ding) werden

Begriffsursprung

Derivation (Ableitung) aus dem Adjektiv dinglich mit dem Derivatem ver- und der Endung -en.

Konjugation

  • Präsens: verdingliche, du verdinglichst, er/sie/es ver­ding­licht
  • Präteritum: ich ver­ding­lich­te
  • Konjunktiv II: ich ver­ding­lich­te
  • Imperativ: verdinglich/​verdingliche! (Einzahl), ver­ding­licht! (Mehrzahl)
  • Partizip II: ver­ding­licht
  • Hilfsverb: haben

Anderes Wort für ver­ding­li­chen (Synonyme)

entemotionalisieren:
von (zu viel) Gefühl (Emotionen, Emotionalität) befreien; sich bemühen, die Dinge sachlich statt gefühlsbetont zu betrachten
entpersonifizieren
hypostasieren:
etwas Abstraktes zu einem Körper werden lassen; zum Gegenstand, Ding werden; zur Personifikation, Person werden
materialisieren:
etwas das zuvor nur ideell vorhanden war in Materie abbilden
objektivieren:
etwas gegenständlich darstellen, zum Gegenstand machen
etwas objektiver machen, von subjektiven Aspekten befreien; den Anteil subjektiver Aspekte verringern
realisieren:
einen Plan verwirklichen, in die Tat umsetzen
in echten Wert umsetzen
reifizieren:
eine Reifikation vornehmen
vergegenständlichen:
etwas (Gedachtem) eine konkrete, reale (gegenständliche) Form verleihen; etwas Abstraktes zu einem Körper werden lassen
sein Denken in Form von geschaffenen Gegenständen hinterlassen, sich präsentieren
versachlichen:
ein Thema, eine Angelegenheit nüchtern betrachten und behandeln, die Emotionen herausnehmen, Sachargumente sprechen lassen
verwirklichen:
sich den innewohnenden Ideen entsprechend in die Realität umsetzen
sich ungehindert den eigenen Ideen und Anlagen entsprechend entwickeln

Sinnverwandte Wörter

entmythologisieren
funk­ti­o­na­li­sie­ren:
so gestalten/umgestalten, dass es einem Auftrag (der zugedachten Funktion) möglichst gut entspricht; auf das Funktionieren reduzieren (das man dann für beliebige Zwecke ausnutzen kann)
kon­kre­ti­sie­ren:
(in einer Argumentation) verdeutlichen; sich genauer ausdrücken; präzisieren; an Beispielen festmachen
eine abstrakte Sache auf die Realität anwenden; umsetzen; realisieren
ver­kör­pern:
als Person zum Ausdruck bringen
eine Rolle in einem Werk der darstellenden Kunst spielen

Gegenteil von ver­ding­li­chen (Antonyme)

emo­ti­o­na­li­sie­ren:
mit Gefühlen versehen; Gefühle wecken
entmaterialisieren
my­tho­lo­gi­sie­ren:
transitiv, bildungssprachlich: etwas wie einen Mythos behandeln, etwas zum Mythos erklären, etwas in mythischer Form darstellen
per­so­ni­fi­zie­ren:
eine abstrakte Idee als Mensch typischerweise verkörpern
etwas auf Einzelpersonen oder bestimmte Gruppe beziehen oder ausrichten
sub­jek­ti­vie­ren:
einer Sache seinen persönlichen Stempel aufdrücken
etwas aus dem eigenen Blickwinkel beurteilen

Beispielsätze

  • Wo Geschichte nicht an Personen festzumachen ist, wird sie verdinglicht: 1400 Exponate erzählen ihre eigene kleine Biografie.

  • Menschliche Beziehungen sind nun völlig verdinglicht, und das Objekt mit dem größten Tauschwert ist der Körper.

Wortaufbau

Das viersilbige Verb ver­ding­li­chen be­steht aus 13 Buch­sta­ben und setzt sich wie folgt zu­sammen: 2 × E, 2 × I, 2 × N, 1 × C, 1 × D, 1 × G, 1 × H, 1 × L, 1 × R & 1 × V

  • Vokale: 2 × E, 2 × I
  • Konsonanten: 2 × N, 1 × C, 1 × D, 1 × G, 1 × H, 1 × L, 1 × R, 1 × V

Eine Worttrennung ist nach dem R, G und zwei­ten I mög­lich.

Das Alphagramm von ver­ding­li­chen lautet: CDEEGHIILNNRV

Buchstabiertafel

Entsprechend der deut­schen Buch­sta­bier­ta­fel für Wirt­schaft und Ver­wal­tung (DIN 5009:​2022-06) wird das Wort fol­gen­der­maßen buch­sta­biert:

  1. Völk­lingen
  2. Essen
  3. Ros­tock
  4. Düssel­dorf
  5. Ingel­heim
  6. Nürn­berg
  7. Gos­lar
  8. Leip­zig
  9. Ingel­heim
  10. Chem­nitz
  11. Ham­burg
  12. Essen
  13. Nürn­berg

In Deutschland ebenfalls ge­läufig ist die Buch­sta­bie­rung nach dem pos­ta­li­schen Buch­sta­bier­al­pha­bet von 1950:

  1. Vik­tor
  2. Emil
  3. Richard
  4. Dora
  5. Ida
  6. Nord­pol
  7. Gus­tav
  8. Lud­wig
  9. Ida
  10. Cäsar
  11. Hein­reich
  12. Emil
  13. Nord­pol

International ist das eng­lischs­spra­chige ICAO-Alpha­bet (kein „ẞ“ und keine Umlaute) an­er­kannt:

  1. Vic­tor
  2. Echo
  3. Romeo
  4. Delta
  5. India
  6. Novem­ber
  7. Golf
  8. Lima
  9. India
  10. Char­lie
  11. Hotel
  12. Echo
  13. Novem­ber

Heute vorwiegend nur noch als Funk­feuer in der Luft- und Schiff­fahrt ge­bräuch­lich ist der Mor­se­code (auch Mor­se­al­pha­bet oder Mor­se­zei­chen genannt):

  1. ▄ ▄ ▄ ▄▄▄▄
  2. ▄ ▄▄▄▄ ▄
  3. ▄▄▄▄ ▄ ▄
  4. ▄ ▄
  5. ▄▄▄▄ ▄
  6. ▄▄▄▄ ▄▄▄▄ ▄
  7. ▄ ▄▄▄▄ ▄ ▄
  8. ▄ ▄
  9. ▄▄▄▄ ▄ ▄▄▄▄ ▄
  10. ▄ ▄ ▄ ▄
  11. ▄▄▄▄ ▄

Scrabble

Beim Scrabble gibt es 24 Punkte für das Wort.

verdinglichen

Bitte je­doch stets das offi­zielle Scrabble-Regel­werk (z. B. zu Vor- und Nach­silben) beachten!

Worthäufigkeit

Das Tu­wort ver­ding­li­chen kam im letz­ten Jahr äußerst sel­ten in deutsch­spra­chi­gen Tex­ten vor. Dies hat eine Aus­wer­tung meh­re­rer Mil­lio­nen Bei­spiel­sätze ergeben.

Quellen:
  1. [Allgemeine Datenbasis] Wiktionary-Autoren: verdinglichen. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch, 2023, [online] de.wiktionary.org, CC BY-SA 3.0
  2. [Thesaurus] OpenThesaurus-User: verdinglichen. In: OpenThesaurus – Das freie Wörterbuch für Synonyme, 2023, [online] openthesaurus.de, CC BY-SA 4.0
  3. [Newskorpus] D. Goldhahn, T. Eckart & U. Quasthoff: Building Large Monolingual Dictionaries at the Leipzig Corpora Collection: From 100 to 200 Languages. In: Proceedings of the 8th International Language Resources and Evaluation (LREC'12), 2012, CC BY 4.0
  1. sueddeutsche.de, 16.12.2002
  2. Die Welt 2001